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TotalRugby Fitness: Interview mit Matthias Rother dem Physio der DRV 7s Nationalmannschaft
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Geschrieben von Manuel Wilhelm   
Dienstag, 12. Mai 2009

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Matthias Rother (hier mit Nationaltrainer Rudolf Finsterer) hat die Bundesligamannschaft der RG Heidelberg über 10 Jahre mitgeprägt

Über 10 Jahre hat Matthias Rother die Bundesligamannschaft der RG Heidelberg betreut und das Team als “Druide” bei dem Gewinn von Pokal-, Meisterschaft, Ligapokal und zahlreichen 7s-Meisterschaften begleitet. In dieser Saison hat sich Rother bei der RGH aus zeitlichen Gründen etwas zurückgezogen. Bei der DRV 7s Nationalmannschaft wird er aber auch dieses Jahr wieder mit der Kühlbox an der Seitenlinie stehen. Bei TotalRugby Fitness wird Matthias Rother die TotalRugby User künftig etwas an seinem großen Erfahrungsschatz teilhaben lassen.

TotalRugby: Hallo Matthias, im Juli steht die 2. Auflage der Hannover 7s auf dem Plan, wirst Du wieder als Physio der 7s-Nationalmanschaft mit dabei sein?

Matthias Rother: Ja, ich werde wieder dabei sein. Es wird zwar leider wieder so sein wie im letzten Jahr, dass ich einen Teil der Vorbereitungsturniere aufgrund anderer beruflicher Verpflichtungen nicht dabei sein kann. Für mich gilt eben das Gleiche, wie für die Spieler auch: wir befinden uns alle im Amateurstatus. Also geht der Broterwerb vor…

TR: Ich weiß, dass Du vor einigen Monaten Papa geworden bist. Der kleine Jan hat eine Rugbyspielerin als Mama, ist sein sportlicher Werdegang damit schon vorgegeben und wo wird er denn dann später spielen, beim SC Neuenheim (dem Verein seiner Mama) oder bei der RG Heidelberg?

MR: Erste Versuche auf der Krabbeldecke mit einem kleinen Rugbyball sahen schon sehr vielversprechend aus. Wenn er soweit ist, dass er die Welt auf seinen zwei Beinen erkundet, werden wir weitersehen, wohin die Reise geht. Mal schauen, wo er seine Freunde findet. Der erste kleine Freund ist der Nachwuchs vom RGHler Stefan Schmitt und seiner Frau Chrissi. Schauen wir mal – sagt eine sportartfremde Grösse des Sports ganz trefflich.

TR: Bei der RG Heidelberg warst Du mehr als 10 Jahre als Physio tätig, hast Dich aber diese Saison ziemlich zurückgezogen. Hast Du nach so vielen Jahren keine Lust mehr, verletzte Rugbyspieler zusammenzukleben?

MR: Mit Lust oder nicht Lust hat das gar nichts zu tun. Nach 10 wunderbaren, intensiven, erfolgreichen, aber eben auch anstrengenden und sehr zeitintensiven Jahren war es Zeit für einen kleinen Rückzug. Ich habe ja auch nicht den vollständigen Rückzug angetreten. Ich betreue nach wie vor noch ab und zu Spiele, kümmere mich um verletzte Spieler. Das wird auch so bleiben. Zum Verein und besonders zur Mannschaft hat sich über die Jahre doch eine sehr enge Bindung entwickelt, da kann man nicht einfach so einen Schlussstrich ziehen, ich jedenfalls bringe das nicht fertig.

TR: Du warst selbst nie Rugbyspieler, wie bist Du zum Rugby gekommen und hast Du früher selbst Leistungssport als Aktiver betrieben?

MR: Das kam damals über ein paar Ecken zustande. Ich wollte damals im Sportbereich irgendetwas machen – und dann kam eine Anfrage aus einer Sportart, von der ich praktisch nichts wusste. Der Rugbysport hat mich aber sehr schnell fasziniert und begeistert. Ich selbst habe einige Jahre Straßenradsport betrieben. Das habe ich aber schon 1991 aufgegeben. Radsport neben dem Beruf zu betreiben, ist nicht möglich. Ich habe mich dann für den Beruf entschieden, nur Sport war mir zu wenig. Außerdem kann man ja sehen, dass der Profibereich nicht den besten Ruf hat, was die Leistungssteigerung betrifft… Das hatte sich im Amateurbereich schon angedeutet. Das war – und ist! – nicht meine Vorstellung vom Sporttreiben, um mal nur vage ein problematisches Thema im Leistungssport anzudeuten.

TR: Viele kennen Dich unter Deinem Spitznamen “Druide”, wie bist Du zu diesem Spitznamen gekommen?

MR: Der Spitzname Druide ist, wenn ich’s recht erinnere, ein Gemeinschaftswerk von Achim Rom und Tim Klinger. Ich habe damals bei der RGH vieles anders gemacht, als es die Spieler bisher kannten; Salben und Gels verwendet, die nach verschiedenen Kräutern geduftet haben. Da bin ich dann irgendwann zum Mistelschneider geworden.

