Der Wiener Sportclubplatz bot eine beeindruckende Kulisse für das Finale der Österreichischen Meisterschaft
Dramatisch und höchstspannend, präsentierte sich das diesjährige Endspiel der österreichischen Rugbybundesliga, zwischen dem RC Donau und Stade Viennois am Wiener Sportclubplatz. Zum Ersten Mal in der 20 jährigen Finalgeschichte, gab es am Samstag, auch nach Ende der regulären Spielzeit keinen Sieger. Nachdem sich am Halbzeitstand von 6-6, auch in der Nachspielzeit nichts änderte, wurde eine Finalpartie erstmalig im ?penalty kicking? entschieden. Zwei vergebene Strafstöße von Stade, verschafften dem Vorjahressieger, einen 4-1 Erfolg und gleichzeitig den 17 Meistertitel en Suite.
Vom Ankick an wurde um jeden Zentimeter gekämpft. Donau ging schon in der dritten Minute durch einen Strafstoss von Max Navas in Führung.
Doch Stade Viennois machte das Spiel, die Kick-lastige Taktik von Trainerduo Yassari/Watson ging komplett auf, obwohl der junge Donau Schlussspieler Michael Kerschbaumer kaum Fehler unter dem hohen Ball machte.
Im weiteren Verlauf der ersten Halbzeit zeigten beiden Teams eine unglaubliche Abwehrleistung. In der 13. Minute konnte schließlich Rigaud auf 3-3 ausgleichen.
Die vermutlich beste Möglichkeit des Spiels hatte kurz darauf Donau Spieler Johannes Dachler, der nach einem kurzen Durchbruch knapp vor der Mallinie gestoppt werden konnte. Beim Versuch die Linie, noch zu erreichen und erfolgreich den Ball abzulegen verlor er aber die Kontrolle über das Leder und so blieb es weiterhin beim Unentschieden.
Das Spiel konnte an Härte kaum überboten werden, die Fans bekamen eine unfassbare körperliche Leistung von beiden Mannschaften dargeboten. Zwischendurch kam es zwar zu einigen kleinen Auseinandersetzungen, mit denen aber der erfahrene internationale Schiedsrichter Nigel Whitehouse sehr gut umzugehen wusste.
Nachdem Navas durch einen weiteren Strafstoß den bis dato amtierenden Meister in Führung bringen konnte, tat Rigaud es ihm gleich und stellte auf 6-6.
Der kräftige Stade Sturm machte den agilen Donau Spielern sichtlich Probleme. Ein Zeichen dafür waren die Stade Viennois Pakete mit denen man teilweise bis zu 15m Raumgewinn machen konnte. Doch die gute Vorbereitung auf das Finale der erfahrenen Donau Stürmer merkte man vor allem an ihrem starken Gedränge: Den Gegnern wurde nicht nur die Stirn geboten, die Spieler von Kapitän Andreas Gaul setzten ihre Rivalen teilweise auch so unter Druck, dass Fehler des Gegners forciert wurden.
Trotz allem blieben die Standardsituationen ausgeglichen, denn das wochenlange Gassen-Training von Stade Viennois machte sich deutlich bemerkbar. Die hoch gelobte Donau Gasse konnte sich im ganzen Spiel nicht wie erwartet entfalten und produzierte selten wirklich sichere Bälle.
Die erste Halbzeit endete ohne weitere Punkte mit 6-6 und nach der Pause begann das Spiel wiederum mit intensiver Abwehrarbeit auf beiden Seiten. Die RC Donau Hintermannschaft konnte trotz ihrer Vielfältigkeit die Abwehrlinie von Stade Viennois, die an diesem Tag über sich selber hinaus wuchs, kaum durchbrechen. Auf der anderen Seite konnte das Team von Kapitän Georg Kaiser, den durch die beeindruckenden Tritte von Verbinder Marin Leoca erzielten Raumgewinn nicht zu Punkten verwandeln und somit ging es vorerst in die Verlängerung.
Nach 80 Minuten intensiven Rugby machten sich zwar schon auf beiden Seiten Verschleißerscheinungen bemerkbar, doch konnten dies von beiden Teams durch eine starke Ersatzbank kompensiert werden, sodass das Spiel weiterhin auf konstant hohem Niveau ausgetragen wurde. Ein Beobachter an der Seitenlinie zählte in der ganzen Begegnung weniger als 10 verfehlte Tackles. Dies ist wohl der deutlichste Beweis, dass jeder Spieler am Feld wirklich alles gegeben hat.
In der zweiten Halbzeit der Verlängerung kam es nach einem kurzen Schlagabtausch zu einer gelben Karte für den Donau Stürmer Sebastian Freydell. Somit musste seine Mannschaft das Endspiel in Unterzahl beenden. Die folgenden Stade Viennois Angriffsversuche wurde, von einer disziplinierten RCD Abwehr mit viel Mühe vereitelt.
Die Chance, das Spiel für sein Team zu entscheiden, bot sich kurz vor Schluss der Begegnung Stade-Kicker Alexis Rigaud. Den Straftritt aus einem schweren Winkel konnte er allerdings nicht verwandeln.
Nachdem sich am Spielstand von 6-6, auch nach 80. Minuten nichts veränderte und die 2×10 minütige Verlängerung keinen Meister hervorbrachte, sollte das zwanzigste Finale der österreichischen Bundesliga, erstmals durch ein Penalty Shoot out entschieden werden.
Die jungen Donau Spieler zeigten die deutlich besseren Nerven, verwandelten alle Tritte einwandfrei und konnten so schlussendlich ein sehr spannendes und ausgeglichenes Finale für sich entscheiden.
Alle Beteiligten waren sich aber nach dem Spiel einig: Obwohl es zwar einen Sieger geben musste, war die Art und Weise der Entscheidung diesem hart umkämpften Finale nicht würdig.
Am Ende des Tages gratulieren wir Serienmeister RC Donau zum vermutlich schwierigsten Finalsieg in seiner Geschichte und zum erneuten Titelgewinn.
Für viele Zuseher hatte dieser Abend aber zwei Gewinner: Stade Viennois konnte sich mehr als nur Respekt erspielen und auch österreichische Rugby Geschichte geschrieben.
Alles in allem war dieses Finalspiel kaum an Härte und Spannung zu überbieten – Eine grandiose Werbung für den Rugby Sport in einem kleinen Land namens Österreich!
Verfasst von : Mathias Kurowski & Milad Farkhondeh Fal
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