Registrieren
Bericht zur U18-Rugby EM in Italien
Drucken
Geschrieben von Jens Köhler   
Mittwoch, 5. Mai 2010

Image
Das EM-Fazit der U18-Nationalmannschaft fällt positiv aus

Deutschlands U18-Nationalteam hat die EM in Italien auf dem sechsten Rang beendet. Im entscheidenden Platzierungsspiel unterlag die Mannschaft des Trainerduos Christian Lill (Berlin) und Jan Ceselka (Heidelberg) der Auswahl des Gastgebers mit 13:18 (6:8), was für den Aufsteiger in die Division 1 den sicheren Klassenverbleib sowie den größten Erfolg bisher in dieser Altersklasse bedeutete.

Die mit vor Ort anwesenden Claus-Peter Bach, dem Präsident des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) und Bernd Schöpfel, dem Vorsitzenden der Deutschen Rugby-Jugend (DRJ) und Vizepräsidenten des DRV, waren mit der Mannschaft sehr zufrieden, denn in allen drei Spielen hat die Mannschaft gezeigt, dass sie mit den ganz Großen des europäischen Rugbys mithalten kann und gegen Rumänien sogar deutlich gewinnen konnte. Claus-Peter Bach zog trotz der beiden Niederlagen gegen die „Six Nation“ Nationen Irland und Italien ebenfalls ein äußerst positives Fazit: “Insgesamt hat die Mannschaft eine sehr gute EM gespielt”, lobte der DRV-Präsident. “Das Auftreten der Spieler auf und neben dem Platz war sehr erfreulich. Mit dem Ablauf und dem Gesamtresultat können wir vollauf zufrieden sein.”

Direkt vor der EM begann am 20.03. die Vorbereitung in Heidelberg auf das Turnier. In den folgenden Tagen wurden vor allem die physischen Grundlagen geschaffen, die die Spieler dazu befähigen sollten, vom ersten bis zum letzten Spiel an die körperlichen Grenzen gehen zu können. Das Einüben von verschiedenen Spiel- und Standardsituationen sollte dabei natürlich nicht zu kurz kommen.

Im Bewusstsein, dass der Weg zum Erfolg vor allem über einen positiven Teamgeist verläuft, stand am letzten Tag der kräftezehrenden Übungseinheiten ein Besuch im Hochseilgarten in Neckargemünd auf dem Plan. Das diese Maßnahme überhaupt realisiert werden konnte ist der Spendenbereitschaft der Eltern der Spieler Julius Nostadt und Robert Hittel zu verdanken. Auf diesem Wege noch einmal herzlichen Dank. Es hat sich wirklich gelohnt. In diesem Zusammenhang auch ein großes Dankeschön an den Vater von Pascal Drügemöller , Ingo Goessgen (Inhaber von Elch-Graphics und Präsident des RK 03 Berlin) sowie Walter Niebel (Niebel-Mode Heidelberg), die dem Team wunderschöne Popover, EM-T-Shirts bzw. Jeans spendierten, so dass wir mit den Trainingsanzügen, Polos und Trolleys bestens gekleidet zur EM reisen konnten.

Was auf den ersten Blick wie ein Ausflug erscheint, war in Wirklichkeit ein gezieltes, pädagogisches Programm. Ebenso sind körperliche Fitness oder Kraft im Hochseilgarten von untergeordneter Bedeutung gewesen. Es ging dabei mehr um Selbstvertrauen und um die Lösung von Aufgaben, die bewusst auf die Überwindung innerer Widerstände, eigener Grenzen und Grenzüberschreitungen abzielten. Vor allem stand die Teamentwicklung im Vordergrund. Das Team wurde durch die gemeinsamen Erlebnisse im Hochseilgarten, dazu auf ungewöhnlichem Terrain, noch enger zusammengeschweißt. Diese positiven Erfahrungen, gerade in Grenzbereichen, steigerten zusätzlich die Eigenmotivation der Spieler, die über die EM hinaus wichtige Voraussetzungen für den weiteren Lebenserfolg darstellen.

Am 24.04. sind wir in Lido di Jesolo (Venetien) angekommen. Untergebracht waren wir im Hotel Eden, das sich in guter Lage und unweit des Meeres befand. Der Service und das Essen ließen wirklich nichts zu wünschen übrig. Spieler, Trainer und Betreuer fühlten sich hier sehr wohl, was sich zusätzlich auf die insgesamt prächtige Stimmung auswirkte. Das Gefüge von Trainern, Spielern und Betreuern unter den einzelnen Personen und zwischen den einzelnen Gruppen dermaßen stimmt, erlebt man nicht alle Tage. Die Spieler genossen die Zeit miteinander und lernten nach eigenen Bekundungen sehr viel voneinander und vor allem vom Trainergespann Lill/Ceselka und Ianusevici. Die Mannschaft als Ganzes hatte ein Ziel vor Augen, wusste worauf es ankommt und verhielt sich dementsprechend. Beste Voraussetzungen also für eine professionelle Zukunft und ein erfolgreiches Turnier.

