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Exklusiv-Interview mit Sergey Bekgulyan vom ASV Köln
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Geschrieben von Constantin Hocke   
Montag, 26. Oktober 2009

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Nach 7 Niederlagen in Folge steht der ASV als einziger Bundesligist noch ohne Punkte da. Hakler Sergey Bekgulyan stellte sich unseren Fragen und erzählte uns, was sich in seinem Verein seit dem Aufstieg bereits getan hat und was geschehen muss, damit sich der ASV in der Bundesliga etablieren kann.

TotalRugby: Nach sieben Spieltagen steht der ASV immer noch ohne Punkte da, jetzt musste sogar das Pokalspiel gegen den TSV verschoben werden. Kann man sagen, dass sich der Verein mit dem Projekt 1. BL übernommen hat?
Sergey Bekgulyan: Solche Behauptungen sind meines Erachtens zurzeit übereilt. Natürlich begegnet jeder Aufsteiger in der ersten 1. BL-Saison etlichen Schwierigkeiten und muss zwangsläufig Niederlagen hinnehmen. Dies ist auch beim ASV Köln der Fall. Wir bemühen uns, die Hindernisse soweit wie möglich zu überwinden, uns von Spiel zu Spiel zu steigern und uns an die BL-Verhältnisse anzupassen. Das Verschieben des Pokalspiels gegen TSV war eine bittere, aber unvermeidbare Entscheidung des Vorstandes, da der ASV, angesichts der hohen Anzahl der angeschlagenen Spieler, keine Mannschaft aufstellen konnte, die den DRV-Vorgaben entsprochen hätte. Gerade gegen einen erfahrenen Gegner wie den TSV möchte man eigene Fortschritte erkennen. Diese lassen sich nur anhand der – hoffentlich für uns positiven – Diskrepanz der Endergebnisse aus dem letzten (8:79) und dem kommenden Spiel indizieren. Daher wäre es für mich als Spieler schade, die Begegnung vollständig ausfallen zu lassen. Wir haben noch 11 Spiele vor uns und werden also noch sehen, ob wir in diese Liga gehören.

TR: Der ASV ist als einer der wenigen Vereine in Deutschland mit drei Herrenmannschaften gemeldet und verfügt auch über eine außerordentlich erfolgreiche Frauenabteilung, schafft es aber anscheinend nicht eine konstante Leistung über einen längeren Zeitraum zu bringen. Woran liegt das Deiner Meinung nach?
SB: Größtenteils leider an der finanziellen Situation. Köln ist eine Medienstadt mit fast einer Million Einwohnern. Daraus sollten viele Finanzierungsoptionen für ein Bundesligateam resultieren können. Leider bleiben diese für uns immer noch hypothetisch oder unzureichend.

TR: Sollte man vielleicht eins der drei Teams zurück ziehen und sich voll und ganz auf das BL Geschäft konzentrieren?
SB: Der Spielbetrieb in der Regional- sowie der Verbandsliga NRW, in denen unsere 2. und 3. Teams gemeldet sind, erfordert keine bundesligavergleichbaren Anstrengungen und bietet den Mannschaftsmitgliedern Möglichkeit, zusätzliche Spielerfahrung zu sammeln. Durch das Vorhandensein beider Mannschaften werden wir keinesfalls ärmer. Im Gegenteil profitiert der Verein von beiden Kadern insofern enorm, als eine hervorragende Basis für das zukünftige erste Team geschaffen wird.

TR: Gegen den BRC hat man einen völlig neuen ASV erlebt, der zum ersten Mal in der noch jungen BL Saison einem der stärksten Teams der letzten Saison bis in die 2. Hälfte ein ebenbürtiger Kontrahent war. Gegen den HRK und die RGH setzte es dann wieder deftige Niederlagen. Ist das Gerüst des ASV so brüchig, dass es durch die Verletzungen von 2-3 Spielern wieder völlig in sich zusammen fällt?
SB: Mir fallen auf Anhieb mindestens 5 Spieler aus der damaligen Startaufstellung (Albers, Weibel, Reay, Peradze und Cevik) ein, die nach dem Spiel gegen BRC bisher nicht auftreten konnten. Das macht nicht weniger als 1/3 des Start- und einen nicht unerheblichen Teil des Stammkaders aus! Bei solchen Einbußen wird sich jeder Verein angeschlagen fühlen. Eine vergleichbar traurige Konstellation ereignete sich leider in zwei nachfolgenden Spielen. Auch bei unserem Zebra gibt es schwarze und weiße Streifen. Bisher dominierten die Ersteren. Da wir im Moment eine dreiwöchige Spielpause genießen können, wird die Rückkehr des weißen Streifens erwartet;)

TR: Ihr habt 3 Neuzugänge, bei deren Verpflichtung Du nicht ganz untätig warst, erzähl uns doch mal wie es dazu kam?
SB: Das war ein steiniger Weg, der mit vielen finanziellen und formellen Komplikationen verbunden war und dennoch durchgezogen wurde. In Kürze: Uns hat ein georgischer Spieler, der auf einer Reise durch Europa war, Mitte des Jahres heimgesucht. Ihm haben unser Klubheim sowie die Teamatmosphäre gefallen. Daraufhin sind wir dank meiner und seiner Russischkenntnisse in Verbindung geblieben und haben mithilfe der gemeinsamen Anstrengungen unseres Teammanagers und Vorstandes ihn – Otar Gviniashvili- sowie zwei weitere „Lelos“ – Erekle Peradze und Irakli Maskharashvili – verpflichtet.

TR: Wenn man sich eure Anlage mit den Sponsoren anschaut und auch das Thema Neuverpflichtungen, dann kann man schon einen Trend zur Weiterentwicklung sehen, hat die Rugby Abteilung endlich begriffen, dass die Rhein Metropole in die 1. BL gehört?
SB: Bei der ASV – Rugbyabteilung sind endlich spürbare Fortschritte zu verzeichnen. Die Weichen für einen Entwicklungskurs sind gestellt worden. Offensichtlich aber ist die Tatsache, dass wir uns noch nicht in der 1. BL etabliert haben. Daher gibt es genügend Spielraum für permanente Verbesserung, die unsere Abteilung produktiv realisieren muss und keineswegs vernachlässigen darf.

TR: Wie ist die Stimmung bei euch im Training, habt ihr immer noch Lust auf die BL oder stellt ihr euch wieder darauf ein, nächste Saison in der 2. BL wieder für Furore zu sorgen?
SB: Es gab am Anfang der Saison frustrierende Abschiede, die sich jedoch zum Glück lediglich als Ausnahme erwiesen haben. Die überwiegende Mehrheit der Mannschaftskameraden lassen ihre Köpfe trotz aller Niederlagen nicht hängen, unterstützen einander und arbeiten hart weiter. Furore in der 2.BL ist jedenfalls kein aktuelles Ziel!

TR: Du giltst als emsiger Arbeiter und fühlst dich auf der Position des Haklers am wohlsten, fandest dich jedoch bis zur Verletzung von Chad Reay zumeist auf der Ersatzbank wieder, wie geht ein ehrgeiziger Spieler wie Du damit um?
SB: Ganz einfach: Ich wartete, bis ich eingewechselt wurde und versuchte dann mein Bestes zu geben.

TR: Was ist dein persönliches Ziel diese Saison?
SB: In der Liga zu bleiben und dabei unabhängig vom Spielergebnis sich jedem Gegner teuer zu verkaufen!

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