Mit vereinten Kräften, allerdings ohne die Ex-Kapitäne Colin Grzanna (links) und Gerrit van Look (rechts), wird der Berliner RC versuchen Handschuhsheims Besten, Nummer 8 Alexander Pipa, zu stoppen - (c) Miriam May
Am letzten Spieltag brauchte man schon ein ganz gutes Näschen, um im TotalRugby-Tippspiel nicht völlig daneben zu liegen. Wer hätte gedacht, dass der RK Heusenstamm nach der 77-21 Hinspielniederlage im Rückspiel mit einem 19-17 zurückschlägt, vermutlich nur die wenigen Optimisten, die auch den RK 03 Berlin gegen den vielfachen Deutschen Meister SC Neuenheim vorne gesehen haben. Genug Potential für ein paar faustdicke Überraschungen birgt auch der 13. Spieltag. Wir verraten Euch, wo am kommenden Wochenende etwas in der Luft liegt.
SC Frankfurt 1880 : Hannover 78
Samstag, 10. April 2010 15:00 Uhr
Das Zauber-Rugby der vergangenen Spielzeiten bekamen die verwöhnten Frankfurter Anhänger in dieser Spielzeit bislang noch nicht zu sehen. Auch gegen den Heidelberger RK stotterte die Angriffsmaschinerie des Meisters, unter zugegebenermaßen sehr widrigen Platzbedingungen, zusehends. Gegen einen taktisch hervorragend eingestellten und sehr diszipliniert auftretenden Gastgeber konnten sich die Hessen erst nach dem verletzungsbedingten Ausfall des Heidelberger Schlüsselspielers Pieter Jordaan und der Hereinnahme der beiden Nationalspieler Jamie Houston und Alexander Hauck entscheidende Feldvorteile verschaffen. Es waren die Youngsters der Mainstädter, die Nerven zeigten, der hochtalentierte Timo Vollenkemper blieb auf der Flanker-Position weitestgehend blass und benötigt wohl noch etwas, um endgültig in der 1. Bundesliga anzukommen, dem 20-jährigen 2. Reihe Mann Rico Schomacker, der sein erstes Bundesligaspiel von Beginn an bestritt, fehlen offensichtlich noch ein paar Kilos, um auf Bundesliganiveau ein Wörtchen mitsprechen zu können und Anton Ewald, der im Saisonverlauf von Verbinder auf Schluss gewechselt war, hatte auf dem schweren Boden große Probleme mit seinem Stellungsspiel und offenbarte auch einige Schwächen unter den zahlreichen hohen Bällen, mit welchen ihn der Vizemeister über 80 Minuten gnadenlos eindeckte. Doch schon gegen Hannover 78 dürfen wir einen anders auftretenden Deutschen Meister erwarten. Sicherlich werden in der kommenden Woche Jamie Houston und Alexander Hauck in der Startaufstellung stehen und gemeinsam mit den gegen den HRK bärenstarken 3. Reihe-Stürmern Ross Warrick und Andrew Porter für Verwüstung in Gegners Reihen sorgen und bei dem zu erwartendem optimalen Rugbywetter, wird auch die brandgefährliche Frankfurter Hintermannschaft ihre Spiellaune wieder finden und somit dem Aufsteiger einiges an Kopfzerbrechen bereiten.
Hannovers Trainer-Team kann erstmals in der Saison “aus dem Vollen schöpfen”. Trotzdem macht man sich am Schnellen Graben keine Hoffnungen auf eine Sensation. Man hofft zwar, dass die Gastgeber aus der Mainmetropole den ein oder anderen Stammspieler schonen oder sich noch nicht so gut eingespielt in Hessens Bankenhauptstadt vorstellen, doch am Schnellen Graben macht man sich keine falschen Hoffnungen und möchte nur versuchen, die drohende Niederlage so niedrig wie möglich zu halten. Doch am meisten wird man in der ehemaligen Rugbyhochburg Hannover hoffen, dass den Abstiegskonkurrenten nicht noch einmal so ein Husarenstreich gelingen mag, wie am vergangenen Wochenende. 5 Spieltage vor Saisonende hat sich der RK 03 Berlin mit dem unerwartenden Heimsieg gegen den SC Neuenheim aus dem Abstiegskampf verabschiedet und auch der RK Heusenstamm liegt bereits 6 Punkte vor dem abstiegsbedrohten Aufsteiger, weshalb jeder weitere Punktgewinn der Füchse bereits das vorzeitige Saisonende für die Niedersachsen bedeuten könnte, zumal am letzten Spieltag gegen eine schwach agierende RG Heidelberg ein Punktgewinn durchaus im Bereich des Möglichen gewesen wäre. Die anstehende schwere Auswärtsreise möchte Gäste-Coach Gabbei in erster Linie zum Rotieren nutzen, um sich ein Bild davon zu machen, welche Kombinationen für den Rest der Saison am besten passen. Der erfahrene Südafrikaner Will Gough wird am Main als Schlussspieler auflaufen und auch auf Sturmreihe drei wird es im Vergleich zum letzten Spieltag ein paar Veränderungen geben. Zudem hofft man noch darauf, dass der britische Neuzugang Ian Oates seine Flitterwochen rechtzeitig beendet, um erstmals in dieser Saison die zweite Reihe des Aufsteigers zu verstärken.