Hervorzuheben ist sicherlich noch, dass die Spieler immer ausreichend mit hochwertigen, (legalen) leistungssteigernden und regenerativen Nahrungsergänzungsmitteln versorgt wurden, wovon ein Teil freundlicherweise vom Olympiastützpunkt Berlin zur Verfügung gestellt wurde. Ebenso wurde penibel darauf geachtet, dass die Spieler ausreichend Ruhephasen bekamen und nach jedem Training und Spiel zur schnellen Regeneration in zwei Regentonnen voll Eiswasser badeten.

Im ersten Spiel der deutschen Mannschaft und zugleich insgesamt bestem Spiel des Turniers am Sonntag, den 28. März 2010 gegen Irland schrammte die deutsche Nachwuchs XI nur knapp an einer Sensation vorbei und unterlag mit 11:20. „Ich beobachte deutsche Rugby-Nationalmannschaften seit fast 40 Jahren. Heute habe ich zum ersten Mal ein deutsches Team gesehen, das über die volle Spielzeit Weltklasse-Rugby auf höchstem Niveau gespielt hat“, sagte Chris Thau, der weltberühmte Autor von „World in Union“ und langjährige Redakteur von Rugby World & Post und Pressechef des International Rugby Board (IRB) in Dublin. Sogar FIRA-AER Präsident Jean-Claude Baqué kam direkt nach dem Spiel auf das Feld und gratulierte der Mannschaft zum tollen Spiel und befand: „match historique des allemands!“

Am Mittwochabend nach dem 44:0 (29:0)-Sieg der deutschen Junioren im Halbfinale um die Plätze 5 bis 8 gegen Rumänien rieben sich andere Prominente des europäischen Rugbys verwundert die Augen und überschütteten das Team mit Glückwünschen. Was sich vor 350 Zuschauern im kleinen Stadion von Casale sul Sile abspielte, war erneut Weltklasse – aber nicht von den favorisierten Rumänen, dem Nachwuchs des sechsmaligen WM-Teilnehmers, dessen mächtiger Sturm von Chris Thaus Sohn Alexander angeführt wurde. Sondern von der deutschen Fünfzehn, die wie entfesselt aufspielte und den Rumänen nach zwölf Minuten schon drei Versuche ins Malfeld gepackt hatte, die Kapitän Chris Hilsenbeck (4., 12.) zweimal zum 19:0 erhöhte.

„Welch großartige Vorstellung!“, rief der Engländer Douglas Langley, der im IRB für die Entwicklung des Rugbys auf dem europäischen Kontinent zuständig ist und sich wie IRB-Schiedsrichter-Ausbilder Bernd Gabbei (Berlin) vor Ort davon überzeugte, dass die Deutschen ihren Entwicklungsplan peinlich genau einhalten und über die letzten vier Jahre aus den großen Talenten der Vereine die erste Weltklasse-Mannschaft aufgebaut haben.

Welche Freude war es auch für die Vereinsjugendwarte und Klubtrainer Dieter Tacke, Carsten Schröder, Marko Deichmann, Thomas Kurzer oder Felix Becker zu erleben, wie ihre talentierten Söhne im wichtigsten Spiel ihres jungen Lebens eine Leistung präsentierten, die die rund hundert Deutschen unter den Augenzeugen ihr Leben lang in bester Erinnerung bewahren werden. Denn nach der frühen klaren Führung setzten die Schwarz-rot-gelben unerbittlich nach und kamen zu einem in dieser Deutlichkeit sensationellen 44:0-Erfolg.

