Die Kreise von Pieter Jordaan werden die Akteure des Sportclubs stören müssen, wollen sie ins Meisterschaftsfinale einziehen - (c) A+M Bruno
Eins steht schon heute fest, die RG Heidelberg wird anders als in den Jahren 2006, 2007 und 2008 dieses Jahr nicht im Endspiel um die Deutsche Meisterschaft stehen. Am Ende eines an Spannung kaum zu überbietenden Endspurts um die 4 Play-Off Plätze ging dem Deutschen Rugby Vizemeister die Luft aus. Zu schlecht hatte man die ganze Saison gespielt und am Ende auch keine Schützenhilfe vom Endspielgegner der vergangenen 2 Jahre erhalten, der in Berlin den Fokus, in Abwesenheit von Trainer Stevenson, eher auf die 3. Halbzeit, denn auf den Gewinn der ersten beiden Spielhälften gelegt zu haben schien. Die Konsequenzen bei der Rudergesellschaft wurden bereits gezogen, der erst zu Saisonbeginn gekommene Chefcoach Thomas Kurzer nahm seinen Hut und wird die Orangenen in der kommenden Spielzeit nicht mehr betreuen. Doch darüber machen sich die Teams, welche am Wochenende in den Play-Offs antreten mit Sicherheit keine Gedanken. Ihnen geht es allein darum, im Rennen um den begehrten Bronzeball zu bleiben. TotalRugby wagt auch diese Woche einen kleinen Ausblick:
Heidelberger RK : SC Neuenheim
Samstag, 16. Mai 15:00 Uhr
Beim SC Neuenheim kehren die Routiniers Armon Trick und Klaus Mainzer zurück in die Startaufstellung. Der zum Saisonbeginn aus Frankfurt gekommene Ex-Nationalspieler Christian Baracat wird dafür ebenso auf die Auswechselbank zurückkehren, wie der gegen den DRC Hannover bärenstark aufspielende amerikanische 2. Reihe Stürmer Mike McCarty. Auch der sprintstarke zimbabwische Schlussspieler Manasah Sita scheint eine Muskelverletzung auskuriert zu haben und wird mit dem jungen Rafael Goll aus dem Neuenheimer Talentschuppen Plätze tauschen. Etwas überraschend konnte auch der seit Wochen seine Form suchende wuchtige Außendreiviertel Udo Schwarz seinen Platz in der Startformation gegen den wieselflinken und ebenso formstarken Franzosen Sebastien Herve verteidigen. Besonders weh wird den Neuenheimern der Ausfall des aufbruchstarken Mittelbocks Juan Cabanas tun, der emsige Paraguayer hat sich im letzten Spiel gegen den DRC Hannover einen Handbruch zugezogen und wird daher am Wochenende nicht mitwirken können, seinen Platz in der 3. Sturmreihe wird Michael Wiegandt einnehmen.
Doch davon lassen sich die Neuenheimer mit Sicherheit nicht entmutigen. Nach der schwachen Hinrunde wähnt man sich auf Augenhöhe mit dem Heidelberger RK. So erwartet der sportliche Leiter Martin Klee ein offenes Spiel, „wenn am Samstag die derzeit spielstärksten Mannschaften Heidelbergs aufeinandertreffen!“ und auch Trainer Ladislaus Vigh teilt diese Zuversicht und geht sogar noch etwas weiter. „Gerade nach den vergangenen vier Spielen sollte unser Selbstvertrauen und unsere Spielstärke groß genug sein, um den entscheidenden Schritt ins Endspiel zu machen“, so der ehemalige Spieler des Heidelberger RK. Ex-Nationaltrainer Mark Kuhlmann sieht die Sache ganz pragmatisch, er fordert: „Schluss mit der Taktiererei. Wir wollen ins Endspiel und hierfür müssen wir den HRK schlagen! So einfach ist das!“, mit dieser Einstellung hatte er den DRC Hannover u.a. zu 6 erfolgreichen Meisterschaften geführt.
Beim Heidelberger RK werden zumindest vom Trainerstab etwas weniger selbstbewusste Töne angeschlagen. In aller Ruhe bereiteten sich die Kluberer auf die schwere Halbfinalpartie gegen die Stadtnachbarn vor und von allen möglichen Halbfinalgegnern dürften die Königsblauen dem Tabellenzweiten mit Sicherheit der liebste Gegner sein. In der Hinrunde hatte man eine desolate Neuenheimer Mannschaft noch mit 38:3 deklassiert und die 23:31 Niederlage am 17. Spieltag, als es für den Klub um nichts mehr ging, wird bei den „Zebras“ mit Sicherheit nicht für große Verunsicherung gesorgt haben. Beim Klub ist Professionalität eingekehrt, das spielfreie Länderspielwochenende wurde genutzt, um ein Testspiel gegen die British Army Germany zu bestreiten, welches knapp gewonnen werden konnte und man nahm sich die Zeit, die Fehler, welche in dieser und in den letzten Bundesligabegegnungen gemacht wurden, sorgfältig zu analysieren.
