Foto: Miriam May
Es ist nicht leicht Gefühle derart in Worte zu kleiden, dass sie der ursprünglichen Empfindung gerecht werden können. Es ist schwer, einen Eindruck von dem zu vermitteln, was uns gerade bewegt. Wohl lässt sich beschreiben, welche Menschen, Freunde, Mitstreiter und Bedingungen zu diesem Moment beigetragen haben.
Unser Abenteuer nimmt vor 10 Jahren seinen Lauf. Bodo Sieber, Manuel Wilhelm, Steffen Thier, Markus Walger, Tim Coly, Markus Knoblauch, Waldemar Zimmermann, Jeannot Moutsinga, Friedrich Michau, Jochen Kerber, Robert Pichler und Colin Grzanna treten die Reise zur Juniorenweltmeisterschaft nach Frankreich (Toulouse) an. Spieler zweier Jahrgänge (79/80) wie aus einem Guss. Souverän schlägt die junge Hoffnungsmannschaft Holland und Paraguay, muss sich allerdings im Spiel um den Aufstieg einer unterlegenen georgischen Mannschaft mit 5:3 geschlagen geben. Die Akteure werden diesen ersten „Matchball“ ihr Leben lang in Erinnerung behalten.
Zeitgleich kämpft die deutsche Herrennationalmannschaft mit ihrem charismatischen Kapitän Mark Kuhlmann auf dem Rugbyfeld gegen Mannschaften, die der deutschen XV häufig Kopfzerbrechen bereiten. Spiele wie beispielsweise in Russland stellen das Team um Kuhlmann auf eine harte und schmerzhafte Probe. Die Herrenmannschaft stürzt durch das Ausbleiben von Siegen in eine Krise. Eine Krise, die einen Trainerwechsel zur Folge hat. Torsten Schippe übernimmt das scheinbar sinkende Schiff, packt es am Ruder und steuert es mit einer unnachahmlichen Art aus der Gefahrenzone.
Die Juniorennationalspieler um Grzanna und Coly vergeben zwar ihre erste große Chance auf das Erreichen der ersehnten A-Gruppe, dafür aber verlassen sie Frankreich, den Austragungsort der Weltmeisterschaft, als wahre Freunde. Eine Begebenheit, die zukünftig die Antriebskraft unseres Abenteuers ausmachen sollte. Doch diese Gewissheit liegt zu dem Zeitpunkt noch in weiter Ferne.
Nach und nach stoßen die Spieler der goldenen Jahrgänge in den Kader der deutschen Nationalmannschaft. Bodo Sieber, der damals noch für Neuenheim aktiv und erfolgreich ist, zählt zu den ersten Aufrückern in das Aufgebot der Herren. Mit dem Wandel an der Trainerspitze des DRV geben auch Tim Coly, Steffen Thier, Markus Walger, Waldemar Zimmermann, Jeannot Moutsinga, Friedrich Michau, Jochen Kerber und Robert Pichler ihr Debüt auf höchsten internationalen Parkett. Torsten Schippe beweist Fingerspitzengefühl und schmiedet eine Mannschaft, welche sich aus hochkarätigen Topspielern, jungen Talenten und einem Kapitän der seinesgleichen sucht, zusammensetzt. Rugbylegenden wie Günther Hübsch, ein Unikat unter den deutschen Spielern aller Zeiten, Martin Schmidt, ein unermüdlicher Kämpfer und Topscorer, der das Wohl seiner Mannschaft immer vor sein eigenes (vor allem körperliches) stellt, Konstantin Zimmermann, der ältere Bruder von Waldemar und einer der gefürchtetsten Dritte-Reihe-Stürmer den Deutschland je gesehen hat, Sascha Fischer (auch Anästhesist genannt), der 2 Meter 8 große Hüne und in Bourgoin aktive Rugbyprofi, Robert Mohr, ein in Frankreich spielendes Muskelgebilde, Frank Nagel, der schnellste Außenspieler Deutschlands, Mika Tyumenev, ein übermächtiger Prop, der auf dem Feld stets mit eiserner Härte operiert, Rene Wendland, ein Führungsspieler und gleichsam die gute Seele der Mannschaft, Jan Bratschke, eine Wunderwaffe auf der Verbinderposition, Dominik Davies, der wohl verrückteste Akteur im Aufgebot, Frank Himmer, eine unüberwindbare Verteidigungsmauer und und und… vereinen sich in einem Kader, der mit Charakteren nur so protzt. Aber damit ist das Team noch lange nicht komplett. In aufopferungsvoller Arbeit stützen Funktionäre wie Herbert Lütge und Rainer Kunz – um nur einige zu nennen – die Mannschaft noch zusätzlich und sorgen stets für Leib und Wohl ihrer Schützlinge. Zusammen mit ihnen und in mühsamer Arbeit führt Schippe seine Mannen wieder zurück auf die Siegesstrasse und stellt somit die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft.
