Beim letzten Kräftemessen zwischen dem Berliner RC und der RG Heidelberg gelang es den Hausherren die Angriffsbemühungen der Gäste im Keim zu ersticken - (c) May
Der 6. Spieltag steht an und die Vorschau bekommt künftig ein etwas anderes Gesicht. TotalRugby wird jede Woche 1-2 Topspiele auswählen, von welchen es eine Vorschau in der alt bekannten Länge geben wird. Von den weniger brisanten Spielen wird es natürlich auch eine Prognose geben, aber wir werden versuchen, diese künftig etwas kürzer und knackiger als gewohnt zu gestalten. Auch diese Woche versuchen wir uns folglich wieder in der Kunst der Weissagung.
Heidelberger RK : ASV Köln
Samstag, 10. Oktober 14:00 Uhr
Der zu Beginn der Saison kräftig stotternde Beimotor der Ruderer hat an Fahrt gewonnen und läuft inzwischen geschmeidig. Auch das Lazarett lichtet sich langsam, zwar sind die U21-Nationalspieler Brenner (Hand), Missal und Fraser (beide Schulter) genauso weiter verletzt wie Nummer 8 Andreas Kerber (Knie) und Gedrängehalb Dominic Gantz (Hand), und auch der Einsatz des bulligen Innendreiviertel Anjo Buckman scheint fraglich (Patellasehnenverletzung), dafür stehen Christoffer Neureuther, Eric Treiber, Daniel Armitage und Steffen Liebig vor der Rückkehr in den Kader. Die Moral im Team der Ruderer ist nach den zuletzt zufriedenstellenden Ergebnissen auf dem Aufschwung und das Ziel für das Heimspiel gegen den Aufsteiger müssen 5 Punkte sein. “Die Mannschaft ist aber nach dem starken Spiel der Kölner gegen den Berliner RC gewarnt und wird die Gäste nicht unterschätzen”, so Rekonvaleszent Steffen Liebig. Im Training legte Coach Murray Archibald das Hauptaugenmerk auf das Abstellen der Fehler aus dem Spiel gegen den RK 03 Berlin. Zudem wurde mit hoher Intensität am Kontaktspiel sowie der Fitness der Spieler gefeilt.
Der ASV Köln war gegen den Berliner RC 80 Minuten ganz nah dran am ersten Punktgewinn dieser Saison. Das Spiel der Rheinländer zeigte sich durch das Mitwirken der drei Neuzugänge aus Georgien ebenso positiv beeinflusst, wie durch Rückkehr des nach langer Verletzungspause erstmals in die Startaufstellung zurückgekehrten Sandro Metzler. Das Comeback des erfahrenen Kölner Gedrängehalbs und Mannschaftskapitäns der Jecken, welcher schon mit dem DRC Hannover die Meisterschaft und mit der RG Heidelberg den DRV Pokal gewinnen konnte, verlieh vor allem der unerfahrenen Hintermannschaft der Weinroten mehr Stabilität. Gegen die angriffslustige Hintermannschaft der Heidelberger um den überragenden Pieter Jordaan wird es besonders wichtig sein, die Verteidigungsreihen zu organisieren, möchte man an die guten Leistungen der Vorwoche anknüpfen.
TotalRugby Prognose: Beim ASV ist man sich bewusst, dass man dazulernen muss, um in der ersten Liga zu bestehen und das Spiel gegen den Berliner RC stellte unter Beweis, dass sich die Kölner auf dem richtigen Weg befinden. Doch es war ein Kraftakt gegen die Hauptstädter, und das bundesligaunerfahrene Kölner Team wird nicht dazu fähig sein, eine solche Energieleistung ein zweites Mal binnen nur sieben Tagen abzurufen, zumal das “Team Capri-Sonne” sich langsam zu finden scheint und einmal in Fahrt von keinem Bundesligateam so leicht gestoppt werden dürfte. Der HRK fährt seinen ersten Heimsieg ein und dazu noch einen hohen, nach Spielende zeigt die Punktetafel in Heidelberg-Kirchheim mehr als 70 Punkte Unterschied.
