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TotalRugby Interview mit Achim Behring-Scheil - Teil 2
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Geschrieben von Constantin Hocke   
Samstag, 12. Juni 2010

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Achim Behring-Scheil verfügt über zahlreiche gute Kontakte, welche die Durchführung der Hannover 7s in der supermodernen AWD-Arena erst möglich gemacht haben - (c) Miriam May

Ging es im ersten Teil des ausführlichen Interviews mit 7s-Experte Achim Behring-Scheil noch hauptsächlich um die Gründe, welche zum Rücktritt des ehrgeizigen Hannoveraners aus dem Ausschuss, welcher zur Fortentwicklung des olympischen Siebener-Rugbys gegründet worden war, führten, geht es in Teil zwei um die sportlichen Perspektiven der Deutschen Teams und einen Standort für eine mögliche Neuauflage eines 7s-Turnier im Stile der Hannovers Sevens.

TotalRugby: Man hofft beim DRV auf eine Teilnahme der 7er-Nationalmannschaft an ein paar Turnieren der IRB 7s-Series, am liebsten möchte man während der langen Winterpause mitwirken. Das wären dann also die Turniere in Dubai (Emirate), George (Südafrika), Wellington (Neuseeland), Las Vegas (USA) und Hong Kong, für wie realistisch hältst Du dieses Vorhaben?

Achim Behring-Scheil: Wenn wir bei der 7er-EM unter den ersten 3 enden, dann dürfen wir in London und Edinburgh mitspielen. In Dubai nur, wenn einer der geplanten afrikanischen Verbände nicht teilnehmen kann, aber dann müssen wir Europameister werden. George, Wellington, Las Vegas ist aus den Erfahrungen völlig utopisch, da dort die 12 Core-Teams spielen und die 4 besten regionalen Nationen des Kontinents. In Hongkong spielen wir nur, wenn wir etwas auf der Kiste haben, also wie gehabt unter den ersten 3 der EM enden. Beth Coalter (Managerin IRB World Series) sagt: „Wir wollen zukünftig Satellitenturniere als Qualifikation für die IRB World Series Turniere installieren. Europa ist da mit der EM schon weit. Jetzt müssen wir dies auch auf den anderen Kontinenten schaffen.“

TR: Du hast gerade eben Edinburgh erwähnt, wir haben bei TotalRugby von den großen Schwierigkeiten des 7s-Turnier in Edinburgh (Schottland) berichtet, dort fanden dieses Jahr weniger Zuschauer den Weg ins Stadion als bei den Hannover 7s 2008, wäre dies nicht eine Chance auf eine Wiederbelebung der Hannover 7s? Welche Chancen gibst Du einem solchen Unterfangen und könnte das Ganze wieder unter deiner Schirmherrschaft organisiert werden?

ABS: Auch wenn es sich aus dem eigenen Munde merkwürdig anhört, aber die Hannover Sevens waren Weltklasse. Mein Team und ich sind immer bereit, im vertretbaren Rahmen dies zu wiederholen. Der IRB hat uns im Auge und sicher wird hierzu das eine oder andere Gespräch an uns herangetragen. Aber ist Herr Bach überhaupt in der Lage, diese Chancen zu erkennen? Ich meine nein, da die bisher gemachten Erfahrungen eine andere Sprache sprechen. Herr Bach hat zumindest 2009 nicht viel zum Erfolg beigetragen. Sprechen wir doch einmal Klartext. Ohne die Risikobereitschaft der Hannover Sevens GmbH wäre das doch gar nicht gelaufen. Dass dann die Zuschauer aus dem Rugbylager uns im Stich lassen, ist enttäuschend, zeigt aber auch, wir müssen andere Zuschauergruppen gewinnen. Dies geht nur über ein großes 7er-Turnier in einem großen Stadion.

TR: Muss dieses große Stadion zwingend in Hannover stehen, oder gibt es Alternativen zur AWD-Arena?

ABS: Aber ja. Dies ist überall möglich, wo Stadt und Stadionbetreiber uns unterstützen. Denken wir doch einmal quer. Was wäre mit Bielefeld oder Paderborn, wenn wir ein IRB World Series Turnier bekommen würden? Dort in der Nähe sind 15.000 britische Soldaten stationiert! Oder Wolfsburg, wenn VW als Namenssponsor auftritt. Was man braucht, ist ein funktionsfähiges Organisationsteam und die Bündlung aller Kräfte, auch im Sponsorenbereich.

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TR: Große Turniere sind ja schön und gut, aber sie bringen nur recht wenig, wenn das Sportliche nicht stimmt. Die Deutsche Herren-Mannschaft hat das 1. Qualifikationsturnier zur Europameisterschaft in Moskau recht ordentlich bestritten und ist auf Kurs in Richtung Russland. Im Team von George Simpkin tummeln sich ein paar hoffnungsvolle junge Talente, wie bewertest Du vor diesem Hintergrund die Trainerentscheidung?

ABS: Warten wir erstmal Moskau ab, dann können wir eine erste Standortentscheidung treffen. Die Qualifikationen sind alle mehr oder weniger Gurkenschießen, da dort die großen Teams auch nur mit Perspektivteams antreten. Russland sogar komplett mit der 2. Besetzung.

