Ex-RGHler Costa Dinha beim Einsatz gegen den DRC - (c) Wolfgang Schweden
Einer der größten Stolpersteine für einige professionelle Sportler ist der Mangel an der gebührenden Anerkennung für ihr Talent. Costa Dinha, einer der begabtesten simbabwischen Sportler seiner Generation, kennt dieses Problem.
Für die simbabwischen Medien steht er nach der Rückkehr in seine Heimat Rede und Antwort.
Der ehemalige Kapitän der simbabwischen Nationalmannschaft – der sein Land auch schon beim Basketball repräsentierte – schloss vor zwei Wochen eine siebenjährige professionelle Rugbykarriere in Deutschland ab und kehrte zurück nach Hause, um im Familienbetrieb zu arbeiten, über 10 Jahre, nachdem er einst die Prince Edward Schule verließ, um für den Club der ehemaligen Schüler des berühmten Instituts, die Old Hararians (OH) in Harare zu spielen.
“Für’s erste bin ich wieder zurück und werde bleiben, aber im Sport weiß man nie,” so Dinha zu IndepententSport.
“Ich habe meinen Teil zum Sport beigetragen und denke ich brauche eine Pause. Ich bin jetzt 31 und immer Vollgas zu geben ist ermüdend. Auf professioneller Ebene bin ich fertig, aber als Amateur steh ich immernoch zur Verfügung.”
Nach seiner Rückkehr trat Dinha, der nach seinen ersten Schritten in der Zweiten Reihe die meiste Zeit seiner Karriere als Nummer 8 verbracht hat, anstelle seiner Jugendmannschaft dem Club Districts bei, gemeinsam mit einigen anderen ehemaligen Old Hararians, wie dem erfahrenen 3. Reihe Stürmer Prayer Chitenderu.
“Als ich zurückkam gab es Unstimmigkeiten bei OH und ich wollte mich eher im Hintergrund halten. Wäre ich wieder zu OH gegangen hätte ich eine wichtige Rolle im Team spielen müssen, und dazu war ich nicht bereit.”
Immernoch in guter Form, ist Dinha bereit, auch in Zukunft für die Sables (die Simbabwische Nationalmannschaft) im Einsatz zu sein.
“Wenn sie mich wollen, bin ich jederzeit dabei.”
Da einige der führenden Spieler des Landes im südlichen Afrika in Deutschland spielen, ist das deutsche Rugby durchaus ein Thema in Simbabwe.
“Als ich dort ankam, waren die Maßstäbe ungefähr die gleichen wie hier,” sagt Dinha. “Tatsächlich war das deutsche Rugby uns knapp hinterher, aber innerhalb eines Jahres haben sie uns überholt, weil Geld ins Spiel kam. Die Top Teams bekamen professionelle Züge, haben andere Trainer engagiert und die Spieler bezahlt. Wir hingegen haben uns nicht professionalisiert, wobei man dafür nicht wirklich die ZRU (Zimbabwe Rugby Union – Simbabwischer Rugby Verband) verantwortlich machen kann, sondern eher die politische Situation des Landes, die für alle nicht leicht war.”
Das Level, auf dem Rugby in Deutschland gespielt wird, und dementsprechend das Geld das im Spiel ist, ist nicht so gut wie in Großbritannien, Frankreich und Italien, aber “Es ist ok. Man kann sich seinen Lebensunterhalt verdienen. Es ging nicht um hohe Summen, aber die Flugtickets, die Unterkunft, medizinische Versorgung, wurden übernommen, und so konnte ich mich als Spieler einfach auf das Spielen konzentrieren. Ich musste mir um nichts Sorgen machen.”
Als er in Deutschland ankam, spielte er zuerst für den SC Neuenheim, wechselte aber später zum Lokalrivalen RG Heidelberg. Die Fortschritte, die in den Clubs festzustellen waren, schlugen sich bald auch auf die Deutsche Nationalmannschaft nieder, die in die Gruppe direkt unter der der Six Nations aufstieg.
Dinhas bester Freund, Edmore Takaendesa, ist deutscher Nationalspieler.
“Taki spielt sehr gutes Rugby,” sagt Dinha. “Sein Spiel hat sich sehr verbessert. Er ist einer, der dem simbabwischen Rugby sehr hätte helfen können. Das Problem ist nur, dass wir nicht auf Spieler acht geben.”
Genau wie Dinha besuchte auch Takaendesa die Prince Edward Schule und spielte für die Old Hararians bevor er nach Deutschland ging. Auch wenn er sich zu einem der führenden Spieler in der Bundesliga entwickelte, konnte sich Dinha nie eine Rolle als deutscher Nationalspieler vorstellen.
“Ich bin sehr patriotisch. Ich habe nie darüber nachgedacht.”
Als junger Absolvent der Prince Edward Schule wollte Dinha seine Anfänge bei OH in der Dritten Reihe machen, fand sich aber in einem Team wieder, das mit guten 3. Reihe Stürmern quasi überbesetzt war.
“Da waren einige gute Männer, wie Wellington Charlie, Bhuru (Mordecai Mwerenga) und Gordon Chiromo, also musste ich mich in der 2. Reihe niederlassen.”