Derweil machten junge Nachwuchsspieler auf sich aufmerksam. Es erklangen Namen wie Snakko, Kasten, Clemi oder aber auch Krause. Namen sind wie Schall und Rauch, diese Herren „füllten“ ihre Namen allerdings durch Taten mit ehrbarem Inhalt. Alexander Widiker (Snakko) durchlief harte Bewährungsproben – Proben, die im Rugby Tradition haben. Er musste sich gegen ältere Spieler nicht nur auf sondern auch neben dem Grün behaupten. Er gab sich keine Blöße. Seine zukünftige Entwicklung war abzusehen. Tim Kasten wirbelt unterdessen Hannover auf, sammelt durch sein charismatisches Wesen viele Freunde, aber wo viel Licht da ist ja bekanntlich auch viel Schatten. Tim stößt während der Spiele die in Hannover im Rahmen der Expo ausgetragen werden dazu. Dies allerdings nicht wie man vermuten mag als Spieler sondern als Kritiker einiger bis dato etablierten Bundesligaspieler, was zunächst für Unmut sorgt. Irgend etwas an ihm lässt dennoch erahnen, dass es sich bei Tim nicht um einen Spinner sondern um einen Menschen handelt, der Rugby lebt und in der Zukunft seinen Worten große Taten folgen lassen wird.
Noch während Torsten Schippe mit der Unterstützung des walisischen Spitzentrainers Jim L. Rugbygeschichte schreibt und Deutschland wieder auf den Pfad der Tugend führt, wird er im Anschluss an das siegreiche Auswärtsspiel in Kroatien aus heiterem Himmel vom Präsidium des Deutschen Rugby Verbandes (DRV) seines Amtes enthoben. Für das Team, welches sich ihrem Trainer sehr verbunden fühlt – schließlich war er es, der ihnen wieder Selbstbewusstsein und das nötige Vertrauen gegeben hat an eine positive Zukunft zu glauben – bricht eine Welt zusammen. In seiner feinen Art als Mensch verabschiedet sich Schippe von der Mannschaft indem er die Spieler darum bittet nicht die Köpfe hängen zu lassen und das Begonnene fortzuführen. Ein Wunsch, den alle Spieler mit jeder Pore ihres Rugbyherzens für ihren ehemaligen Trainer verwirklichen wollen.