TotalRugby Prognose: In Hannover ist man über den Verlauf des letzten Spieltags mit Sicherheit enttäuscht, zum Einen schlug sich die eigene gute Leistung nicht in Form von Tabellenpunkten nieder und zum Anderen punkteten die direkten Abstiegskonkurrenten gegen Teams aus dem oberen Tabellendrittel. Der Meister liegt zwar nach dem Arbeitssieg über Vizemeister HRK voll auf Kurs in Richtung Heim-Halbfinale, doch der fehlende Spielfluss und die vielen leichten technischen Fehler werden Coach Aaron Satchwell überhaupt nicht geschmeckt haben. Im Hinspiel konnten die 80er die 78er mit 43-0 bezwingen, es ist jedoch davon auszugehen, dass dieser Vorsprung auf eigenem Rasen noch höher ausfällt. Der SC80 entdeckt sein gefährliches Angriffsspiel wieder und gewinnt gegen den Aufsteiger mit 57 Punkten Vorsprung.
SC Neuenheim : Heidelberger RK
Samstag, 10. April 2010 15:00 Uhr
“Wir haben wohl über die Wintermonate nicht gut genug gearbeitet”, so das Fazit von Neuenheims Vorstands-Vorsitzenden Ramachandra Aithal nach der gleichermaßen überraschenden wie enttäuschenden Niederlage seiner Mannschaft beim RK 03 Berlin. Der Heidelberger Stadtteilverein ist nun vor dem Topspiel des 13. Spieltages in der unangenehmen Situation, unbedingt gewinnen zu müssen, will man nicht zum ersten Mal seit Spieltag eins (TotalRugby-Fieberkurve) wieder auf einen Tabellenplatz fallen, der am Ende der Spielzeit nicht zur Teilnahme an den Halbfinalspielen berechtigen würde. “Bei uns herrscht vor dem Spiel eine gewisse Anspannung, auch deshalb, weil es ein ganz wichtiges Spiel gegen einen direkten Rivalen um die Play-Offs ist, wenn wir das gewinnen, sind wir 10 Punkte vor”, rechnet Neuenheims Coach Ladislaus Vigh vor. Ein Vorsprung, welchen der Deutsche Vizemeister trotz des vermeintlich leichtesten Restprogramms aller Spitzenteams vermutlich nicht mehr aufholen könnte. Das Trainer-Duo Vigh-Kuhlmann hat der Mannschaft über die Osterfeiertage eine Ruhepause verordnet, damit die Akkus vor den entscheidenden Spielen im April und Mai noch einmal aufgeladen werden konnten und insbesondere, um den zur Zeit vielen angeschlagenen Aktiven im Kader der Blauen die Chance einzuräumen, ihre Wehwehchen bestmöglich auszukurieren. Die Tatsache, dass sich bis auf den langzeitverletzten Kapitän Lars Eckert, dessen Mitwirken schmerzlich vermisst wird, alle Spieler fit aus den Osterfeiertagen zurückgemeldet haben, zeigt, dass die Trainer mit ihrem Vorgehen das richtige Händchen bewiesen zu haben scheinen. “Wir wollen das Spiel unbedingt gewinnen, auch, um uns für die doofe Niederlage gegen den RK 03 Berlin zu rehabilitieren, wo wir trotz Überlegenheit im Sturm in den entscheidenden Situationen teilweise dumme und vermeidbare Fehler gemacht haben, wodurch wir immer wieder zurückgeworfen wurden. Wenn wir den Platz gegen den HRK als Sieger verlassen wollen, gilt es, diese Fehler am Samstag zu vermeiden”, so Vigh, der als Aktiver selbst viele Jahre das Trikot des Ruderklubs getragen hat, zur Zielsetzung seiner Fünfzehn. Es ist normalerweise nicht die Art des zurückhaltenden Hintermannschafts-Trainers des Bundesligavierten, einzelne Spieler hervorzuheben, doch besonderes großen Gefallen findet er an den konstant guten Leistungen von Marten Strauch, der in dieser Spielzeit seinen Coach sowohl als Nummer 15, 13 oder wie zuletzt als Nummer 12 zu überzeugen wusste. Der formstarke Ex-Nationalspieler, welcher zur Zeit mit einer Kreuzbandverletzung aufläuft und welchem in den vergangenen Spielzeiten häufig nachgesagt wurde, sein Trainingseifer würde nicht seinem großen Talent entsprechen, hat angekündigt, auch im Schlüsselspiel gegen den Lokalrivalen noch einmal für 80 Minuten auf die Zähne zu beißen. Von anderen Spielern in seinem Kader erwartet Vigh, dass sie die kommenden Wochen dazu nutzen, um intensiv an ihrer Form zu feilen, um auf ein ähnliches Level wie Strauch zu kommen. “Wir denken jedoch ohnehin nur von Spiel zu Spiel und der nächste Gegner heißt HRK, ich bin mir aber sicher, dass wir in der entscheidenden Phase, auch dank der Unterstützung unserer hoffentlich zahlreichen Anhänger, voll da sein werden”, konstatiert der SCN-Coach.
