Erlebnisbericht Hongkong 10s
Die Tour der Wild Rugby Academy nach Hong Kong wird für die Spieler, Betreuer und Trainer sicherlich für immer ein unvergessliches Erlebnis bleiben, das einige vielleicht auch noch ihren Enkeln erzählen werden. Ich möchte in diesem Bericht unsere Erlebnisse noch einmal kurz Revue passieren lassen.
Am Sonntagabend ging es also für Jacob, Anjo und mich nun endlich los zum Abenteuer Hong Kong. Die Reise sollten wir jedoch zu fünft angehen. 2 Spieler der Sharks Academy, Tiaan Meyer und Meyer Swanepool, trafen wir am Flughafen in Durban und auf der 15stündigen Reise nach Hong Kong bot sich für uns also die Gelegenheit, sie genauer kennen zu lernen, da wir sie vorher noch nie an der Academy gesehen hatten. So erfuhren wir, dass Tiaan (Lieblingsposition Verbinder) bereits letztes Jahr im U21 Curry Cup gespielt hat und nun Kapitän der U21 Sharks ist. Eine echte Hausnummer also, obwohl er auf den ersten Blick einen eher schmächtigen Eindruck auf uns machte – mit Sicherheit war er einer der wichtigsten und besten Spieler der WILD Titans bei diesem Turnier. Meyer Swanepoul hingegen ist ein Jahr jünger (19) als Tiaan und spielt Dritte Reihe im U19 Currie Cup Team der Sharks. Beide sind wirklich sehr sympathische und lustige Zeitgenossen und waren auch sehr gespannt auf das Erlebnis Hong Kong, denn sie kannten ja niemand von der WRA und über das Niveau, auf dem unsere Academy spielt, konnten sie auch nur spekulieren….nicht nur deswegen waren beide sehr interessiert am Deutschen Rugby und fragten uns auf dem Flug Löcher in den Bauch – von irgendwelchen Allüren also keine Spur.
In Hong Kong am Flughafen angekommen wurden wir dann schon von unserem Tourmanager Kobus Potgieter und Delegationsleiter Jan-Michael Clauss empfangen, von wo aus wir direkt in unser sehr zentral gelegenes Hotel gefahren wurden. Umziehen, Trainingssachen an und ab auf den Trainingsplatz – wo wir dann doch eine kleine Art Kulturschock erlebten: Das 10er Turnier sollte auf Kunstrasen stattfinden (was bei einigen böse Schürfwunden zur Folge hatte) und die Trainingsanlage des HKFC übertraf alle Erwartungen. Mitten in der Stadt (10 Gehminuten von unserem Hotel entfernt), umringt von Wolkenkratzern und einer riesigen Pferderennbahn lag also das Stadion, in dem wir 2 Tage später dann den Zuschauer zeigen sollten, dass wir in Deutschland mehr können als Bier brauen. Das “Klubhaus” des HKFC war dann auch entsprechend der Umgebung “schlicht” gestaltet: 4 Stockwerke – u.a. mit Tennisanlage, Squashhallen, eigenem Fitnessstudio, 2 Restaurants, ein Bowling Center und ein eigenes Schwimmbad mit Whirlpool zur Entspannung (hier drin sollten wir uns in den kommenden Tagen noch öfters wiederfinden) – hier lies es sich also gut leben! Am Abend hieß es dann noch: ab zur Bootstour durch den Hafen von Hong Kong, bevor wir dann alle todmüde in unsere Betten fielen.
Am zweiten Tag holten wir uns dann in einer 1,5 stündigen Trainingseinheit bei monsunartigem Regen den letzten Schliff auf dem Trainingsplatz, um am nächsten Tag das bestmögliche Resultat zu erzielen – für viele von uns wäre schon ein einziger Sieg ein zufriedenstellendes Ergebnis gewesen, schließlich soll das HK 10s ja so ziemlich das beste 10er Turnier der Welt sein und viel Zeit zum aufeinander Abstimmen blieb uns auch nicht. Für unseren Trainer Murray Archibald, der bereits als Spieler und als Trainer an diesem Turnier teilnahm, gab es jedoch nur ein Ziel: mindestens Platz 2 in unserer Gruppe, in der mit den Penguins der Top Favorit bereits im 2ten Spiel auf uns lauerte. Und genau diese Penguins waren in demselben Hotel wie wir untergebracht – beim Frühstück blieb da manch einem von uns beinahe das Essen im Hals stecken als wir unsere Gegner das erste mal sahen. Alles wirklich nette Kerle, mit denen wir den einen oder anderen Small Talk hielten, aber eben auch Leute, die man vielleicht an manchen Orten lieber treffen würde als auf dem Rugbyfeld. Die Penguins sind allesamt Topspieler, unter anderem der aktuelle Verbinder der samoanischen Nationalmannschaft und mit Roy Kinikinilau ein Spieler, der letzte Saison noch Super 14 für die Chiefs spielte und 7er Nationalspieler der All Blacks war – na dann viel Spaß…!
Der restliche Tag stand ansonsten jedem zur freien Verfügung – wir entschieden uns dafür, die lokalen Märkte zu besuchen und Andenken für uns und unsere Familien zu besorgen!