Eine neue Ära nimmt ihren Lauf. Rudi Finsterer übernimmt die Mannen der deutschen Nationalmannschaft. Mit seiner einmaligen Persönlichkeit und der ausgeprägten Fähigkeit ein Team zu einem wahren Haufen von Freunden zu machen, die füreinander einstehen und sich in allen Belangen unterstützen, hält er die Mannschaft auf einem erfolgversprechenden Kurs. Ein neues und doch im westdeutschen Rugby sehr bekanntes und geschätztes Gesicht übernimmt die Position des Präsidenten des deutschen Rugbyverbandes. Claus-Peter Bach leitet von nun an mit kompetenter und passionierter Manier die Belange des deutschen Verbandes. Der in Dijon aktive Prop Pierre Faber wird von Finsterer herzlich in die Mannschaft integriert und dieser bedankt sich dafür bei seinem Coach und dem Team mit sehenswerten Leistungen vor allem in der Gedrängearbeit. Deutschland entwickelt eine nie dagewesene Stärke im Gedränge, was dem Selbstbewusstsein der Mannschaft Flügel verleiht. Von der Euphorie der Stürmer entbrannt wachsen die Spieler der Hintermannschaft immer mehr über sich hinaus. Ein Zustand der Symbiose zwischen beiden Mannschaftsteilen bahnt sich an.
Trotz des aufstrebenden Trends und der Erweiterung des Teams um einen vollprofessionellen Rugbyspieler, der an Kühnheit und Spielverständnis kaum zu übertreffen ist (Pierre Broncan), bleiben die Länderspiele stets harte Kämpfe. Die deutsche Mannschaft sieht sich zum ersten Mal in ihrer Geschichte sehr deutlich mit einem besonderen Problem konfrontiert. Das Rugbyspiel entwickelt sich rasend schnell und es ist ein enormer Aufwand von Nöten, will man verhindern, dass die Schere zwischen Deutschland und den anderen Nationen, die schon seit Jahr und Tag auf ähnlichem Niveau spielen, auseinanderklafft. Schnell verstehen Trainer und Spieler, dass es viel mehr Zeit bedarf, Zeit, die zu gemeinsamen Trainings genutzt werden muss. Das Präsidium reagiert zunächst mit einer Aufstockung der Anzahl an Trainingslehrgängen und beraumt die Spieler der „La Mannschaft“, wie die Franzosen sagen, zu Länderspielen bereits donnerstags an, damit sie zumindest ein Minimum an Zeit haben, um sich aufeinander abzustimmen. Doch nicht immer gelingt es dem DRV diese grundlegenden Bedingungen zu schaffen. So reisen beispielsweise Finsterer und seine Mannen an einem Freitag Nachmittag nach Moldawien und müssen vor dem Länderspiel ihr einziges Training zur „Schlafenszeit“ in der klirrenden Kälte Moldovas absolvieren. Zudem nehmen die Moldawier – sehr zum Leidwesen des Teams – den Nachnamen des deutschen Coachs leider zu ernst. Der Trainingsplatz ist finsterer als die dunkle Polarnacht, da das Flutlicht Vorort wahrscheinlich nur tagsüber funktioniert. In einem harten Kampf auf moldawischen Boden entscheidet die Mannschaft diese Partie aller Missstände zum Trotze für sich und kehrt siegreich in die Heimat zurück.
Weniger glücklich gestaltet sich das äußerst brisante, da richtungsweisende Auswärtsspiel gegen die ukrainischen Widersacher. Das deutsche Team steht zu diesem Zeitpunkt wieder einmal an der Schwelle zum Aufstieg in die erste Division. Das Hinspiel, welches in Heidelberg gegen die körperlich sehr robusten Osteuropäer stattgefunden hat, endete mit einem Unentschieden. Somit ist der Mannschaft und den Trainern klar, dass der Sieg in der Ukraine unter allen Umständen eingefahren werden muss. Unter Aufopferung aller körperlichen Ressourcen und in einem Zustand völliger Erschöpfung räumt die deutsche Nationalmannschaft das Feld mit einer denkbar knappen Niederlage. Mit 5 zu 3 Punkten sichert sich die Auswahl der Ukraine den Aufstieg in das europäische Oberhaus. Deutschland vergibt seinen zweiten „Matchball“.