Ähnlich sieht es auch der australische Coach des Heidelberger RK Murray Archibald: „Wir haben die Pause genutzt, um an unseren Schwächen zu arbeiten, die sich gegen den SCN und die British Army auftaten. Wir wissen, wo die Schwächen des Gegners sind, diese gilt es zu attackieren. Nun freuen wir uns alle einfach auf das Halbfinale – das ist die Belohnung dafür, dass wir die letzten 9 Monate so hart trainiert haben“, so Archibald. Personell hat der Heidelberger RK eigentlich nur eine große Sorge und zwar in der Person von DRV U21 Kapitän und Sharks Academy Stipendiat Steffen Liebig. Liebig hatte im Anschluss an die U21 Europameisterschaft nicht direkt die Reise nach Südafrika angetreten, sondern einen Umweg über Heidelberg gemacht, um seinen Heimatverein in den Play-Offs zu unterstützen. Anders als sein Kollege Jacob Scheurich vom Sportclub Neuenheim, wäre Liebig mit Sicherheit ohne Umwege in die Startaufstellung des Klubs gerutscht. U21 Nationalspieler Scheurich hingegen wird trotz intensiven Trainings bei den Sharks nur auf der Reservebank der Blauen Platz nehmen dürfen. Am starken Chilenen Matias Vergara führt für den jungen Gedrängehalb kein Weg vorbei. Der Heidelberger RK hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen Anhängern am Wochenende ein großes Spektakel zu bieten, das Spiel wurde vom Team unter das „Fairplay“ Motto gestellt und den guten Südafrika-Kontakten zum Dank können die Zuschauer ein handsigniertes Trikot von Springbok Legende Bobby Skinstad ersteigern.
Der Ruderklub wird sich mit Sicherheit bemühen, seinen Anhängern und Sponsoren erfrischendes Rugby zu zeigen, doch genau das wird der SC Neuenheim nicht zulassen wollen. Zwar haben die Neuenheimer eine spielstarke Hintermannschaft, doch Meisterschaften gewinnt nicht das Team, welches das schönere Spiel zeigt, sondern die Mannschaft, die an den Basics zu überzeugen weiß. Diese Weißheit wird Mark Kuhlmann seinen Schützlingen mit Sicherheit die Woche über immer wieder eingebläut haben. An der Gasse werden die Blauen den Kluberern vermutlich nicht den Schneid abkaufen können, zu schwach sind beide Mannschaften an dieser Standardsituation, als das die Eine aus der Schwäche der Anderen einen Spiel entscheidenden Vorteil ziehen können wird. Doch am Gedränge fährt der SCN in Person von Mainzer, Trick und Sanadiradze drei ganz erfahrene Akteure auf. Hier werden sie versuchen, den Klub unter Druck zu setzen, um die starke Hintermannschaft der Gastgeber nicht zur Entfaltung kommen zu lassen. Denn eines steht fest, im offenen Schlagabtausch der beiden Hintermannschaften würde es den Neuenheimer trotz allen Talents schwer fallen, die Achse Armstrong, Jordaan, Pretorius unter Kontrolle zu bringen. Die drei Profis in Reihen des Klubs sind, gemeinsam mit den Profis, welche sich im Sturm des „Team Capri Sonne“ tummeln, der Hauptgrund dafür, dass der Heidelberger RK eine solch erfolgreiche Hinrunde gespielt hat.
TotalRugby Prognose: Der Heidelberger RK hat Heimrecht, mit Sicherheit das fittere Team, außerdem haben die Kluberer einige überragende Einzelkönner in ihren Reihen. Doch der SC Neuenheim hat einen Lauf und strotzt vor Selbstvertrauen. Außerdem haben die Blauen das deutlich ausgeglichenere Team und sind nach Jahren der Erfolglosigkeit heiß darauf, in diesem Jahr endlich mal wieder einen Titel zu holen. Das Ding ist ganz schwer zu tippen. Gelingt es dem Heidelberger RK, seinen Angriffswirbel zu entfalten, könnte es für den SC Neuenheim böse werden, doch wenn die Blauen im Spiel bleiben, keinen Spielfluss aufkommen lassen und die junge Mannschaft der Gastgeber mit Kompromisslosigkeit beeindrucken, haben sie gute Chancen den Harbigweg als Sieger zu verlassen. In einer an spielerischen Höhepunkten armen, doch an Spannung kaum zu überbietenden Partie gewinnt der SCN mit 2 Punkten Vorsprung.
