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Stell Dir vor es ist Bundesliga und keiner spielt mit
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Geschrieben von Ralf Iwan   
Montag, 7. Juni 2010

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Victoria Linden verzichtet auf den Bundesligaaufstieg

Rugby Bundesliga als Franchise – die Lösung aller Probleme ?
„Stell Dir vor es ist Rugby-Bundesliga und keiner spielt mit“ , so könnte man die neuesten Ereignisse im deutschen Rugbysport umschreiben. Nachdem der ASV Köln sich aus der Bundesliga zurückzieht, „verweigern“ nun auch die 2.Liga Champions vom Rugby Club Stuttgart und Victoria Linden Hannover den Aufstieg in die höchste deutsche Spielklasse des Rugbys.

Von Aufbruch in eine neue Ära mit dem Ziel Olympia 2016 ist also noch nicht viel zu sehen. Was könnte aber die Lösung für eine sportlich wie wirtschaftlich funktionierende und erfolgreiche Bundesliga in Deutschland sein?
In der letzten Woche wurden in Online-Foren einige Diskussionen um die Zukunft der Rugbyligen in Deutschland geführt. Eine Möglichkeit die bisher noch nicht diskutiert wurde, aber es durchaus Wert ist anzudenken, soll hier kurz vorgestellt werden: Eine professionell gemanagte Bundesliga mit professionellen Clubs in Form eines Franchise-Konzepts. Hier lohnt sich der Blick zu anderen vermeintlichen Randsportarten, die international ihre Wettkampfstruktur mit einer vergleichbaren Organisation signifikant verbessert haben. Als Beispiele seien hier Basketball in England und der internationale Boxsportverband genannt.
Genau wie der internationale Verband IRB, der das Momentum mit vielen Programmen weltweit hoch hält, muss es auch in Deutschland das Ziel sein, im Hinblick auf die Olympischen Spiele 2016 an einer großen Lösung zu arbeiten. Dies scheint jetzt geboten, denn bei einer vermeintlich radikalen Umgestaltung der Ligastruktur wird ein klares Signal an Sponsoren und die Sportpolitik gesendet. Die Grundidee: Gemeinsam als Liga vermarktetet kann Rugby in Deutschland eher Sponsoren- und Medieninteresse gewinnen und damit neue leistungssportliche Strukturen aufbauen. Diese neu geschaffenen professionellen Strukturen haben dann vier Jahre Zeit um sportlich die Nationalmannschaften auf ein Niveau zu bringen, das der Siebener-Nationalmannschaft eine realistische Chance auf die Teilnahme an den Olympischen Spielen liefert. Darüber hinaus profitieren natürlich auch die 15 Nationalmannschaften in der jeweiligen Altersklasse. Andere Länder haben bereits auf die Olympia 2016 Entscheidung reagiert. Kenia hat hauptamtliche Trainer im 7er, Russland hat seine Sportpolitik auf die IOC Entscheidung abgestimmt, die Bewerbung um die 7er WM 2013 gewonnen und auch in England hat man erkannt, dass die Karten nun neu gemischt werden (zumindest was das 7er Rugby angeht) und man nicht automatisch seine Spitzenposition der vergangenen Jahre auf das Olympische Turnier übertragen kann.
Ein auf Deutschland zugeschnittenes Konzept sieht vor, das eine Deutsche Rugby Liga Rahmenbedingungen für die Organisation als auch die Vermarktung der Vereine und der Liga vorgibt und die Vereine unterstützt. Voraussetzung ist allerdings das alle Vereine nach einem genau ausgearbeiteten Club-Modell aufgebaut und gemanagt werden um den sportlichen als auch den kommerziellen Erfolg zu gewährleisten. Die Grundidee muss es aus DRV Sicht sein Bundesligisten zu haben, die wie kleine Leistungszentren organisiert sind und als solche auch fungieren. Rahmen und Anforderungen sind vorgegeben, Individualität darf aber nicht unterdrückt werden!
In einem solchen Modell können alle Beteiligten Parteien nur gewinnen, vom DRV, den Vereinen insgesamt, den Spielern und den Fans des Rugbysports in Deutschland.

