Südafrikas starkes Gedränge war ausschlaggebend für den WM-Erfolg 2007 - (c) Miriam May
TotalRugby Fitness heißt die neueste Rubrik auf TotalRugby. Die TotalRugby-Fitnessexperten werden Euch in dieser Rubrik mit Know-How sowie Tipps und Tricks aus ihren jeweiligen Fachbereichen versorgen. Außerdem besteht für Euch die Möglichkeit, über die Kommentarfunktion Fragen zu stellen und einige ausgewählte Fragen werden von unseren Experten dann im nächsten Beitrag beantwortet.
Den Anfang macht Volker Lange-Berlin, der als Konditionstrainer des DRV schon seit mehreren Jahren die deutschen Auswahlteams in Form bringt.
Zum Rugby ist Volker Lange-Berlin (Wuppertal) eigentlich eher zufällig gekommen. Als er mit dem Sportstudium angefangen hat, begab er sich auf die Suche nach einer Sportart, die Körperkontakt beinhaltet und trotzdem auch gewisse Anforderungen an die Fitness stellt. “Da bin ich dann zum Rugby gekommen”, so Lange-Berlin. Gleichzeitig hat ihn mal ein Kommilitone mit einem „All Blacks“ Shirt in der Uni gesehen und gleich gefragt, ob er nicht Rugby spielen wolle. So ist er dann in unsere schöne Sportart “reingerutscht” und noch während des Studiums begann er auch, sich theoretisch mit Rugby zu beschäftigen. Irgendwann hat er dann Peter Ianusevici kennen gelernt und sich gemeinsam mit diesem Gedanken gemacht, in wie weit man seine Fachkenntnisse im DRV nutzen könne. Auf diesem Weg ist Lange-Berlin zur Position des DRV-Konditionstrainer gekommen. Heute unterstützt er nun die verschiedenen Nationalmannschaften (Herren, U21, U19, U18) bei der Vorbereitung im konditionellen Bereich.
DRV Konditionstrainer und TotalRugby-Fitnessexperte Volker Lange-Berlin bei der Arbeit
Neben seiner Tätigkeit für den DRV arbeite er als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Bereich Sportwissenschaft der Uni Wuppertal und wird dort in diesem Jahr seine Promotion beenden. Sein Arbeitsbereich betreut den Profikader von Schalke 04, Essen-Schönebeck (Frauen Fußball Bundesliga), diverse Tennis Teams und verschiedene Breiten- und Leistungssportler im Bereich der konditionellen Fähigkeiten und führt Leistungsdiagnostik durch. Lange-Berlins Forschungsschwerpunkte an der Uni sind das Anforderungsprofil im Rugby (Was muss ein Rugbyspieler in einem Spiel leisten) und Krafttraining (besonders im Behindertenleistungssport). “Damit bin ich eigentlich auch ganz gut ausgefüllt”, so der Sportwissenschaftler.
Auf Grund seines Forschungsschwerpunktes wird sich Lange-Berlins erster Beitrag auch mit dem Anforderungsprofil für Rugbyspieler/Innen beschäftigen.
Anforderungsprofil im Rugby
Die vier konditionellen Fähigkeiten Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Beweglichkeit bilden die Grundlage für ein erfolgreiches sportartspezifisches Training. Beim Rugby werden aufgrund der Belastungsstruktur unterschiedliche Anforderungen an die konditionellen Fähigkeiten gestellt. Ein Rugbyspieler legt während eines 80-minütigen Rugbyspiels eine Laufstrecke von etwa 6 bis 8 Kilometern zurück. Es werden etwa 80 Zyklen mit unterschiedlicher Intensität gespielt (Brewer & Davis, 1995; Luger & Pook, 2004). Dabei sind etwa 85% Aktivitäten mit niedriger Intensität und 15% mit hoher Intensität (6% sprinten, 9% Kampf um den Ball) (Deutsch, Kearney, & Rehrer, 2007; Duthie, Pyne, & Hooper, 2003). Die Laufdistanzen mit maximaler Geschwindigkeit (Sprinten) liegen je nach Autor bei 3-34 Metern, 10-20m oder einer Belastungszeit von 5s (Brewer & Davis, 1995; Deutsch et al., 2007; Duthie et al., 2003; Luger & Pook, 2004). Die Angriffszyklen dauern zwischen 5 und 63s (MD=23s) (Brewer & Davis, 1995; Deutsch et al., 2007; Duthie et al., 2003; Luger & Pook, 2004).
Der Gewinn von Gasse und Gedränge wird im modernen Rugby immer wichtiger
Beim RWC 2007 hatten 87% aller Angriffe 2 oder wenige Pässe (IRB, 2007). Der Ball ist durchschnittlich 30min im Spiel (Duthie et al., 2003). Die Angriffzyklen haben sich verlängert, es werden mehr Angriffszyklen gespielt und die Pausen zwischen den Angriffzyklen haben sich verkürzt (Brewer & Davis, 1995; Gabbett, King, & Jenkins, 2008; Jardine, Wiggins, Myburgh, & Noakes, 1988; Luger & Pook, 2004; Reilly, 1997). Im Rugbyspiel werden mehr Pässe und Tacklings, aber weniger Kicks, angeordnete Gedränge und Gassen gespielt (Luger & Pook 2004; Reilly, 1997).
Aber der Gewinn von Gasse und Gedränge wird immer wichtiger. Beim RWC 2007 wurden 32% der Versuche nach eigener Gasse und 18% der Versuche nach eigenem Gedränge erzielt (IRB, 2007). Die Mannschaft, die in diesem Bereich dominiert hat (Südafrika), hat den RWC 2007 gewonnen. Das Anforderungsprofil im Rugby sollte Grundlage einer jeden Trainingsplanung sein.
Literatur:
Brewer, J., & Davis, J. (1995). Applied physiology of rugby league. Sports medicine, 20(3), 129-135.
Deutsch, M. U., Kearney, G. A., & Rehrer, N. J. (2007). Time-motion analysis of professional rugby union players during match-play. Journal of sports sciences, 25(4), 461-472.
Duthie, G., Pyne, D., & Hooper, S. (2003). Applied physiology and game analysis of rugby union.
Sports medicine, 33(13), 973-991.
Gabbett, T. J., King, T., & Jenkins, D. (2008). Applied physiology of rugby league. Sports medicine, 38(2), 119-138.
IRB. (2007). Rugby World Cup 2007 – statistical review and match anlaysis.Unpublished manuscript, Dublin.
Jardine, M. A., Wiggins, T. M., Myburgh, K. H., & Noakes, T. D. (1988). Physiological characteristics of rugby players including muscle glycogen content and muscle fiber composition. South African Medical Journal, 73, 529-532.
Luger, D., & Pook, P. (2004). Complete conditioning for Rugby (1st. ed.). Champaign: Human Kinetics.
Reilly, T. (1997). The physiology of rugby union football. Biology of Sport, 14(2), 83-101.
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