Die Spieler des Heidelberger RK wurden von ihrem Coach über die Osterfeiertage nicht geschont, ganz im Gegenteil, schon einen Tag nach dem Nachholspiel gegen Meister Frankfurt wurde in einer intensiven Skills-Einheit weiter am Zusammenspiel der Ruderer gefeilt. Die Stimmung beim Heidelberger Ruderklub ist trotz der knappen Niederlage gegen Meister 80 Frankfurt gut, da man im Umfeld mit der gegen Meister Frankfurt gezeigten Leistung durchaus zufrieden war. Als großes Manko wurde allerdings die Chancenverwertung ausgemacht, diese will man verbessern, um künftig auch die Teams aus dem oberen Tabellendrittel wieder regelmäßig zu schlagen. Der Kader, mit welchem man beim Sportclub antreten wird, ähnelt der Mannschaft, welche bei der Schlammschlacht gegen Frankfurt aufgelaufen war. Der talentierte U21-Nationalspieler Carlo Schmidt kehrt in die Mannschaft zurück, für ihn wird sich vermutlich Benedikt Rehm auf der Ersatzbank wiederfinden. Es sei denn, der angeschlagene 2. Reihe-Stürmer Daniel Armitage fällt aus, dann könnte Routinier Ballerin auf die 2. Reihe vorrücken und somit auf der 3. Reihe Platz für Schmidt machen. Ansonsten hofft man, dass die Hintermannschaftsspieler Pieter Jordaan und Jimmy Keinhorst rechtzeitig bis zum Anpfiff wieder fit sein werden. Während Ersterer schon wieder mit dem Team trainieren kann und gegen die Königsblauen voll belastbar sein dürfte, steht hinter dem Einsatz von Keinhorst, welcher sich beim 7s-Turnier in Nancy am Rücken verletzte, noch ein kleines Fragezeichen. Obwohl der Druck auch für die Blau-Weiß gestreiften am Samstag groß sein wird, schließlich kann man die Play-Off Hoffnungen bei einer neuerlichen Niederlage wohl endgültig begraben, blickt man dem neuerlichen Kräftemessen mit dem Stadtrivalen zuversichtlich entgegen. Im Vergleich zum verlorenen Pokalhalbfinale vor wenigen Wochen, hat die Mannschaft ein doch deutlich anderes Gesicht. Die damals auf Länderspielreise befindlichen Nationalspieler Steffen Liebig, Anjo Buckman und Patrick Schliwa sind ebenso zurück im Kader wie Ex-U21-Nationalspieler Arthur Zeiler. Gerade die beiden zuletzt genannten spielen bisher eine lupenreine Saison und konnten der in der Bundesliga zu Recht als Maßstab geltenden 1. Reihe des SC Frankfurt 1880 im letzten Spiel über die gesamte Spielzeit eindrucksvoll Paroli bieten. Auf die beiden jungen 1.Reihe-Stürmer warten mit Luis Vasquez und Marcus Trick auch am kommenden Samstag zwei ganz schwere Brocken, doch beim HRK zeigt man sich mehr als zuversichtlich, dass Zeiler und Schliwa auch in diesem Spiel ihr großes Potential abrufen werden. Besonders stolz ist man beim “Team Capri Sonne” darüber, dass im Windschatten der starken ausländischen Profis die deutschen Spieler zu gestandenen Bundesligaspielern reifen. Sowohl Neureuther, Buckman, Steffen Liebig und allen voran Schluss Jimmy Keinhorst zeigten gegen Frankfurt nach dem frühen Ausfall von Jordaan starke Leistungen und auch die eingewechselten Spieler führten zu keinem Leistungsabfall, sondern konnten dem Spiel ein paar wichtige Impulse geben. “Für uns führt an einem Sieg – am besten natürlich mit Bonuspunkt, kein Weg vorbei, wenn wir noch aus eigener Kraft einen Play-Offs erreichen wollen”, so Nationalspieler Steffen Liebig im Vorfeld der Begegnung kämpferisch.
