Super 14: Punkte satt beim Spiel der Lions gegen die Chiefs
Geschrieben von Manuel Wilhelm
Samstag, 20. Februar 2010
.
137 Punkte gab es für die Zuschauer im Ellis Park bei der 65-72 Niederlage der Heimmannschaft zu bejubeln. Durch dieses Offensiv-Spektakel gelang es den beiden Teams, nicht nur den bisherigen Punkterekord im Super 14 Turnier einzustellen, sondern den unterlegenen Lions gelang es trotz 72 Gegenpunkte neben dem Offensivbonuspunkt auch, den so genannten Defensivbonuspunkt zu ergattern.
Schon in der ersten Spielminute, als Callum Bruce das Malfeld der Lions zum ersten Mal erreichen konnte, war abzusehen, dass die beiden Kontrahenten ihr Heil in bedingungsloser Offensive suchen und sich nicht mit schnöder Verteidigungsarbeit zufrieden geben werden.
Später gelang es den Neuseeländern sogar in Unterzahl, ihr Skipper Sione Lauaki hatte nach einem gefährlichen Tackling, eine von insgesamt drei gelben Karten für die Chiefs, gesehen, die Verteidigung der Gäste zu durchbrechen. All Black Richard Kahui konnte die – wie häufig im weiteren Spielverlauf – zu passive Lions-Verteidigung schon in der ersten Phase überwinden.
Allerdings zeigten die Löwen ihre Zähne und gaben sich zu keiner Phase der Partie auf, Lions Neuzugang und Ex-All Black Carlos Spencer, der in der 31. Minute selbst einen Versuch erzielen konnte, gelang es immer wieder, seine Nebenleute so gut in Szene zu setzen, dass die Defensive der neuseeländischen Gäste das Nachsehen hatte.
Insgesamt 18 Versuche, die sich die beiden Teams gleichmäßig aufteilten, bedeuteten, dass es im Durchschnitt alle zwei Spielminuten einen Versuch zu bestaunen gab. Auf Seiten der Löwen konnte Youngstar Mjekevu dreimal das Malfeld erreichen, beim Auswärtsteam wusste Innendreiviertel Kahui genauso oft per Versuch zu punkten.
Nachdem die Gäste in der 1. Minute den munteren Punktereigen eröffnet hatten, gehörte die letzte Spielminute dem Heimteam, 2. Reihe-Stürmer Lombard besorgte den Endstand quasi mit dem Schlusspfiff in der 84. Spielminute.
...
insgesamt schon ein sehr ungewöhnliches ergebnis. sicher haben alle teams der super 14 series ein geniales handling. mir persönlich gefällt die europäische spielweise besser. die großen europäischen clubs lassen sich bestimmt nicht so einfach mal 72 punkte reinpacken. da steht eine andere verteidigungsstrategie. aber die all blacks sagen ja selber "es ist egal wie viele versuche der gegner legt, wenn wir immer einen mehr legen". das scheint dort unten normal zu sein. dann ist die verteidigung nicht so wichtig. na da haben wir ja glück das unser kiwi, darren kapene, sehr europäisch spielt. ich möchte nicht sein gegenüber sein, aber ich stehe ja auch neben ihm.
...
wenn das das ergebnis nach dem geheische nach versuchen und noch mehr versuchen ist, hat das mit fortschritt im rugby nichts zu tun. ich finde das hier echt alles andere als klasse. kann ja nicht sein, dass alle ihre angriffe verbessern und trainieren und verfeinern, dafür das verteidigen aber vollkommen zu kurz kommt. wenn das jetzt die neue entwicklung im südhemispherenrugby sein soll...
...
naja aber ansehnlicher als ein 3:6 bei Toulouse gegen Toulon ist es allemal Auch wenn es in dem Spiel vielleicht zuviel war, bevorzuge ich dennoch dieses Angriffsspiel in der Super 14...
Neu ist das falsche Wort. In der diesjährigen Super 14 wendet man nun jedoch eine sehr viel strengere Auslegung an, als in den letzten Jahren weltweit üblich. Jetzt muss der Tackler den getacklelten Spieler sofort loslassen. Sozusagen back to the roots, damit die ballführende Mannschaft einen größeren Vorteil im Angriff hat.
Außerdem ist so ein Ergebnis auch in der Super 14 sehr ungewöhnlich. Des Weiteren stimmt es auch nicht, dass man in der Südhemisphäre auf Verteidigung keinen Wert legt. Schaut euch nur mal an, wie wenig Versuche die All Blacks gegen Mannschaften in den letzten Novembertouren kassierten und ihr werdet merken, dass die Zahl fast gegen 0 tendiert. Außerdem ist Südhemisphären Rugby nicht gleich. Die Südafrikaner spielen sehr europäisch. Nicht umsonst ist noch gerade bei ihnen das ping pong verbreitet, was durch die Regelverschärfung bei den anderen Mannschaften klar weniger wurde. Genauso wie die Franzosen eher nordhemisphären-untypisch auf Angriff setzen.