TR: Was waren Deine schönsten Momente und größten Erfolge in den vielen Jahren mit der Eisbox auf dem Rugbyplatz?

MR: Die schönsten Momente? Schwer zu sagen. Sicher sind 7er-Turniere mit der Nationalmannschaft toll gewesen, wie World Games, oder die IRB-Turniere in Paris und London, und auf jeden Fall die Hannover Sevens. Was die RGH betrifft: da sind schöne Momente zahllos. Etwas besonderes waren die Jahre unter dem Trainer Rudolf Finsterer. Unter seiner Führung hat sich die Mannschaft zu einer eingeschworenen Gemeinschaft entwickelt, die durch Höhen und Tiefen gegangen ist und der RGH die erfolgreichste Ära ihrer Vereinsgeschichte beschert hat. Höhepunkt in dieser Zeit war der Meistertitel 2007, den wir gegen den SC 1880 Frankfurt geholt haben, einen auf dem Papier eigentlich übermächtigen Gegner, der der Bundesliga frischen Wind beschert hat und im Moment die Bundesliga dominiert.

TR: Du bist ja jetzt als Physio schon einige Jahre dabei, wie beurteilst Du die Entwicklung des Rugbysports in den vergangenen Jahren? Ist die Belastung für die Spieler größer geworden und sind die Spieler von heute körperlich besser in Form als noch vor 10 Jahren?

MR: Das Niveau des Rugbysports hat sich in den letzen Jahren definitiv gesteigert. Kraft und Schnelligkeit, also die Physis, spielen eine viel grössere Rolle als früher; ohne eine gute Fitness kann man in der Liga nicht mehr bestehen. Eine etwas hervorgehobene Rolle in dieser Entwicklung spielt dabei der SC 1880 Frankfurt. Man kann über das Projekt Frankfurt denken, was man will. Es hat die Bundesliga belebt und dem Niveau eine ordentlichen Schub gegeben. Ich finde das positiv. Allerdings zeigt uns das jetzt Grenzen auf. Weitere signifikante Steigerungen sind meines Erachtens im Amateurstatus nicht mehr zu realisieren. Höheres Spielniveau bedeutet größere physische Belastung und dafür ist ein höherer Trainigsaufwand erforderlich. Das kann man als Amateur nebenberuflich kaum mehr realisieren. Man kann das aktuell bei der 15er Nationalmannschaft beobachten. Die Jungs geben wirklich alles, was sie haben, haben aber fast keine Chance, gegen Profis zu bestehen. Die Strukturen von Rugby-Deutschland stoßen da jetzt an ihre Grenzen. Das soll jetzt nicht als Kritik verstanden werden! Es ist eine Tatsache

TR: TotalRugby Fitness heißt unsere neue Rubrik, über welche Themen wirst Du uns berichten?

MR: Darüber habe ich mir schon ziemlich den Kopf zerbrochen. Gar nicht so einfach, einen Themenbereich zu finden, der nicht auch Überschneidungen hat mit den Bereichen, die Volker Lange-Berlin oder Andreas Schwarz abdecken. Vom Physiotherapeuten wird wohl erwartet, etwas über Verletzungen beizutragen. Was tun bei Muskelproblemen/-verletzungen beispielsweise. Ich werde versuchen, ein paar Denkanstöße zu geben, den Blick über den Tellerrand anbieten, Ideen liefern zu Fragen wie: Warum habe ich immer wieder die selben Verletzungen? Warum immer wieder Muskelprobleme? Warum bringt mich mein Kraftraining nicht voran? Was und wie viel kann ich trotz Verletzung trainieren? U.v.m.

Ich habe in den Jahren immer wieder festgestellt, dass da ein sehr hoher Informationsbedarf besteht, auch die Notwendigkeit, dem Sportler Informationen an die Hand zu geben. In diesem Bereich des Sports liegt noch sehr viel Leistungspotential brach, was die Spieler aus Unwissenheit nicht ausschöpfen. Das ist einfach schade.

TR: Du hast TotalRugby ja auch schon häufig unterstützt, zum Beispiel als Sponsor von zahlreichen LiveTickern. Wie kommt es, dass Du Dich so für diese Website engagierst?

MR: Der eine Grund ist die persönliche Beziehung zum Chefredakteur und Urheber Manuel Wilhelm. Unabhängig davon finde ich die Seite richtig gut gemacht. Da schaut auch mal einer drauf, der keine pesönliche Beziehung zum Rugby hat, sondern sich einfach nur für den Sport interessiert. Da gibt’s Infos weit über Rugby-Deutschland hinaus und – immer topaktuell! Das hat uns in Deutschland echt gefehlt, kann nur nützlich sein, Rugby populärer zu machen. Ich werde mich da auch weiterhin einbringen und das unterstützen. Es liegt schon lange einiges in der Schublade, was Manu Wilhelm und ich realisieren wollen, es scheitert aber an der Zeit; die ist bei mir momentan sehr knapp.

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