TotalRugby Head to Head: Der ehemalige U21-Nationalspieler Alexander Biskupek ist einer von den vielen HRK-Eigengewächsen, die es verstehen, sich unter den neuen, professionelleren Bedienungen beim Klub zu behaupten und zu entwickeln. Der 22-jährige Koch spielt eine solide Saison und überzeugt in erster Linie durch seine große Mobilität und seine Spielstärke, weshalb er im offenen Spiel wie ein weiterer 3. Reihe-Stürmer agiert, eine Position, die Biskupek bei Personalmangel durchaus auf Bundesliganiveau bekleiden kann. Im letzten Spiel gegen den SC Frankfurt 1880 zeigte der junge Hakler jedoch ungewöhnliche Schwächen beim Gasseinwurf, ein Bereich, an welchem er gegen den Sportclub Neuenheim ganz besonders gefordert sein wird, zumal wenn mit Daniel Armitage der neben dem gesperrten Caine Elisara und dem verletzten Andreas Kerber beste Fänger im Kader des Heidelberger RK wirklich ausfallen sollte. Auch Neuenheims Hakler Grigol Sanadiradze hatte im Saisonverlauf schon mal mit zittrigen Händen beim Gasseeinwurf zu kämpfen, doch die Rückkehr des als starker Fänger bekannten Christian Hug sorgt für mehr Variation im Neuenheimer Gassespiel und damit auch dafür, dass der George sein Ziel wieder problemlos finden sollte. Der 29-jährige Schreiner, der für die georgische U19-Nationalmannschaft bei der Weltmeisterschaft in Wales aufgelaufen war und vor sowohl den georgischen als auch den deutschen Meistertitel sein Eigen nennt, ist nicht ganz so mobil, wie sein 7 Jahre jüngerer Gegenüber. Er verfügt aber über jede Menge Erfahrung und ist am Gedränge wohl etwas stärker einzuschätzen als der gut 5 Kilogramm leichtere Biskupek. Da die Gasse am Samstag durchaus über Sieg und Niederlage entscheiden können wird, liegt der Unterschied zwischen Sieg und Niederlage vielleicht in den Händen der beiden Spieler mit der Rückennummer zwei.
TotalRugby Prognose: Das Topspiel des 13. Spieltages verspricht eine ganz enge Kiste zu werden. Für beide Mannschaften steht nicht weniger als das Meisterschaftshalbfinale auf dem Spiel. Mit einem Sieg über den SC Neuenheim könnte der Heidelberger RK auf einen Schlag eine verkorkste Saison doch noch zum Guten wenden und erfolgreich für die bittere Pokalhalbfinal-Niederlage Revanche nehmen. Bei einer Niederlage wäre man wohl endgültig aus allen Wettbewerben ausgeschieden und könnte sämtliche Energien der akribischen Vorbereitung kommenden Spielzeiten zuwenden, wohingegen für den Sportclub eine Niederlage zwar nicht gleichbedeutend mit dem verpassen der Play-Offs wäre, doch bei dem knüppelharten Restprogramm der Königsblauen, welche an den letzten drei Spieltagen gegen den TSV Handschuhsheim, den Berliner RC und die RG Heidelberg ran müssen, dürfte man sich keinen Ausrutscher mehr erlauben. Obwohl beide Teams am vergangenen Spieltag das Feld als Verlierer verlassen mussten, präsentierte sich der Ruderklub in sehr guter Form, während der SC Neuenheim in Berlin völlig von der Rolle war. Der HRK wird seine gute Form konservieren und gegen einen verbesserten SCN mit 9 Punkten Vorsprung gewinnen.
