Jonah Lomu bei den Hong Kong 10's 2007
Runden drehen? Lässt sich partout nicht vermeiden. Muskelkater? Bleibt bei der Plackerei natürlich nicht aus. Ja, es ist nicht so einfach, die Flamme wieder hochzudrehen, wenn man ein paar Jährchen kaum Sport getrieben hat, schon gar nicht auf höherem Niveau. Und wenn man nun, im reiferen Alter, wieder an alte Zeiten anknüpfen möchte, ein bisschen jedenfalls. Noch dazu ohne jede technische Hilfe, mit einem Motor, der durch nichts als die eigene Muskelkraft befeuert wird.
Jonah Lomu ist also wieder zurückgekehrt, und in der Welt des Rugbys zumindest erregt diese Nachricht beträchtliche Aufmerksamkeit. Lomu, der All Black, wuchtig und schnell. Der Mann, der die Gegenspieler im wahrsten Wortsinn über den Haufen rannte. Der erste globale Star des Spiels mit dem Ei, der sogar Menschen faszinierte, die kaum etwas oder gar nichts von Rugby verstanden. So war das früher jedenfalls, in der Glanzzeit von Lomu, es ist schon eine ganze Weile her. Lomu ist jetzt 34 Jahre alt, er hat einige dunkle Tage erlebt, hat sich einer Nierentransplantation unterziehen müssen, war von der Bildfläche verschwunden. Nun aber ist er wiederaufgetaucht, allerdings auf einer kleineren Bühne des Sports: Marseille-Vitrolles, dritte französische Liga.
Immerhin verkörpert Lomu doch noch Hoffnung, die französische Zeitung „L’Equipe“ beispielsweise schrieb erwartungsfroh: „Man wird künftig von einem Rugby vor und einem ganz anderen nach Lomus Gastspiel in Frankreich sprechen.“ Das ließe sich selbstredend auch zynisch auslegen – schließlich ist fraglich, ob der in die Jahre gekommene Neuseeländer selbst auf einem Nebenschauplatz noch seinen Mann wird stehen können.
Zumal es auch dort bisweilen sehr rauh zugeht und Raufereien, wie sich gerade zeigt, sogar gerichtliche Folgen haben können: Ein Spieler von Marseille-Vitrolles verklagte einen Widersacher aus Aix-en-Provence, der ihn in der Hitze des Gedränges zweimal gebissen haben soll, in die Wange und in den Oberschenkel.
Aber Lomu wird wohl nicht vergessen haben, was auf ihn zukommen kann in einem Sport, über den gesagt wird, dass er etwas für Rowdys sei, aber von Gentlemen ausgeübt werde. Und in dem man sich gar nicht lange damit aufhält, wenn es mal in der Wade zwickt oder im Nacken. Lomus Debüt soll im September stattfinden, seine neue Mannschaft verfolgt mit ihm ein ehrgeiziges Ziel, den Aufstieg. Doch Lomu, der Rückkehrer, hat zudem noch eine spezielle Botschaft: Er setzt sich, wie zu hören ist, energisch für die Wiederaufnahme von Rugby in das olympische Programm ein.
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