Foto: Thomas Sperl
Am Samstag um 15.30 Uhr wird es heiß für die beiden Bundesligaspitzenreiter, das Meisterschaftsendspiel der Saison 2007/2008 steht an (Austragungsort ist die Sportanlage des SC 1880 in der Feldgerichtsstraße in Frankfurt).
Der SC Frankfurt 1880 hat die Bundesliga fast nach belieben diktiert, und sich auf souveräne Art und Weise erneut den Heimvorteil für das Endspiel sichern können, es gab nur zwei knappe Niederlagen und zwar am 1. Spieltag gegen den SC Neuenheim und am letzten Spieltag gegen den mit aller Macht um den Klassenerhalt kämpfenden DRC Hannover. Ganz anders die Situation bei der RG Heidelberg, die Saison glich einer wahren Achterbahnfahrt, nach einer miserabelen Hinrunde, mit vielen Verletzten und einigen knappen Niederlagen, fing sich das Team in der Rückrunde wieder und konnte am letzten Spieltag das Ticket für einen Endspielplatz lösen.
Saison Verlauf des SC 1880 an Hand der Fieberkurve
Fieberkurve der RG Heidelberg
Seit dem Aufstieg hat 1880 Frankfurt fast allen Bundesligateams ein paar empfindlich hohe Niederlagen beschert, nur gegen die Orangenen ging es immer relativ eng zu. In der letzten Spielzeit trafen die beiden Teams 2x in der Liga, 1x im Meisterschaftsfinale und 1x im Pokalfinale aufeinander, beide Teams konnten jeweils ein Ligaspiel und ein Finale (RGH die Meisterschaft und Frankfurt den Pokal) gewinnen. Auch im 7er Meisterschaftsendspiel der vergangenen Saison lautete die Finalpaarung 80-RGH, dort konnten die 80er gegen eine stark ersatzgeschwächte RGH-Mannschaft am Ende einen deutlichen Sieg verbuchen.
Diese Saison konnten die Frankfurter beide Ligapartien für sich entscheiden, mussten aber eine knappe Niederlage im Pokalhalbfinale hinnehmen. In der Addition trennten beide Teams bei den 3 Begegnungen in dieser Spielzeit nur 6 Punkte (jeweils 3 Punkte Unterschied).
So ähnlich die sportliche Leistungsfähigkeit der beiden Teams, so unterschiedlich die Philosophien der beiden Vereine. Zahlreiche RGH Leistungsträger kommen aus der eigenen Jugend und sind Produkt der hervorragenden Jugendarbeit des Vereins in den letzten Jahrzehnten, mit gezielten Verstärkungen wurde das Team zur Meistermannschaft geformt. Beim 80 wird die 1. Mannschaft weitestgehend von Profis aus Übersee dominiert und dient als Zugpferd, um die Jugendarbeit anzuschieben, nur wenigen deutschen Spielern gelingt der Sprung in den Kader der ersten Mannschaft, dort profitieren sie allerdings von Training auf höchstem Niveau.
Die Mannschaften:
SC 1880 Frankurt:
Stärken: Das Passspiel der Frankfurter kann bei manchem Gegner Schwindelanfälle hervorrufen. Ausserdem stehen im Team ein paar ausserordentliche Einzelakteure, hervorzuheben sind vor allem die Innendreiviertel Nordstrom und Seuseu , der geniale Verbinder Campell , dritte Reihe Stürmer Andrew Porter und der pfeilschnelle Aussendreiviertel Bevan Gray . Ein Großteil der Mannschaft besteht aus Profis und daher ist zu erwarten, dass die Frankfurter Spieler auch in Sachen Fitness einen gewissen Vorteil haben, da die Spieler einfach öfter und professioneller trainieren können, als die Akteuere des Titelverteidigers.
Schwächen: Das Frankfurter Team hat nicht viele Schwächen, das Gedränge der Frankfurter ist nicht immer besonders sattelfest und die große Frage ist wieviel den ausländischen Spielern der Titel bedeutet und ob die Akteure bereit sind dafür an ihre Grenzen zu gehen.
