Nach einer katastrophalen Weltmeisterschaft, in welcher die Iren als selbsterklärter Mitfavorit bereits nach der Vorrunde die Segel streichen mussten, und einem nur wenig besseren 6 Nationen Turnier, sah Eddie O’Suillvan keinen anderen Ausweg mehr, als das sinkende Schiff zu verlassen und dies, obwohl er erst kurz vor der Weltmeisterschaft mit einem frischen 4-Jahres Vertrag bedacht worden war.
Neuer starker Mann im irischen Rugby wird Declan Kidney. Nachdem Südafrikas Weltmeisterschafts Coach Jake White sich ebenso selbst aus dem Rennen genommen hatte wie der zweite Wunschkandidat des irischen Rugbyverbands, der australische Ex-Trainer der Leicester Tigers Pat Howard, war die Benennung Kidneys keine sonderliche Überraschung mehr.
Und mit Kidney haben sie sicherlich keinen Trostpreis gezogen, denn seine Rugbyvita liest sich wirklich beeindruckend, momentan ist er für das Team von Munster verantwortlich, unter ihm wurde Munster zu einer der führenden Mannschaften Europas. Nicht zu unrecht steht die “Red Army” (so lautet der Spitzname des Teams aus Munster) 2008 zum 4x unter der Leitung von Kidney im Finale des Heineken Cups, welchen sie 2006 auch gewinnen konnte. Auch als Nationaltrainer ist Kidney kein unbeschriebenes Blatt, 2002 bis 2004 war er Assistenztrainer von seinem Vorgänger Eddie O’Sullivan und 1998 führte er überraschend das irische U19 Team um Spieler wie den genialen irischen Kapitän O’Driscoll, zweite Reihe Hüne O’Callaghan und Verbinder Paddy Wallace zum Gewinn der Weltmeisterschaft in der französischen Rugbymetropole Toulouse.
Es ist aber keine leichte Aufgabe, die Kidney sich dort an Land gezogen hat. Er wird einen Umbruch einleiten müssen, weil die goldene Generation der Iren um O’Driscoll und Co. langsam in die Jahre gekommen ist und sein Vorgänger O’Sullivan es versäumt hat, junge Spieler an das Team heranzuführen. So gibt es für einige Spieler auf zentralen Positionen, wie z.B. Verbinder Ronan O’Gara, oder erste Reihestürmer John Hayes keinerlei Alternativen, denn die Iren verfügen nicht annähernd über den Spielerpool wie die anderen 6 Nationen Schwergewichte England, Frankreich oder auch Wales. Hier wird Kidney mit Sicherheit neue riskante Wege gehen müssen, um das irische Rugby wieder in die Erfolgsspur der vergangenen Jahre zurückzuführen. Uns auch wenn noch 3 Jahre bis zur nächsten Weltmeisterschaft verstreichen, darf er sich damit nicht zuviel Zeit lassen, denn in den letzten zwei Jahren stürzten die “Kleebläter” in der Weltrangliste, welche für die Setzliste bei der Weltmeisterschaftsgruppenverteilung ausschlaggebend ist, von Platz 2 auf Platz 8 ab – hält dieser Trend an, droht den Iren 2011 in Neuseeland eine ähnlich schwere Gruppe, wie schon bei der Weltmeisterschaft 2007, als sie u.a. mit Frankreich und Argentinien zutun bekamen.
Allerdings wird Kidney erst nach der Sommer Tour 2008 mit drei Länderspielen (u.a. gegen Wallabies und die All Blacks), die Verantwortung für das Team übernehmen, bis dahin wird ein Interims Coach die Mannschaft betreuen.
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