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Finsterer: “Immer positiv nach vorne blicken!”
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Geschrieben von Christian Düncher   
Dienstag, 23. März 2010

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(c) A+M Bruno

2001 hatte Rudolf „Bazi“ Finsterer die deutsche Rugby-Nationalmannschaft als Trainer übernommen. Sein größter sportlicher Erfolg war der Aufstieg mit dem Team in die EM-Division 1. Sein größter Erfolg neben dem Platz: Er formte die Mannschaft zu einer echten Einheit.



Diese „Familie“, wie er sie nannte, stieg am Samstag nach nur einer Saison aus der europäischen Spitzenklasse ab. Und auch der „Vater“ verabschiedete sich. „Bazi“ gab direkt nach dem Spiel seinen Rücktritt als Nationaltrainer bekannt.

Rudolf Finsterer, wie groß ist die Enttäuschung bei Ihnen direkt nach dem Spiel?
Über das Spiel muss man nicht mehr großartig reden. Das war ganz klar unsere beste Leistung in diesem Jahr. Wir haben versucht das umzusetzen, was wir uns vorgenommen haben, waren die ganze Woche über zusammen.

Warum hat es am Ende trotzdem nicht gereicht?
Jeder, der Rugbyverstand hat, hat gesehen, dass die Mannschaft wollte. Um mit mehr als elf Punkten zu gewinnen, muss man natürlich auch ein bisschen Glück haben. Das hat leider nicht geklappt. Ich hatte aber zumindest gehofft, dass wir uns mit einem Sieg verabschieden. Vielleicht haben wir ihn in den letzten drei Minuten selbst weggeworfen – durch Übereifer. Wir haben ganz klar versucht, das Beste zu geben. Aber das Beste ist manchmal halt nicht gut genug – und dann geht man mit einer Niederlage vom Platz. Die elf Punkte, die wir aufholen mussten, waren vielleicht zu viel. Die haben wir eventuell schon vorher verschenkt.

Sie haben unmittelbar nach dem Spiel ihren Rücktritt verkündet. Wann ist die Entscheidung gefallen?
Schon vor dem Spiel. Ich hatte das mit meiner Frau besprochen und einige andere Leute im Vorfeld informiert. Auch die Mannschaft wusste vor dem Spiel bescheid. Aber ich hänge natürlich am Rugby, keine Frage. Wir bekommen nichts dafür, aber wir haben unsere Kameradschaft. Ich habe einmal das Wort Familie geprägt. Und als ich heute Mittag vor dem Spiel in die Runde geguckt habe, hat man gesehen, dass es eine Familie geworden ist. Dafür stehe ich und dafür trete ich ein. Rugby ist mein Leben – und das hört auch nicht auf. Auch wenn ich jetzt nicht mehr Nationaltrainer bin.

Was waren die Gründe für den Rücktritt?
Man sollte den Leuten immer die Chance geben, auch mal mit einem anderen Trainer zusammenzuarbeiten. Wir haben mit Bruno Stolorz zum Beispiel einen Trainer, der das richtig gut macht und bei der Mannschaft auch gut ankommt. Mal sehen, inwieweit ich da noch helfen kann. Ob ich gut genug bin, um noch im mentalen Bereich etwas beizutragen, sollen andere Leute entscheiden. Wichtig ist für mich, dass es den Buben gut geht.

Das Team wurde trotz der Niederlage mit Applaus verabschiedet. Aber es gab auch vereinzelte Unmutsäußerungen…
Einige Leute sollten sich mal an die Nase packen und endlich positiv denken. Nicht negativ, sondern immer positiv – das ist mein Motto. Den ganzen Schreiern, die in irgendwelchen Foren schreiben und die Spieler beschimpfen, sollte man die dunkelrote Karte zeigen uns sie nie mehr auf den Sportplatz lassen. Denn die bringen das deutsche Rugby nicht nach vorne. Das sind die Totengräber des Rugbysports. So Leute will ich nicht mehr sehen. Die haben zum Teil selbst nie auf hohem Niveau gespielt. Das sind Gaukler, die kann man nicht gebrauchen.