RG Heidelberg:
Stärken: Die Mannschaft zeichnet sich durch einen starken Zusammenhalt, eine trickreiche Hintermannschaft und einen starken Sturm aus. Vor allem auf der 3. Sturmreihe (Thier , Kasten , Dinah und Tigere ) verfügt die RGH über Qualität im Überfluss. Ausserdem ist das Team inzwischen sehr erfahren (3. Finalteilnahme in den vergangenen 3 Spielzeiten und auch im DRV-Pokal stand das Team die letzten 3 Jahre im Finale) und verfügt mit Mustafa Güngör über einen der überragenden Akteure der deutschen Liga.
Schwächen: Das angeordnete Gedränge und das Kickspiel der Hintermannschaft sind nicht immer auf höchstem Niveau.
Die Trainer:
Lofty Stevenson ist ein internationaler Toptrainer, allerdings ist Frankfurt seine erste Trainerstation im Ausland und er weiß noch nicht so gut um die Eigenheiten eines Meisterschaftsendspiels. Es ist davon auszugehen, dass sein Team dank seiner hervorragenden Analysefähigkeit gut vorbereitet in diese Partie gehen wird, zumal er mit Aaron Satchwell seinen verlängerten Arm als Sturmführer auf dem Spielfeld hat.
Rudolf Finsterer ist ein alter Zocker. Er hat es immer wieder bewiesen, dass er Teams auf den Punkt topfit bekommen kann. Sei es die Deutsche Nationalmannschaft oder diverse Bundesligamannschaften. Die Frage ist nur wie seine Spieler darauf reagieren, dass Finsterer am Samstag vorerst das letztemal als Trainer der Orangenen an der Linie stehen wird.
Prognosen:
Colin Grzanna (Kapitän der Deutschen Nationalmannschaft und Spielertrainer des Berliner RC): Es wird ein schnelles, hartes und auf sehr gutem Niveau geführtes Spiel. Die Frankfurter stehen unter enormem Druck, endlich die vielen Einkäufe mit Titeln zu rechtfertigen und der Gewinn der Meisterschaft ist der Titel, den sie bisher nicht geschafft haben. Alle Augen werden auf Ihnen liegen und das ist der Vorteil der RGH sie können völlig unbeklemmt aufspielen, haben in meinen Augen nicht auf jeder Position die besseren Spieler, aber sie sind seit langem eine eingeschworene Mannschaft und wissen als einziges deutsches Team in der Bundesliga, wie man Frankfurt regelmäßig schlägt. Frankfurt mag die besseren Einzelspieler haben, aber als kollektiv werden sie die RGH nicht schlagen können.
Mein Tip: In einem high-scoring Game gewinnt die RGH mit 5-8 punkten
Jürgen Baust (Vorstandsvorsitzender der RG Heidelberg): Die RGH gewinnt (da bin ich mir ganz sicher) mit 32:20.
Frankfurt’s Stärke liegt in ihren individuellen Einzelspielern, die Stärke der RGH in ihrem homogeneren Mannschaftsgefüge
Ulrich Byszio (Manager des SC 1880 Frankfurt): Wie auch in den vergangenen Partien erwarte ich eine extrem harte aber hoffentlich einwandfrei faire + saubere Partie. Die RGH hat kaempferisch Vorteile, ich denke der 80 unter Umstaenden technische. Eine Prognose ist schwer, ich denke + hoffe aber, dass der 80 knapp gewinnen wird. Eine RGH in voller Besetzung ist auf jeden Fall fuer den 80 eine sehr grosse Herausforderung und wenn 80 nicht jeden Funken Motivation abrufen kann, wird aus dem Siegeswunsch nichts werden. Ich glaube aber, dass unsere Spieler aus der suedlichen Hemisphere mehr als nur den Vize-Titel mit bach Hause nehmen wollen und dementsprechend auftreten werden. Unsere in Deutschland ansaessigen Spieler koennen am Samstag 80er Geschichte schreiben und ich bin mir sicher, dass sie sich dessen bewusst sind und dementsprechend kaempfen werden.
Claus-Peter Bach (DRV-Präsident): ich erwarte ein attraktives und super-faires Spiel der beiden besten und vor allem schnellsten Mannschaften der Bundesliga-Saison 2007/08. Die vielen tausend Zuschauer im Stadion und die Millionen vor den Fernseh-Schirmen sollen bei den Übertragungen von DSF, SWR und Main-TV auf begeisternde Weise erfahren, dass Rugby in Deutschland ein toller und faszinierender Sport ist. Aufgrund der bisherigen Spiele der beiden Mannschaften kann man mit einem spannenden Spiel und knappen Ausgang rechnen. Für die RGH sprechen Spielwitz und Angriffsschwung, für den SC 1880 der starke Sturm und die Sicherheit der Goalkicker. Die RGH hat mehr Endspiel-Erfahrung, der SC 1880 einen Heimvorteil. Insgesamt: 50:50.
