Folgende Analyse soll eine positive Kritik darstellen, Sie soll den Zustand des Platzes zu einem wichtigen Event im Rugbysport darstellen. Ohne Feedback ist keine Verbesserung möglich.
Ein Länderspiel der deutschen Nationalmannschaft ist ein Event mit hoher Priorität, bei dem für die Platzpflege und Herrichtung hohe Ansprüche zu erwarten sind.
. Bei der Platzpflege fängt schon das Dilemma an. Anders als bei den Hannover Sevens, bei der schon aufgrund der Nutzung durch Hannover 96 ein erstklassig gepflegter Rasen vorgefunden wurde, findet man sich auf dem Hauptfeld des Fritz-Grunebaum-Sportparks auf einem wenig gepflegten Platz wieder.
Dieses Spielfeld ist der Ort an dem in Süddeutschland die meisten Länderspiele stattfinden. Man könnte glauben hier würde man daher auch viel in die Platzpflege investieren. Das ist aber leider nicht so. Wie bereits im vorigen Bericht erwähnt: Qualität im Bereich des Rasens hat im Allgemeinen im deutschen Rugby noch kaum Platz gefunden.
Hier die Fakten:
Ebenflächigkeit:
Dieser Platz ist nicht ebenflächig. Schäden in der Sode scheinen nicht oder nur unzureichend ausgebessert zu werden. Regenwurmkot wird nicht durch abschleppen verteilt und mit Sand abgemagert. Es handelt sich hier um eine Buckelpiste auf der kein Spieler sich trauen wird, aus dem Spiel heraus ein Dropkick auf die Stangen zu wagen. Es besteht eine erhöhte Gefahr von Knöchelverletzungen!
Gräserzusammensetzung:
Ein Sportrasen besteht in der Regel aus 2 Gräserarten, die zusammen eine strapazierfähige Rasenfläche ergeben: Deutsches Weidelgras (Lolium perenne) und die Wiesenrispe (Poa pratensis). Es gibt aber auch eine Grasart die man nicht auf dem Platz haben will: die jährige Rispe (Poa annua). Diese erkennt man an der hellgrünen Farbe im Gegensatz zu den dunkleren beiden oben erwähnten. Wenn man genau hinsieht, kann man bei Übertragungen von Sportereignissen auf Rasen die hellgrünen Flecken erkennen. Jeder Greenkeeper hat damit zu kämpfen, auch in der 1. Fußballliga. Das Problem mit der Poa annua ist die mangelnde Scheerfestigkeit. Die Pflanze hat sehr kurze Wurzeln und lässt sich leicht heraustreten. Die hellgrünen Flecken also, sind die Stellen die in der Regel bei Belastung herausfliegen. Deshalb versucht jeder Platzwart den Anteil an der jährigen Rispe so gering wie möglich zu halten, unter 5%.
Der Anteil an Poa annua auf dem Rasen im Fritz-Grunebaum-Stadion liegt bei ca. 98%! Dann gibt es noch viele Gänseblümchen (Bellis perennis) und andere Unkräuter die nichts auf einem Sportplatz zu suchen haben.
Rasendichte, Deckungsgrad:
Der Deckungsgrad des Hauptfeldes liegt bei 60%. Wünschenswert sind 100%. Im Winter ist das nicht zu erreichen, aber für einen Platz im freien (nicht im geschlossenen Stadion) sind 60 % zu wenig. Ursache ist mangelnde Düngung, zu wenige Mähgänge, ungenügende Belüftung, mangelnde oder fehlende Nachsaat ungeeigneter Boden.
Schnittlänge:
Mit ca. 50 mm und mehr, erheblich zu lang.
Boden:
Schwerer Boden, reich an organischem Material. Draint nicht gut. Saugt sich mit Wasser voll. Ergibt bei Regen eine Schlammpiste, klebt kiloweise an den Schuhen. Ursachen: ungenügende Besandung, ungenügende Belüftung des Bodens, liegenlassen des Schnittgutes, liegenlassen der abgespielten Rasenstücke.
Herrichtung des Platzes:
Linierung:
Der arme Mensch der hier linieren musste, hatte keine Chance. Offenbar hat er es mit einer Schnur versucht, aber auf einem so unebenen Platz kann keiner eine gerade Linie ziehen.
Rasenbild:
Kein Mähmuster ersichtlich
Schnittlänge:
Wie oben schon erwähnt, erheblich zu lang
Ausgleichspflege:
In der Halbzeit haben sich einige Jugendliche bemüht die schadhaften Stellen zu reparieren, es waren aber einfach zu viele Schäden.
Gesamteindruck:
Nicht gut. Mancher ‚Dorfsportplatz’ sieht besser aus
Thema Rasenlänge:
Warum lassen viele Rugbyvereine den Rasen auf ihren Plätzen länger stehen als z.B. beim Fußball?
Versuch einer Antwort:
Beim Fußball beeinflusst die Gräserlänge Schnelligkeit und Lauf des Balles. Deshalb möchten alle Fußballer einen kurzen Rasen. Schnittlänge in den Bundesliga Stadien ist um die +/- 25 – 28 mm.
Beim Rugby ist dieses Kriterium nicht existent. Daher glauben viele es komme nicht darauf an wie lang der Rasen sei.
Als weitere Begründung existiert die Meinung, dass langes Gras ein besseres Polster sei wenn man auf den Boden fällt. Gegenfrage: Was Polstert besser? 70 mm langes Gras mit einer Deckung von 60 % oder ein dichter Rasenteppich von 30-35 mm Länge mit einer Deckung von 100%?
Weiterer Grund: Wenn die Rugbyspieler nicht maulen, dass der Rasen zu kurz ist, kann man ihn ja länger wachsen lassen, das heißt ich muß nicht soviel mähen und ich muß nicht so viel düngen. Ich spare sehr viel Geld an Manpower und Düngermittel. Offenbar führt dies dann zur Meinung, Rugbyplätze brauchen überhaupt keine Pflege. Ich wohnte einer Diskussion zwischen Abteilung und Verein bei, bei der der Vereinsvertreter feststellte wie teuer es doch sei den Platz zu bewässern!
Fakt ist, unebene Plätze erhöhen das Risiko von Knöchelverletzungen. In einer Zeit in der Spieler aus aller Welt eingekauft und in der Bundesliga eingesetzt werden, kann man sagen: Wer einen teueren Spieler auf einen Acker spielen lässt, der handelt wie einer, der einen Ferrari auf einen Feldweg fährt.
Daher zum Schluß: eine bessere Spielqualität geht, meiner Meinung nach, nur einher mit einer besseren Platzqualität.
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