Denkt daran Eure Tipps im Rugby24-TotalRugby Tippspiel abzugeben.
SC 1880 Frankfurt : Berliner RC
Samstag, 16. Mai 15:00 Uhr
Der letzte Spieltag der Bundesliga ist aus Sicht der Frankfurter Tag der Gastgeschenke. Letztes Jahr „das Wunder von der Beeke“ und dieses Jahr „das Wunder von der Spree“. Zweimal gelang es den Hessen, mit überraschenden Niederlagen das Bundesligageschehen auf den Kopf zu stellen. Doch ein zweites Mal binnen einer Woche darf die „Profitruppe vom Main“ nicht verlieren. „Sonst müssen sich im kommenden Jahr 23 Profis einen neuen Job suchen“, so Dr. Ulrich Byszio, der Manager der 80er, der nicht nur über die Niederlage des Meisters sondern auch über die anschließende Partytour seiner Mannschaft in der Hauptstadt alles andere als erfreut war, nach der Partie. „Not amused“ war auch Frankfurts Trainer Lofty Stevenson, als er im fernen Madrid von der Niederlage seiner Mannschaft in der Bundeshauptstadt erfuhr. Diese Verärgerung bekamen und bekommen die Frankfurter Profis diese Woche auch im Training deutlich zu spüren, Stevenson – als Schleifer bekannt – hat seine Jungs hart rangenommen, um sie für den Ligaendspurt in Form zu bringen.
Doch auch der Berliner RC ist in Form. In der Rückrunde präsentiert sich eine völlig veränderte Berliner Mannschaft. Der überragende Spielertrainer Colin Grzanna zieht auf der Position des Verbinders geschickt die Fäden und seit dem Ableben des rührigen Vereinsvorsitzenden Fritz Feyerherrm spielen die Hauptstädter mit kühlem Kopf und heißem Herzen, eine Kombination, die sich nicht nur sehr positiv auf die Leistungen der Spreestädter ausgewirkt zu haben scheint, sondern das gesamte Team scheint noch enger zusammengerückt zu sein. Auf eigenem Boden haben die Berliner in der Rückrunde jeden Gegner bezwungen, egal ob SCN, RGH, TSV oder eben am vergangenen Wochenende den SC 1880. Auswärts tut man sich allerdings immer schwer, doch um der bescheidenen Auswärtsbilanz zu begegnen, wird die Mannschaft diesmal schon freitags in die Mainmetropole reisen, um den Folgen der langen Zugfahrt entgegenzuwirken. Für Samstag werden dann zusätzliche Fans aus der Hauptstadt erwartet, die per Bus an den Main reisen werden.
Personell haben die Frankfurter die größeren Sorgen. Der überragende Flanker Andrew Porter fällt weiter aus und auch der Star der Frankfurter Marcus Seuseu wird noch nicht wieder im Kader stehen. Doch am härtesten dürfte die Frankfurter der Ausfall von Api Matenga treffen, der Gedrängehalb wurde in Berlin schmerzlich vermisst, da sein Vertreter auf der Halbposition, der talentierte Dennis Feidelberg, den bärenstarken Moutsinga Brüdern auf Seite des Berliner RC zur keiner Zeit das Wasser reichen konnte. Es ist davon auszugehen, dass Stevenson, wie schon einmal in dieser Saison, den etatmäßigen Schlussspieler Russel Kupa auf der Position des Gedrängehalbs aufbieten wird. Pünktlich zur Endrunde wurde auch wieder Syd Douglas eingeflogen, der starke ehemalige U19-Nationalspieler der australischen Wallabies fühlt sich sowohl auf der 1. als auch auf der 2. Sturmreihe wohl und wird dem ohnehin starken Gedränge des Meisters mit Sicherheit zusätzliche Stabilität verleihen.
Auf Seiten des BRC ist man zwar nach der miserablen Hinrunde schon glücklich über das Erreichen der Rückrunde, aber eine Spaßfahrt soll die Reise in Hessens Landeshauptstadt trotzdem nicht werden. „Die Erfolgswelle, auf der wir uns gerade befinden, kommt ja nicht von nirgendwo, sondern ist das Resultat verdammt harter Arbeit, schon seit Februar bestreiten wir 3 Trainingseinheiten pro Woche“, so der für die Pressearbeit zuständige Elenio Mattera. Der Kader ist im Vergleich zur Vorwoche fast unverändert, hinter Reinhard Aust steht auf Grund einer Knöchelverletzung noch ein kleines Fragezeichen, verzichten muss der Trainerstab auf die beiden Langzeitverletzten Damian Konkolewski und Elenio Mattera, zurück im Team ist der starke Innendreiviertel Janis Hegenwald.