ASV Köln : RK 03 Berlin
Samstag, 10. April 2010 15:00 Uhr
Zum Leidwesen der Kölner fällt ihr bundesligaerfahrenster Akteur, Kapitän Sandro Metzler, nach seiner Schulter-OP weiter aus und auch Volkan Cevik, Metzlers etatmäßiger Vertreter auf der Gedrängehalb-Position, kann nach einer Meniskus-Operation in der Winterpause noch nicht wieder mitmischen. Doch davon lassen sich die Kreuzritter nicht beirren und ziehen trotzdem frohen Mutes in die “Schlacht” gegen die Gäste aus Berlin. Die stark verbesserten Leistungen in den beiden letzten Begegnungen gegen den SC Neuenheim und den TSV Handschuhsheim haben Mut gemacht. Gegen den Sportclub konnten die Weinroten einen Versuch erzielen, ein Kunststück, welches in dieser Spielzeit bisher zuvor erst viermal gelungen war und gegen die Löwen aus Handschuhsheim verabschiedete man sich nach einer famosen Verteidigungsleistung mit 0-14 in die Halbzeitpause. Im Duell mit dem RK 03 Berlin möchten die Rheinländer diese Energieleistung nun endlich mal über die volle Spielzeit abzurufen. Man hat zwar über die Osterfeiertage den Trainingsbetrieb etwas heruntergefahren, lediglich am Gründonnerstag haben die Jecken eine intensive Einheit bestritten, bei bei dieser lag das Hauptaugenmerk aber auf der Verteidigung und den Standardsituationen und damit auf eben den Mitteln, mit welchen das junge Team der Ostberliner beim Gastspiel im Kölner Rugby Park geknackt werden soll. Zumal man in der Rhein-Metropole das Gefühl hat, dass die 51-10 Hinspiel-Niederlage keinesfalls die Leistung auf dem grünen Rasen widergespiegelt hat. Entscheidend zu einem besseren Ergebnis beitragen soll 2. Reihe-Stürmer Paul Schmitz, der von den TotalRugby-Usern in die TotalRugby XV der Hinrunde gewählt worden ist und die kräftige Nummer 8 Michael Kessler, welchen die Kölner im Angriffsspiel ganz gezielt einsetzen wollen, um den Gegnern möglichst großes Kopfzerbrechen zu bereiten. Außerdem wussten zuletzt die beiden Nachwuchsleute Kevin Kolatzik (18) und Felix Bedorf (19), dem gegen den Sportclub Neuenheim auch der Kölner Ehrenversuch vergönnt war, mit guten Leistungen vermehrt auf sich aufmerksam zu machen.
Der RK 03 Berlin hat zahlreiche Nachwuchstalente, die in dieser Saison mit starken Leistungen auf sich aufmerksam machen konnten, insbesondere die beiden jungen DRV-Spieler Benjamin Ulrich und Lukas Hinds-Johnson, die trotz ihres zarten Rugbyalters das Team mit ihrer energiegeladenen Spielweise mitreißen und dadurch zu echten Führungsspielern geworden sind. Dabei nicht mithelfen kann der 7s-Nationalspieler Philipp Niemier, dieser zog sich beim DRV 7s in Nancy eine schwere Schulterverletzung zu und wird vorerst auf unbestimmte Zeit ausfallen. Das ist nicht die einzige Veränderung gegenüber dem siegreichen Spiel gegen den SC Neuenheim, Kapitän Christian Lill kehrt von der U18-Europameisterschaft zurück und wird seine angestammte Position als Gedrängehalb einnehmen und der irisch-stämmige Schluss Jan-Simo Byrne wird als Schluss ins Team zurückkehren. Ansonsten wird man sich mit nahezu identischem 22-Mann-Kader auf die lange Ost-West-Reise begeben. Die Motivation im Team war nach dem Überraschungs-Coup über den Vorjahreshalbfinalisten natürlich riesig und entsprechend positiv verliefen auch die letzten Trainingseinheiten der Hauptstädter, welche über die Osterfeiertage von ihrem Trainer eine kleine Verschnaufpause spendiert bekamen. “Gegen Köln wollen wir unser Spiel durchziehen und die spielbestimmende Mannschaft sein”, so Manager Lutz Joachim, der Spielen gegen schlechter platzierte Mannschaften eine enorme Bedeutung beimisst und daher zu besonderer Konzentration mahnt. “Wir wollen von Spiel zu Spiel denken und wenn uns das gelingt geht ja vielleicht noch was nach oben”, erlaubt sich Joachim ein bisschen zu träumen. Doch wer auf das Restprogramm des RK 03 Berlin blickt und die Entwicklung des dynamischsten Bundesliga-Vereins über die letzten zwei Spielzeiten verfolgt hat, wäre vermessen, dem sympathischen Berliner-Manager diese Träumerei nicht zuzugestehen. Schließlich wurde auch das vor dem letzten Spieltag erstmals offiziell verkündete Ziel, “eines der Topteams zu schlagen”, schneller erfüllt, als es im Vorfeld hätte erwartet werden können.
