Clemens in der Partie gegen Gran Parma
Nach unserem Überraschungserfolg über Viadana war uns nicht viel Zeit zur Erholung vergönnt, denn in den darauf folgenden sieben Tagen standen zwei weitere Spiele auf dem Programm: ein Mittwochabend-Auswärtsspiel gegen L´Aquila und am darauf folgenden Sonntag ein Spiel zu Hause gegen Gran Parma. L´Aquila war bereits im Finale der Seria A Gegner Pratos gewesen und den Cavalieri damals nach einem dramatischen Spiel in der Verlängerung mit 25-18 unterlegen. Nach dem Rückzug der Mannschaft aus Calvisano war L’Aquila dann Prato in die Top 10 gefolgt.
Wir reisten bereits am Dienstagmittag in L´Aquila an. Am Mittwoch starteten wir sehr gut in die Partie und hatten sie so gut wie immer unter Kontrolle, allerdings gaben wir durch kleine Fehler immer wieder Straftritte an den Gegner und es blieb bis zum Ende knapp. Die letzten Minuten waren an Spannung kaum zu überbieten. Wir führten 20-22, doch L´Aquila attackierte unser Malfeld am laufenden Band. In der letzten Aktion war es dann soweit: eine Zwei-Gegen-Eins-Situation 20 Meter vor unserem Malfeld, alle sahen schon den gegnerischen Spieler in unser Malfeld eintauchen, aber Rima Wakarua – unser Schluss – hatte anderes vor! Er fing den Ball heraus, lief am anderen Ende des Feldes zum Versuch ein, erhöhte diesen von ganz außen und nahm so L´Aquila nicht nur die Hoffnung, sondern auch den sicher geglaubten Bonuspunkt. Endstand 20-29.
Wieder war nicht viel Zeit zum Feiern. Donnerstag Erholung, Freitag lockeres Gym und Training, Samstag morgens Teamrun und dann war es auch schon wieder soweit. Auf dem Programm stand Gran Parma und wir wollten unbedingt einen weiteren Sieg einfahren, um endlich die fünf verlorenen Punkte vergessen zu machen und uns ins Tabellen-Mittelfeld vor zu arbeiten.
Die vergangenen Spiele hatten ihre Spuren hinterlassen und so ging ich schon ein wenig angeschlagen in die Partie. Nach guten 20 Minuten und beim Stand von 10-0 war es dann soweit, bei einem Antritt fühlte ich im hinteren Oberschenkel ein heftigen „Schnalzer“. Ich konnte den Ball gerade noch an einen Mitspieler weiter geben, bevor ich zusammensackte. Mir war sofort klar, dass es das für mich war. Aber das Spiel gewannen wir deutlich mit 35-0 und kletterten in der Tabelle auf den 6 Platz.
Der Ultraschall in der darauf folgenden Woche zeigte, wie wir schon vermutet hatten, einen kleinen Muskelfaserriss, und das hieß 3-4 Wochen Pause für mich. Da kam es gerade recht, dass auf Grund der europäischen Wettbewerbe (Heineken Cup und European Cup) sowieso zwei freie Wochenenden anstanden.
Was die Teilnahme am nächsten Spiel, dem Auswärtsspiel gegen Petrarca Padova am 25.10. anbelangt, habe ich das Rennen gegen die Zeit verloren und reiste nur als Zuschauer mit der Mannschaft nach Padova. Wir rechneten uns relativ gute Chancen aus, denn wir waren erholt und ausgeruht, während Padova zwei schwere Spiele im European Cup (zu Hause 27-29 gegen Newcastle und auswärts 27-10 gegen Montauban) hinter sich hatte.
Wir führten zur Halbzeit mit 9-7 und es sah so aus, als könnten wir einen Sieg mit nach Hause nehmen, doch in der 2. Halbzeit dominierte Padova das Gedränge und kam zu zwei weiteren Versuchen. So stand es kurz vor Schluss 24-12, in der letzten Aktion kamen wir noch zum Anschlussversuch und dem damit verbundenen Bonuspunkt. Endstand: 24-17. Im Endeffekt können wir froh sein, dass wir den Bonuspunkt geholt haben, aber es wäre eigentlich mehr drin gewesen und so reisten wir etwas enttäuscht zurück nach Prato.
Ich ging mit einem sehr guten Gefühl in die Woche und war fest davon überzeugt, dass ich gegen Venezia wieder voll würde mitwirken können, aber es stellte sich schnell heraus, dass mein Oberschenkel doch noch nicht so weit war. Nach dem klar war, dass es sehr eng werden würde, wurde sogar die gute Verbindung zum großen Nachbarn Fußball (ACF Fiorentina) aktiviert, um mich rechtzeitig fit zu bekommen. Aber ich zog wieder einmal den Kürzeren und musste leider ein weiteres Mal auf der Tribüne Platz nehmen.
Nachdem Venezia in der vergangen Woche eine herbe 8-57 Heimniederlage gegen Roma hinnehmen musste und wir nach unserer unnötigen Pleite in Padova die Woche über hart gearbeitet hatten, gingen wir am 31.10. sehr optimistisch in das Spiel gegen diese Mannschaft. Doch es sollte anders kommen, als alle dachten. Immer wieder trafen wir falsche Entscheidungen, so wurden einige gut gelegene Straftritte lieber in die Gasse gekickt, statt die sicheren Punkte zu machen. Zwei herbe Verteidigungsfehler führten zu Versuchen und Venezia lag schnell 15-3 vorne. Es bedurfte einer derben Halbzeitansprache unseres Trainers Andrea de Rossi, um das Blatt zu wenden. Am Ende hieß es 29-21 für die „tuttineri“, wie wir auch genannt werden. Trotz des Sieges war die Stimmung nach der Partie alles andere als überragend. Grund dafür waren wohl der versäumte Bonuspunkt und vor allem die unterdurchschnittliche Leistung.
Aufgrund der November-Tests ist bei uns jetzt erstmal vier Wochen Spielpause, bevor es dann Ende November mit dem Heimspiel gegen Parma weiter geht.
Ciao,
Clemens
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