...
Attraktiver macht's den Sport meiner Meinung nach jedenfalls nicht. Im Gegenteil. Die, zumindest am Bildschirm so aussehende, schlechte Verteidigung macht aus dem Match ein stumpfes Hin-und-her. Das Spiel hat mir jedenfalls nicht gefallen, bzw. das, was in der Zusammenfassung zu sehen war. Und die Tribünen sind bei dem Match anscheinend auch ziemlich leer. Da ist ja beim Landesligaspiel im Fußball hier um die Ecke mehr los... ist das normal, dass da bei einem angeblichen Topspiel so wenige Leute im Stadion sind? Oder hat auch auf der Südhalbkugel der Fußball die Leute abgeworben? Von dessen Konservatismus in Sachen Regeln könnte sich der Rugbysport übrigens ruhig was abschneiden. Ob nun kleine oder große Regeländerungen, dieses ständige Herumwurschteln am Regelwerk macht's nicht besser.
...
Die Tribünen sind in der Super 14, wie übrigens auch im Air New Zealand Cup, häufig so leer. Nur bei Derbies, oder wirklichen Topspielen, und gegen Ende der Saison sind die Tribünen voller. Im Fußball sind sie dort übrigens noch leerer. Trotzdem waren dort wahrscheinlich mindestens an die 10.000 Zuschauer, bloß ist das Stadion nun einmal so groß. Außerdem ist es nicht gesagt, dass es nur an der neuen-alten Regelauslegung lag. Bei so einem Spiel kommt es dann auch schon mal zu einem Automatismus. Wie gesagt, so ein Spiel gab es auch in der Super 14 noch nie und ist die absolute Ausnahme, nicht die Regel. Des Weiteren ist die strikte Auslegung der Tackleregel doch konservativ.
...
Wenn so wenige Zuschauer ins Stadion kommen, wie finanziert sich da der ganze Spielbetrieb eigentlich? Bei der Fußball-Bundesliga läuft ein erheblicher Teil durch Kartenverkäufe, bzw. vor allem durch Dauerkartenbesitzer. Ohne diese könnte manch ein Verein finanziell in die Knie gehen, da die Einnahme durch Fernsehrechte relativ gering zu sein scheinen. Wenn ich da wohnen würde, wäre ich jedenfalls bei jedem Match dabei. Live ist das schließlich ein viel größeres Erlebnis, als am Flimmerkasten.
...
Der Spielbetrieb finanziert sich größtenteils über das Pay-TV.
Natürlich sind sie Stadien nicht immer so leer, doch das ist keine Seltenheit. Gerade bei Mannschaften wie den Lions, die traditionell eher schwach spielen. Beim gestrigen Spiel Stormers vs Warathas war das Stadion beispielsweise voll. Außerdem kommen schon relativ viele Leute in die Stadien. Es sieht oft nur so leer aus, weil diese so groß sind. Die Super 14 ist nichts desto trotz der Rugby-Union-Wettbewerb (ohne Nationalmannschaften) mit dem höchsten Zuschauerschnitt.
Man sollte nicht vergessen, dass die Stadien in Deutschland auch erst seit der Jahrtausendwende regelmäßig ausverkauft sind, da haufenweise Stadien gebaut oder umgebaut wurde und der Hype um Fußball noch einmal zunahm. Ich kann mich auch an Bundesligaspiele erinnern, da spielten die Bayern quasi in einem leeren Olympiastadion.
Sowohl in Neuseeland als auch in Südafrika sind die Anbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln schlecht. In Südafrika kommt dann noch die hohe Kriminalität dazu. Da überlegt man sich dann schon zweimal, ob man wirklich zu jedem Spiel ins Stadion fährt. Außerdem ist für die Südafrikaner der Currie Cup wichtiger als die Super 14. Trotzdem sind meiner Einschätzung nach in Südafrika am häufigsten die Stadien voll. Und in Australien ist Rugby Union eben nur die drittbeliebteste Sportart.
Allgemein muss man sagen, dass die Nationalmannschaften einfach eine größere Rolle spielen (anders als im Fußball).
Februar 21, 2010
Kommentar schreiben
Du mußt angemeldet sein, um einen Kommentar abzugeben.
Letzte Aktualisierung ( Dienstag, 23. Februar 2010 )