Dr. Andreas Schwarz gemeinsam mit seiner Kollegin Dr. Birgit Löffler vor seiner Praxis in Heidelberg
Dr. Andreas Schwarz betreut seit vielen Jahren die Deutsche Rugbynationalmannschaft und das Bundesligateam des TSV Handschuhsheim. Doch auch zahlreiche Spieler der Ligakonkurrenz vertrauen dem sympathischen „Löwen-Doc“ und suchen ihn regelmäßig in seiner Praxis (hausarzt-heidelberg.de) auf. Als wir ihn fragten, ob er sich vorstellen könnte, bei TotalRugby Fitness mitzuwirken, hat er spontan zugesagt. Grund genug, Euch unseren „neuen Fitnessexperten“ in einem Interview vorzustellen:
TotalRugby: Hallo Andreas, erstmal herzlichen Glückwunsch, Du hast ja vor einigen Wochen einen runden Geburtstag gefeiert und natürlich vielen Dank, dass Du uns mit Deinem Know-How bei TotalRugby Fitness unterstützt.
Dr. Andreas Schwarz: Gerne! Eine gute Adresse für gute Informationen, da möchte ich gerne meinen Beitrag leisten.
TR: Hast Du denn selbst mal Rugby gespielt?
AS: Nein, Rugby habe ich selbst nie gespielt. Ich treibe aber selbst aktiv Sport, so gehe ich im Sommer sehr gerne Mountain-Biken, bin mit meinen Inline-Skates unterwegs, gehe Kite-Surfen, und mache Nordic Walking (u.a. auch als Trainer). Im Winter fahre ich gerne Ski und Snowboard.
TR: Wie bist Du denn dann zum Rugby gekommen?
AS: Ich bin ja seit 1993 als Hausarzt in Hendesse (Handschuhsheim) tätig und dort laufen einem natürlich immer wieder Rugbyspieler über den Weg. 1995 bin ich dann durch Daniel Bung, der als Patient in meine Praxis kam, zum Rugby gekommen. Damals war ich im Rahmen meiner Ausbildung zum Sportmediziner ohnehin auf der Suche nach einer Mannschaftssportart und schon war’s geschehen.
TR: Mit dem TSV Handschuhsheim habt ihr in der Vergangenheit immer wieder große Erfolge gefeiert. Wie intensiv arbeitest Du mit dem Team? Wirst Du zum Beispiel in die Gestaltung des Konditionstrainings mit einbezogen?
AS: Bis zur Geburt meiner ersten Tochter Ana war ich häufig auch beim Training, habe die Besprechungen begleitet und gelegentlich Vorträge gehalten. Zusätzlich werden alle zwei Jahre Labor- und Leistungstest durchgeführt.
Jetzt habe ich etwas zurückgesteckt, versuche aber zumindest bei den Heimspielen da zu sein.
TR: Du betreust ja nun auch schon seit einigen Jahren die Herrennationalmannschaft und auch mit dieser konntest Du große Erfolge feiern (u.A. 2 Aufstiege). Aus medizinischer Sicht, hat sich die körperliche Fitness der deutschen Spieler seit Beginn deiner Arbeit verändert und wie beurteilst Du die Anforderungen an die Fitness der Spieler in der Division 1?
AS: Vorletztes Jahr war ich in Marcoussis bei Paris zur Rugby-WM eingeladen, konnte eine Woche bei der Rugby-Nationalmannschaft wohnen und habe das französische Rugby-System kennen gelernt. Der wichtigste Spruch dort war für mich: „Rugby ist ein Sport für Ausnahme-Sportler, der überragende Fähigkeiten im körperlichen, aber auch mentalen Bereich erfordert“. Die Deutsche Nationalmannschaft entwickelt sich deutlich in diese Richtung. Allerdings sind wir noch Welten von der Professionalität Frankreichs entfernt. Beispiel: Jeder französische Nationalspieler hat einen Gesundheitspass, in dem alle relevanten medizinischen Informationen gespeichert sind. Dieser Pass ist auch als Datei auf einem zentralen Server gespeichert, auf den in der ganzen Welt die betreuenden Mannschaftsärzte Zugriff haben und sie ergänzen können.
Anderes Beispiel: In Marcoussis steht ein Laboranalysegerät für 20.000 Euro, das innerhalb von Minuten ca. 20 Blutwerte ermittelt. Die Laborärztin des Verbandes nimmt in einer Trainingswoche mehrfach bei allen Spielern die Werte ab und analysiert sie hinsichtlich der Trainingssteuerung, aber auch im historischen Vergleich.
TR: Neben der DRV XV und der Bundesligamannschaft des TSV betreust Du ja gelegentlich auch noch die U21 und U19 Teams des DRV und ab und an auch die Frauennationalmannschaft, bleibt neben so viel Zeit auf dem Rugbyplatz auch noch Zeit für Hobbies?
AS: Klar! Mein größtes Hobby ist natürlich meine Familie, außerdem mache ich gerne Musik, lese sehr gerne und habe große Freude am Reisen.
TR: Wo wir bei Deiner Familie sind, würdest Du Deine Kinder zum Rugby schicken? Oder spielen sie vielleicht schon?
AS: Ana ist jetzt 5 und hat große Freude daran, ihre Freunde umzuwerfen. Ich denke, das ist eine hervorragende Voraussetzung für Rugby. Sie kann sich nur schlecht unterordnen, und das ist eine katastrophale Voraussetzung für Rugby….
TR: Okay zurück zum Thema. TotalRugby Fitness heißt unsere neue Rubrik, über welche Themen wirst Du in den kommenden Wochen und Monaten schreiben?
AS: Ich habe einige Themen im Kopf, beispielsweise Ernährung, Übertraining, Regeneration oder Kreatin oder auch Doping, erste Hilfe und Impfungen. Aber es gibt in der Sportmedizin unendlich viele Bereiche, wahrscheinlich wird alleine die Diskussion schon sehr breit gefächert werden. Mir ist dabei natürlich bewusst, dass viele Rugby-Sportler schon ein breites Wissen über viele Gesundheitsthemen besitzen. Meine Beiträge sind daher eher für den interessierten Durchschnitts-Rugger gedacht.
TR: Das klingt wirklich sehr interessant, ich bin mir sicher die TotalRugby User freuen sich schon auf Deine Beiträge. Danke für das nette Gespräch.
Kurzvita
- Facharzt für Allgemeinmedizin, Sportmedizin, Chirotherapie und Homöopathie
- 1959 in Lörrach geboren
- seit 1968 in Heidelberg
- Ausbildung in Heidelberg, Heilbronn und im Harz
- Seit 1993 Hausarzt in Heidelberg/Handschuhsheim
- Seit 1995 Mannschaftsarzt des TSV Handschuhsheim
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