Rumäniens 3. Reihe Stürmer Tonita beim World Cup 2007 gegen Neuseelands Hakler Andrew Hore
Befragt man die Georgien-Heimkehrer zu ihren Eindrücken und Empfindungen, schwingen Frustration und Hoffnungslosigkeit in den Worten der Nationalspieler mit. Doch bei einer Sache herrscht Einigkeit, den Klassenerhalt wird man solange nicht aufgeben, wie er rechnerisch noch zu erreichen ist. Man wird sich zusammenraufen, an einem Strang ziehen und wieder beginnen, das Abenteuer Division 1 zu genießen, statt sich über die ungleichen Bedingungen den Kopf zu zerbrechen.
Beginnen will man damit an diesem Wochenende gegen die rumänischen Eichen. Das Team erwartet in Rumänien erneut eine Odyssee, die meisten Kaderathlethen haben sich Freitag morgen gegen 5:00 Uhr aus ihren Betten geschält, zwischen 14:00 Uhr und 14:30 Uhr wird die deutsche Delegation dann in Bukarest erwartet, mit Ausnahme von Frankreich-Profi Robert Mohr, der erst gegen 16:15 Uhr in der rumänischen Hauptstadt eintreffen wird, um dann mit dem Bus in die ca. 250 km entfernte Schwarzmeer-Metropole weiterzureisen. Bei den Unwetterwarnungen, welche in den letzten Tagen und Wochen für den osteuropäischen Staat ausgegeben wurden, erwartet unser Team mit Sicherheit keine Kaffeefahrt. Ob das Team rechtzeitig in Constanţa eintreffen wird, um die geplante Trainingseinheit durchführen zu können, wird sich mit Sicherheit erst vor Ort entscheiden, doch welchen Unterschied macht eine Trainingseinheit mehr oder weniger für die deutsche Fünfzehn? Auf der langen Reise kann Coach Finsterer alle seine Stärken ausspielen, es geht darum, aus dem bunt zusammengewürfelten Team eine Einheit zu formen, sich zu verbrüdern und sich auf die kommenden schweren Aufgaben einzuschwören, gibt es hierfür ein besseres Szenario, als ein Bus, der sich durchs verschneite Transsilvanien kämpft.
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Natürlich gilt es am Samstag um 13:30 Uhr im Constructorul-Cleopatra-Stadion von Constanţa auch noch ein Rugbyspiel zu bestreiten und wenn der italienische Offizielle Passacantando um 13:30 Uhr (Ortszeit = MEZ+1) die Begegnung anpfeift, erwartet die deutsche Mannschaft ein Gegner, der um seine letzte WM-Chance kämpft und mit zahlreichen Legionären aus Europas Topligen aufzuwarten weiß.
Geplant hatten die Rumänen eigentlich die Weltmeisterschafts-Qualifikation mit einem neuen, jüngeren Team zu bestreiten, Kern der Mannschaft sollten die Spieler der erfolgreichen U21-Auswahl bilden, welche bei der Europameisterschaft in Heidelberg in überzeugender Manier den Titel gewinnen konnten. Doch die Zwischenbilanz für dieses Vorhaben fällt fatal aus, die Stejarii (Eichen) stehen aktuell auf Platz vier der Division 1 und sind damit bereits vier Punkte vom 3. Tabellenplatz, welcher zumindest an der Teilnahme zum Qualifikationsturnier für den RWC 2011 berechtigen würde, entfernt. Zum ersten Mal seit Einführung der Rugbyweltmeisterschaft im Jahr 1987 könnte eine Endrunde ohne die Beteiligung der Osteuropäer ausgetragen werden.
Beim letzten Spiel zwischen der Auswahl des Deutschen Rugby Verband und der Mannschaft der Federaţia Română de Rugby reisten die traditionell in gelb spielenden Osteuropäer noch als 16. der offiziellen IRB Weltrangliste nach Deutschland, nur ein Jahr später empfangen sie die DRV XV als 19. der Weltrangliste und sind damit “nur” noch sieben Plätze über dem deutschen Team angesiedelt, welches unverändert auf Tabellenplatz 26 geführt wird.