Fazit:

Der Erfolg bei dieser Europameisterschaft war das Ergebnis einer wunderbaren Stimmung während des ganzen Turniers, professioneller Arbeit jedes Einzelnen (trotz Ehrenamt) und einer fast perfekten Einheit aus Spielern, Trainern und Betreuern. Es gilt nun einerseits diese Spieler-Generation, von denen die meisten in die U19 übergehen so gut es geht auf und neben dem Platz professionell weiter zu betreuen und ihnen die Möglichkeit zu schaffen, auf sehr hohem Niveau sich weiter zu entwickeln. Andererseits muss trotz aller Sparmaßnahmen die Vorbereitung auf die EM 2011 in der Quantität und Qualität optimiert werden, um den guten Ruf und den Respekt, den sich die Mannschaft erarbeitet hat nicht im nächsten Jahr aufs Spiel zu setzen. Niemand sollt den Fehler begehen und den folgenschweren Schluss ziehen, dass es trotz für uns nicht zufriedenstellender Vorbereitung doch gut lief und es bei Beibehaltung des status quo dementsprechend auch im nächsten Jahr gut laufen wird. Nach eigenen bisherigen Beobachtungen hat die kommende U18 Generation nicht das gleiche Spitzenniveau, wie die letzte und es wird sehr viel akribische Arbeit vor allem auf die Trainer zukommen auch im nächsten Jahr in Frankreich eine erfolgreiche EM zu spielen.

U 18 EM Aufgebot Deutschland:

Spieler:

Pascal Fischer, Adrian de Riz, Nicolas Müller, Phil Szeczesny (alle DSVH 78) Julius Nostadt, Chris Hilsenbeck, Tim Menzel (alle US Colomiers); Pascal Drügemöller (SC Neuenheim); Samy Füchsel, Moritz Melchior (beide Berliner RC); Jörn Schröder (Victoria Linden); Robert Hittel, Nicolas Kurzer, Hannes Huber (alle Heidelberger TV); Elmar Heimpel, Luis Becker (beide RG Heidelberg); Fabian Tacke, Kevin Nelson, Kevin Riege (alle SC Germania List); Sebastian Kößler (TSV Handschuhsheim); Lukas Deichmann (SC 1880 Frankfurt/M.); Kilian Kleine (Coventry); Eddie Mallaby (London Harlequins); Robin Plümpe (Neuseeland); Paul Reichert, Florian Danicke (beide RK 03 Berlin)

Bundestrainer: Peter Ianusevici (Berlin)
Nationaltrainer: Christian Lill (Berlin) & Jan Ceselka (Heidelberg)
Teamärzte: Kerstin Brühl (München) & Dr. Jens Hittel (Heidelberg)
Physio: Guntram Welzig (Heidelberg)
Betreuer: Steffen Walfort (Heidelberg)
Delegationsleiter: DRJ-Präsident Bernd Schöpfel (Heidelberg)

Artikel empfehlen
Kommentare (1)add comment

Marko Deichmann said:

468
U18
Hallo Jens, ein guter Bericht! Dazu ein paar Anmerkungen:

1. Die EM in Italien war nicht nur aus deutscher Sicht ein Erfolg, sondern man konnte schönes Rugby sehen. Insbesondere beeindruckend war Frankreich, die auch das Turnier gewannen.
2. Ziele zu formulieren ist wichtig, doch bitte nicht vergessen, dass diese Altersklasse entweder in der Ausbildung steht oder einen Schulabschluss anstrebt. Dieses muss Vorrrang haben. Ich finde es problematisch, nach nur drei Wochen EM-Ende bereits einen neuen Lehrgang anzusetzen, wo bereits in diesem Schuljahr 2 Wochen Unterricht durch Beurlaubung ausgefallen sind und bis zur EM etliche Wochenendlehrgänge stattgefunden haben. Die Jungs brauchen Zeit. Zeit zum lernen und ausruhen, auch vom Rugby. Sind sie doch sowieso in ihren Vereinen rugbymäßig im Training. Da muss meiner Meinung mehr Luft rein und eher zur EM hin, die Vorbereitung intensivieren. (Nur meine Meinung).
3. In Italien war ich "nur" als "Fan-Vater" dabei und nicht als Funktionär (das nur zur Richtigstellung).

Beste Grüße, Marko Deichmann
Mai 07, 2010

Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.

busy
Letzte Aktualisierung ( Mittwoch, 5. Mai 2010 )
 
< vorheriger Artikel   nächster Artikel >

Ergebnisse U18-EM 2014

U18-EM 2014
Fr, 18. Apr 2014
17:00 Uhr
Spanien
Spanien
3:27 Russland
Russland
Spielbericht

16:00 Uhr
Deutschland
Deutschland
12:9 Belgien
Belgien
Spielbericht

15:00 Uhr
Rumänien
Rumänien
41:7 Polen
Polen
Spielbericht

12:00 Uhr
Niederlande
Niederlande
46:7 Tschechien
Tschechien
Spielbericht

DRJ U18 Spielerprofil

Top Try Scorer - Deutschland U18

Eric Marks (DRJ)   1
John Stone (DRJ)   1
Tim Lichtenberg (DRJ)   1
Gabriel Jäger (DRJ)   1

gesamte Tabelle

honeypot@totalrugby.de
Advertisement