Der DRT 2010 war gut besucht
Eins vorneweg der Deutsche Rugby-Tag 2010 war trotz der Verlegung von Hürth nach Hannover und des zeitgleich stattfindenden Fußball Länderspiels erstaunlich gut besucht. Insgesamt 10 Landesverbände waren vertreten und auch die Vertreter der Vereine erschienen zahlreich. Also ein nahezu optimales Medium für positive Entscheidungen im Sinne des Rugbysports.
Die wichtigste Entscheidung des DRT 2010 war sicherlich die zu Gunsten von Hannover 78. Die Niedersachsen obwohl sportlich abgestiegen, kamen mit einem Eilantrag, welcher einen Verbleib in der 1. Liga sicherstellen sollte, zur Vollversammlung in ihrer Heimatstadt. Nachdem die beiden Meister der zweiten Ligen auf ihren Aufstieg verzichtet hatten und somit noch Platz, in der ursprünglich für 10 Teams konzipierten Liga, frei war, gab es nur wenige Gründe welche gegen den Verbleib von Hannover 78, in der höchsten deutschen Spielklasse, hätten ins Feld geführt werden können. Einer war die prekäre Rechtslage, da der Aufstiegsverzicht der Zweitligameister nach Ligastatuen eigentlich nicht vorgesehen ist und somit lediglich, mit heftigen Bauchschmerzen, geduldet wird. Ein anderes Argument ist mit Sicherheit, dass im Zuge der geplanten Verbreitung des 7er-Rugbys in Deutschlands, eine Verkleinerung der 1. Liga auf nur acht Teams, langfristig angestrebt werden sollte, um die zusätzliche Belastung für die Aktiven so gering wie möglich zu halten. Trotz dieser beiden Gegenargumente kam es zu einem mehrheitlichen Votum pro Hannover 78, d.h. es wird auch 2010/2011 einen Bundesligisten aus Deutschlands ehemaliger Rugby-Hauptstadt geben. Der neue Spielplan wird auf der auf der Bundesliga-Ausschusssitzung erarbeitet werden müssen.
Auch in Sachen Pokal gab es eine, wenn auch nicht so klar wie im Fall Hannover 78, Entscheidung. Die Abschaffung des DRV- und des Ligapokals ist nicht zuletzt auf Grund des starken Widerstandes der “Traditionsvereine” vorerst vom Tisch. Man hat sich auch hier auf einen Kompromiss zu Gunsten eines geregelten 7er-Spielbetriebes geeinigt. Die Pokalwettbewerbe werden in der neuen Spielzeit in Turniermodus ausgespielt werden. So wird eine Reduzierung der Spieltage von ursprünglich maximal fünf auf lediglich zwei Spieltage erreicht. Die Teilnahme am Pokalwettbewerb bleibt weiterhin verpflichtend für alle Teilnehmer der 1. und 2. Bundesliga.
Für die 1. Bundesliga wurde eine mit dem EU-Recht konforme Ausländerreglung gefunden und beschlossen. Ab der kommenden Spielzeit muss jede Bundesligamannschaft in ihrem 22er-Spielkader 10 für Deutschland einsatzberechtigte Spieler aufführen.
Weniger Zustimmung fand ein Antrag des DRV-Präsidiums auf eine Extra-Umlage für alle dem DRV angeschlossene Vereine, in Höhe eines Jahresbeitrages für die Jahre 2010, 2011 und 2012. Der DOSB und das Bundesministerium für Inneres haben die Bücher des Deutschen Rugby-Verbandes überprüft und eine zu geringe Eigenkapitaldeckung festgestellt, da aktuell Zuschüsse den Hauptteil des Verbands-Etats ausmachen. Ohne gesunde Finanzen sind aber auch trotz der positiven Olympiaentscheidung keine weiteren Fördergelder für das Deutsche Rugby zu erwarten. Diese Argumentation war es auch, welche die Vereinsvertreter, wenn auch nicht einstimmig, am Ende zu einem positiven Entscheid bewogen haben. Im Zusammenhang mit der zusätzlichen Umlage wurde auch eine grundsätzliche Erhöhung der Beiträge diskutiert, aktuell zahlen die Vereine jährlich je nach Größe zwischen 17-25 Cent pro Mitglied, diese Idee wurde aber verworfen.
Zusätzliche Einnahmen erhofft man sich beim Verband durch einen neuen Marketing-Partner, welcher ab dem 1. Juli die Deutsche Rugby Marketing GmbH unterstützen und höhere Einnahmen generieren soll.
Begründet liegt die angespannte Finanzlage u.a. darin, dass der olympische Zyklus erst 2012 – erst ab dann gibt es den vollen Zuschuss für den DRV – beginnt, davor kann man lediglich mit einer schrittweise Erhöhung der Beiträge rechnen. Mit CAPS hat sich zudem der Hauptsponsor des Deutschen Rugby-Verbandes zurückgezogen, dadurch wird zum Beispiel die Finanzierung der U19-Nationalmannschaft eine ganz haarige Angelegenheit. Da der DRV keine Schulden mehr machen darf, würde die Mannschaft im Zweifel aus dem Spielbetrieb genommen werden, falls sich kein weiterer Sponsor für das Nachwuchsteam finden lassen kann.
Murray Archibald, welcher als Trainer für die Deutsche U19-Nationalmannschaft und die NHPU (National High Performance Unit) der Wild Rugby Academy verantwortlich war, hat schon einmal die Koffer gepackt und ist in seine australische Heimat zurückgekehrt.
Und Sonst? Die Stimmung auf dem Rugbytag 2010 war deutlich harmonischer als dies noch 2009 der Fall war. Es gab deutlich weniger Diskussionen und viele Anträge wurden recht problemlos durchgewunken. Achim Behring-Scheil der vor einigen Tagen noch mit einer Interview-Serie (Teil 1 und 2 zum nachlesen) hier auf TotalRugby für etwas Verstimmung im DRV-Präsidium gesorgt hatte, war nicht auf dem DRT. Welche Gründe es für das Fernbleiben des engagierten NRV-Vorsitzenden gab ist nicht bekannt, es ist aber erstaunlich, dass er sich ein solches Ereignis in seiner Heimatstadt Hannover hat entgehen lassen. Im Januar 2011 kommt es zu einem außerordentlichen Rugbytag, auf welchem u.a. über Details zur 7er-Serie 2011 bekannt gegeben werden sollen. Ein Antrag von StuSta München zum Ausschluss der 2. Mannschaften aus der 2. Bundesliga wurde noch vor der Abstimmung zurückgezogen. Es wurde endlich ein solidarisches System zur Fahrtkostenteilung in der 1. und 2. Bundesliga beschlossen, die Details darüber obliegen dem BL-Auschuss. Ein Problem beim DRV bleibt nach wie vor die zu dünne Personaldecke, mit nur drei hauptamtlichen Mitarbeitern.
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