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Inzwischen gab es die Rolle Rückwärts, der Neuseeländer Ellis Meachen, der nach dem enttäuschenden World Cup 2007 von Santamans übernommen hatte, wurde in Folge der schwachen Hinrunde beurlaubt, an seiner Stelle steht nun Marin Mot als hauptverantwortlicher Trainer an der Seitenlinie. Auch die Rekrutierungspolitik wurde einer kritischen Prüfung unterzogen, zwar bilden weiterhin Akteure aus dem im European Challenge Cup aktiven Team der Bucureşti Oaks den Stamm der Mannschaft, doch werden auch wieder vermehrt die im Ausland aktiven Altstars in die Mannschaft berufen. So steht zum Beispiel Hakler Marius Tincu, welcher in der vergangenen Saison an der Seite von Neuseelands Superstar Daniel Carter die Meisterschaft in der französischen Top 14 erringen konnte, vor seinem ersten Einsatz im laufenden Wettbewerb und auch sein Vereinskamerad, der erfahrene 3. Reihe Stürmer Ovidiu Tonita wird erstmals in der Saison 2008-2010 für sein Heimatland auflaufen, ebenfalls zurück im Aufgebot ist Kapitän Sorin Socol, der 32-jährige 2. und 3. Reihe-Stürmer spielt aktuell für Oloron in der französischen Federale 1, lief aber lange Zeit für Agen in der Top 14 und im Heineken Cup auf.
Weitere Stars im Kader der rumänischen Mannschaft sind Prop Ion Paulica , der in England für die London Irish spielt, sein erste Reihe Kollege Silviu Florea , welcher für den US Montauban in Frankreichs erster Liga die Stiefel schnürt und erstmals seit dem Hinspiel in Heidelberg wieder im Aufgebot der Heimmannschaft steht, Routinier Alexandre Mantur der aktuell in der 3. Reihe des französischen Zweitligisten LOU Lyon stürmt und auch schon bei Castres Olympique und Brive in Frankreichs Eliteklasse seine Brötchen verdiente. Dafür muss man verletzungsbedingt auf Gedrängehalb Petre Mitu verzichten, dieser spielt wie Prop Silviu Florea beim französischen Erstligist Montauban und war beim Hinspiel im Heidelberger Fritz-Grunebaum-Sportpark bester Mann auf Seiten der Rumänen, er konnte 12 der insgesamt 22 rumänischen Punkte selbst erzielen und verschaffte seinem Team mit seinen gezielten Kicks immer wieder die entscheidenden Feldvorteile.
Zur Vorbereitung bestritt das Team Ende November ein Spiel gegen die Nationalmannschaft der Fischi-Inseln, welches die Rumänen trotz guter Leistung mit 18-29 gegen den Viertelfinalisten der letzten Weltmeisterschaft verloren. Außerdem spielen die Bucureşti Oaks, ein Retorten-Team der besten Spieler aus der heimischen 1. Liga, wie oben bereits erwähnt im European Challenge Cup, dort erzielten die Oaks einige sehr bemerkenswerte Ergebnisse, so konnte man das italienische Super 10 Team Parma mit 21-9 bezwingen, um sich später der Mannschaft aus Bourgoin (19-21) und den englischen Leeds Carnegies (6-10) nur denkbar knapp geschlagen zu geben. Das letzte Spiel am 23. Januar verlor man in Parma knapp mit 16-9. Auch dieses Team wird im Übrigen von Nationaltrainer Mot betreut. Für den Auftakt der Rückrunde versammelte sich der komplette Kader bereits eine Woche vor dem geplanten Spiel gegen die Spanier und ist in dieser Formation auch nach der Absage der Partie zusammengeblieben. Die deutsche Fünfzehn kann also damit rechnen, auf einen, trotz des ausgefallenen Spanienspiels, eingespielten Gegner mit sehr robusten Stürmern und großer internationaler Erfahrung zu treffen.
