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Munster gewinnt zum zweiten Mal den Heineken Cup
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Geschrieben von Manuel Wilhelm   
Montag, 26. Mai 2008

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Vermutlich war das diesjährige Heineken Cup Finale Wasser auf den Mühlen derjenigen, die behaupten, dass Rugby in der Nordhemisphäre hauptsächlich von hartem Kampf geprägt ist. Diese Vorurteile aus der Südhemisphäre, wo Irland und Frankreich nächsten Monat auf Tour gehen, werden auch nicht von der kleinen Brise “French Flair” zerstreut, welche Toulouse versuchte dem Finale zu geben.

Munsters Sieg trägt dazu bei, die miserable Saison aus irischer Sicht ein bisschen zu retten. Für die stolze Rugbynation Frankreich ist diese Niederlage gleichbedeutend mit der Vergabe der letzten Chance, die mit so vielen Hoffnungen verbundene Saison doch noch zu einem versöhnlichen Abschluss zu bringen. Schließlich hatten die Franzosen auf ihrer brilliant organisierten Weltmeisterschaft – nach dem Triumph im Viertelfinale über die scheinbar übermächtigen All Blacks – gegen den späteren 2. England den Finaleinzug verpasst, und auch im 6 Nationen Turnier wurde der Turniersieg am letzten Spieltag noch vergeben.

Ganz anders Munster, betreut vom zukünftigen irischen Nationaltrainer Declan Kidney ist es ihnen gelungen, den Stolz der Rugbynation Irland wieder aufzupolieren. Die Hoffnung bleibt, dass es Declan gelingen wird, die gleichen Werte ins Nationalteam zu transportieren, die er seiner Provinz eingeflösst hat. Bei Munster ziehen alle Spieler an einem Strang, egal ob sie vom anderen Ende der Welt kommen – wie der neuseeländische Innendreiviertel Rua Tipoki – oder ob sie im Haus an der nächsten Ecke aufgewachsen sind, wie der ausgezeichnete Denis Leamy.

Kidney impfte seinen Akteuren ein, dass sie die wenigen Auserwählten sind, die mehr als ein Jahrhundert von Rugbyspielern aus Munster repräsentieren sollen. Um seine Aussage zu unterstreichen, hatte er den bereits zurückgetretenen ehemaligen Kapitän Anthony Foley, dessen Rücktritt vom Rugby schon vor dem Finale feststand, integriert. Foley hatte als Kapitän 2006 – auch im Millenium Stadium – die Trophäe in den Himmel gestreckt. Dazu sagte Paul O’Conell, der neue Kapitän: “Es war schon seltsam ihn in einem Anzug in der Umkleidekabine zu sehen, aber wir hatten alle im Hinterkopf, dass Declan, Jim (Williams, der Sturmtrainer der nach Australien zurückkehrt) und “Axel” (Foley), von uns bekommen sollten, was sie sich verdient hatten.”

Ronan O’Gara, für welchen es sein bester Tag im Trikot von Munster war, machte eine vielsagende Beobachtung: “Toulouse spielte ein bisschen wie Munster vor ein paar Jahren”, sagte der Verbinder. Deutlicher kann man nicht veranschaulichen, dass es den Franzosen zu keiner Zeit gelang zu ihrem Spiel zu finden, begründet durch die vielen Verletzungen und den körperlich brutal anstrengenden Liga Alltag in der Top 14.

Am Samstag war nicht das Toulouse zu sehen, welches regelmäßig durch Europa stolziert, und nicht nur, weil Munster das nicht zugelassen hat. Toulouse fand einfach den gewohnten Rhythmus nicht. Die Dritte Reihe von Munster dominierte die offenen Gedränge und noch vor der Pause schien es, als habe Flanker Thierry Dusautoir, einer der besten Spieler der Weltmeisterschaft, den Kampf aufgegeben, geschlagen von Alan Quinlan. Sie verloren zahlreiche Gassebälle und ihr Gedränge bot das gesamte Spiel keine gute Angriffsplattform für die sonst so gefährliche Hintermannschaft.

