DRV-Trainer Rudolf Finsterer ist vom Klassenerhalt überzeugt - (c) Miriam May
Sieg mit mehr als elf Punkten Differenz oder Abstieg – so stellt sich die Situation für die deutsche Rugby-Nationalmannschaft vor ihrem letzten Saisonspiel in der EM-Division 1 dar.
Um den Tabellenvorletzten Spanien im direkten Vergleich noch zu überflügeln, muss das Team des Trainerduos Rudolf Finsterer (Mannheim) und Bruno Stolorz (Orléans) am Samstag (14.30 Uhr) in Heidelberg im Kellerduell mit den Iberern die 11:22-Niederlage aus dem Hinspiel wettmachen. Andernfalls wäre der Traum vom Mitmischen in der höchsten Spielklasse des Europäischen Rugby-Verbandes FIRA-AER nach nur einer Doppelsaison wieder geplatzt.
Aber selbst im Falle eines Sieges mit mehr als elf Punkten Differenz wäre die Auswahl des Deutschen Rugby-Verbandes (DRV) noch nicht gerettet. Denn Spanien hat noch ein Nachholspiel in der Hinterhand, muss am 27. März in Rumänien antreten. Wie schwer diese Aufgabe wird, hängt vermutlich auch davon ab, ob es für die Osteuropäer dann noch um den dritten Platz und damit um die Qualifikation für die WM 2011 in Neuseeland geht. Finsterer interessieren all diese Gedankenspiele nicht, er ist fest vom Klassenerhalt überzeugt: „Wir steigen nicht ab“, sagt der Nationaltrainer, der die Spanier mit seinem Team schon einmal besiegt hat. Damals, am 13. Mai 2006, gewann die DRV-Auswahl trotz einer miserablen Kickausbeute – ebenfalls in ihrem „Wohnzimmer“ Fritz-Grunebaum-Sportpark – mit 18:6. Zwölf Punkte Differenz – das würde diesmal reichen.
2006 reichte es nicht, weil Deutschland das Rückspiel mit 10:36 verlor. Spanien stieg in die EM-Division 1 auf, die DRV-Auswahl folgte erst zwei Jahre später. Zwei Jahre, in denen die Iberer wertvolle Erfahrung im Oberhaus gesammelt und sich weiterentwickelt haben. Dessen ist sich auch Claus-Peter Bach bewusst. „Die jüngsten Ergebnisse der Spanier“, sagt der DRV-Präsident, „zeigen, dass sie sich der Spitze der EM-Division 1 genähert haben. Ich hoffe, sie sind uns nicht zu sehr enteilt.“ Das Hinspiel-Ergebnis lässt dies zwar befürchten, täuscht jedoch über den wahren Spielverlauf hinweg. Die deutsche Mannschaft war in Madrid mindestens ebenbürtig, wenn nicht sogar überlegen, und scheiterte lediglich an ihrer schlechten Chancenverwertung.
Bach traut der Mannschaft zu, „dass sie ein gutes Spiel macht“. Das erwarte er auch, betont der DRV-Präsident. „In ihrem Wohnzimmer werden unsere Spieler sicher zeigen, was sie können. Ob ein Sieg gelingt und dann auch noch einer mit mehr als elf Punkten, ist offen. Vielleicht haben wir ja auch mal Glück, denn das gehört im Sport auch dazu. In den bisherigen vier Spielen des Jahres haben wir es jedenfalls nicht gehabt. Im Gegenteil. Das waren schwierigste Bedingungen und dazu noch schlechtes Wetter.“ Die Vorbereitung auf das Spanien-Spiel ist hingegen so erfreulich wie schon lange nicht mehr. Bis auf Kieron Davies, der aus beruflichen Gründen erst am Donnerstag in Heidelberg eintraf, ist die Mannschaft seit Dienstag komplett zusammen. Auch die im Ausland tätigen Spieler haben die gesamte Vorbereitung mitgemacht, was Bach zuversichtlich stimmt. „Die Spieler hatten jetzt die nötige Ruhe und Konzentration. Ich hoffe, dass jeder sein Talent entfalten kann und auch die Kraft reicht, um in diesem Spiel bis zum Schluss voll da zu sein.“
Aber nicht nur physisch sind die Spieler gefordert. Auch die Nerven werden eine Rolle spielen. Dr. Denis Mourlane, Psychologe aus Marburg und einst selbst Rugbyspieler, hat daher den deutschen Spielern einige Techniken vermittelt, durch die der Druck und die Anspannung vor dem Entscheidungsspiel in positive Bahnen gelenkt werden sollen. „Die fast dreistündige Sitzung kam bei allen Beteiligten sehr gut an“, berichtet Stürmer Manuel Wilhelm. „Hoffentlich wird das alles schon am Samstag Früchte tragen.“
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