Für unsere Jungs kann es nur darum gehen, zusammenzufinden und dem Gegner so gut es geht Paroli zu bieten. Sollte am Ende des Abenteuers Division 1 tatsächlich der Klassenerhalt stehen, lag der Schlüssel hierfür vielleicht irgendwo im Schnee von Bukarest begraben!
Kader Rumänien
Stürmer: Popescu Cezar (Saint Medard en Jalles), Dima Dragos (FC Oloronais), Florea Silviu (US Montauban), Ion Paulica (London Irish), Lazar Mihai (Saint Etienne Caserugby), Tincu Marius (Perpignan), Radoi Andrei (CSM Baia Mare), Sorin Socol (FC Oloronais), Petrichei Augustin (UR Marmande Castaeljaloux), Petre Cristian (AS Beziers), Ursache Valentin (CSM Baia Mare), Burcea Stelian (CSU Arad), Carpo Daniel (RCJ Farul), Macovei Mihai (CSM Baia Mare), Tonita Ovidiu (Perpignan), Manta Alexandru (Lyon), Ursache Sergiu (Casino di Venezia)
Hintermannschaft: Sirbu Lucian (Somillau), Calafeteanu Valentin (CSU Arad), Dumitras Iulian (Albi), Dumbrava Dan (CSA Steaua Bucuresti), Dimofte Ionut (CSM Baia Mare), Gal Csaba (CSM Baia Mare), Dascalu Robert (CSA Steaua Bucuresti), Gheara Constantin (RCJ Farul), Cazan Ionel (CSA Steaua Bucuresti), Fercu Catalin (CSU Arad), Ciuntu Stefan (CSM Baia Mare), Nicolae Catalin (RCJ Farul), Vlaicu Florin (CSA Steaua Bucuresti), Botezatu Ionut (CSM Baia Mare)
Kader Deutschland
Sturm: Rob Elloway (Cornish Pirates), Benjamin Krause (78), Robert Mohr (La Rochelle), Alexander Widiker (RC Orléans), Tim Coly, Manuel Wilhelm, Kehoma Brenner (alle RGH), Lukas Hinds-Johnson (RK 03), Alexander Hauck, Jamie Houston (beide 80), Marcus Trick (SC Neuenheim), Alexander Metz (TSV Handschuhsheim)
Hintermannschaft: Kieron Davies (Ampthill RUFC), Raphael Hackl (BRC), Rafael Pyrasch, Benjamin Simm (beide 78), Christopher Liebig, Steffen Liebig (beide HRK), Clemens von Grumbkow (I Cavalieri), Mustafa Güngör, Edmoore Takaendesa (beide RGH), Mark Sztyndera (80)
Statistiken:
Die DRV XV bestritt bisher 15 Länderspiele gegen Rumänien, von diesen konnten 5 gewonnen werden. Allerdings erzielte Deutschland 4 seiner Siege in den 20er und 30er Jahren, beim letzten Aufeinandertreffen der beiden Teams im Jahr 2009 (Heidelberg) behielten die Rumänen mit 22-0 die Oberhand.
Letzte 5 Spiele Rumänien:
Rumänien – Fidschi 18-29
Rumänien – Uruguay 17-11
Portugal – Rumänien 22-21
Georgien – Rumänien 28-23
Deutschland – Rumänien 0-22
Letzte 5 Spiele Deutschland:
Georgien – Deutschland 77-3
Deutschland – Hong Kong 24-14
Deutschland A – Schweiz 15-12
Deutschland – Rusland 0-53
Portugal – Deutschland 44-6
Weitere Infos über die rumänische Nationalmannschaft findet ihr im Artikel: DRV XV vs Rumänien: Rumänische Rugby-Nationalmannschaft welchen wir im Vorfeld der Partie Deutschland – Rumänien im Februar des vergangen Jahres veröffentlicht haben.
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