DSV Hannover 78 : RK 03 Berlin
Samstag, 10. Oktober 15:00 Uhr
Das erste Topspiel des 6. Spieltags findet im Tabellenkeller statt, wenn der DSV Hannover 78 den RK 03 Berlin zu Gast hat. 78-Coach Bernd Gabbei hat die Messlatte für sein Team hochgehängt, die ersten Punkte sollen eingeholt werden und am besten gleich vier oder fünf an der Zahl. Es kommt also gelegen, dass das Trainer-Team, dem neben Gabbei noch die verdienten Ex-Nationalspieler Martin Schmidt und Andreas Muder angehören, annähernd die beste Fünfzehn auf das Spielfeld schicken kann. Außer Routinier Andy McGee und Nummer 8 Mark Gordon sind alle Mann an Bord. Gordons Platz in der Mitte des Gedränges wird erneut Philipp Ehbrecht einnehmen, von dessen Leistung gegen den Sportclub Neuenheim sich Gabbei beeindruckt zeigte. Der 34-jährige soll mit dazu beitragen, dass man sich im Sturm “nicht verstecken muss” und die eigene Hintermannschaft sieht Gabbei – nach den zuletzt gezeigten Leistungen völlig zu Recht – als eine der stärksten der gesamten Liga. Das Prunkstück im Spiel des Aufsteigers wird durch die Rückkehr von Verbinder Will Gough und dem sicheren Kicker Marvin Dieckmann noch stärker werden und auch der unerschrockene Innendreiviertel Vivile “Billy” Dakunimata wird bis zum Anpfiff wieder vollständig fit sein. Dies dürfte den Gästen aus Berlin gar nicht schmecken, zeigte der Fidschianer trotz eines heftig bandagierten Knies gegen den Sportclub eine beeindruckend starke Leistung. Der Klassenerhalt ist das erklärte Ziel der Leinestädter und dafür müssen “vier aus sechs Spielen gegen die Mitabstiegskandidaten gewonnen werden”, rechnet Gabbei vor. Zuversicht gewinnt man im Lager der Heimmannschaft daraus, dass man sich in den bisherigen Begegnungen trotz der der körperlichen Unterlegenheit geschuldeten Probleme in den Standardsituationen häufig nur knapp geschlagen geben musste. Vor allem gegen den TSV Handschuhsheim, den Berliner RC und am abgelaufenen Spieltag gegen den Sportclub Neuenheim wusste man lange Zeit zu überzeugen und musste die Hoffnung auf Punkte erst sehr spät begraben. Ein Grund dafür ist sicherlich auch die Top-Verfassung, in welcher sich die beiden Nationalspieler Benjamin Krause und Benjamin Simm bisher präsentiert haben. Der sehnsüchtige Wunsch der beiden, ihr außergewöhnliches Können wieder in der Eliteklasse unter Beweis stellen zu können, beflügelt vor allem den nimmermüden Krause Woche für Woche zu unglaublichen Leistungen als unerschrockener Kämpfer im strauchelnden Sturm der Truppe aus der Messestadt. In der Partie gegen den Sportclub Neuenheim gelang es dem Prop sogar, einen Pass des Gegners herauszufangen und nach einem 40m Sprint zum Versuch zu vollenden. Interessant aus Hannoveraner Sicht wird zu beobachten sein, wie es gelingt, den Schalter von knallharter Verteidigungsarbeit auf kompromisslosen Angriff umzulegen. Damit dies gelingt, möchte Gabbei eine komplett andere Aufstellung als in den letzten Begegnungen aufbieten. Wie diese aussehen wird, hat der großartige Motivator natürlich nicht Preis gegeben. Er äußert aber den Wunsch, für großen Kampf endlich mal mit einem Grund zum Jubeln belohnt zu werden.