Nach einer sehr erfolgreichen Karriere als deutscher Nationalspieler mit den zweitmeisten Einsätzen für die Ländermannschaft, die je ein deutschstämmiger Spieler für sich verbuchen konnte, verabschiedet sich der charismatische Kapitän Mark Kuhlmann von der internationalen Bühne und nimmt zur Freude seiner „Truppe“ neben Finsterer eine Trainerposition ein. Sein Nachfolger ist in Deutschland kein unbeschriebenes Blatt und auch im Rugbyland Frankreich schafft er es, die Gesichter seiner Mit- und Gegenspieler zum Staunen zu bringen. Jens Schmidt übernimmt die ehrenvolle Aufgabe des Altkapitäns Mark Kuhlmann.
Deutschland nimmt Fahrt auf und meistert seinen Pool in souveräner Manier. Die Zuversicht Schippes und Finsterers sollte sich bezahlt machen. Viele Trainingslehrgänge unter der Obhut von Rudi Finsterer und Mark Kuhlmann folgen, und plötzlich realisieren die Akteure, dass sie sich in der Qualifikation zu einer Weltmeisterschaft befinden und der Weg dorthin zwar steinig und schwer, aber machbar ist. Der „Traum“ von der WM-Teilnahme erblüht und Trainer als auch Spieler sind dazu bereit alle Opfer zu bringen, um solange wie möglich an ihm festzuhalten.
Neue Gesichter bereichern das Geschehen auf dem Rugbyplatz. Es findet ein Lehrgang statt, bei dem sowohl die Spieler der Herrennationalmannschaft als auch die der U20 zugegen sind. Junge Talente wie Gerrit van Look, Franck Moutsinga, Marten Strauch und Kehoma Brenner zieren das Trikot der Jungnationalmannschaft und begehren in einem gemeinsamen Training gegen die etablierten Spieler auf. Getreu nach den Worten Mahatma Ghandis „Stärke wächst nicht aus körperlicher Kraft – vielmehr aus unbeugsamen Willen“, verhalten sich die Spieler der U20 während des besagten Trainings. Nach kurzer spielerischer Unterredung verlassen die Mannschaften den Trainingsplatz als Freunde. Schon bald spielen sie Seite an Seite. Gerrit van Look ist einer der ersten unter ihnen, der seine spielerische Klasse in die Herrennationalmannschaft einbringt.
13.05.2006. Die „Midi-Olympique“, eine französische Zeitung, die sich ausschließlich dem Geschehen auf und um dem Rugbyplatz widmet, berichtet von dem anstehenden WM-Qualifikationsspiel der deutschen Mannschaft gegen die Auswahl Spaniens. Das Spiel wird im Hin- und Rückspielmodus ausgetragen. Der Auftakt findet in der Rugbyhochburg Heidelberg statt. Stimmen in der Midi-Olympique sagen eine klare Niederlage Deutschlands voraus. Sie sollten sich irren, denn das deutsche Team weiß zwar um die Stärke der spanischen Mannschaft, gegen welche man sich schon immer schwertat, hat aber in keinster Weise vor, seinen Traum von der Weltmeisterschaft aufzugeben. In einem packenden Spiel mit vielen sehenswürdigen Aktionen gewinnt Deutschland gegen Spanien mit 18 zu 6 Punkten. Dabei bringt besonders der junge Alexander Pipa die spanische Verteidigung mit seinen unnachahmlichen Durchbrüchen in Verlegenheit.
Das Rückspiel, zwei Wochen nach dem Sieg in Heidelberg, bestreiten die deutschen Mannen unter der glühenden Hitze Madrids. Besonders der Temperaturunterschied von fast 20° C macht dem deutschen Team, das donnerstags vor dem Spiel anreist, zu schaffen. Die Iberer nutzen die 2 Wochen nach der für sie unerwarteten Niederlage im Hinspiel um sich gewissenhaft und sehr sorgfältig auf das Rückspiel vorzubereiten. Mit einigen Änderungen in der Startformation bestreiten die Spanier das Spiel gegen die fast unveränderte deutsche Mannschaft (Sascha Fischer fehlt wegen einer roten Karte in Heidelberg). Das Spiel geht für die deutsche Mannschaft verloren und dies leider mit einer höheren Punktedifferenz als der Sieg im Hinspiel. Ein weiterer Matchball zum Aufstieg in die höhere Gruppe ist verspielt.
