Neuenheims neue Nummer 15 Manasah Sita hat maßgeblichen Anteil am starken Rückrundenstart des SCN - (c) Wolfgang Schweden
Letzte Woche wurde auf manchen Plätzen schon wieder Bundesligarugby gespielt. Dabei handelte es sich aber ausschließlich um auf Grund der schlechten Witterungsverhältnisse im Spätjahr 2008 abgesagte oder aus dem gleichen Grund vorgezogene Spiele. Am kommenden Wochenende steht ein regulärer Spieltag vor der Tür und bis auf den im Pokalviertelfinale siegreichen TSV Handschuhsheim, müssen alle Bundesligisten Samstag oder Sonntag wieder auf Punktejagd. TotalRugby wagt eine Prognose für den 12. Spieltag der Bundesliga:
Berliner RC : SC Neuenheim
Samstag, 14. März 15:00 Uhr
13:8 endete das Hinspiel zwischen beiden Teams. In einer hart umkämpften Partie, hatten die Gastgeber aus Heidelberg am Ende denkbar knapp die Nase vorne.
In unguter Erinnerung wird der Berliner Spielertrainer Colin Grzanna diese Partie behalten haben und das nicht nur auf Grund der unglücklichen Niederlage. Der Handbruch den sich der Chirurg der Berliner Charité in diesem Spiel zuzog, bewog den Innendreiviertel der DRV XV dazu sowohl seine nationale als auch seine internationale Karriere mit sofortiger Wirkung zu beenden. Doch ein halbes Jahr später sieht die Welt aus Berliner Sicht schon wieder anders aus, Grzanna ist längst auf den Rugbyplatz zurückgekehrt und hat in 3 Länderspielen über 80 Minuten (Spanien, Rumänien und Portugal) an seine gute Form zum Hinrundenstart anküpfen können. Gegen Frankfurt zeigten die Berliner eine erfreulich gute Leistung und auch der selbst gesteckte Disziplin-Kodex scheint Früchte zu tragen, so kamen die Hauptstädter gegen Meister Frankfurt ohne Platzverweis aus. Will man das verkorkste letzte Jahr, was seine traurigen Tiefpunkt im unerwartetem Ableben des rührigen Berliner Vorstand Fritz Feyerherm hatte – zu dessen Ehren die Berliner in der Rückrunde mit schwarzen Trikots auflaufen werden – hinter sich lassen, muss gegen die Gäste aus Heidelberg gewonnen werden. Ob die Leistungsträger Franck und Jeannot Moutsinga, die gegen den SC 1880 Frankfurt von Sebastian Freund glänzend vertreten wurden, und der im Rahmen seiner Diplomsprüfungen stark eingespannte Nationalspieler Gerrit van Look dabei mithelfen können bleibt abzuwarten. Aber eins ist klar, die Mannschaft der Berliner wird körperlich topfit sein und die Verteidigung der Neuenheimer vor allem mit ihrer starken Innenpaarung Hegenwald und Grzanna gehörig testen. Wenn der Berliner Rugby Club das Spiel also zu seinen Gunsten gestalten möchte, müssen sie das starke Gedränge der Gäste stoppen, die Kreise vom neuen Neuenheimer Gedrängehalb Vergara stören und den pfeilschnellen zimbabwischen Schluss Sita nicht ins Spiel kommen lassen. Gelingt dies, könnten die Berliner mit ihrem lauf- und kampfstarken Sturm und ihrer körperlich und technisch starken Hintermannschaft, sich als Stolperstein für den SC Neuenheim auf dem anvisierten Weg in die Play-Offs erweisen.
Genau das wollen die Blauen nicht: Auf dem Weg in die Play-Offs ins stolpern kommen. Doch auf dem Marktplatz des Heidelberger Stadteils Neuenheim ist man sich einig, diese Mannschaft man jetzt zusammen hat, wird die Play-Offs erreichen und auch bei der Vergabe des Meistertitels noch ein gehöriges Wörtchen mitreden können. Die sportliche Leitung der Königsblauen hatte zu Beginn der Saison auf dem Transfermarkt ein mehr als unglückliches Händchen bewiesen, doch das ist längst vergessen. Mit Adam Taylor, Manasah Sita und den auf Empfehlung von Nationalspieler Bodo Sieber aus Südafrika an den Neckar gekommenen Gedrängehalb der chilenischen Nationalmannschaft Matias Vergara, scheint der SCN 3 echte Volltreffer gelandet zu haben. Der beste Neuzugang auf Seiten des SC Neuenheim ist jedoch ein alter Bekannter, Nationalspieler Klaus Mainzer ist nach einer langwierigen Knieverletzung zurück im Bundesligakader und spielt als wäre er nie weggewesen, seine große Präsenz lässt sogar den verletzungsbedingten Ausfall von Nationalstürmer Christian Baracat vergessen. 