Günther Sträßer in der vergangenen Spielzeit als Trainer des TSV Handschuhsheim - (c) Miriam May
Zum Ende der vergangenen Saison hatte Günther Sträßer etwas überraschend sein Traineramt beim TSV Handschuhsheim niedergelegt, welchen er zuvor zweimal in Folge ins DRV-Pokalfinale geführt hatte. Bisher ist Sträßer, der als Gedrängehalb des Sportclub Neuenheims zum Nationalspieler geworden war und später die deutsche Auswahl auch als Trainer betreuen durfte, noch kein neues Trainer-Engagement eingegangen. Doch der Erfolstrainer – er führte die RG Heidelberg 1997 als bisher einzigen deutschen Verein zum Triple (Pokalsieg, Meisterschaft und 7s-Meisterschaft), brachte den Heidelberger RK als Trainer zurück in die erste Liga und konnte mit dem TSV Handschuhsheim den DRV-Pokal gewinnen – beobachtet die Entwicklung der Liga und der Ländermannschaft mit wachem Auge und erwies sich nicht nur deshalb als ein äußerst interessanter Gesprächspartner für TotalRugby.
TotalRugby: Hallo Günther wie ist es Dir seit Deiner Trennung vom TSV ergangen?
Günther Sträßer: Gut, ich habe viel Urlaub gemacht und habe meine Tochter bei ihrer Berufswahl begleitet. Aber was heißt Trennung, es war ein ganz normaler Vorgang. Ich habe zum Ende der letzten Saison meine Vertrag beim TSV beendet bzw. nicht mehr verlängert.
TR: Du sagtest mir bereits, dass Du Dich bewusst gegen eine Teilnahme an der Kolumne „was macht eigentlich ….“ entschieden hast, heißt das wir dürfen bald wieder mit einer Rückkehr des Trainers Sträßer rechnen?
GS: Im Moment gibt es nichts Konkretes. Klar ist, ich werde mich auch weiterhin mit Rugby beschäftigen.
TR: Bist Du momentan mit anderen Vereinen im Gespräch?
GS: Es gab/gibt Anfragen, aber im Moment ist nichts aktuell.
TR: Wie kam es eigentlich zur Trennung zwischen Dir und dem TSV? Immerhin warst und bist Du einer der erfolgreichsten Trainer in der Geschichte der Löwen?
GS: Ich habe mich sehr wohl beim TSV gefühlt. Wir hatten zwei sehr schöne und erfolgreiche Jahre mit dem Pokalsieg 2008 und der Pokalvizemeisterschaft 2009. Die Spieler waren sehr motiviert und haben super mitgezogen, auch die Vereinsführung hat uns innerhalb ihrer Möglichkeiten zu 100% unterstützt. Des Weiteren hatte ich mit Mathias Bechtel gerade am Anfang einen guten Partner. Da man aber aus Fehler lernen sollte und man sich im Sport lieber an Erfolge als an Misserfolge erinnert war für mich am Ende der Letzten Saison der richtige Moment um mein Engagement beim TSV zu beenden.
TR: Wie beurteilst Du die Entwicklung des TSV unter Jan Ceselka, der ja im Gegensatz zu Dir ein unbeschriebenes Blatt auf der BL Bühne ist – wusstest Du von dem Vorhaben des TSV oder resultierte diese Entscheidung erst nach Deinem Fortgang?
GS: Hier könnte ich ganz elegant sagen ich wusste nichts, aber das wäre eine Lüge! Für den TSV kam meine Entscheidung etwas überraschend, da wir uns aus den unterschiedlichsten Termingründen erst recht spät zusammengesetzt haben um über die weitere Planung zu sprechen. Nach einigen Absagen, war die „Lösung“ eines Trainerteams mit dem Teamchef Jan Ceselka (der im Besitz des A-Trainerscheines ist!) und den erfahrenen Spielern Jens Schmidt und Alexander Pipa als Trainer eine gute Entscheidung. Und wie man in der Tabelle sieht, ist das Team ja ganz gut in die Neue Saison gestartet.
Werde Aktiv…Support TotalRugby – Es gibt zahlreiche Wege TotalRugby zu unterstützen, hier findest Du ein paar davon.
TR: Momentan ist es ein enges Rennen um die Play Off Plätze, wer hat Dich in der Hinserie am Meisten überzeugt und was versprichst Du Dir von der Rückrunde?
GS: Ganz klar, die RGH. Die RGH hat außer ihrem Ausrutscher gegen den TSV eine super Vorrunde gespielt. Die Rückrunde wird sicher sehr spannend werden, gerade die 5 Punkte-Regel kann hier noch für große Überraschungen sorgen!
TR: Gibt es einen Spieler, der Dich besonders beeindruckt hat?
GS: Aktuelle Bundesligaspieler gibt es einige die mich individuell auf ihren Positionen beeindrucken, hier einen hervorzuheben wäre nicht richtig! Aber der Junge Fabian Heimpel (der Apfel fällt nicht weit vom Stamm -auch sein Vater Leander war sehr talentiert und zielstrebig!) hat für mich persönlich in den letzten 12 Monaten die größte Entwicklung gemacht.
TR: Thema Deutschland – wie siehst Du die Chancen für einen Klassenerhalt?
GS: Keine Frage, Deutschland muss unbedingt den Klassenerhalt schaffen. Die Mannschaft hat sich in den letzten Jahren von weit unten nach oben auf ein für Amateure beachtliches Niveau entwickelt (hier hat Bazi eine sehr gute Mannschaft aufgebaut). Und das bei der uns allen bekannten „Förderung“. Steigt die Mannschaft ab, würde es für die nachfolgende Generation bedeuten, lange Zeit Kellerduelle auszutragen! Gerade das letzte Abschneiden unserer U-18 bei der EM macht ganz deutlich, dass wir noch lange nicht auf Augenhöhe mit den anderen Nationen sind! Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir Perspektiven für die jungen nachrückenden Spieler schaffen – und dazu ist der Klassenerhalt zwingend notwendig!
Der DRV hat, siehe „Arbeitspapier“, hohe Ziele (Visionen sind erlaubt!). Gerade ist 7er Rugby in das Olympische Wettkampfprogramm für 2016 aufgenommen worden, hier sollen die 7er Damen und Herren – Nationalmannschaften dabei sein! Die 15er Herrennationalmannschaft soll spätestens im Jahr 2019 an der „Endrunde zur WM teilnehmen“, das sind „große Ziele“ die nur mit sofortiger Förderung und Unterstützung möglich gemacht werden können. Auch andere Nationen wollen zu Olympia und das bei nur 12 freien Plätzen!
TR: Wie beurteilst Du die Chancen auf eine Olympia Teilnahme 2016?
GS: Nimmt man die Letzten Ergebnisse unserer 7er Nationalmannschaft, sind die Chancen bei 12 Plätzen eher gering. Doch auch andere Underdog-Länder konnten/haben bereits ein höheres Level erreicht (denn auch sie wollen zu Olympia!) Hier können und müssen wir uns einiges Abschauen (was keinesfalls eine Schande ist!), um somit für uns die richtigen optimalen Strukturen zu schaffen.
|