Die Mannschaft wird innerhalb eines Zeitraumes von 2 Wochen ihres Traumes entrissen – all die Anstrengungen, Opfer und Hoffnungen scheinen vergebens gewesen zu sein. Auf der Heimreise nach Deutschland macht sich Enttäuschung unter den Spielern und Trainern breit – zu gerne wäre die Mannschaft siegreich in deutsche Gefilde zurückgekehrt. Viele Stimmen werden laut und es fallen tröstende als auch kritische Worte. Siege geben fast immer Aufwind und sind meist verknüpft mit positiven Emotionen. Aber auch Niederlagen können sehr „reich“ sein. Sie bergen viel Potential zum Reflektieren der teameigenen Stärken als auch Schwächen und geben Spielraum für konstruktive Veränderungen. Die besagte Niederlage entspricht diesem Typus. „Die Kunst ist, einmal mehr aufzustehen, als man umgeworfen wird“ (Winston Churchill). Die Mannschaft beschließt, schnellstmöglich den herben Beigeschmack, welchen die verpasste Chance an einer Weltmeisterschaft teilzunehmen hinterlassen hat wegzustecken, und fokussiert ein neues Ziel.
Der neue Pool ist mit Mannschaften gespickt, mit denen „la Mannschaft“ bereits bestens vertraut ist. Allen voran, die Nationalmannschaft der Ukraine, welche aus der A-Gruppe nach 2 Jahren ohne einen einzigen Sieg eingefahren zu haben wieder abgestiegen ist. Auch Belgien, Moldawien und die Niederlande sind bekannte Widersacher des deutschen Aufgebots. Vor allem Spiele gegen Holland bergen traditionell eine besondere Brisanz – würden diese doch eher ihre verehrte Nationalspeise veräußern, als Deutschland einen Sieg zu gönnen. Egal wie weit der Weg sein mag, der erste Schritt muss getan werden. Mit dieser Prämisse im Hinterkopf bestreiten die Mannen Finsterers und Kuhlmanns ihre ersten Spiele auf dem Weg zu neuen Ufern.
Vor dem souveränen Sieg der deutschen Mannschaft über die Auswahl Belgiens steht die Neuauflage der Begegnung Deutschland:Moldawien in der moldawischen Hauptstadt auf dem Plan. Der DRV hat aus der ersten Erfahrung vor einigen Jahren, bei der die Anreisebedingungen derart ungünstig waren, dass der Sieg mehr als auf der Kippe stand, nicht die richtigen Schlüsse gezogen. Erneut findet die Anreise an einem Freitag vor dem Spiel statt und ein gemeinsames Training ist leider nur am Morgen vor der Begegnung möglich. Dank einer soliden kollektiven Leistung der Moldawen gelingt es ihnen, eine hauchdünne Führung vor der deutschen Mannschaft über die Ziellinie zu retten. Durch einen harten Kampf, den vor allem die deutschen Stürmer austragen, sichert sich la Mannschaft im neuen Jahr einen Sieg in der Ukraine – einen Sieg, der viel Mut und Kampfeslust weckt.
10.11.2007. Verletzungsgeschwächt aber voll im Saft bestreitet Deutschland das Rückspiel gegen Belgien in Brüssel. Der französischstämmige Trainer der belgischen Mannschaft, der sich sieben Monate zuvor die Auseinandersetzung zwischen Deutschland und Holland in Hannover anschaute, machte bereits im Anschluss an dieses Spiel Tim Coly gegenüber eine Kampfansage. Er werde seine Mannschaft so gut auf uns einstellen, dass er und sein Team in Belgien mit der Unterstützung der belgischen Fans im Rücken einen Sieg davontragen werden. Leider ließ er seinen Worten Taten folgen und Deutschland war diesmal den belgischen Gastgebern unterlegen.
