Dustin Dobravsky (hintere Reihe 3. v. l.) mit Kanada im Westpac Stadium in Wellington
Eine positive und eine negative Meldung haben wir in diesen Tagen aus Übersee erhalten. Der ehemalige DRJ-U18-Kapitän Dustin Dobravsky hat sich wieder für uns die Zeit genommen, seine letzten Wochen und Monate zu resümieren. Leider wird es wohl auch sein letzter Eintrag hier sein, doch dazu kann er sicher selber mehr erzählen.
Ende November hatte ich die Ehre, zu einem Sichtungslehrgang der 7er Nationalmannschaft Kanadas eingeladen zu werden. Am Freitag ging es los mit Sprinttests über maxiaml 49 Metern, wo die Zeit von 0 bis 10, dann bis 20, dann bis 30, und dann zuletzt bis 40 Metern jeweils gemessen wurde. Es war da schon unheimlich, mit all den alten und etablierten Spielern zusammen zu trainieren.
Anschließend hatten wir einen Beep-Test, wo ich ebenfalls gut drin abgeschnitten hatte. Zuletzt für den Abend hatten wir noch einen Fitness Test auf dem Programm, der jedoch unsere mentale Stärke testen sollte. Wir mussten 10 × 100 Meter Sprints absolvieren und hatten für jeden Sprint 17 Sekunden Zeit und hatten dann 20 Sekunden zum regenerieren.
Am nächsten Tag hatten wir 2 Skills Sessions mit den 15er Herren Nationaltrainern zu absolvieren. Dies war schon eine riesige Erfahrung für mich, mit den Nationaltrainern zusammen zu arbeiten. Diese verliefen auch recht gut, wozu ich allemal Selbstvertrauen getankt hatte für die Spiele am kommenden Tag. Wir hatten 4 Teams gemacht und hatten insgesamt 3 Spiele gegen jede andere Mannschaft. Wir hatten einen ganz guten Tag und gewannen 2 der 3 Spiele und ich hatte ebenfalls sehr gute Spiele, wodurch ich sehr gutes Feedback im Nachhinein bekommen hatte.
Dann ging es für mich zurück in die Schule, wo ich weiter hart arbeiten musste für den kommenden U20 Nationalmannschaftslehrgang. Dieser war in 2 Wochen und hatte einige Tests inbegriffen. Also ging es auf ein Neues in einen sehr anstrengenden aber für mich erfolgreichen Lehrgang. Die Tests von Beep Test über Bankdrücktest verliefen allemal gut und somit hatten wir dann „nur“ die normalen Skills Sessions. Am letzten Tag des fünftägigen Lehrgangs hatten wir dann jedoch ein Testspiel. Wir waren in 2 Teams aufgeteilt. Das Spiel fing exzellent für mich an und ich erzielte den ersten Versuch. Dann ging es für unsere Mannschaft jedoch bergab und wir wurden regelrecht vorgeführt. Als wir in der Halbzeitpause jedoch noch mal uns regeneriert hatten, haben wir um einiges besser in der 2. Halbzeit gespielt und somit haben wir nur mit 5 Punkten Unterschied verloren, welches sehr für uns gesprochen hatte.
Anschließend, dachte ich, würde es nur normal mit der Schule weitergehen. Jedoch wurde ich an einem Tag von meinem Schulleiter vor der gesamten Schule nach vorne gerufen und da wurde mir mitgeteilt, dass ich von der 7er Nationalmannschaft zu den IRB Sevens World Series Turnieren nach Wellington und Las Vegas eingeladen wurde. Ich konnte es zuerst nicht glauben, da dies einiges für mich bedeutete. Zum einen hieß es, dass ich der erste Schüler in der gesamten Historie der Schule bin, der für eine Herren Nationalmannschaft nominiert wurde, während ich noch in der Schule war, zum anderen hieß es jedoch, dass ich nicht mehr für Deutschland auflaufen könnte.
Jedoch konnte ich mir diese Chance nicht wegnehmen lassen und habe entschieden, nun für Kanada zu spielen. Das Turnier in Wellington war einfach nur unglaublich. Vor 40,000 fanatischen Zuschauern zu spielen, ist einfach ein Gefühl, das man nicht in Worte fassen kann. Wir spielten ebenfalls sehr gut und ich wurde in den Siegen gegen Argentinien und Frankreich beide Male eingewechselt. Der Höhepunkt des Turniers war, als ich im Plate Halbfinale gegen Südafrika von Anfang an gespielt hatte. Ich habe mir immer geträumt, gegen die besten Mannschaften der Welt zu spielen und plötzlich stand ich da gegen Südafrika auf dem Platz. Wir verloren zwar das Spiel, jedoch konnten wir mit 4 Punkten aus dem ersten Turnier sehr zufrieden sein.
Dann ging es nach Las Vegas, wo wir die Ergebnisse aus Wellington fortsetzen wollten. Jedoch ging es ganz schlecht los. Nach Niederlagen gegen Fiji, Südafrika und die USA mussten wir mit 0 Siegen in die Shield Runde. Dort wartete Frankreich auf uns. Dieses Spiel verlief ebenfalls ganz schlecht, sodass das Turnier für uns enttäuschend gelaufen war.
Diese beiden Turniere waren eine unglaubliche Erfahrung für mich und ich habe besonders aus dem Las Vegas Turnier viel gelernt.
An dieser Stelle würde ich gerne meinen ganzen Rugbytrainern in Deutschland danken, besonders Karsten Kopp, Dominique Becel, Frank und Claus Himmer, die mich von klein auf trainiert haben und mir alles beigebracht haben und mir die Möglichkeit gegeben haben, so etwas zu erreichen.
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