Christian Baracat (Deutscher Nationalspieler, stand letztes Saison noch mit den 80ern im Finale und ist in dieser Saison in Paris aktiv):Die Mannschaften haben dieses Jahr dreimal gegeneinander gespielt und wenn ich mich nicht irre, war der Punktevorsprung jedes Mal mit drei Punkten sehr gering. Beide Mannschaften spielen sehr viel über die Hintermannschaft und haben somit ausserdem noch einen ähnlichen Spielstil. Letztendlich werden beide Mannschaften supermotiviert ins Endspiel gehen, die Frankfurter um nach der Niederlage letztes Jahr eine Revanche einzufahren, während die RGH – schätz ich mal – den Hattrick schaffen will. Von der Motivation, die man in einem Finale aufbringt ganz zu schweigen. Alles in allem also schwer voraus zu sagen, aber als Exilfrankfurter denke ich der 80 gewinnt nach spannenden Spiel mit vielen tollen Angriffen von beiden Seiten mit drei Punkten.
Thomas Belousek (Ex-Nationalspieler und deutscher Meister mit der RG Heidelberg 1997): Mit einer überragenden Sturmleistung und einer tadellosen Verteidigungsleistung, v.a. in der Hintermannschaft, um die starke Frankfurter 3/4-Reihe nicht ins Laufen kommen zu lassen, sollte die RGH das Spiel wieder für sich entscheiden. Mein Tipp daher 24:15 für die RGH.
Achim Behring-Scheil (NRV-Vorsitzender und Organisator der Hannover 7s):Nach den überraschenden Ergebnissen dieser Saison ist für mich keines der Teams Favorit. Wir haben eine 50/50 Situation.
Entscheidend wird die Schlacht im Sturm sein. Wer kann seine Bälle besser verwerten, wer ist am Gedränge im Vorteil, wer hat die besseren Gassenspieler und wer ist schneller in den Kontaktsituationen. Hier sehe ich beide Teams gleichwertig, vielleicht entscheidet die Tagesform einzelner Spieler.
Im Halbpaarbereich (Halbspieler/Verbinder) sehe ich leichte Vorteile für die RGH.
3/4 Reihe und Schluß. Beide Teams sehr gleichwertig. Hier wird es auf die Majorität der Angriffsbälle ankommen. Wer den Ball hat, hat den Vorteil.
Trainer: Trainerfuchs Bazi Finsterer hat es bisher jedesmal geschafft, seine Teams optimal einzustellen. Lofti Stevensen muß zeigen, daß er auch ein guter Trainer im Ausland ist. Der Druck liegt bei Lofti.
Summa summarum leichte Vorteile für die RGH. Aber Endspiele haben ihre eigenen Gesetze! Ich hoffe auf eine erneute Werbung für den Rugbysport, so wie es beide Teams schon mehrfach bewiesen haben.
Günther Sträßer (Trainer des TSV Handschuhsheim und Trainer der RGH-Meistermannschaft 1997): Ein Endspiel ist immer etwas besonderes,hier entscheidet die Einstellung und der Siegeswille der Spieler sowie die Tagesform über Sieg oder Niederlage.
Ich denke, wir werden wie im letzten Jahr wieder ein gutes und spannendes Spiel sehen bei dem die sicherlich vielen Zuschauer
einiges geboten bekommen.
Die RGH gilt für mich auf Grund ihrer Erfahrung als leichter Favorit.
Uwe Kaelcke (Pressewart des RK Heusenstamm und Bundesligastaffelleiter): Die RGH wird es wieder schaffen, weil sie die eingespieltere Mannschaft ist und auf den Punkt fit sein wird.
Der SC Frankfurt 1880 hat zwar jede Menge gute bis sehr gute Einzelspieler, hat sich aber selten als Mannschaft präsentieren können.
Sieg der RGH mit 8 Punkten Differenz, 28:20.
Rudolf Finsterer (Trainer der RG Heidelberg und der Herrennationalmannschaft): Ich glaube an meine Spieler und für den Verein RGH glaube ich an die Meisterschaft.