1.DRV
a.Internationale Konkurrenzfähigkeit
b.Funktionierende Leistungsstützpunkte die professionell gemangt werden
c.Professionelle Talentsichtung
d.Bessere Vermarktungsmöglichkeiten der National-Mannschaften
e.Trainer und Schiedsrichterausbildung

Vereine
a.Eine Management-Struktur
b.Gute PR Arbeit unterstützt vom Liga Management
c.Vermarktung der 1.Mannschaft und der Trainer
d.Finanzielle Ressourcen für den Spielbetrieb
e.Eigene Möglichkeiten der Vermarktung durch lokale Sponsoren
f.Talentsichtung, Training, Mitgliederbetreuung
g.Unterstützung bei Veranstaltungen / Turnieren

3.Spieler
a.Professionelles Training, ergo bessere Performance
b.Unterstützung im Bereich Physiotherapie, Konditionstraining
c.Langfristiger Trainingsaufbau
d.Kurzfristig: Aufwandsentschädigung für Spieler
e.Mittelfristig : Leistungsbezogene Prämien
f.Langfristig: Karrieremöglichkeiten im Rugby

4.Fans
a. Rugby als Event Erlebnis

Im Falle einer Qualifikation einer oder beider deutscher Nationalmannschaften, wäre die Publicity über das Fernsehen und die allgemeine Berichterstattung gegeben. Gleichzeitig sind die deutschen Rugbyvereine –nicht nur in der Bundesliga –bestens aufgestellt um die rugbyinteressierten Jugendlichen und Fans aufzunehmen.
Was aber passiert im Falle einer gescheiterten Qualifikation?
Selbst im „worst-case“ Szenario eines Scheiterns der Qualifikation hätte der Rugbysport im Laufe der vier Jahre nicht nur sportlich deutlich an Profil gewonnen, sondern auch medial.

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Kommentare (7)add comment

Ulrich Scholz said:

1030
...
Eine sehr intersannte Idee, die mich etwas neugierig macht. Lohnt sich bestimmt darüber zu diskutieren

Allerdings hätte ich zum Einstieg da gleich mal eine generelle Frage.. Wie steht der DRV zu so einer Idee? Wird diese unterstützt oder arbeitet man dagegen?
Seit Wochen/Monaten hört man von seitens des DRV nichts mehr über die Pläne einer Weiterentwicklung von Rugby in D. Hoffe mal das es hinter den Kulissen
Gespräche, Ideen gibt.

Die Vereine... werden die dann alle Teilhaber an dieser Liga? Gäbe es dann über kurz oder lang keinen Auf/Abstieg mehr? Was ich persönlich nicht für das
falscheste halte. Gerde im deutschen Rugby ist das doch im moment witzlos. Da steigt man freiwillig ab bzw man weigert sich aufzusteigen.

Falls man aber wirklich so eine Liga aufziehen möchte, was ich generell Begrüsse, dann muss man dies aber richtig machen. Dann müssen im deutschen Rugby
gewohnte Zöpfe ab.

Da muss ich halt als Verantwortlicher auch mal bereit sein für mein Verein in dieser Liga den Namen meines Vereines zu ändern. Ich meine Marketingtechnisch klingt "Handschuhsheim Löwen (Lions)" besser wie TSV Handschuhsheim, oder Heidelberg Kings besser wie RK Heidelberg, Frankfurt Eagles etc. Bezweifle aber ob man hierzu berät wären. Für manche im Rugby wohl ein Affront.

Auch sollte man sich über den Namen "Rugby Bundesliga" Gedanken machen. In meinen Augen klingt das etwas altbacken, verstaubt, spiessig. Um mögliche Sponsoren
anzulocken sollte man sich einen neuen modernen Namen überlegen. Genau so schön wär ein schönes Logo für die Liga. bitte nicht so ein billiges wie die Rundballer haben.

Vielleicht muss das deutsche Rugby ungewohnte, ungewöhnliche Wege im deutschen Sport einschlagen um voran zu kommen um ins Gespräch zu kommen, um Aufmerksamkeit
zu wecken.

Die ganz Sache darf aber nicht nur auf den 7er Bereich beschränkt sein. Nur weil diese Spielweise olympisch ist. Das wirklich Rugby ist das 15er. Das sollte man nie aus den Augen verlieren. Man möchte ja schließlich eines Tages zu einer WM. Was meiner Meinung nach wichtiger ist. Dieses Ziel sollte man nie aus den Augen verlieren.