Jubeln – das wollen die Gäste aus Berlin natürlich auch und um die Chancen darauf zu erhöhen hat man sich im Laufe der letzten Tage auf dem Transfermarkt noch mal mit zwei Australiern verstärkt (die TotalRugby Wechselbörse berichtete). Gemacht hat man dies, um die “Wochen der Wahrheit”, so Manager Lutz Joachim, mit Spielen gegen die direkten Abstiegskonkurrenten – Hannover 78 und den RK Heusenstamm – möglichst positiv zu gestalten. Die Niederlage gegen den Heidelberger RK hat man an der Spree schon abgehakt und als Lehrstunde verbucht, obwohl man durchaus ambitioniert in die Partie gegangen war. Auch wenn es einer Niederlage mit fast 70 Punkten Unterschied für gewöhnlich wenig Positives abzugewinnen gibt, freut man sich auf Seiten der Berliner mit Sicherheit über die Rückkehr von Ausnahmespieler Benjamin Ulrich. Ulrich, der mit der WRA in Südafrika weilte, scheint die Zeit im Land des Weltmeisters gut genutzt zu haben und krönte seinen 20-minütigen Kurzeinsatz mit einem tollen Versuch nach einem beeindruckenden Solo. Im Kader der Gelb-Schwarzen werden voraussichtlich alle Mann an Bord sein, lediglich hinter dem Einsatz von Kapitän Christian Lill (Schulterverletzung) steht ein kleines Fragezeichen, doch für den Fall seines Ausfalls wird Neuzugang Yabsley – auch er gehörte zu den positiven Erkenntnissen aus der Partie gegen den Ruderklub – bereit stehen und als Gedrängehalb übernehmen. Sollte Lill fit sein, ist durchaus denkbar, dass der gelernte Stürmer zurück in die 3. Sturmreihe kehrt und dem australischen Neuzugang das Zepter hinter dem Gedränge überlässt. Auf Seiten der Gäste ist man sich der Stärken von Hannover 78 bewusst, erinnert sich aber noch gerne an die letzten Aufeinandertreffen in Liga 2, als man den Aufsteiger zweimal bezwingen konnte. Die tolle Entwicklung der jungen Niedersachsen ist ohne Zweifel auch bis in die Bundeshauptstadt vorgedrungen, doch trotzdem hat man sich zum Ziel gesetzt, der guten Bilanz gegen den Vorletzten diese Saison zwei weitere Siege hinzuzufügen. Laut dem jungen Berliner Manager verfügen beide Teams über starke Hintermannschaften, weshalb er vermutet, dass dort auch das Spiel entschieden werden wird.
TotalRugby Head to Head: Beide Teams sind in den Hintermannschaften und hier speziell auf Innen erstklassig aufgestellt. Auf Seiten von Hannover 78 laufen Benjamin Simm und Vivile Dakunimata auf, welche sich ein spannendes Duell mit Falk Duwe und Benjamin Ulrich liefern werden. Während die Gäste aus Berlin auf der Halbposition, einer Position, auf welcher bei den Hannoveranern nach dem Abgang des Leistungsträgers Rafael Pyrasch viel experimentiert wurde, besser aufgestellt sind als die Heimmannschaft, dürften die Gastgeber auf der Verbinderposition die Nase vorne haben, egal ob der junge Kopp oder der erfahrene Gough als Nummer 10 zum Einsatz kommen wird. Auf den Außenpositionen sind beide Teams ungefähr gleich stark besetzt, wohingegen Hannovers Schluss Marvin Dieckmann im Vergleich mit Berlins Derek Bading nicht nur auf Grund seiner Kickstärke die Nase vorn haben dürfte. Daraus ergibt sich zumindest auf dem Papier ein leichtes Übergewicht für den Aufsteiger, doch Papier ist bekanntlich geduldig und Hannovers Coach Sven Gabbei hat Recht, wenn er sagt: “Die Wahrheit liegt am Samstag auf dem Platz”.
TotalRugby Prognose: Der Aufsteiger wird seine Gäste mit breiter Brust in Empfang nehmen und vermutlich loslegen wie die Feuerwehr. Doch es ist an den alten Haudegen Gough, Ehbrecht, Krause und Simm, die jugendliche Angriffslust ihrer Mannschaftskameraden in die richtigen Bahnen zu lenken, denn beim Rugby gilt immer noch die Devise “basics first”, also egal wie gut die eigene Hintermannschaft spielt, ohne Bälle werden keine Spiele gewonnen. Nun ist der RK 03 Berlin im Sturm nicht der SC Neuenheim, der TSV Handschuhsheim oder die RG Heidelberg, doch die Ostberliner werden, gestärkt durch ein Jahr Bundesliga, unter Beweis stellen wollen, dass sie in Sachen Härte und Kompromisslosigkeit weiter gekommen sind – bevor die Hintermannschaften das Spiel entscheiden können, steht daher erst einmal die Auseinandersetzung der beiden Sturmreihen an. In einer kämpferischen Partie voller Emotionen siegt am Ende 78 mit 16 Punkten Vorsprung.