Guy Noves, der Trainer von Toulouse, hat seinen Unmut darüber geäussert, dass Nigel Owen, der walisische Schiedsrichter, diese Saison bereits 5 Spiele von Munster gepfiffen hatte, wodurch Munster gegenüber Toulouse einen Vorteil hatte, weil sie den Stil des Schiedsrichters bereits gewohnt waren. Dieses Argument ist nachvollziehbar, vor allem, wenn man die Spieler Yannick Jauzion und Jean-Baptiste Elissalde nach dem Abpfiff noch mit den Entscheidungen des Offiziellen hadern sah, während dieser schon längst auf dem Weg in die Umkleidekabine war.

Zwei Mal kosteten Meinungsverschiedenheiten mit dem Schiedsrichter die Spieler von Toulouse 10m, beim zweiten Mal wurde der Straftritt für O’Gara deutlich einfacher, vielleicht war dies am Ende das Zünglein an der Waage zwischen den beiden Teams. Noch schlimmer war die kopflose Aktion von Fabien Pelous, der Kapitän und die Ikone der Franzosen, nachdem Quinlan ihm auf die Hand getreten war, revanchierte er sich mit einem Tritt in dessen Hinterteil, mehr eine Geste als eine Tätlichkeit, aber eine, die von den Offiziellen nicht übergangen werden konnte, mit einer gelben Karte geahndet wurde und Munster 3 Punkte bescherte.

Munster gelang kein einziger klarer Druchbruch (mit Ausnahme des tollen Laufs von Doug Howlett, der beinah zum Versuch führte), aber sie spielten die gesamte Partie sehr strukturiert, so wie man es normalerweise von englischen Teams gewohnt ist, eine Mischung aus Geduld und Vertrauen in die eigenen Taktiken. So überstanden sie die anfängliche Feldüberlegenheit ihrer Gegner, wodurch diese zu einem Dropkick durch Elissalde kamen, welcher jedoch einen weiteren Drop und einen Straftritt verpasste. Aufgebaut vom wachsenden Einfluss ihres Gedrängehalbs Tomas O’Leary, drang Munster tief in die Hälfte von Toulouse vor und obwohl der Video-Schiedsrichter einen Versuch von Leamy nach einem Offenen nicht gab, spielte Toulouse das darauffolgende 5m Gedränge so schwach, dass Nummer 8 Leamy doch noch zu seinem Versuch kam.

O’Gara bestrafte Pelous zum ersten Mal, als dieser sich in der Tacklesituation zu spät vom Ball gelöst hatte und obwohl Elissalde 3 Punkte kurz vor der Halbzeit zurückholen konnte, war es der zweite Straftritt von O’Gara, der den Vorsprung von Munster wieder auf 7 Punkte ausbaute. Als Toulouse jedoch auf 14 Mann dezimiert war (wegen der Zeitstrafe gegen Pelous), war es Cedric Heymanns, der seine besonderen Fähigkeiten in die Waagschale warf: nach einem schnellen Gasse Einwurf (zu sich selbst), 60 m vor Munsters Mallinie, machte er einen kleinen Überkick, welchen er selbst erobern konnte, und seinen zweiten Überkick konnte der mitgelaufene Yves Donguy zum Versuch ablegen. Die Erhöhung von Elissalde führte 25 Min vor Schluss zum Gleichstand.

Aber Toulouse konnte daraus keinen Nutzen schlagen, 10 Minuten später gelang es O’Gara mit einem weiteren Straftritt den Endstand herzustellen. Danach riskierten die Mannen von der Grünen Insel nur noch wenig, ein ums andere Mal arbeiteten sich mit ihren Stürmern langsam übers Feld, nur mit dem Ziel in Ballbesitz zu bleiben und in dem festen Glauben daran, auf diese Weise die Partie entscheiden zu können. Tatsächlich sollte es Toulouse nicht mehr gelingen zwingende Chancen herauszuspielen und daher mussten sie sich am Ende mit 16:13 geschlagen geben.