Zur Taktik war beiden Teams nur wenig zu entlocken. Die Frankfurter müssen gewinnen und die Berliner wollen es unbedingt. So unterschiedlich die Vorrausetzungen der beiden Mannschaften sind, so ähnlich sind ihre Spielanlagen. Beide Teams zählen zu den fittesten Mannschaften der Liga, beide haben durchbruchstarke Innendreiviertel mit gutem Offload-Spiel, beide Mannschaften haben pfeilschnelle Außendreiviertel, beide Teams haben in der Position von Victor Feidt und Jamie Houston sehr lauf- und kampfstarke Hakler und beide Teams lieben das Offensivspiel. Die Frankfurter haben ein deutliches Übergewicht auf der 1. Sturmreihe, der Berliner RC ist, nach dem Ausfall von Porter, auf der 3. Sturmreihe als etwas stärker anzusehen.
TotalRugby Prognose: Ähnlich wie der Heidelberger RK, hat Frankfurt in Form seiner Profis ein paar ungewöhnliche Einzelkönner auf dem Feld, nur eben ein paar mehr davon, als der Ruderklub. Der Berliner RC hat auch ein paar tolle Einzelkönner, lebt aber vor allem von seiner mannschaftlichen Geschlossenheit und dem unermüdlichen Kampfgeist. Hier haben sie den Gastgebern mit Sicherheit einiges voraus, doch ob das am Ende reichen kann, um den Sieg in Frankfurt zu erlangen, bleibt zweifelhaft. Der SC 1880 steht schon jetzt als Ausrichter des Endspiels fest und die Schmach, dieses Endspiel ohne Frankfurter Beteiligung ausrichten zu müssen, wird man bei den 80ern nicht zulassen. Der Fokus des SC 1880 liegt an diesem Wochenende wieder auf dem Spielfeld und nicht daneben, doch der BRC wird den Meister für den Sieg mit 10 Punkten Vorsprung sehr hart arbeiten lassen.
Ihr möchtet TotalRugby unterstützen und dabei auch noch gut aussehen? Hier geht’s zu unserem Shop
DRC Hannover : RK 03 Berlin
Samstag, 16. Mai 14:30 Uhr
Am Samstag um 14:30 Uhr empfängt der DRC Hannover den RK 03 Berlin. Sportlich hat diese Partie so gut wie keinen Wert mehr, doch ein besonderes Spiel ist es trotzdem, nämlich das letzte des DRC Hannover in der 1. Bundesliga. Die Zuschauer an der Beeke werden mit Sicherheit die ein oder andere Träne verdrücken, schließlich geht damit eine der erfolgreichsten Äras im deutschen Vereinsrugby zu Ende. Die Grünen haben 6 Meisterschaften errungen und waren jahrelang das Maß aller Dinge in Rugbydeutschland. Mit dem Geld schwand der Erfolg und trotzdem gelang es den stets für ihren unvergleichlichen Kampfgeist bewunderten Niedersachsen, die Saison mit Anstand zu Ende zu bringen. Wer für den DRC Hannover bei diesem letzten Spiel in Liga 1 auf dem Feld stehen wird ist eigentlich unerheblich. Der wichtigste Akteur an diesem Tag wird ohnehin 1. Reihe Stürmer Rene Wendland sein. Für den Ex-Nationalspieler, der nach dieser Partie seine Schuhe an den Nagel hängen wird, schließt sich am Samstag der Kreis. Er wird sein letztes Spiel gegen den Verein bestreiten, bei welchem er einst seine erfolgreiche Spielerlaufbahn begann. Das TotalRugby Team wünscht dem sympathischen und fairen Sportsmann in seiner weiteren Laufbahn viel Erfolg. Wendland und seine Kameraden wollen ihren ersten und vorerst auch letzten Bundesligasieg, weshalb sich die Gäste aus Berlin auf einen heißen Tanz gefasst machen können.
TotalRugby Prognose: Der RK 03 Berlin hat eine tolle Saison gespielt und den Klassenerhalt mehr als verdient, doch an diesem letzten Spieltag sei dem DRC Hannover noch mal ein Sieg gegönnt. Der DRC verabschiedet sich mit großem Kampf und gewinnt die letzte Bundesligapartie mit 3 Punkten Vorsprung.
|