Trainier Godwin Murambiwa ließ Dinha jedoch gelegentlich als Nummer 8 auflaufen. Groß und athletisch kombinierte er die physische Stärke eines Tight Forwards mit der Mobilität und Stärke, die Linie des Gegners zu brechen. Als Murambiwa Trainer der Nationalmannschaft wurde, schickte er Dinha schließlich als Nummer 8 auf’s Spielfeld.
“Als Brendan Dawson seine Karriere beendete, war ich der einzige der als Nummer 8 spielen konnte,” sagt Dinah. Über Dawson fügt er hinzu: “Als Nummer 8 war er brilliant. Der Mann ist eine Ikone des simbabwischen Rugbys. Er trug den Ball immer vorwärts, ein sehr emotionaler Spieler.”
Dawson ist inzwischen der Trainer der Sables. “Die Leute haben verschiedene Meinungen und jeder hat ein Recht auf eine eigene. Meiner Meinung nach ist Dawson das Beste, was Simbabwe passieren konnte. Er versteht das Spiel und es gibt nichts besseres als Brendan in der Umkleide, wie er die Spieler motiviert. Er weiß wie es ist, auf dem Spielfeld zu sein und für seinen Club, seine Provinz oder sein Land zu kämpfen. Aber natürlich braucht er auch Unterstützung von anderen Leuten. Ich würde das nicht gerne alleine schaffen. Ich würde ihm gerne helfen.”
2001 schaffte es Dinha in die erste XV der Old Hararians, das Team, welches zum ersten mal die ewig siegreichen Old Miltonians in Bulawayo schlagen konnte.
“In dem Jahr erreichten wir das Finale, doch wir verloren gegen die Mannschaft von Dawson, Dave Walters, Jeff (Tigere) und Taffy Manyimo. Die folgenden drei Jahre dominierten wir die Liga. OM hatte viele gute Spieler, Männer wie Taffy, TJ (Madamombe) und Karl Mudzamba gingen jedoch, um im Ausland zu spielen, während wir unser ordentliches Team beibehalten konnten.”
“Das Niveau ging in den Keller,” sagt Dinha über das simbabwische Club-Rugby. “Dafür kann man nicht die Spieler oder die Trainer verantwortlich machen, das liegt einfach an der Organisation. Früher waren Rugby und Cricket gleich auf. Eigentlich war Rugby sogar die Nummer zwei in Simbabwe, nach Fußball. Wenn wir besser organisiert gewesen wären, fällt mir kein Grund ein, warum wir nicht auf dem gleichen Level wie die anderen Sportarten hätten mithalten können. Wohin ich sehe bekommt Siebener-Rugby all die Aufmerksamkeit, aber wo anders in der Welt ist das so, dass XVer so hinterherhängt? Wenn es ernst wird, sehe ich für uns gute Chancen. Wir können ein richtig gutes Team sein, schaut euch nur das Spiel (WM-Quali) in Namibia letztes Jahr an. In der zweiten Halbzeit haben wir alle Punkte gemacht. Ich war der einzige Spieler, der im Ausland spielt, bis auf Gardner (Nechironga), der in Polokwane (Südafrika) aktiv ist.”
Laut Dinha ist nicht alles Schall und Rauch, das Land habe noch mehr gute Spieler zu bieten.
“Von allen Spielern die wir haben, ist Jacques (Leitao) eine Klasse für sich. Er spielt sehr gut, und auch Happy Nyatanga ist ein sehr guter junger Spieler. Da ist auch ein Außendreiviertel bei Districts, der von den Old Hararians kam (Taffy Zirima). Tich (Chidongo) und (Rangarirai) Zembe – all diese Männer sind einige derer, die uns weiterbringen können.
Constantine Dinha wurde 1978 in Harare geboren und wuchs in seiner Heimatstadt Chiredzi auf, die er stolz die “Heimat der Kapitäne” nennt. Der verstorbene Eric Chademana, der erste schwarze Kapitän der Prince Edward Schule, sowie der derzeitige Kapitän der simbabwischen Nationalmannschaft, Cleopas Makotose, sind aus Chiredzi.
Der junge Constantine besuchte die Hippo Valley Primary School, wo er zum ersten Mal mit Sport in Berührung kam.
“Kaum zu glauben, aber ich war mehr am Schwimmen interessiert als an allem anderen,” sagt er. “Aber in einer kleinen Gemeinde macht man bei allem mit. Rugby rückte in den Vordergrund, als ich in der vierten Klasse war.”
In Stufe drei an der Prince Edward Schule spielte er Basketball, weil sein Bruder Joseph damals Gründungsmitglied der Celtics war. Er konnte ein paar Länderspiele für Simbabwe gewinnen.
“Es war einfach ein Sport, der mir gefiel,” so Dinha. “Es hat Spaß gemacht. Wir spielten gegen Angola in Zone Six und schlugen uns wirklich gut. Irgendwann musste ich mich jedoch entscheiden, weil die Spielzeiten sich überschnitten. Ich hatte manchmal zwei Spiele an einem Abend, offensichtlich habe ich mich dann für Rugby entschieden!”
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