So nun bin ich auf euere Kommentare, Vorschläge Ideen gespannt. Aber bitte nicht gleich alles niederreden mit dem "Totschlagarument" "alles ganz nette ideen, aber uns fehlt das Geld. Deshalb brauchen wir es gar nicht zu versuchen" Mit so einer Einstellung kommt das Rugby in diesem Land nämlich NIE auf einen grünen Zweig.
Juni 07, 2010

andre krause said:

1819
...
Ich glaube nicht, dass Namensänderungen von alten Traditionsklubs viel bringen und neue Vereine haben eh schon moderne, marktfähige Namen. Wichtig bleibt das professionelle Konzept.
Mir gefällt, was die Wild Academy macht und wenn es ein Turnier gäbe mit Teams der 3 bzw 4 Rugby-Hochburgen (Regionen) in Deutschland, bekommt man vielleicht auch Zuschauer im 4-stelligen Bereich zu den Spielen.
Ich verstehe auch nicht, warum zuwenig Rugby im Fernsehen present ist. Rugby mit deutscher Beteiligung ist sicherlich nicht an teure TV-Lizenzen geknüpft.
Juni 07, 2010

andreas Rack said:

1796
...
Dem kann ich mir nur anschließen. Es gibt ja durchaus auch andere Sportarten in denen die Professionalisierung wirklich hilfreich war und den Sport auch auf weltweiter Ebene vorangebracht hat (Handball, Eishockey,...)

Der wichtigste Aspekt ist in meinen Augen die Möglichkeit jungen und vielversprechenden Talenten eine Perspektive in unserem Sport zu geben indem sie ihr Hobby zum Beruf machen können. Ich denke dass die Bereitschaft und der Wunsch hiernach bei vielen Nachwuchsspieler vorhanden ist.

Ob Franchising das richtige Modell ist, weiß ich nicht. Ich halte es für sinnvoller eine professionelle Liga zentral zu organisieren und zumindest in der Anlaufphase auch so zu verwalten. Mit klaren Vorgaben an die teilnehmenden Clubs.

Gute Idee, es währe wünschenswert, dass Rugby-Deutschland diese Ansätze weiterdenkt!!!
Juni 07, 2010

Wolfgang Hengstmann said:

1159
...
vielleicht sollte man am Kopf beginnen und eine professionell arbeitende Dachstruktur etablieren. Dazu gehört auch Pressearbeit.
Wenn ich sehe, wie hier über Nacht Modalitäten geändert werden, z.B. Verkleinerung der Liga nach einem Jahr wieder auf acht Vereine, oder die konsequenzlose Akzeptanz einer Aufstiegsverweigerung, die sträfliche Vernachlässigung des Unterbaus und und und.

Vielleicht ist die Idee einer Profiliga wirklich nicht so schlecht, aber dann bitte als selbstständige Liga mit eigener Leitung.
Juni 08, 2010

Roland Welsch said:

97
...
vielleicht sollte man am Kopf beginnen und eine professionell arbeitende Dachstruktur etablieren.
Dazu dient ja dieser Beitrag!
Dazu gehört auch Pressearbeit.
Dazu dient ja dieser Beitrag
Wenn ich sehe, wie hier über Nacht Modalitäten geändert werden, z.B. Verkleinerung der Liga nach einem Jahr wieder auf acht Vereine, oder die konsequenzlose Akzeptanz einer Aufstiegsverweigerung
Du hast Recht, Todesstrafe für Selbstmörder!
, die sträfliche Vernachlässigung des Unterbaus und und und.

Vielleicht ist die Idee einer Profiliga wirklich nicht so schlecht, aber dann bitte als selbstständige Liga mit eigener Leitung.

Dazu dient dieser Beitrag!
Juni 08, 2010

Thomas Wulf said:

1041
Große Visionen
Es ist ja schön große Visionen für den Deutschen Rugbysport zu entwerfen, wenn man sich über den Weg dorthin ausschweigt.

