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Eine Sportart ringt um ihre Mitglieder
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Geschrieben von Jörg Beiruth   
Samstag, 1. Mai 2010

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Marina Apfel vom Stuttgarter RC gehört zu den besten Spielerinnen in der Bundesliga und den Nationalmannschaften

Es ist nicht das erste Mal, dass Marina Apfel gefragt wird, warum ein Pflaster an ihrer linken Augenbraue klebt. “Ja, das ist im Spiel passiert”, sagt sie. Eine Angreiferin habe sie mit der Hand im Gesicht getroffen. Keine Seltenheit bei der Sportart, für die sich die 27-Jährige entschieden hat. Sie spielt als Fullback beim Stuttgarter Rugby Club. Als hinterste Verteidigerin will sie die ballführenden Gegnerinnen zu Fall bringen, die es geschafft haben, die Abwehrreihe zu durchbrechen. Dass diese Tacklings nicht spurlos an ihr vorübergehen, sagt sie, sei ihr durchaus bewusst. “Eine gewisse Härte ist da.”

Am vergangenen Samstag hat sie mit ihrer Mannschaft das letzte Spiel in dieser Saison gegen den SC Germania List aus Hannover deutlich mit 66:5 gewonnen. Ein Sieg, mit dem sich das Team den dritten Platz in der Bundesliga gesichert hat. Es ist ein großer Erfolg für den Trainer Michael Beckert. Denn die beiden Teams auf den vorderen beiden Plätzen der Liga seien kaum zu schlagen, sagt Beckert. “Heidelberg und Neuenheim machen die Meisterschaft häufig unter sich aus.” Daher galt in dieser Saison nur ein Ziel: der dritte Platz.

Marina Apfel hat einen großen Teil zu diesem Erfolg beigetragen. Sie ist die Hoffnungsträgerin des Stuttgarter Rugby Clubs. Sie trainiert täglich, mittwochs und freitags ist sie beim Mannschaftstraining, an den restlichen Tagen geht sie laufen, macht Krafttraining. Sie ist ehrgeizig. Und ihre Chancen stehen gut, ins Nationalteam aufgenommen zu werden. Auch, weil sie kaum Konkurrentinnen hat.

Denn Rugby ist als Sportart in Deutschland bisher kaum angekommen. Am wenigsten bei den Frauen. Das bedauert Michael Beckert, der sein Team seit zehn Jahren trainiert und in die Bundesliga geführt hat. In seinem Geburtsland hat der Sport einen wesentlich höheren Stellenwert. “Rugby ist in Neuseeland wie Fußball in Deutschland”, sagt der 52-Jährige. Er sehe sich ein wenig als “sportlicher Missionar”.

Doch er befürchtet, bald wieder in der zweiten Liga antreten zu müssen. Nicht aus sportlichen Gründen, sondern weil ihm die Spielerinnen ausgehen. Vor einem Jahr trainierte er 30 Frauen, heute sind es nur noch knapp 20. Für jedes Bundesligaspiel benötigt er mindestens 15 Spielerinnen, um ein Team zu bilden, so dass vor jedem Wochenende die Ungewissheit bleibt, ob genügend Spielerinnen kommen. Das sei ärgerlich, sagt Beckert, aber “wir müssen realistisch bleiben”. In den nächsten Tagen wird er sich mit der Mannschaft beraten, ob ein freiwilliger Abstieg in die zweite Liga sinnvoll ist.

Beckert hofft auf mehr Nachwuchs im Hinblick auf das Jahr 2016. Dann nämlich wird Rugby wieder olympisch. Das ist auch das Jahr, auf das der Deutsche Rugby-Verband alle Aktionen ausrichtet. Claus-Peter Bach, der Präsident des Verbandes, sagt: “Unser ganzes Wirken ist darauf abgestimmt.” Denn olympisch zu sein, sagt er, das “öffnet viele Türen” und sei natürlich finanziell auch sehr interessant.

Obwohl Rugby nach wie vor ein Schattendasein in Deutschland führt, verzeichnet der Verband bereits ohne Schützenhilfe des Internationalen Olympischen Komitees einen leichten Zuwachs. Was die Zukunft der Frauenteams angeht, sagt Bach sogar: “Um diesen Bereich mache ich mir am wenigsten Sorgen.” Die Statistik spricht für ihn: zwar sind bundesweit insgesamt nur 1200 Spielerinnen gemeldet, doch deren Anzahl hat sich seit dem Jahr 2005 verdoppelt. Früher sei Rugby eine Männerdomäne gewesen, heute “beleben die Spielerinnen die Vereinsarbeit”.

In Stuttgart ist davon allerdings nicht viel zu spüren, nur wenige kommen hier mit dem Sport in Berührung. Auch Marina Apfel hat ihre ersten Rugbyerfahrungen in Kanada gemacht. Die Akustikingenieurin begann während ihres Praxissemesters bei den Ottawa Beavers damit, Rugby zu spielen. Der schnelle Ballsport habe sie bereits beim ersten Training fasziniert, sagt Apfel, für jede Körperstatur gebe es eine passende Position im Team: “Es ist eine vielseitige Sportart. Man muss schnell sein, Kraft und Intelligenz mitbringen.”

Quelle: Stuttgarter-Zeitung

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