RK Heusenstamm : SC Neuenheim
Samstag, 10. Oktober 15:00 Uhr
In Heusenstamm zeigt man sich etwas enttäuscht nach der deftigen Schlappe im Hessenderby. Coach Jens Steinweg beklagt den dünnen Kader der Füchse und beschreibt das Leistungsspektrum seiner jungen Mannschaft als “von genial bis völlig anfängerhaft”. Das Hauptaugenmerk dürfte am Martinsee daher darin liegen, die Mannschaft nach der in dieser Höhe nicht erwarteten Pleite wieder aufzurichten und endlich einen Weg zu finden, konstante Leistungen aus dem Kader der Mannen vom beschaulichen Bieberbach zu kitzeln. Mut macht die Tatsache, dass man bei der hohen Pokalniederlage gegen den Sportclub Neuenheim (29:72) selbst 5 Versuche erzielen konnte, mit einer ähnlichen Leistung wäre am Samstag ein Bonuspunkt drin, welchen die Hessen mit Sicherheit nur allzu gerne einstreichen würden, zumal zumindest einer der drei Abstiegskonkurrenten (ASV Köln, Hannover 78 und RK 03 Berlin) an diesem Wochenende punkten wird.
Die Königsblauen haben bisher noch keine Saisonniederlage hinnehmen müssen, ein Zustand, der auch nach dem zweiten Gastspiel im Sportzentrum Martinsee Bestand haben soll. Doch der Sportclub hatte zuletzt, zumindest in der Liga, gegen die sogenannten „Kleinen“ ein Problem, so dominant zu spielen, wie es die eigene Spielstärke eigentlich hergeben würde. Sowohl gegen den RK 03 Berlin, als auch gegen den frech aufspielenden Aufsteiger Hannover 78 tat man sich unerwartet schwer. Es wird immer deutlicher, dass der junge Gedrängehalb Jacob Scheurich noch nicht in der Lage ist, dem Spiel des Sportclubs die gleichen Impulse zu geben, wie dies seinem Vorgänger Matias Vergara gelungen war.
TotalRugby Prognose: Der Sportclub hat sich gegen den DSV Hannover 78 nicht von seiner besten Seite präsentiert, doch dass der RK Heusenstamm ein Team ist, welches den Neuenheimern liegt, zeigt das deutliche Ergebnis aus der Pokalpartie vor knapp 2 Wochen. Die Gastgeber verfügen zwar über wirklich toll ausgebildete Rugbyspieler mit großen technischen Fähigkeiten, doch mag es den Hessen im bisherigen Saisonverlauf einfach nicht gelingen, die Vorteilslinie aggressiv genug zu attackieren, zu viel spielt sich vor der Verteidigung des Gegners ab und es wird zu wenig in Gegners Reihen gespielt. Das große Selbstbewusstsein und die damit einhergehende mentale Frische und Unbeschwertheit scheinen etwas auf der Strecke geblieben zu sein. Die Gäste aus Heidelberg-Neuenheim verfügen über einen soliden Sturm und einen beeindruckenden Defensivverbund, weshalb es den Füchsen schwer fallen wird, hier das dringend benötigte Selbstvertrauen zurückzugewinnen. Der SCN gewinnt ohne große Probleme mit 43 Punkten Vorsprung und beschert den Gastgebern eine weitere Woche ohne Erfolgserlebnis.
Berliner RC : RG Heidelberg
Samstag, 10. Oktober 15 Uhr
In Berlin kennt man gegen jeden Gegner nur ein Ziel – Sieg! Und wenn schon Sieg, dann dürfen es auch gleich fünf Punkte sein. Bis auf Elenio Mattera sind alle Spieler fit, d.h. auch Zweite Reihe Stürmer Max Rohwerder und Außendreiviertel Sebastian Freund werden ihre Wehwehchen, welche sie aus dem Spiel gegen den ASV Köln mitbrachten, bis zum Ankick im Hanns-Braun-Stadion überwunden haben. Pressesprecher Mattera erwartet ein Duell auf Augenhöhe mit dem “unangenehmen und schwer ausrechenbaren” Tabellennachbarn. Dabei erwartet er den RGH-Sturm als “etwas präsenter” als seinen Berliner Konterpart, hofft hier aber auf die Erfahrungen des neuen Coaches Steve Redfern, seines Zeichens ein ehemaliger Stürmer, “welcher sich das Ein oder Andere einfallen lassen dürfte”, um den kompakten Gästesturm zu stoppen. In der Hintermannschaft sieht der Berliner Pressesprecher sein Team auf Grund der “größeren Erfahrung” leicht im Vorteil. Als entscheidenden Faktor zu Gunsten der Heimmannschaft erwartet Mattera die beinahe 7-stündige Reise vom Neckar an die Spree.