TotalRugby Prognose: Sicher hat der ASV Köln noch in der Hinrunde ein Rückspiel gegen den RK 03 Berlin als eine der “must win” Partien im Kampf um den Klassenerhalt ausgemacht. Doch bei inzwischen schon 17 Punkten Rückstand zum rettenden Ufer und in Anbetracht der zuletzt überragenden Leistungen der Hauptstädter, ist der Klassenerhalt in unerreichbarer Ferne, weshalb es für die Crusaders auch dieses Wochenende nur um Schadensbegrenzung gehen kann. Der RK 03 sieht sich dahingegen in der ungewohnten Situation als haushoher Favorit in eine Partie zu gehen, eine Aufgabe, welche gegen die Kölner und ihren unangenehmen Sturm nicht auf die leichte Schulter zu nehmen ist. Der ASV wird die Partie in der ersten Hälfte recht offen gestalten können, doch in der zweiten Hälfte brechen die Dämme bei der Heimmannschaft und der konditionsstarke RK 03 sichert sich Sieg und Bonuspunkt mit 41 Punkten Vorsprung.
Berliner RC : TSV Handschuhsheim
Samstag, 10. April 2010 15:00 Uhr
Beim Berliner RC und seinen für gewöhnlich so unerschrockenen Akteuren sitzt der Stachel der letzten Niederlage ganz ganz tief. “Glücklicherweise sind bis auf ein paar angekratzte Egos keine anderen Verletzungen hinzugekommen”, verkündet Pressesprecher Elenio Mattera vielsagend. Im Spiel eins der post-Grzanna/van Look-Ära zeigte sich ganz deutlich, dass die beiden zentralen Figuren des Berliner Spiels der letzten Jahre auch von einer noch so talentierten Mannschaft nicht ohne weiteres ersetzt werden können. “Wir arbeiten akribisch daran, dass die Leistungskurve wieder nach oben zeigt, schließlich wollen wir uns das, was wir über viele Jahre aufgebaut haben, nicht auf einen Schlag wieder ruinieren”, so Mattera. Was er damit meint ist klar: Der Berliner RC hat in den letzten Jahren einen langen steinigen Weg von einer grauen Maus der Liga zu einem absoluten Topteam zurückgelegt. Die über Jahre hervorragende Jugendarbeit schien sich auszuzahlen und gegen Ende der letzten Spielzeit galten die damals zu Ehren ihres verstorbenen Vorsitzenden Fritz Feyerherrm ganz in schwarz gekleideten Westberliner für viele selbsternannten Rugby-Experten Deutschlands als das spielstärkste Team der Liga und damit als legitimer Anwärter auf den Meisterschaftsthron. Zu Saisonbeginn folgte dann der finanzielle Kraftakt und es gelang erstmals in der Geschichte der traditionell in Rot-Weiß-Schwarz gekleideten Berliner, einen Profitrainer an die Spree zu locken, wodurch eben diese Rugbyexperten spätestens für die Saison mit einer Berliner Mannschaft rechneten, welche mit Meister Frankfurt und Vizemeister Heidelberger RK bis zum letzten Spieltag um den Bronzeball kämpft. Doch die Emotionen, die große Stärke und zugleich auch Achillesferse im Kader des Berliner Rugby Clubs sind es, welche den Herrenbereich in den abgelaufenen und bevorstehenden Wochen und Monaten vor eine große Zerreißprobe gestellt haben und weiterhin stellen dürften. Just in diesem Moment kommt mit dem TSV Handschuhsheim, aus Berliner Sicht, ein ganz unangenehmer Gegner an die Spree. Die Löwen mit ihrem bulligen Sturm und ihrer gradlinigen Spielweise gehören nicht zu den Lieblingsgegnern der Gastgeber, die dennoch, laut Mattera “alles daran setzen werden, die Punkte diesmal zu Hause zu behalten”. Immerhin ist man seit dem 12. Spieltag die ungeliebte Favoritenrolle los und auch der Druck, welcher der Kampf um die Play-Offs verursacht haben könnte, gehört der Vergangenheit an, d.h. man kann sich in Berlin endlich wieder auf das konzentrieren, was in der letzten Spielzeit so vorzüglich gelungen war – Rugby spielen!
