Als die Rugby-Delegation jubelte, ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen. - (c) Miriam May
Rugby ist wieder olympisch. Über die neuen Perspektiven der traditionsreichen Sportart sprach Stefan Fritschi mit Claus-Peter Bach, Präsident des Deutschen Rugby-Verbands.
Herr Bach, was haben Sie gemacht, als IOC-Präsident Rogge verkündete, dass Rugby wieder olympisch ist?
CLAUS-PETER BACH: Ich habe die Vollversammlung des IOC zu Hause am PC live verfolgt. Allerdings ohne Ton. Als die Rugby-Delegation jubelte, ist mir ein großer Stein vom Herzen gefallen.
Rugby pausierte fast ein ganzes Jahrhundert, wenn 2016 in Rio de Janeiro zwölf Teams in der Siebener-Version um Edelmetall kämpfen. Warum diese extrem lange Pause?
BACH: Rugby ist nach 1924 heraus geflogen, da zwei Profis mitgespielt haben. Dazu gab es zwischen 1934 und 1999 konkurrierende Weltverbände; der eine war englisch dominiert, der andere französisch. Das IOC sagte, einigt euch erst mal. Danach gab es positive Signale.
Was bedeutet die Entscheidung von Kopenhagen für den deutschen Rugbysport?
BACH: Olympia wird die Türen öffnen, die Entscheidung wird sich in mehreren Punkten positiv auswirken: Rugby wird nun aus einem größeren finanziellen Topf gefördert; anstatt bisher 35 000 Euro wird es mindestens eine Viertelmillion geben. Durch die Sporthilfe wird die Bereitschaft größer sein, sich für den Sport zur Verfügung zu stellen. Des Weiteren öffnen sich jetzt die Olympia-Stützpunkte für uns, wir können deren Ressourcen nutzen. Der zentrale Punkt ist aber «Jugend trainiert für Olympia» – ein enormer Anreiz.
Doch der Alltag ist alles andere als rosig: Ausgerechnet in diesem Jahr endete die Siebener-Europameisterschaft in Hannover mit einer herben Enttäuschung. Nur Neunter von zehn Teams. Der negative Höhepunkt war die Entlassung der Trainer Rainer Kumm und Lofty Stevenson, der zuvor den SC Frankfurt 1880 zu zwei Meistertiteln geführt hatte.
BACH: Die EM 2009 war furchtbar schlecht. Das Team war falsch zusammengestellt und nicht eingespielt, da in Qualifikationsturnieren andere Spieler zum Einsatz kamen. Zudem nominierten die Trainer in Tim Kasten und Timur Tekkal zwei verletzte Spieler, die prompt auch das Turnier nicht beenden konnten.
Im Gegensatz zum 15er-Rugby gibt es in der Siebener-Version keinen Ligabetrieb, nur Turniere werden absolviert. Wie kann man trotzdem ein erfolgreiches Team auf die Beine stellen?
BACH: Wir haben vor, im nächsten Jahr den DRV- und Ligapokal abzuschaffen und an den freien Wochenenden erst regionale und dann die deutsche Siebener-Meisterschaft auszutragen. Das gleiche gilt auch für die Frauen.
Ist eine Olympia-Qualifikation angesichts der extrem großen Konkurrenz in Europa überhaupt realisierbar?
BACH: Ich denke schon, aber es wird brutal schwer. Wir müssen bei der EM 2015 unter die ersten Fünf kommen.
Quelle: Frankfurter Neue Presse
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