Wie die Geschichte der Mannschaft aber schon oft unter Beweis gestellt hat, ist sie immer in der Lage sich wieder aufzurichten und Fehler auszumerzen. Die Begegnung, die auf die Niederlage in Belgien folgte, ist das Revanche-Spiel gegen die moldawische Mannschaft in Heidelberg. In Heidelberg, dem Wohnzimmer des deutschen Aufgebots, ist es der Mannschaft auch diesmal geglückt, ihre eigentliche Stärke zu demonstrieren. Moldawien wurde an diesem Tag von einer Welle der Euphorie überrollt. Der Punktestand sprach für sich (34:5). Das Publikum tobte und Deutschland hatte wieder alle Karten in der Hand aus eigener Kraft den Aufstieg zu schaffen.
Erwartet schwer gestaltet sich die darauffolgende Partie gegen die Auswahl der Ukraine in Hannover, dessen Spieler vorwiegend auf körperliche Aspekte Wert legen. Viele Tackles und eine kompromisslose kollektive Verteidigungsarbeit führt die deutsche Mannschaft zu dem verdienten Sieg über die Ukraine. Der Aufstieg scheint nun in greifbarer Nähe zu sein. Eine innere Anspannung macht sich im deutschen Aufgebot breit. Diese Chance darf nicht schon wieder verstreichen, schwören sich alle Beteiligten. Hans Joachim Wallenwein, seines Zeichens Vizepräsident des DRV, arbeitet akribisch im Hintergrund, um nichts den Zufall zu überlassen. Mathias Brisken, Physiotherapeut der deutschen Mannschaft, kümmert sich um die Blessuren der Spieler. Mathias Rother, ehemaliger Physiotherapeut der 7er Nationalmannschaft und gute Seele der RGH heilt in unnachahmlicher Manier die in Heidelberg ansässigen Spieler. Die Spieler telefonieren untereinander die Telefondrähte heiß vor lauter Vorfreude auf das ersehnte Ereignis und dann ist es soweit:
Die Anreise nach Holland geschah leider erst am Freitag, sprich ein Tag vor dem Länderspiel. Alles andere als optimal, aber kein Umstand der Welt sollte uns diesmal im Wege stehen. Ein kurzes Training am Freitag Abend musste der deutschen Mannschaft genügen. In den letzen Minuten vor dem Anpfiff machte sich ein Gefühlsgemisch aus Freude und Anspannung breit.
„Wenn man zwei Stunden lang mit einem Mädchen zusammensitzt, meint man, es wäre eine Minute. Sitzt man jedoch eine Minute auf einem heißen Ofen, meint man, es wären zwei Stunden. Das ist Relativität.“
Albert Einstein sollte mit diesen Worten Recht behalten. Der Anpfiff war eine wahre Erlösung und der Sieg verdient. Diesen Matchball haben wir uns nicht nehmen lassen. Deutschland ist endlich wieder in der ersten Division und das mit der Hilfe seiner Fans, des Publikums und der fleißigen Helfer im Hintergrund. Viele haben dazu beigetragen und keinen davon haben wir vergessen. All diesen Menschen danken wir herzlich!
Gewiss werden die nächsten Aufgaben nicht leichter und sicher ist auch, dass es immer Menschen geben wird, die sich lautstark an der Mannschaft reiben. Trotzdem muss jetzt aktiv und unmittelbar an der Zukunft gearbeitet werden, damit Deutschland seinen verdienten Platz in der ersten Division halten kann, denn Rugbydeutschland insgesamt mit all seinen Fans, Clubs und Persönlichkeiten, gehört dort einfach hin!
26.04.08
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