Eine Nachfolgerin für die 2009 zurückgetretene DRF-Vorsitzende Olga Schneidewind wird auch nach dem Rugbytag 2010 weiterhin dringend gesucht
Wie auch im vergangenen Jahr, als “on short notice” die Einführung des sogenannten “8er Rugby” in den unteren Frauenligen beschlossen wurde (die dann auch im Januar ganz schnell wieder in der Versenkung verschwand), gab es in diesem Jahr auf dem Rugbytag erneut eine (bei vielen unwillkommene) Neuerung.
Aufgrund der schlechten Meldesitutation für die erste Bundesliga (15er) – nur 4 Clubs hatten sich bis zum DRFT angemeldet – wurden sehr kurzfristig 2 Konzepte für eine Neustrukturierung an die Clubs versandt.
Im Kern liess es sich auf “Zusammenlegung von BL1 und 2” reduzieren.
Nur wenigen war es in der knappen Zeit möglich, diese Konzepte gründlich zu diskutieren und zu bewerten, doch die unmittelbar vor dem Rugbytag versandten Reaktionen waren durch die Bank ablehnend.
So war es klar, das auf der Sitzung viel geredet werden würde.
Die Debatte verlief teilweise sehr emotional, doch erfreulicherweise immer sachlich.
Weniger erfreulich ist die Tatsache, das es bei der Abstimmung eines ad hoc formulierten Dringlichkeitsantrags offenbar ein Missverständnis bezüglich der benötigten Stimmenzahl gab, sodass die Teilnehmerinnen mit der Vorstellung, eine Saison mit 1., 2. BL und den Regionalligen vor sich zu haben, nach hause fuhren, dort dann am nächsten Tag aber eine Mail vorfanden, das die Mehrheitsverhältnisse doch für eine Änderung ausreichend waren.
So hat die neue Saison schon vor Beginn einen unangenehmen Beigeschmack bekommen.
Der Antrag:
“Zu Ende der Diskussion wurde ein Dringlichkeitsantrag vom FC St. Pauli notiert und wie folgt gestellt:
Es wird aus den diskutierten Gründen zur sofortigen Implementierung beantragt
- die Überschrift der “Spielordnung der 2. Frauenbundesliga der DRF“ in „Spielordnung der Frauenbundesliga der DRF“ zu ändern.
- den bisherigen § 2 der (bisherigen) Spielordnung der 2. Frauenbundesliga der DRF zu ändern in “Die Bundesliga spielt eine einfache zweigeteilte (Nord/Süd) Runde. In der zweiten Saisonhälfte spielen die jeweils ersten drei Platzierungen gegeneinander eine einfache Runde mit anschließendem Halbfinale und Finale. Die weiteren Platzierungen spielen in Turnierform die verbleibenden Plätze der Liga miteinander aus, pro Turnier soll jedes Team maximal zwei Spiele haben.”
- § 5 Nr. 2 der (bisherigen) Spielordnung der 2. Frauenbundesliga der DRF zu ändern, so dass es von nun an heißt “Mit nur 8 oder 9 eigenen Spielerinnen wird das Spiel noch als angetreten gewertet, jedoch soll diese von der gegnerischen Mannschaft auf 15 Spielerinnen aufgefüllt werden.””
Der Antrag wurde, wie oben geschrieben, angenommen.
Was bedeutet das konkret?
Es wird zukünftig eine Bundesliga geben, die in eine Nord- und Süd-Gruppe unterteilt ist. In der Hinrunde spielen die Mannschaften der jeweiligen Gruppe einfach (dh ohne Rückspiel) gegeneinander. Das Spielsystem richtet sich nach der Anzahl der verfügbaren Spielerinnen, mindestens aber 10er Rugby.
In der Rückrunde spielen die jeweils ersten 3 aus Nord und Süd gegeneinander, die übrigen Teams spielen 10er Rugby in Turnierform.
Die Regionalligen bleiben bestehen, doch angesichts der höheren Belastung für Teams, die bisher zusätzlich zur BL auch RL gespielt haben, werden evtl nicht genug Anmeldungen kommen, um weiterhin 4 regionale Ligen zu betreiben. Eine Zusammenlegung von Nord/Ost und Süd/West ist wahrscheinlich.
Ausserdem gibt es weiterhin die Super7 Serie.
Eine halbwegs sinnvolle Prognose hinsichtlich der Auswirkungen dieser Änderungen lässt sich erst stellen, wenn klar ist, welche Teams für welche Ligen gemeldet haben.
Denn sicher werden einige Teams, die für die bisherige 10er Liga gemeldet hatten (9 waren es übrigens) noch einmal genau bewerten müssen, ob ihr Kader und die sonstigen Ressourcen für das neue Projekt ausreichend sind.
Auch ist es sicher schwierig zu entscheiden, ob man die Doppelbelastung BL und RL stemmen kann – für einige Clubs, die in der 2.BL bisher als Spielgemeinschaft spielten, sind die RL aber die einzige Möglichkeit, als “eigenes Team” aufzutreten, was für viele sehr wichtig ist.
Nicht zuletzt muss man sehen, wie die RL den möglichen Wegfall der Teams verkraften. Neben der reinen “Masse” fehlt den Mannschaften, die in den RL verbleiben “müssen” (Kader, Finanzen, kein geeigneter Partner in der Nähe, Wunsch nach Eigenständigkeit) auch der Austausch mit den Teams, die bereits auf einem höheren Niveau spielen.
Da die Regional-Auswahlen ja leider in kürzester Zeit eingegangen sind, gibt es das als Alternative leider auch nicht mehr.
So werden die kleinen und im Aufbau befindlichen Teams leider ziemlich im Regen stehen gelassen.
Ob dies zu einem “Ruck” und verstärkter Eigeninitiative führt, wage ich nicht zu hoffen. Wahrscheinlicher ist leider, daß es zu Kollateralschäden kommen wird.
Und nun?
Nun ist es an den deutschen Rugbyfrauen (die DRF und ihre Basis), ein langfristiges Konzept zu entwickeln, anstatt jedes Jahr eine neue Sau durchs Dorf zu jagen. Vereine, die neu mit Frauenrugby beginnen, brauchen Unterstützung (mal fürs Notizbuch: Unterstützung muss nicht automatisch finanzieller Natur sein; das Argument der leeren Kassen zieht also nicht), Vereine, die sich weiterentwickeln wollen, brauchen ebenfalls Hilfestellungen und eine Struktur, die eine Entwicklung ermöglicht.
War noch was?
Oh ja. Es gab personelle Änderungen: nach 7Jahren in der DRF ist Bärbel Glass von ihrem Posten zurückgetreten. Die Spielleitung übernahm Karen Weikard. Doreen Denstädt gab das Ressort Finanzen ab, welches nun von Yvonne Erbstösser betreut wird.
Der vakante Posten der Vorsitzenden der DRF ist… weiterhin vakant.
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