Der RGH-Sturm bot gegen den TSV Handschuhsheim eine tolle Leistung. Doch das Unvermögen der Hintermannschaft, die zahlreichen guten Bälle entsprechend zu verwerten, sowie die teilweise haarsträubenden Verteidigungsfehler sorgten dafür, dass man nach 79 Minuten 4 Punkte zurück lag. Beim letzten Aufbäumen vor dem Malfeld der Löwen war es dann Nationalspieler Manuel Wilhelm, der sein Team durch ein Foulspiel, welches dem wachen Auge von Linienrichter Florian Forstmeyer nicht entgangen war, um jegliche Siegchancen brachte. Genau diese Punkte wurden von Nationaltrainer Rudolf “Bazi” Finsterer in der Analyse des Spiels thematisiert und nun ist es am Team der Orangenen, die entsprechende Reaktion zu zeigen, will man nicht wie bereits in der letzen Saison die Play-Offs verpassen. Im Kader der Rudergesellschaft sind bis auf Prop Pierre Faber keine Ausfälle zu beklagen, dafür steht Dritte Reihe Stürmer Costa Dinah vor einer Rückkehr in den Kader der Gäste, seine Ankunft in Deutschland wird für Freitag erwartet.
TotalRugby Prognose: Am Ende der Saison dürfte es wie bereits in der vergangenen Saison heißen, entweder…oder. D.h. entweder der Berliner RC oder die RG Heidelberg werden in die Play-Offs einziehen, für beide Teams scheint bei der momentanen Konstellation der Bundesliga kein Platz unter den besten vier Teams der Liga zu sein. Nun präsentierten sich die Hausherren bei ihren zwei letzten Auswärtsspielen nicht in bester Verfassung, doch zu Hause ist der Berliner Rugby Club stets eine andere Hausnummer als außerhalb der Stadtgrenzen. Die Rudergesellschaft hingegen steht vor der undankbaren Aufgabe, ihre nun schon 2 Spiele andauernde Niederlagenserie just beim schwersten Auswärtsspiel der Saison beenden zu müssen, will man nicht früh den Anschluss zur Spitzengruppe verlieren. Dieses Vorhaben wird nicht gelingen, der BRC gewinnt mit 6 Punkten Vorsprung und für die RGH bleibt nur der Defensivbonuspunkt.
TSV Handschuhsheim : SC Frankfurt 1880
Samstag, 10. Oktober 16:00 Uhr
Das zweite Topspiel des 6. Spieltags steigt, wenn der Tabellenführer TSV Handschuhsheim den SC 1880 Frankfurt zur Pokalrevanche im Lions Park empfängt. Die Löwen haben in fünf Saisonspielen 24 Punkte ergattert, das Duell mit der Rudergesellschaft Heidelberg war das erste Spiel, in welchem dem TSV kein 5-facher Punktgewinn gelungen war. Der neue Coach Jan Ceselka scheint zu Saisonbeginn eine sorgfältige Bestandsaufnahme gemacht zu haben und sein Spielsystem mit Bedacht um die Fähigkeiten seines Teams herumgestrickt zu haben. Anders als sein Vorgänger Günther Sträßer, der laut Verstärkungen forderte, um konkurrenzfähig bleiben zu können und schließlich den Hut nahm, weil ihm diese aus finanziellen Gründen verwehrt blieben, gelang es dem neuen Coach der Handschuhsheimer, ein Team, welches nominell nicht stärker ist als der Kader der Vorsaison, durch zielgerichtete Arbeit an die Spitze der Bundesligatabelle zu führen. Der Turn- und Sportverein mag immer noch nicht dazu in der Lage sein, über 80 Minuten ein Spiel zu machen, doch mit welcher Präzision die Hintermannschaft des Heidelberger Stadteilvereins die sich wenig bietenden Chancen ausnutze, war sowohl gegen den Berliner RC als auch gegen die Rudergesellschaft aller Ehren wert. “Wir wollen natürlich gewinnen”, äußerte sich Manager Mathias Jech im Vorfeld der Partie gegenüber TotalRugby, damit dieses Ziel verwirklicht werden kann, wurde die Pokalpartie der 80er gegen die RGH gefilmt und vom Trainerstab der Löwen, dem neben Ceselka noch die Nationalspieler Jens Schmidt und Alexander