Wie steht es um die Zukunft des Rugbysports hierzulande? Müssen junge Spieler noch mehr gefördert werden oder vielleicht im Ausland Erfahrung sammeln?
Im Moment sehe ich nicht viele Leute, die im Ausland auf hohem Niveau spielen könnten. Aber die Zukunft wird es richten. Man muss jetzt sehen, was passiert. Wir haben ja zum Beispiel die „Wild Academy“, aber die muss man vielleicht umstrukturieren. Einen goldenen Jahrgang wie den, der die aktuelle Mannschaft geprägt hat, gibt es nicht so oft. Aber es kommen einige gute Talente nach. Die müssen gefördert werden. Wenn das gelingt, sind wir in zwei, drei Jahren wieder in der EM-Division 1.

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Kommentare (7)add comment

wacco said:

1497
"Das war ganz klar unsere beste Leistung in diesem Jahr."
Ich hab persönlich nur die Heimspiele gesehen, kann das aber soweit bestätigen. Manche reden von fehlendem Willen zum Sieg, dabei sollte man sich doch mal vor Augen halten was die Spieler "durchlebt" haben:
Aufstieg, 2 Jahre nur auf die Mütze bekommen(unter durchaus richtig schlechten Bedingungen die sie nicht zu verschulden haben).... dann hat man im letzten Heimspiel die Möglichkeit einen Neuanfang zu starten - gegen einen Gegner der durchaus besiegt werden kann. 12 Punkte Vorsprung, da braucht man allerdings auch Glück. Ganz ehrlich, ich kann mir nichtmal vorstellen wie man bei so einer Chance nicht Motiviert sein kann... und auch gegen Spanien legt man keine 2 Versuche wenn man nicht dafür arbeitet.
Ich hatte von außen den Eindruck dass man als deutscher Spieler durchaus das Feld mit erhobenem Kopf verlassen hätte können.
März 23, 2010

Nyny said:

108
Peinlich...
Nimm den Batzi aus der Schusslinie und vor sich selbst in Schutz. Ist ja peinlich was der Mann loslässt. In der jetzigen Situation keinen besseren Ratschlag zu haben als 'Immer positiv nach vorne blicken' ist wirklich ein dickes Ding. Und wenn er allen Ernstes meint 'in zwei, drei Jahren wieder oben zu sein' setzt das dem ganzen noch die Krone auf.














März 23, 2010

Mahoney said:

685
...
Finde die Aussage vollkommen i.O.

Man hat ja anscheinend gesehen was die 5 Tage Vorbereitung ausmachen, wäre das die ganze Saison möglich gewesen hätten wir vielleicht die ganze Diskussion hier nicht. Und das bei gleicher (Amateur)Mannschaft und Trainerstab...

Lasst mal die Kirche im Dorf, bei allem Ärger und Verdruss...
März 23, 2010

Nyny said:

108
Dass das die ganze Saison...
...über möglich sein muss, dafür hat u.a. der Trainer zu sorgen.
März 23, 2010

mongo said:

97
Au Backe
Das Team wurde trotz der Niederlage mit Applaus verabschiedet. Aber es gab auch vereinzelte Unmutsäußerungen…
"Einige Leute sollten sich mal an die Nase packen und endlich positiv denken. Nicht negativ, sondern immer positiv – das ist mein Motto. Den ganzen Schreiern, die in irgendwelchen Foren schreiben und die Spieler beschimpfen, sollte man die dunkelrote Karte zeigen uns sie nie mehr auf den Sportplatz lassen. Denn die bringen das deutsche Rugby nicht nach vorne. Das sind die Totengräber des Rugbysports. So Leute will ich nicht mehr sehen. Die haben zum Teil selbst nie auf hohem Niveau gespielt. Das sind Gaukler, die kann man nicht gebrauchen."


Gibts denn noch andere Foren ausser dem TR?

Schade , solche Aussagen sollte er doch nicht nötig haben.
März 23, 2010

Chris said:

74
...
er hat es vielleicht nicht nötig doch wo er recht hat...
März 24, 2010

chabal said:

140
...
Chris leider hast du recht...
März 24, 2010

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