Das Deutsche Team wird alles geben um den starken Russen die Stirn zu bieten - (c) Miriam May
„Mein Kollege sagt, gegen Russland geht was“, verkündet Alexander Widiker. Gemeint ist damit sein Mitspieler und Profikollege Abu, seines Zeichens georgischer Nationalspieler und Stammspieler in Orléans, der neuen Heimat des sympathischen Kriegers auf der première ligne, dem Prunkstück jeder Mannschaft.
„Klar geht was“, antworte ich, „schließlich spielen wir bei uns und zudem haben wir uns …“ und dann gerate ich ins Stocken „ gut darauf vorbereitet ? – Stopp“
Die Gedankenmaschine gerät in Wallung. Wir spielen ein Länderspiel gegen Russland, dieses Spiel findet kommenden Samstag, den 02. Mai in Hannover statt. „Wann treffen wir uns?“ frage ich weiter … „Donnerstag morgen fahren wir nach Hannover“ antwortet mir mein Lieblingswürfel. „Donnerstag morgen?“ frage ich ungläubig – „das bedeutet bereits 0 zu 5 Punkte Rückstand vor Ankick“. Jeder, der diesen, unseren geliebten Teamsport kennt, weiß um die Bedeutung einer frühen Zusammenkunft, weiß um die Bedeutung von kollektivem Training.
Natürlich wird sich jeder Nationalspieler individuell sehr gut darauf vorbereitet haben, ich kenne die Jungs, einer trainingswütiger als der andere und der Trainer telefoniert auch schon seit mehreren Wochen mit seinen Spielern, das macht er immer, er scheut keine Kosten und Mühen um die Familie vollständig zusammen zu trommeln.
„Ja, und wissen wir was von den Russen?“
Ich bin ein absoluter Realist und bin mir der Tatsache auch bewußt, dass das Rugbyland Russland eventuell über mehr finanzielle Ressourcen verfügt als unser Budget zu bieten hat aber folgende Antwort hat mich wirklich erschreckt.
„Die Russen landen am Sonntag, den 26.04. in Hannover. Die waren in Russland ne Woche zusammen und hängen jetzt noch ne Woche bei uns dran.“
„Ok, das ist eher schlecht für uns. 0 zu 15 Punkte vor Ankick“.
Russland möchte an einer Weltmeisterschaft teilnehmen, sie werden nun alles daran setzten, jeden einzelnen Punkt einzufahren um sich in unserer Gruppe behaupten zu können. Rumänien hat seinen Trainer entlassen, da die Resultate nicht zufriedenstellend waren und sich wieder auf die alte Rekrutierungspolitik eingestellt – es werden demnach zukünftig wieder alle Vollprofis mit rumänischen Wurzeln, die sich in Frankreich finden lassen, in gelben Trikots und geschwollener Brust für Rumänien auflaufen. Georgien, verarbeitet das für sie peinliche Unentschieden im eigenen Land gegen die läuferisch sehr starken Portugiesen, mit mehreren Trainingsmaßnahmen und Lehrgängen. Spanien hat gegen Georgien eine derbe Niederlage hinnehmen müssen, so dass anzunehmen ist, dass diese ebenfalls alle Anstrengungen unternehmen werden, ihr Potential durch intensives Training noch effektiver auszuschöpfen.
Unser Ziel ist klar formuliert, wir müssen in der Gruppe bleiben! Nur so, kann Deutschland langfristig Erfolg haben. Dazu benötigen wir Strukturen, die uns dieses ermöglichen. Donnerstags zum Länderspiel anreisen, 3 Trainings und dann ein richtungs- und zukunftsweisendes Spiel am Samstag, ist zu wenig!
Allen Umständen zum Trotze, werden wir auch diesmal unser ganzes Herz in die Hand nehmen und alles dafür geben unseren Gegner zu besiegen. Dafür brauchen wir EUCH im Stadion, bei TotalRugby am LiveTicker, in den Foren, einfach überall und wir brauchen EUCH laut!
15 Punkte im Rugby sind nichts – wenn man zuhause spielt!
Euer Tim Coly
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