George Simpkin ist ein erfahrener Trainer. Er kennt Deutschland schon von seiner vorhergehenden Trainertätigkeit und daher auch ein bisschen unsere Mentalität. Wenn es ihm gelingt, dies in seine Teamvorbereitung mit einzubeziehen, dann werden wir auch mit einem jungen Team erste kleine Erfolge feiern. Die Frage bleibt doch, sind das unsere kurzfristigen Ziele oder wollen wir mehr? Ich beobachte Talente gern über einen längeren Zyklus. Eintagsfliegen helfen uns nicht weiter.

Gern würde ich an der Seite von George einen deutschen Trainer sehen. Dieser kann lernen, sich mit einbringen und erweitert dann später unseren internationalen Trainerstab. Auch benötigt George Ansprechpartner in den Landesverbänden. Also spezielle 7er-Trainer für die 7er-Kader.

TR: Bei den Damen hat unmittelbar nach der Olympiaentscheidung ein großer „Umbruch“ stattgefunden und die Weichen wurden eindeutig in Richtung Leistungssport gestellt, weshalb gelingt uns dies nicht in gleicher Form im Herrenbereich?

ABS: Nicht erst seit der Olympiaentscheidung! Susanne Wiedemann und Regina Schuster haben schon vorher konsequent eine 7er-Leistungskultur im Frauenbereich aufgebaut. Die Gründung einer 7s-Academy ist beispielhaft. Die regelmäßige Teilnahme an internationalen Turnieren (Amsterdam Sevens) bringt den Frauen Spielpraxis auf hohem Niveau. Die Vorbereitung auf die 7er-EM 2009 war ein Masterplan und der Erfolg mit dem 4. Platz großartig. Dies ist ein gutes Beispiel wie es gehen kann, wenn man/frau sich mittelfristig auf ein Ziel vorbereitet. Susanne Wiedemann hat klare Vorstellungen, guckt sich weltweit um und hat einen Plan. Sie kann die Begeisterung der Spielerinnen wecken und ist meines Erachtens noch längst nicht am Ende der Fahnenstange. Hier könnte nach meiner Einschätzung noch einiges gehen, wenn man Susanne machen lässt und ihr vielfältige Unterstützung gibt und nicht reinquatscht.

Im Herrenbereich gibt es keine Treiber, keinen Plan. 7er-Rugby ist immer noch ein Anhängsel vom 15er-Rugby und muss sich dessen Prioritäten unterordnen. Die Zielkonflikte der Zukunft sind schon ausgemacht.

Ich wünschte mir im 7er-Bereich ein Engagement von Herrn Wild oder Uli Byszio, der „den Laden übernimmt“ und professionell organisiert. Dazu gehört auch das drumherum mit einem hauptamtlichen Manager, der auch was vom Rugbysport weltweit versteht und ein Treiber/Entwickler sein muss. Dann quatschen nicht tausende von Leuten, die davon nix verstehen, sondern dann wird gehandelt. Wir müssen schnell sein, denn auch die anderen Nationen schlafen nicht. Ich stehe gern mit meinen Ideen, Kontakten zur Verfügung. Aber nicht für “Klein-Klein”.

TR: Zum Abschluss zwei Fragen die Du nur mit ja oder nein beantworten darfst.

Spielen die Deutschen Herren bei Olympia 2016?*

ABS: Nein!

TR: Spielen die Deutschen Frauen bei Olympia 2016?

ABS: Ja!

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Kommentare (3)add comment

Christian Pfusch said:

102
...
Eigentlich wollte ich nach Teil2 des Interviews von Achim Behring-Scheil einen Kommentar abgeben.....aber ich muss sagen, nach diesen Super Gau in Zypern, fehlen mir die Worte....gegen Israel+ Zypern verloren....unbegreiflich......
Mein einziger Kommentar: Ich gebe Achim zu 100% Recht....
Jetzt bin ich auf das Statement des DRV Vorstands, Trainer Simpkin und des Manager der 7er Nationalmannschaft gespannt.
Und ich kann nur hoffen, dass sich die verantwortlichen "Herren" schnellstens an einen Tisch setzen und Änderungen der Strukturen festlegen. Es ist 5 nach 12 Uhr!!!
Oder bleibt es weiterhin eine "Einmannshow" im Vorstand des DRV`s?

Der 7er Nationalmannschaft gebe ich keine Schuld. Sie ist jung, unerfahren und hatte schlechte Vorbereitungen......da kann so ein Durchhänger....passieren..Jungs lasst die Köpfe nicht hängen, es kommen auch wieder bessere Zeiten.... die Hoffnung stirbt zuletzt....
In Split habt ihr bewiesen, dass ihr eine super Truppe seid.
Juni 14, 2010

Sebastian Bäumel said:

125
...
Ich befürchte nur, nach Kenntnis der dubiosen Pressepolitik des DRV, das wir Mitglieder über das weitere Vorgehen im dunkeln gelassen werden. Aber wenn hier jetzt nichts kommt, müsste man über die Vereine und Verbände eine Fragestunde und vllt. ein "Misstrauensantrag" (oä.) am Rugbytag einfordern. Es ist mir unerklärlich wie das passieren konnte und wie CPB und der DRV sich hier bedeckt halten!
Juni 14, 2010

nina corda said:

1091
...
"das deutsche rugby braucht ein AntiBlockier-System" ;-)
Juni 16, 2010

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