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TotalRugby Kolumne: "...was macht eigentlich?" - Dr. Dirk Kuhnen
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Geschrieben von Constantin Hocke   
Sonntag, 21. Februar 2010

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Dirk Kuhnen im Angriff für die deutsche Nationalmannschaft

Dr. Dirk Kuhnen, ehemaliger Kapitän der deutschen Rugbynationalmannschaft, feierte vor allem auf Vereinsebene zahlreiche Erfolge. Mit seinem Heimatverein Victoria Linden war er Dauergast im Endspiel um Meisterschaft und Pokal und als einer von wenigen deutschen Spielern war er auch im Ausland sportlich erfolgreich. Der studierte Orthopäde zeichnete sich als Aktiver nicht nur durch große Stabilität in den statischen Situationen aus, sondern glänzte vor allem durch außerordentliche Mobilität und ausgezeichnetes Spielverständnis, er verkörperte damit schon damals das Ideal eines “modernen Props”. Victorias erste Sturmreihe, bestehend aus Jens Himmer, Boris Borkowski und Dirk Kuhnen, war einer der Erfolgsgaranten der Zebras und setzt noch heute Maßstäbe.

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Dirk Kuhnen heute in seiner Wahlheimat Spanien

TotalRugby: Hallo Dirk, wie geht es Dir und was machst Du zur Zeit?
Dirk Kuhnen: Hallo, danke, mir geht es gut. Wir sind gerade aus dem Weihnachts/Heimaturlaub in Deutschland zurück und müssen uns nach 3 Wochen wieder an den Alltag gewöhnen (Anmerkung der Redaktion: Das Interview führten wir vor ca. 4 Wochen!).

Werde Aktiv…Support TotalRugby – Es gibt zahlreiche Wege TotalRugby zu unterstützen, hier findest Du ein paar davon.

TR: Heimaturlaub? Klingt so als würdest Du nicht mehr in Deutschland leben, wohin hat es Dich “verschlagen”?
DK: Nach meiner Ausbildung in Deutschland und England zum Orthopäden und Unfallchirurgen, arbeite ich jetzt schon seit 7 Jahren in einer Privatklinik in Spanien.

TR: Spanien klingt gut! Jagst Du denn auch unter der spanischen Sonne noch dem ovalen Leder hinterher?
DK: Aktiv spielt Rugby keine Rolle mehr (außer einem Old Boys Spiel letztes Jahr im Mai gegen Siemensstadt nach 8 Jahren das erste Mal – mir tut heute noch alles weh). Ansonsten schaue ich Rugby im Fernsehen, v.a. Guiness Premier League, internationale Länderspiele und spanische Liga. Wenn ich kann, versuche ich auch mal ein Spiel live zu sehen. Ich war zum Beispiel bei beiden Hannover Sevens und bin zuletzt im November in Dublin gewesen, um mir Irland gegen Südafrika anzusehen. Natürlich lese ich auch regelmäßig TotalRugby, um in Deutschland ein bisschen auf dem Laufenden zu bleiben. Ausserdem operiere ich häufig Spieler vom örtlichen Rugbyverein.

Eine Tour hierher nach Ibiza lohnt sich übrigens für deutsche Vereine, Siemensstadt war letztes Jahr da und dieses Jahr will der Sportclub Neuenheim kommen. Wer nähere Infos haben möchte, kann diese unter Diese E-Mail-Adresse ist gegen Spam Bots geschützt, du musst JavaScript aktivieren, damit du sie sehen kannst abrufen.

TR: Das klingt reizvoll, vielleicht sollten wir Dich mal besuchen! Lass uns mal einen Blick auf Deine außerordentlich erfolgreiche Laufbahn werfen, skizziere doch mal Deine sportlichen Stationen?
DK: Ich habe mit 5 Jahren bei Victoria Linden angefangen, dort alle Jugendmannschaften durchlaufen und im Herrenbereich bis 1988 gespielt. Danach bin dann für eine Saison nach Namibia zu den Windhoek Wanderes gegangen. Zurück in Deutschland habe ich dann bis 1998 bei Victoria gespielt, nur unterbrochen durch ein halbes Jahr in NZ, wo ich für die Otago University gespielt habe. Das letzte Jahr habe ich dann aus beruflichen Gründen bei 78 gespielt.