Beim TSV war man besonders eifrig über die Feiertage. Da die 2. Mannschaft der Löwen, verstärkt durch einige Ergänzungsspieler der 1. Garde, zum Ligapokal-Halbfinale in Hamburg antreten musste und die 1. Mannschaft gegen den holländischen Vizemeister “Dukes” aus s’Hertogenbosch antrat, blieb nicht viel Zeit, um im Graben der Handschuhsheimer Tiefburg auf Ostereier-Jagd zu gehen. Warum man sich beim Heidelberger-Stadtteilverein so intensiv auf den Vergleich mit dem Berliner RC vorbereitet liegt auf der Hand, mit einem Sieg bei gleichzeitiger Niederlage des Heidelberger RK könnte man an Heidelberger-Tiergartenstraße schon langsam mit den Planungen für eine Halbfinalpartie beginnen. Bei einer Niederlage hingegen steckt man wieder mittendrin im Kampf um die Plätze 1-4 und muss damit rechnen, im schlimmsten Fall, wie schon in der Saison 2008/09 beim Kampf um die Meisterschaft, nur als Zaungast dabei sein zu dürfen. Dies ist auch der Grund, weshalb ein Teil der Handschuhsheimer-Delegation schon am Freitag in die Bundeshauptstadt reist, man möchte möglichst ausgeruht in diese unter Umständen für den weiteren Saisonverlauf ganz entscheidende Partie gehen. “Wir müssen gewinnen, um oben dabei zu bleiben. Berlin hat eine sehr heimstarke Mannschaft und wir müssen 150% geben, um hier zu gewinnen.”, ist sich auch Jech über den richtungsweisenden Charakter der kommenden Begegnung im Klaren. Bis auf den verletzten Alexander Hug, welcher bereits in gewohnter Verbissenheit an seinem baldigen Comeback arbeitet, werden auch die wenigen angeschlagenen Spieler im Kader des Tabellendritten wieder uneingeschränkt einsatzfähig sein und damit ihren Teil zum angestrebten Auswärtserfolg beitragen können. Auf jeden Fall wieder mit dabei ist U18-Nationaltrainer Jan Ceselka, der mit Sicherheit schon eine Taktik ausgearbeitet hat, mit welcher es gelingen soll, TotalRugby Top Try Scorer Alexander Pipa mit Bällen zu füttern. Dem 26-jährigen Banker war gegen den ASV Köln das Kunststück gelungen, nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit vier Versuche zu erzielen, womit er seinen Löwen quasi im Alleingang den Offensiv-Bonuspunkt sicherte.
TotalRugby Prognose: Die Berliner werden befreit vom Leistungsdruck und mit einer kräftigen Portion Wut und Frust im Bauch auf den TSV Handschuhsheim warten, der gut beraten wäre, sich auf seine Stärken zu besinnen und sich auf keinen offenen Schlagabtausch mit den topfitten Spielern des Bundesliga-Sechsten einzulassen. Das Hinspiel konnten die Gäste nach überzeugender Leistung mit 25-11 zu ihren Gunsten gestalten, auf ein ähnlich souveränes Ergebnis sollten die Handschuhsheimer an der Spree nicht hoffen. Dennoch wird der TSV nach 80 hart umkämpften Minuten die Nase vorne haben, wenn auch diesmal nur mit 4 Punkten Vorsprung.