Das erste Spiel bestritten wir dann gegen die Hong Kong Barbarians – letztjähriger Plate Cup Winner und somit eine starke Mannschaft, die laut Insidern dieses Jahr noch einmal um einiges stärker war als im Jahr zuvor – in einem ausgeglichenen Spiel landeten wir bereits die erste Überraschung und gewannen 14:12, was für den weiteren Turnierverlauf maßgeblich entscheidend war. Im nächsten Spiel ging es dann gegen die Penguins und wir gingen sogar in Führung. Die “Stars” schienen völlig perplex gewesen zu sein von unserer starken Leistung und bekamen gerade noch so die Kurve, um das Spiel siegreich zu beenden. Unser letztes Gruppenspiel gewannen wir dann deutlich, so dass wir unser Ziel schon jetzt erreicht hatten: wir waren unter den Top 8! Die ersten Leute rieben sich schon verwundert die Augen, wie denn eine Mannschaft aus Deutschland so weit kommen konnte.
Am zweiten Turniertag erwartete uns dann im Viertelfinale die Mannschaft aus den franz. Pyrenäen, unter anderem mit dem 33 fachen französischen Ex-Nationalspieler Philippe Carbonnea auf der Position des Gedrängehalbs – das Spiel ging leider verloren, aber die Leistung von allen Spielern war wieder einmal super und im Halbfinale um den Plate Cup konnten wir dann den Heimatverein Hong Kong FC besiegen – wir waren im Finale um den Plate Cup und hatten somit bereits wieder das neugesteckte Ziel erreicht, welches wir uns zuvor gesteckt hatten. Im Finale sollten wieder die Stars der Penguins auf uns warten. Die Penguins zogen schnell auf 14:0 davon, doch dann wachten wir auf und konnten wieder herankommen! Alle Zuschauer standen plötzlich hinter uns und feuerten uns an: das das Finale letztendlich verloren ging, war für uns schließlich zweitrangig. Auf der obligatorischen Ehrenrunde zum Schluss gab es lauten Beifall und Standing Ovations für “the Germans”. Wir hatten bleibenden Eindruck hinterlassen und alle überrascht – und das alles vor den Augen unserer Förderers Dr.Wild, der extra für das Turnier nach Hong Kong kam, um uns zuzuschauen und sehr zufrieden mit unserem Auftreten war! Eine bessere Werbung für das deutsche Rugby konnte es nicht geben! Was danach folgte, war ein riesiges Volksfest und übertraf alles, was wir erwartet haben: Auf dem etwas ungewöhnlichen Bankett (auf dem auch ab und zu mal eine Essensschlacht ausbrach) gaben die Spieler aus Neuseeland den Haka zum Besten, die Spieler aus Samoa präsentierten ebenfalls ihren Kriegstanz und die WILD Titans glänzten mit einem schief geträllerten “Ein Prosit” . Die ganze Stadt war voll mit Rugbyfans, im Stadion war Party pur und im Nachtviertel Wan Chai herrschte vor allem am Donnerstagabend nach dem Turnier ebenfalls Ausnahmezustand, da alle Teams des 10er Turniers dort die Dritte bzw. nach dem Bankett inzwischen Vierte Halbzeit ausgelassen feierten. Wir ließen es uns natürlich auch nicht nehmen, den berühmt berüchtigten South Stand beim 7er Turnier zu besuchen – der South Stand ist die Party Tribüne beim HK7s, auf der alle in Kostümen wie an Fasching erscheinen! Selbst die 7s Teams, die frühzeitig ausschieden, kamen danach direkt auf die Tribüne und feierten dort mit den Fans, denen die Spiele sichtlich egal waren und eigentlich nur auf die Musik zwischen den Spielen warteten – und obwohl der durchschnittliche Alkoholpegel hier wohl bei den meisten bei 1,X aufwärts lag, war alles friedlich und alle feierten einfach ein riesengroßes Rugbyfest. (Sogar im Stadion wurden wir von wildfremden Leuten erkannt und auf unsere guten Leistungen angesprochen! Ein klasse Gefühl!)
Der letzte Tag war dann für Anjo, Jacob und mich noch einmal ein Highlight – während alle anderen zurück nach Deutschland flogen, trafen wir Roy Kinikinilau auf dem Weg zum Stadion und er fragte uns, ob wir nicht mit ihm mitkommen wollen. So schauten wir also mit einem Topstar das Hong Kong 7s. Er erzählte uns dabei, dass er jetzt in Japan spielt und nächstes Jahr gerne nach Europa wechseln möchte. Auch er war beeindruckt von unseren Leistungen, vor allem von unserem Teamgeist, den er in seiner Mannschaft vermisst hat. Als wir ihm erzählten, dass der Altersschnitt unserer Mannschaft 22 Jahre war, konnte er das zunächst gar nicht glauben (ohne unseren Opa Pieter Jordaan wäre er sicherlich bei 20 gewesen ;) ) Kinikinilau freut sich jedenfalls darauf, in ein paar Jahren wieder gegen uns zu spielen, wenn nicht sogar mit uns. “Wenn ihr mal wieder ein 10er Turnier spielt, meldet euch bei mir, wenn ich Zeit hab, spiel ich mit!” Wie ernst gemeint seine Aussage war, werden wir dann ja sehen…
Fazit:
Die WRA hat erfolgreich ihr internationales Debut gegeben und wichtige Kontakte für die Zukunft geknüpft. Nun wissen die Leute, dass auch wir Deutschen Rugby spielen können!
Wir werden jedenfalls diese Woche in Hong Kong nie vergessen, Es hat einfach alles gepasst: die Organisation der Tour war perfekt, die Stimmung in der Mannschaft war bestens, unsere sportlichen Erwartungen haben wir übertroffen und das Hong Kong 7s zum Abschluss war dann das größte Fest, das wir je erlebt haben! Sogar Spieler von absolutem Top Niveau wie Kinikinilau haben uns auf unsere guten Leistungen angesprochen und zusammen mit uns gefeiert! Was will man mehr?
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