Punkte: Munster: Versuch: Leamy (33min). Erhöhung: O’Gara. Straftritte: O’Gara 3 (36, 51, 65). Toulouse: Versuch: Donguy (54). Erhöhung: Elissalde. Penalty goal: Elissalde (40+1). Dropkick: Elissalde (9).
Punktefolge (Munster zu erst): 0-3, 7-3, 10-3, 10-6 (Halbzeit), 13-6, 13-13, 16-13.
Munster: D Hurley; D Howlett, L Mafi, R Tipoki, I Dowling; R O’Gara, T O’Leary; M Horan (Ersatz: A Buckley, 64-74), J Flannery, J Hayes, D O’Callaghan, P O’Connell (Ersatz: M O’Driscoll, 58-61), A Quinlan, D Wallace, D Leamy.
Toulouse: C Heymans; M Médard, M Kunavore, Y Jauzion, Y Donguy (Ersatz: M Ahotaeiloa, 72); J-B Elissalde, B Kelleher; D Human, W Servat, S Perugini (Ersatz: J-B Poux, 56), F Pelous (Zeitsrafe 51-61), P Albacete (Ersatz: R Millo-Chlusky, 61), J Bouilhou (Ersatz: G Lamboley, 61), T Dusautoir (Ersatz: Y Nyanga, 39), S Sowerby.
Schiedsrichter: N Owens (Wales).
Zuschauer: 74,417.

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Kommentare (6)add comment

king carlos said:

217
...
"Munster gelang kein einziger klarer Druchbruch..." - Naja, was ist mit der Aktion von Howlett in der zweiten Halbzeit, wo er einen Durchbruch machte und den Ball im Malfeld ablegte. Sie wurde zwar abgepfiffen, aber erwähnenswert war er trotzdem. Ein Freund des irischen Rugbys scheinst du ja nicht zu sein ;P
Mai 26, 2008

mulu said:

63
...
ja da haste recht..die aktion habe ich irgendwie beim revue passieren in die erste halbzeit gesteckt...aber ne...also das irische rugby ist mir zu eindimensional (zumindest in der jüngsten vergangenheit)..da haste recht...fand munsters spiel ...extrem öde! i
Mai 26, 2008

haster said:

384
...
naja, dafür ist munster europapokalsieger und die rgh nur deutscher vizemeister...
Mai 26, 2008

mulu said:

63
...
@ gregor aka haster - und wo ist da jetzt der kausale zusammenhang ? wenn du dummes zeug schwätzen willst, wie du es schon im studivz und bei scrum.de mit vorliebe tust...dann mach das doch bitte..aber nicht hier! alternativ schlage ich dir vor...da du ja anscheinend viel über rugby weißt, nutze deine energie und schreibe den ein oder anderen schönen beitrag (wie das funktioniert erfährst du in den tutorials im forum) und pisse mir nicht so dämlich ans bein, weil ich für meinen teil stecke viel zeit und herzblut in diese sache...
Mai 26, 2008

BeLi said:

239
...
Gut gegeben mulu....

... und Recht hast Du auch noch!
Mai 26, 2008

haster said:

384
...
die causa liegt darin, dass du das spiel munsters, welches das beste europas ist, als extrem öde bezeichnet hast, was dir ohne jeden zweifel zusteht, weil es ja deine meinung ist. es ist aber öder weise weit erfolgreicher als das für dich sicher interessantere spiel der rgh.

und tatsächlich wollte ich dir nicht ans "bein pissen". etwas entspannter die sache betrachten und nicht hinter jeder ecke einen bösewicht erwarten, was wohl ein weitverbreitetes phänomen ist, und gut ist.
Mai 27, 2008

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Letzte Aktualisierung ( Montag, 26. Mai 2008 )
 
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