Wir gewinnen aber nur dann, wenn wir uns als verschworene Mannschaft präsentieren. Am Ende langt ein Punkt mehr!
Matthias Bechtel (Trainer des TSV Handschuhsheim und DSF-Rugbyexperte): Ich gehe von einem ganz engen Spielverlauf auf einem der Klasse der Mannschaften entsprechend hohem Niveau aus. Deshalb werden die berühmten vielen Kleinigkeiten entscheiden. Das RGH Team schätze ich dank der gezielten Verstärkungen und gestiegener Reife/Erfahrung/Eingespieltheit noch deutlich stärker ein als letztes Jahr. SC80 aber auch gefestigter. (eigentlich nur 2 echte Niederlagen diese Saison —> Neuenheim, RGH/Pokal). Die Hintermannschaften sehe ich etwa gleich stark, den RGH-Sturm individuell besser besetzt: die 5-6 3.-Reihestürmer (Keohma Brenner, Manuel Wilhelm, Costa Dinah, Jeff Tiger, Steffen Thier und Tim Kasten) sind schon ein enormer Trumpf!
Frage ist, wie sehr SC80 es diesmal wirklich will und ob sie geschlossener und entschlossener auftreten als letztes Jahr. Schlüssel zum Sieg liegt in der Verteidigung. Wer da weniger Fehler macht, gewinnt! Ich tippe auf die RGH!
Christian Düncher (DRV-Pressewart): Beide Mannschaften haben in dieser Saison ja schon drei Mal gegeneinander gespielt – und immer ging es eng zu. Deshalb gehe ich davon aus, dass auch das Finale eine knappe Sache wird. Die Frankfurter werden alles tun, damit die Revanche für die Endspiel-Niederlage vom vergangenen Jahr gewinnt. Und sie haben den Heimvorteil. Aber bei solchen Spielen kann auch die Leidenschaft ein ganz großer Faktor sein. Das hat man 2007 gesehen. Der SC 80 mag zwar wild entschlossen sein, aber bei der RGH vermute ich noch einen Tick mehr Herzblut. Zumal Trainer Rudi Finsterer ja auch einige Spieler den Verein verlassen beziehungsweise aufhören. Die wollen sich auf keinen Fall mit einer Endspiel-Niederlage verabschieden. Deshalb mein Tipp: 20:15 für die RG Heidelberg.
Alexander Hug (Nationalspieler des TSV Handschuhsheim): Es ist äussert schwierig einen Punktestand für den Ausgang des Meisterschaftsendspieles abzugeben. Da beide Teams sehenswertes und attraktives Rugby spielen, und immer für Versuche gut sind, wird das Spiel nicht nur durch Kicks entschieden werden, was allen voran den Zuschauern zu Gute kommt. Wenn man sich die vorherigen Aufeinandertreffen angeschaut hat so kann man davon ausgehen, dass sich der Endstand zwischen 20 und 30 Punkten bewegen wird.
Es wird mit Sicherheit eine sehr ausgeglichene Partie werden, in der die Mannschaft Vorteile hat die es schafft ihre Fehler zu minimieren. Da sich die beiden ersten acht in Technik, Kampfgeist und Fitness in nichts nachstehen, wird es an dem glücklichen Händchen der Hintermannschaft liegen den Ausgang der Partie zu bestimmen. Schafft es die RGH frühzeitig das schnelle und variable Angriffsspiel der frankfurter Hintermannschaft zu stoppen, dann stehen die Chancen gut diesmal den Sieg davonzutragen und den Frankfurtern ein titelloses Jahr zu bescheren.
Clemens von Grumbkow (Nationalspieler in Diensten des RC Orleáns und TotalRugby-Experte): Ich denke das es ein sehr knappes Spiel geben wird, es gibt für mich keinen klaren Favoriten und ich denke wirklich das die Tagesform entscheiden wird! Die stärken der RGH sehe ich im kollektiv. Die Frankfurter haben sehr viele gute Einzelspieler welche an einem guten Tag ein Spiel alleine entscheiden können. ich denke die form der Kicker könnte eine große Rolle spielen.
Meine Prognose: Es bleibt lange offen, doch am Ende setzt sich die RGH knapp durch, weil dort alle meine Freunde spielen! 22-25 für die Orangenen.
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