Pipa angehören, haarklein analysiert. Man weiß um die starken Einzelspieler auf Seiten der Gäste, hat Respekt vor der starken und kräftigen ersten Reihe und der guten Hintermannschaft, will aber testen, ob sich das neu zusammengewürfelte Team der Mainstädter auch so geschlossen zeigen wird, wie dies in der vergangenen Spielzeit der Fall war. Die Moral der Löwen ist natürlich gut, nicht zuletzt deshalb, weil es gelang, die RGH zu “verspeisen” (so titelte die Heidelberger Rhein-Neckar-Zeitung), trotzdem weiß man auf Seiten der Heidelberger, dass eine Leistungssteigerung von Nöten sein wird, um gegen den amtierenden Deutschen Meister und Pokalsieger erfolgreich bestehen zu können. Personell hat man bei den “Hendsemern” wenige Ausfälle zu beklagen, vermutlich werden Hakler Christian Schröder, dessen präzise Gasseneinwürfe im Derby mit der RG Heidelberg so schmerzlich vermisst wurden, Außendreiviertel Sebastian Bommes und der erfahrene Kapitän der Vorsaison, 2. Reihe Stürmer Johannes Laule, bis zum Samstag in den Kader der Heimmannschaft zurückkehren.
Frankfurts talentierter Flanker Karsten Dobs sieht im Kampf der beiden Sturmreihen das entscheidende Element, welches schlussendlich über Sieg und Niederlage entscheiden wird. “Wir müssen versuchen, den Kampf im Sturm gegen den TSV zu gewinnen und dann unsere schnelle Hintermannschaft in Szene setzen”, beschreibt Dobs, auf welche Weise die Punkte vom Neckar an den Main geholt werden sollen. Alle Frankfurter Spieler präsentierten sich zuletzt in guter Form, lediglich Dennis Feidelberg (Knöchelverletzung) wird nicht zur Verfügung stehen, und auch der Einsatz des neuseeländischen Schlussspielers Keiran Manawatu ist noch nicht 100%-ig sicher. Unterdessen ist der kräftige 2. Reihe Stürmer Daniel Preussner wohlbehalten zurück aus dem Urlaub und bereit, dem Sturm des Meisters noch mehr Stabilität zu verleihen. Frankfurts Coach Aaron Satchwell, der ein eifriger Beobachter der direkten Konkurrenten ist, meint in der bisher so undurchdringlichen ersten Verteidigungslinie der Löwen die ein oder andere Lücke ausgemacht zu haben, welche von den bisherigen Gegnern einfach noch nicht konsequent genutzt worden ist, hier möchte der Meister mit seinen starken Innen attackieren, um dann über die laufstarken Unterstützungsspieler zum Erfolg zu kommen. Sonst hat man laut Dobs wenig Schwächen bei den Gastgebern ausgemacht, man vertraut vielmehr auf die eigenen Stärken, daher soll die enorm starke 1. Frankfurter Sturmreihe im angeordneten Gedränge soviel Druck erzeugen, dass es den Löwen nicht gelingt, saubere Bälle aus den Gedrängesituationen zu erhalten. Sollte dies gelingen, würde man die gefährlichste Handschuhsheimer Angriffswaffe, Nummer 8 Alexander Pipa, welcher sich hauptsächlich nach dem Gedränge in Szene zu setzen weiß, fast vollständig aus dem Spiel nehmen können. In der Hintermannschaft sehen sich die Frankfurter körperlich unterlegen – verwunderlich, wenn man Spieler wie Sztyndera, Clarke oder Leung-Wai in den eigenen Reihen weiß – hat aber die Hoffnung, dass vor allem Spielmacher Jason Campell mit dieser Situation umzugehen wissen wird. Dobs deutet weiterhin an, dass es einige Umstellungen im Kader der Gäste geben könnte, dies könnte womöglich bedeuten, dass Campell wieder von Ewald als Verbinder übernimmt und Sztyndera neben Leung-Wai als Innendreiviertel aufläuft. Auf Außen wird mit Sicherheit wieder der pfeilschnelle Bevan Gray mitwirken und auch Daniel Preussner könnte unter Umständen direkt in die Startaufstellung des Meisters zurückkehren.
