Robert Mohr (29 Jahre, La Rochelle/Frankreich) ist einer der wenigen deutschen Rugbyspieler, die es in Frankreich zum Profi geschafft haben. Der muskulöse Dritte-Reihe-Stürmer kämpft mit seinem Club La Rochelle um den Aufstieg in die Top14, die höchste Liga Frankreichs, doch so kurz vor den Hannover Sevens denkt er immer öfters auch an seine niedersächsische Heimatstadt. hannover-sevens.de sprach mit Mohr über die Chancen der deutschen 7er-Mannschaft und über das Rugby in Frankreich.
Seit wann spielst du Rugby?
Mohr: Ich spiele seit meinem 4. Lebensjahr Rugby, weil mein Vater auch gespielt und mich früher immer mitgenommen hat. Zunächst war das beim VFR Döhren und dann 1990 bei DSV 1878 Hannover mit einem Zwischenjahr beim DRC Hannover.
Was hat dich nach Frankreich gebracht?
Mohr: Sascha Fischer hat damals in Bourgoin-Jallieu in der ersten französischen Liga gespielt und mich kontaktiert, ob ich in der U21 für 6 Monate spielen könnte. Nach langem hin und her habe ich zugesagt, da ich 6 Monate Luft nach dem Zivildienst hatte. Danach habe ich ein Vertragsangebot aus Bourgoin für den Profikader bekommen und in 2 Jahren um die 30 Einsätze in der ersten Liga gehabt, darunter 1 Play-off-Spiel und 6 Spiele im Heineken Cup. Danach lief es durch Trainer- und Positionswechsel weniger gut und ich habe anderthalb Jahre lang die unangenehmere Seite des Profigeschäfts kennen gelernt. Jetzt arbeite ich mit La Rochelle daran, wieder erste Liga zu spielen und auzusteigen, wobei wir dem Ziel immer näher kommen.
Freust du dich auf die Hannover Sevens? Warum?
Mohr: Das WM-Qualifikationsspiel gegen Belgien in Hannover vor 2 Jahren war einer meiner schönsten Momente und Erinnerungen im Rugby. Man gibt alles für ein Ziel mit seinen Freunden und die ganze Familie ist dabei. Das Turnier in der AWD-Arena wird für die deutschen Spieler sicherlich das Gleiche hoch zehn und hoffentlich sportlich erfolgreich – auf jeden Fall ein großes Event!
Wirst du selber vor Ort sein können?
Mohr: Ich habe dann Urlaub. Im Moment sieht es so aus, als wenn wir uns für die Halbfinals qualifizieren und dann bestenfalls auch fürs Finale ende Juni – das wären dann 25 Spiele in genau so vielen Wochen seit Neujahr. Danach werden wir sicherlich vier Wochen Urlaub bekommen, die ich in Hannover verbringe und auch natürlich in der AWD-Arena.
Du spielst selber als Profi in Frankreich auf sehr hohem Niveau. Wie schätzt du das deutsche Spielniveau ein und wie kann 7er-Rugby dies in der Zukunft verbessern?
Mohr: Wir haben viele gute Spieler in Deutschland, die viel Zeit und Schweiß investieren, um im Verein und in der Nationalmannschaft voran zu kommen. Wir könnten sicherlich noch viel weiter sein, als wir schon sind, wenn wir nur etwas mehr Zeit zusammen verbringen könnten, um zusammen zu spielen. Rugby wird mit 15 gegen 15 gespielt und mit Kollektivphasen, wo 8 gegen 8 auf sehr engem Raum koodiniert werden müssen. Das braucht Zeit und Training. Hier sehe ich die Chance im 7er-Rugby, da es einfacher möglich ist, sieben Spieler in Angriff und Verteidigung zu koordinieren und so eher auf sich aufmerksam zu machen und Erfolg zu haben.
Wie schätzt du den deutschen Nachbarn Frankreich im 7er-Rugby ein? Könnten wir Deutschen eine Chance haben, sie zu schlagen?
Mohr: Sicherlich sind die französischen Spieler gut ausgebildet, aber im Rugby ist das nicht entscheidend. Wenn wir entschlossen und kämpferisch auftreten, kann man technische Nachteile wettmachen. Bei dem Spiel gewinnt der, der es am meisten will.
Was denkst du: Können die Hannover Sevens eine positive Wirkung auf das Rugby in deiner Heimatstadt Hannover haben?
Mohr: Hoffentlich können sie den Leuten Lust machen, in die Clubs zu gehen und zu spielen und ihre Kinder spielen zu lassen. Fast alle meine Freunde kenne ich aus frühester Jugend vom Rugby. Wenn wir zusammen gespielt haben, haben wir uns immer gegenseitig an unsere Grenzen gepusht und das verbindet – das wird sicherlich jeder Rugbyspieler unterschreiben.
hannover-sevens.de dankt Robert Mohr für seine Zeit und wünscht ihm viel Erfolg für den Rest der Saison mit La Rochelle
www.hannover-sevens.de bietet noch viel mehr Informationen zur 7er-Europameisterschaft und viele weitere Interviews.
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