RG Heidelberg : RK Heusenstamm
Sonntag, 12. April 2010 15:00 Uhr
Eingerostet umschreibt die Leistung der Orangenen zum Rückrundenauftakt mit Sicherheit recht treffend. Der Sturm des Tabellenführers präsentierte sich pomadig und vertändelte trotz großer Überlegenheit in Gasse und Gedränge zahllose Bälle im offenen Spiel. In der Hintermannschaft wurden zahlreiche Bälle fallen gelassen und durch unnötig hohes Risiko häufig Einlaufchancen für die eifrigen Hannoveraner ermöglicht. Nationalspieler Christopher Weselek, in Hannover Heidelbergs Bester, wird aufgrund von beruflichen Verpflichtungen gegen den RK Heusenstamm ebenso fehlen, wie 3. Reihe-Stürmer Jeff Tigere, der nach einer Schulter-OP weiter im Aufbautraining ist. Doch für den inzwischen 32-jährigen Zimbabwer scheint mit dem jungen Raphael Ruck ein adäquater Nachfolger bereits parat zu stehen. Der 18-jährige Nachwuchsspieler kam gegen 78 in der zweiten Halbzeit für den enttäuschenden U21-Nationalspieler Niklas von Reischach und wusste sofort mit krachenden Tacklings und einigen gelungen Aktionen im Offensiv-Spiel auf sich aufmerksam zu machen. Ob Rudolf Finsterer den Mut hat, seine jüngste Entdeckung schon gegen den RK Heusenstamm aufzubieten, oder ob er auf die Dienste eines erfahreneren Akteurs vertrauen wird, bleibt abzuwarten. Wieder mit von der Partie sind die beiden Nationalspieler Tim Coly und Kehoma Brenner, während Ersterer seine Lehrprobe an der Konrad-Adenauer-Realschule Pforzheim erfolgreich absolviert hat, ist Brenner wohlbehalten von seinem Hongkong-Trip mit den Wild Titans zurückgekehrt. “Der RK Heusenstamm ist ein ganz unangenehmer Gegner, der uns in der Vergangenheit schon häufig Probleme bereitet hat, wir müssen am Sonntag unsere beste Leistung abrufen, um am Ende nicht wieder eine böse Überraschung zu erleben”, warnt Nationalspieler Manuel Wilhelm vor der Begegung gegen die Füchse.
4 Versuche und der Offensiv-Bonuspunkt bleiben auch gegen die RG Heidelberg erklärtes Ziel der offensiv ausgerichteten Gästemannschaft. “Der Sieg letzte Woche gegen den BRC war natürlich Gold wert und auch wenn wir uns im Vorfeld Chancen ausgerechnet haben, war er nicht zu erwarten”, lässt Heusenstamms Trainer Jens Steinweg den vergangenen Spieltag zufrieden Revue passieren. Besonders angetan zeigte sich der Füchse-Coach von der Leistung seiner jungen Flanker-Paarung Salim Cavus und Max Dahlke, die gegen den Berliner Rugby Club aus einer durch die Bank guten Mannschaft herausgestochen waren. “Die beiden haben wirklich tolle Arbeit geleistet”, lobt Steinweg. “Vielleicht gelingt uns ja auch gegen die RGH eine Überraschung. Wir werden alles dafür tun, um am letzten Spieltag kein Endspiel um den Abstieg gegen Hannover 78 zu haben”, so Steinweg weiter. Für Erleichterung bei den Heusenstammern sorgt die Nachricht, dass die Verletzung von 1. Reihe-Mann Markus Otterbein wohl doch nicht so ernst ist wie zunächst befürchtet, doch am kommenden Sonntag wird der kräftige 21-jährige wohl noch nicht wieder spielfähig sein und auch ein Einsatz von 3. Reihe-Stürmer Sebastién Hartmann scheint noch unklar. Doch im Zweifel werden angeschlagene Spieler “für die beiden Endspiele” gegen den RK 03 Berlin und Hannover 78 geschont. Den Spielern auf dem Feld wird aber kein Recht zur Schonung eingeräumt, da sonst keine Bonuspunkte gewonnen werden können. Schließlich ist Angriff aus Sicht der Füchse die beste Verteidigung!
TotalRugby Prognose: Früher wäre der RK Heusenstamm mit der Gewissheit einer sicheren Niederlage nach Heidelberg gereist, doch seit man in der letzten Spielzeit erstmals gegen den Meister der Jahre 2006 und 2007 triumphieren konnte, begegnet man der Rudergesellschaft selbstbewusst und glaubt an seine Chance. Doch besonders groß dürfte diese am kommenden Sonntag nicht sein, schließlich will die RGH eine ähnliche Bauchlandung wie in der letzten Spielzeit verhindern und gewinnt daher unspektakulär aber sicher mit 23 Vorsprung gegen den RKH.
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