TotalRugby Head to Head: Zum Saisonbeginn war der Neuseeländer Rob May nach langem Hin und Her schließlich gemeinsam mit seinen Kumpels Shaun Walker und Aaron Doyle bei den Löwen gelandet. Der Maori mit der schwarzen Mähne ist bereits nach 5 Spieltagen einer der absoluten Leistungsträger im Team des Tabellenführers und sorgt dafür, dass die talentierten Nachwuchsspieler Gregor Hartmann und Alexander Metz wohl auch weiterhin mit einem Stammplatz auf der Bank werden Vorlieb nehmen müssen. Mays große Stärke ist seine schier endlose Laufbereitschaft, für welche er mit zwei Saisonversuchen belohnt wurde. Wenn er dann mit ins Angriffsspiel eingeschaltet wird, kann er durchaus auch mit gutem Auge und Passspiel überzeugen. Zudem bietet er eine gute Option an der Gasse und weiß sich auch in den Gruppenkampfsituationen zu behaupten. Dies wird er müssen, denn am Samstag bekommt er es mit Frankfurts Andrew Shaw zu tun. Der Südafrikaner, der bereits seit 7 Jahren in Deutschland ist und auch schon für den RC Freiburg aktiv war, hat erst in dieser Spielzeit den Schritt in die erste Mannschaft des Meisters geschafft, ist aber auf Anhieb einer der Lieblingsspieler des neuen Frankfurter Trainers Aaron Satchwell. Satchwell, der zu seiner aktiven Zeit selbst derjenige war, der am tiefsten in jedem offenen Gedränge verschwunden war, ist beeindruckt von der hohen Arbeitsrate des 27-jährigen und schätzt ihn daher als zur Zeit stärksten 7er der Liga. Er sprach sogar die Empfehlung an die Nationaltrainer aus, Shaw so schnell wie möglich in den Kreis der Nationalmannschaft zu berufen. Auf Shaws Schultern lastet nach Ross Warricks Rückkehr nach Neuseeland, und da Andrew Porter weiter ausfällt, die schwere Last, die Bälle am offenen Gedränge fast im Alleingang erobern zu müssen, während May hier auf die tatkräftige Unterstützung vom eifrigen Alexander Hug bauen kann.
TotalRugby Prognose: Der TSV Handschuhsheim wird auch gegen den Meister das Spiel nicht machen wollen, sondern versuchen, möglichst großen Druck zu erzeugen und damit Fehler beim Gegner zu provozieren. Daher wird der sichere Kicker Matthias Pipa vom Hütchen, oder einer der schnellen Handschuhsheimer Konterspieler für Punkte sorgen müssen. Der Meister möchte in erster Linie den starken Heidelberger Sturm direkt attackieren und den kräftigen Props Engelhardt und Bayer schon am Gedränge den Garaus machen, eine Taktik, die aufgehen könnte, doch das Spiel gegen die Rudergesellschaft Heidelberg hat gezeigt, dass die Verteidigung der Löwen auch dann gut steht, wenn das eigene Gedränge nicht gewohnt dominant aufzutreten weiß. Das Pokalfinale in der vergangenen Saison hatten die Löwen noch sehr deutlich mit 56:24 Punkten verloren, so deutlich wird es diesmal mit Sicherheit nicht werden, dafür ist der SC 80 diese Saison nicht stark genug, die Heimmannschaft ist inzwischen taktisch besser geschult und durch den tollen Saisonstart entsprechend selbstbewusst. Im Sturm wird es ein Kampf auf Biegen und Brechen mit leichten Vorteilen für die Gastgeber, doch hinten drin verfügen die Mannen aus der Bankenmetropole über zuviel Klasse, weshalb der SC 1880 13 Punkte mehr auf die Tafel bringen wird, als der TSV.
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