Welcher professionelle Vermarkter soll denn das wirtschaftliche Risiko auf sich nehmen ein Franchise-Konzept für eine Deutsche Rugby Liga auf die Beine zu stellen? Wie möchte der Verfasser des Konzeptes diesen Vermarkter überzeugen? Vermutlich sind ja enorme Anschubfinanzierungen notwendig, um die Strukturen dieser professionellen Liga a)aufzubauen und b)über einen längeren Zeitraum zu etablieren, bis sich der wirtschaftliche Erfolg einstellt. Man denke nur alleine an die Gehälter/Aufwandsentschädigungen für (semi-)professionelle Spieler, Trainer, Geschäftsführer usw.

Und sollte sich ein Vermarkter finden, welche deutschen Rugbyvereine sind strukturell überhaupt dazu in der Lage, ein genau ausgearbeitetes professionelles Club-Modell umzusetzen und die Vorgaben eines auf Gewinn orientierten Franchise-Anbieters langfristig zu erfüllen?

Diese und weitere Fragen sind mir spontan in den Kopf geschossen, als ich den Beitrag gelesen habe. Vielleicht kann der Verfasser oder einer der Befürworter ja ein paar Antworten zur Tragfähigkeit und konkreten Umsetzung geben, um der recht luftigen Diskussion ein wenig mehr Substanz zu verleihen?
Juni 09, 2010

andreas Rack said:

1796
Re: große Visionen
Hallo Thomas,
deine Fragen und Anmerkungen halte ich für völlig gerechtfertigt und notwendig. Natürlich kann ich Sie Dir nicht beantworten, ich schätze das kann keiner derjenigen die hier mitdiskutieren. Und genau hier liegt das Problem…
Der Knackpunkt ist, dass jemand:
- deine und andere Fragen in aller Tiefe analysieren und beantworten
- einen business-plan für ein Geschäftsmodell einer deutschen Rugby Liga aufstellen,
- mit Experten für Sportmarketing sprechen,
- mit den finanzstarken Geldgebern in Frankfurt und Heidelberg diese Idee diskutieren,
- etc.
muss.
Die Fragen die Du stellst gehören ein für alle mal beantwortet. Es fängt ja schon damit an, dass wir eigentlich gar nicht wissen wie groß die gesamte Anhängerschaft unseres Sports in Deutschland wirklich ist. Wie groß ist die Zielgruppe mit der potentielle Geldgeber gelockt werden können? Diese Frage kann beantwortet werden, es gibt genug Möglichkeiten mit Methoden aus Statistik, Soziologie und Marktforschung hierauf Antworten zu finden. Ich denke auch, dass mit einer Professionalisierung und der damit auch einhergehenden Kommerzialisierung des Sports die Fangemeinde vergrößert werden kann (war ja beispielsweise beim Eishockey ein ähnlicher Effekt). Und natürlich kann – wenn wir mal das große Ziel einer deutschen Teilnahme an den internationalen Großveranstaltung im Auge behalten- mit der Werbemöglichkeit auf dem drittgrößten Sportevent der Welt Lust auf Mehr gemacht werden.
Die oben genannten Aufgaben liegen ganz klar beim DRV! Es geht ja nicht darum rumzuspinnen und zu denken, man könnte Fußball in Deutschland den Rang ablaufen oder ähnlicher Quatsch. Wenn man den Wunsch nach sportlichem Erfolg jedoch in aller Konsequenz weiterdenkt kommt man um professionelle Strukturen nicht herum. Und zu professionellen Strukturen gehört ein solides Geschäftsmodell zur nachhaltigen Finanzierung ebendieser. Es ist sehr schön zu sehen, dass es Klubs wie der HRK oder Frankfurt schaffen diese Strukturen zu etablieren und auch in jedem Bereich (Jugend, Frauen, Männer) sportlich erfolgreich zu sein. Ich denke also die Etablierung professioneller Strukturen bei ausreichender Finanzkraft ist unkritisch. Man muss allerdings sagen, dass diese punktuellen Aktionen den Rugbysport in Deutschland in Summe nicht voranbringen. Es bedarf hier einer gebündelten Aktion durch eine zentrale Stelle. Und dies kann momentan nur der DRV sein, da dies die Einzige Organisation des Rugbysports in Deutschland ist, die (derzeit) über die Mittel zur Analyse dieser Frage verfügt. Also die Herren: Bitte Machen!

Juni 12, 2010

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