TR: Du bist ja viel rumgekommen in Deiner Karriere, aber noch beeindruckender als Deine Stationen sind die dort erzielten Erfolge, kriegst Du Deine zahlreichen Titel überhaupt noch alle zusammen?
DK: Ich bin mit Victoria 6x Meister und 4x Pokalsieger geworden und 1x namibianischer Meister mit den Wanderers.
International waren die Erfolge dünner gesät, ich habe aber jedes einzige Länderspiel immer als Höhepunkt empfunden.

TR: Wann und aus welchen Gründen hast Du Deine Schuhe dann an den Nagel gehängt?
DK: Ich habe 1999 das letzte Spiel gemacht, weil ich aus beruflichen Gründen nicht mehr ausreichend trainieren konnte.

TR: Alles Klar! Zeit für ein kleines Resümee, was waren Deine schönsten Erlebnisse auf und neben dem Rugbyfeld?
DK: Da gibt es Einige:
Die Saison 1998/99 mit Victoria als Ganzes, weil wir eine sehr junge, sehr motivierte Mannschaft waren, und super viel Spaß und Erfolg hatten.
Die Kanada Tour 1998 mit dem DRV.
Das Jahr in Namibia.
Die Länderspiele.
Die 10er-Turniere in Malaysia.
Das Spiel für die Public School Wanderes in London gegen London Welsh zusammen mit Dietmar Kopp.

TR: Wie beurteilst Du das Niveau in Liga und Nationalmannschaft heute, im Vergleich zu Deiner Zeit als Spieler?
DK: Das ist für mich nur sehr schwer zu beurteilen, da ich erstens seit 7 Jahren kaum Spiele sehe und es zweitens immer sehr schwer ist, zwei Generationen zu vergleichen, wenn 10 Jahre dazwischen liegen. Aus meiner Sicht ist aber denke ich v.a. das allgemeine Fitnesslevel gestiegen. Es gab zwar auch ¨damals¨ einige Spieler, die unter anderen Bedingungen als heute viel und gut trainiert haben, ich denke aber, dass es heute viel mehr sind, die professionell trainieren.

TR: Und welche Entwicklungschancen gibst Du dem deutschen Rugbysport?
DK: In der Bundesliga und international wird sicher viel davon abhängen, ob es noch mehr Vereinen gelingen wird, ähnliche oder bessere finanzielle Mittel aufbringen zu können, wie jetzt 80 und der HRK. Ansonsten wird es sicher sehr schwer sein, sich weiter zu entwickeln.

TR: Die Nationalmannschaft kämpft zur Zeit um den Klassenerhalt in der Division 1, wie beurteilst Du als “Spanienexperte” die jüngsten Auftritte unseres Teams und den Abstand zur europäischen Spitze?
DK: Ich habe im Oktober Deutschland gegen Spanien in Madrid gesehen und war, nach dem, was ich vorher gehört hatte, etwas enttäuscht von der deutschen Mannschaft.
Man war sicher auf Augenhöhe und hätte das Spiel auch durchaus gewinnen können, aber die Spanier sind ja international auch kein Maßstab (die spanische Mannschaft , die im Challenge Cup spielt ist identisch mit der Nationalmannschaft und kassiert regelmäßig Niederlagen mit 40 Punkten Unterschied).
Deswegen würde ich sagen, dass der Abstand nach obenhin etwa gleich geblieben ist.

Folgende Legenden haben wir bereits interviewt: Carsten Segert | Markus Knoblauch | Dieter Genthner | Stefan Laier | Frank Himmer | Rainer Kumm | Ulrich Byszio | Thomas Belousek | Alexander Weidlich

TR: Welcher Weg muss bestritten werden, um Rugby als Sport in Deutschland nach vorne zu bringen?
Ich denke, dass es ohne Mäzenatentum nicht mehr möglich ist, ernstzunehmenden Leistungssport zu betreiben. Ich würde mir nur wünschen, dass die Mittel nicht so einseitig geografisch verteilt wären und dass die Verantwortlichen versuchten, möglichst nur Spieler zu verpflichten, die auch sofort eine international Spielberechtigung haben. Die Idee, junge Spieler im Ausland auszubilden, gefällt mir sehr. Wie aber z.B. die Wild Akademie funktioniert, kann ich aber nicht beurteilen.

Unterstütze die Nationalmannschaft gegen Portugal. Tickets für das Länderspiel in Heusenstamm gibt es hier bei TotalRugby!

TR: Dirk, vielen Dank für das interessante Interview und weiterhin viel Erfolg in Spanien. Bis bald auf dem Rugbyplatz, spätestens zum nächsten Old Boys Spiel.

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