Nationalspieler Clemens von Grumbkow (links) spielt in der italienischen Top 10
Nach einer langen und harten Vorbereitung war es am 12. September soweit, die Saison 2009/10 – und gleichzeitig die erste Saison der I Cavalieri Prato in der italienischen Spitzenklasse (Top 10) – konnte starten. Viele der knapp 3000 Zuschauer erwarteten eine deutliche Niederlage, denn wir empfingen keinen Geringeren als den amtierenden italienischen Meister Benetton Treviso. Benetton hat unter anderem die italienischen Nationalspieler Leonardo Ghiraldini (Hakler), Robert Barbieri (Flanker), Alessandro Zanni (Nummer 8), Gedrängehalb Simon Picone, Luke Mc Lean und Andrea Marcato (beide Verbinder) in seinen Reihen.
Wir starteten sehr gut in die Partie, zwei Versuche, ein ausgezeichnetes taktisches Kickspiel und eine starke Verteidigung sorgten für eine Halbzeitführung von 12-10. In der zweiten Hälfte kam Treviso zu einem weiteren Versuch und einem Straftritt und so stand es am Ende 12-18 aus unserer Sicht. In den Schlussminuten lag die Sensation in der Luft, doch wurde unser Hakler nach einer kurz gespielten Gasse wenige Zentimeter vor der Linie gestoppt. So blieb uns am Ende nur der wohlverdiente Bonuspunkt.
Am nächsten Tag kam dann eine Meldung, die uns den relativ guten Saisonstart mächtig verdarb. Einer unserer Spieler war aufgrund seiner vierten Gelben Karte im Aufstiegsfinale der letzten Saison gesperrt gewesen, wurde jedoch im Spiel gegen Benetton eingesetzt – Fazit: uns wurde der Bonuspunkt weggenommen und wir beginnen die Saison mit vier Minuspunkten, ein herber Rückschlag! Man sieht so etwas passiert nicht nur in der deutschen Bundesliga.
Mit -4 Punkten auf dem Konto ging es also am 19.9. nach Rom, zum ersten Auswärtsspiel der Saison. Es musste unbedingt ein Sieg her, um so schnell wie möglich aus den Miesen heraus zu kommen. Aber wir erwischten einen rabenschwarzen Tag. Unserem Halbpaar gelang so gut wie gar nichts. Ein Spiel welches wir hätten gewinnen können, ging am Ende mit 22-15 verloren.
Es blieben uns also noch drei Minuspunkte und es sollte nicht leichter werden! Im nächsten Spiel (am 26.9.) wartete kein Geringerer auf uns als Viadana, der Vize-Meister und heißeste Konkurrent von Benetton Treviso. Vidana hat meines Erachtens einen noch stärkeren Kader als Benetton, da vor Saisonbeginn das Ziel ausgegeben wurde mindestens die Gruppenphase des Heineken Cups zu überstehen – bei Gegnern wie Ospreys, Clermont Auvergne und den Leicester Tigers ein durchaus ehrgeiziges Vorhaben. Im Kader von Vidana finden sich auch dementsprechend große Namen. Wie zum Beispiel zweite Reihe Stürmer Carlo Del Fava, die Dritte Reihe Stürmer Aaron Persico, Josh Sole und Jaco Erasmus, Gedrängehalb Pablo Canavosio und Außendreiviertel Kaine Robertson, allesamt Leistungsträger in der italienischen Nationalmannschaft. Hinzu kommt Gavin Quinell, jüngster Spross der legendären walisischen Quinell Familie – mit 201 cm und 138 Kg nicht minder beeindruckend als sein Vater und seine beiden großen Brüder, welche alle für Wales stürmten. Außerdem läuft auch der erfahrene neuseeländische Zweite Reihe Mann Sean Hohneck und Tongas Verbinder Pierre Hola für den Vizemeister auf.
Nach der schlechten Präsentation in Rom gab es einige Wechsel in der Startformation und nachdem ich in den ersten beiden spielen Außen gespielt hatte, durfte ich diesmal als zweiter Innen ran. Wie schon gegen Treviso starteten wir sehr gut in die Partie und kamen früh zu zwei Straftritten und einem Versuch durch Kris Burton. In der letzten Aktion vor der Halbzeit kam Viadana zum Anschlussversuch und so stand es zur Halbzeit 11-5. Die zweite Halbzeit startete ähnlich wie die erste, wir dominierten das Geschehen gegen die körperlich stark überlegene Mannschaft der Schwarz-Gelben und kamen wieder zum ersten Versuch der Halbzeit. Nach einem einstudierten Spielzug vom Gedränge war es unser Schluss Rima Wakarua der ins gegnerische Malfeld eintauchen konnte. Die Erhöhung war erfolgreich und so stand es 18-5. Jedoch kam Viadana im direkten Gegenzug zum Versuch zum 18-10. Ein 50 m Dropkick durch Burton besiegelte dann das Endergebnis von 21-10. Es war die geschlossene Verteidigungsleistung, die den Grundstein zu diesem Erfolg legte, und nach dem Schlusspfiff fiel uns eine große Last von den Schultern!
Endlich sind wir damit aus dem Minus raus und haben nun einen Punkt auf unserem Konto. Das Ganze ist trotzdem ärgerlich, denn ohne den Abzug stünden wir jetzt mit sechs Punkten auf dem sechsten Tabellenplatz und somit gut im Rennen um einen Platz im European Cup.
Ciao!
Clemi
Einige Bilder von den beiden Heimspielen gegen Benetton und Viadana findet Ihr hier .
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