Conl mit Fabien Pelous
Eine Woche war ich (Constantin Hocke – aktuell Spieler beim ASV Köln, davor viele Jahre bei der RG Heidelberg aktiv) zu Besuch bei Phil Christophers, Profi bei Castres Olympique. Er berichtet für TotalRugby von den Eindrücken die er dort sammeln durfte:
Bewusst habe ich einen Zeitraum gewählt, in welchem ein Spiel gegen Stade Toulose anstand.
Inzwischen war ich zwar bereits bei fast jeder Station von Phil zu Besuch – Bristol, Leeds, und sah auch einige interessante Begnungen, doch eine Mannschaft wie Toulose, gespickt mit Stars hatte ich noch nicht live erlebt.
Wenn man nach Castres reisen möchte, landet man am Besten mit dem Flieger in Toulose. Auf dem Weg nach Castres kommt man auf der Autobahn am Stadion von Stade Toulose vorbei. Ein tolles Stadion, was von der Größe her mit einigen hiesigen Bundesliga-Stadien (Fussball) locker mithalten kann. Doch Austragungsort war (leider) diesmal Castres und nicht Toulouse.
In den Tagen vor einem großen Spiel ist die Stimmung in Castres immer etwas angespannter als normalerweise, es wurde zum Beispiel extra eine grosse Halle für das Banket/Buffett nach dem Spiel organisiert anstatt dem üblichen Zelt auf der Stadionanlage. Einen Tag vor dem Spiel bin ich in Castres eingetrudelt, an diesem Tag stand für die Spieler nur eine Trainingseinheit am Vormittag statt (Captains run), den Rest des Tages hatten die Spieler dann zur freien Verfügung.
Auch wenn alle in Castres etwas überdreht und aufgeregt waren ob des grossen Spieles – Phil war die Ruhe selbst, inzwischen ist er ja auch ein gestandener Profi.
Am Tag des großen Spieles war der Treffpunkt der Mannschaft für 14:30h angesetzt, das Spiel begann um 18:30. Eigentlich kein so grosser Unterschied im Vergleich zur deutschen Liga. Man isst vorher gemeinsam, anschließend Tapeverbände, Teambesprechung und dann geht’s los.
Die Witterungsbedingungen waren etwas widrig, es war sehr windig. Ich dachte mir, dass darunter die Qualität des Spiels nur leiden konnte. So kam es leider auch. Es entwickelte sich nur ein mittelmäßiges Spiel, dass von der Mannschaft gewonnen wurde, die es schaffte die wenigeren Fehler zu machen und die des Gegners in Punkte umzuwandeln. Was Castres leider an diesem Tage nicht gelang – obwohl die Chancen da waren. Doch leider wurden Starftritte aus aussichtsreicher Position und einige entscheidende Gassen nicht konzentriert genug gespielt.
Byron Kelleher, der All Blacks Gedrängehalb in Diensten von Toulouse, zeigte eine beeindrucktende Partie, ihm zuzuschauen war allein die Reise schon wert.
Nach dem Spiel war ich schon etwas enttäuscht, weil Castres wie schon erwähnt wirklich Chancen hatte das Spiel zu gewinnen und mit der Niederlage die letzte wirkliche Chance auf ein Erreichen des Halbfinales vergab. Nach dem Spiel ging es zum Bankett. Dort traf ich Kees Meeuws (Ex-Prop der All Blacks), den ich von meinem letzten Trip nach Castres schon kannte. Er laboriert derzeit an einer alten Waden-Verletzung und wird wohl nicht mehr für Castres zum Einsatz kommen, da er den Verein nach dieser Saison verlassen wird. Das Wiedersehen war sehr herzlich, er ist wie jeder Rugby Profi, den ich bis jetzt kennen lernen durfte, sehr nett und locker sowie gänzlich frei von Starallüren. Auf jeden Fall ist es immer wieder super mit einer Allblack-Legende einen kleinen Plausch zu halten.
Für die nächsten beiden Tage stand in erster Linie Regeneration und leichtes Krafttraining auf dem Plan. Vormittags Massage etc, anschliessend Kraftraum. Man muss festhalten, dass das Leben eines Profis recht monoton ist, man denkt die ganze Woche an das kommende Spiel, verhält sich auch dementsprechend – kein Alkohol, nicht zu spät in Bett, ausreichend Kohlehydrate und bewusste Ernährung. Kurzum: ein Profi trainiert, isst, schläft, spielt und in seiner Freizeit ruht er sich aus.
Am Samstag stand der nächste Captains run für das Spiel am Sonntag gegen Brive an. Ich war mit von der Partie und schaute mir das Training vor Ort an. Wenn ein Spieler jemanden mitbringt, dann scheint es Brauch zu sein, dass fast jeder einem die Hand schüttelt und ein paar Worte mit dir wechselt. So stand plötzlich Lionel Nallet (Kapitän von Frankreich) vor mir und streckte mir die Hand entgegen. Die Nr.8 Joe Takiri begrüßte mich bei unserem 2. Treffen als ob ich sein bester Freund wäre.
Alles in allem kann man sagen, Profis sind auch nur Leute wie du und ich. Man wird prima aufgenommen und in punkto Team Spirit steht diese Mannschaft uns Deutschen (zumindest denen die ich kenne), in nichts nach. Jeder ist freundlich, hilfsbereit und keiner behandelt dich von oben herab oder ähnliches.
Falls Castres doch noch die Play-Offs erreichen sollte, werde ich für TotalRugby natürlich wieder live dabei sein.
Das Spiel gegen Brive wurde deutlich gewonnen, zu dem Zeitpunkt war ich allerdings leider schon wieder im Flugzeug… wäre auch zu schön gewesen, mal ein Spiel mit vielen tollen Versuchen zu sehen.
Hoffe ihr konntet beim Lesen einen kleinen Einblick in das Profileben gewinnen, ich wünsch Euch was
Conl
Hier noch ein paar Schnappschüsse:
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