45:0 konnte beim DRC Hannover gewonnen werden und auch der Tabellensechste RK Heusenstamm konnte am vergangenen Wochenende in überlegener Manier mit 37:15 abgefertigt werden. Die Zeiten in denen die Spieler, Anhänger und Verantwortlichen des SC Neuenheim neidisch über den Zaun zu ihren Heidelberger Nachbarn schielten sind vorbei, Man ist wieder wer in Deutschlands Rugbyhochburg und ist fest davon überzeugt den ein oder anderen Lokalrivalen im Kampf um die Play-Off Plätze noch abzufangen. Mit eben dieser breiten Brust wird das Team von Ladislaus Vigh und Mark Kuhlmann die Reise in die Hauptstadt antreten. Verzichten müssen die Neuenheimer lediglich auf 2. Reihe Stürmer Bernd Mährlein (Handbruch) und auch 3. Reihe Stürmer Mike Kerr, der nach überstandener Bandscheiben-OP das Training wieder aufgenommen hat, ist noch nicht soweit, dass er am Wochenende in den Bundesligakader zurückkehren könnte. Mark Kuhlmann, der zu Beginn der Woche mit der Meldung überraschte, dass er sein Engagement bei der Ländermannschaft mit sofortiger Meldunge beendet, hat den Sturm des Sportclub über den langen Winter gedrillt und seitdem sich die Einstellung und das Gedränge der 8 starken Männer im Team der Königsblauen verbessert hat, kann sich die starke Hintermannschaft des mitgliederstärksten Rugbyvereins Deutschlands viel besser entfalten. Kapitän Lars Eckert blüht auf der Position des Innendreiviertel sichtbar auf und findet zurück zu der Form, welche ihm einst einen Stammplatz im Kader der Herrennationalmannschaft bescherte und Neuenheims Spieler der Hinrunde Shaun Smit ist mit Sicherheit einer der stärksten der Verbinder der Bundesliga und seine junge Partnerschaft mit Matias Vergara erscheint vielversprechend. Lediglich Innendreiviertel Marten Strauch befindet sich in einer Formkrise, welche er dringend überwinden muss, will man das starke Berliner “Mittelfeld” nicht zur Entfaltung kommen lassen.
TotalRugby Prognose: Dieses Spiel verspricht die knappste Begegnung des 12. Spieltages zu werden. Der Sportclub ist gegen den Rugby Club zwar favorisiert, doch sind Auswärtsspiele in Berlin für keine Mannschaft ein leichtes Unterfangen. Am Ende ist es der Sturm der Neuenheimer, der den Gastgebern zu heftig zusetzen wird, als dass die Berliner einen Sieg davontragen dürften. Der SCN gewinnt mit 7 Punkten Vorsprung, für den BRC bleibt nur der Defensivbonuspunkt.
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RG Heidelberg : RK 03 Berlin
Samstag, 14. März 15:00 Uhr
Zum 3. Mal in dieser Spielzeit treffen die RG Heidelberg und der RK 03 Berlin aufeinander. Sowohl im Hinspiel der Bundesligarunde als auch in der 1. Runde des DRV Pokals, wurde die RGH ihrer Favoritenrolle gerecht und so ergibt die Addition der beiden Begegnungen ein Punkteverhältnis von 81:17 zu Gunsten der Gastgeber.
Am vergangenen Wochenende präsentierte sich der Deutsche Vizemeister im Viertelfinale des DRV Pokals jedoch in desolater Form. Die Standardsituationen, in der Hinrunde noch eine der großen Stärken des Tabllendritten, waren erschreckend schwach. Das Angriffsspiel der Hintermannschaft, welches schon in der Hinrunde eine der großen Baustellen im Spiel der Orangenen darstellte, war auch in der ersten Begegnung im neuen Jahr alles andere als zum Zunge schnalzen. RGH Coach Thomas Kurzer sieht hierfür die Gründe vor allem in der schlechten Vorbereitung: “Wir haben die meiste Zeit der Vorbereitung ohne unsere 6 Nationalspieler verbracht,” so Kurzer. Auch Leistungsträger Costa Dinah stand auf Grund von Heimaturlaub nicht zur Verfügung, “zudem trugen die bescheidenen Witterungsverhältnisse ihren Teil dazu bei, dass der Kader die Gastgeber vor der Pokalpartie gegen den TSV Handschuhsheim so gut wie keine Trainingseinheit in voller Besetzung absolvieren konnte”. Ihren Kader haben die Heidelberger in der Winterpause mit Zimbabwes 7s-Nationalspieler Alex Ndangana erweitert, dieser reiste zu Gunsten des Wechsels zum Bundesligadritten aus dem Trainingslager der Cheethas ab und verzichtete somit auf seine Teilnahme beim 7s World Cup in Dubai, um in Heidelberg eine neue sportliche Herausforderung zu finden. In der Partie gegen Pokalsieger TSV Handschuhsheim konnte Ndangana, von dem sich RGH-Coach Kurzer eine Erhöhung der Gefährlichkeit im Angriff der weiten Räume erhofft, sein Potential aber höchstens phasenweise andeuten. Dem jungen Mann aus Zimbabwe unterliefen zahlreiche Stellungsfehler und laut Kurzer macht auch die Kälte dem Import aus dem warmen Süden Afrikas mächtig zu schaffen. Weiter verzichten muss die RGH auf ihr Langzeitverletzten. Christoph Ueberle fällt ebenso weiter aus, wie U21 Nationalspieler Christopher Müller, dafür befindet sich der erfahrene Innendreiviertel Marc Bratschke kurz vor einer Rückkehr ins Kontakttraining. Weiter verschärft wird die Situation der Orangenen dadurch, dass U21 Nationalspieler Falk Schmitt in Australien weilt, während U19 Nationalspieler Steffen Horn mit der Wild Academy in Südafrika ist und auch der talentierte 2. und 3.-Reihe U19-Nationalstürmer Tim Reinhard steht auf Grund einer Schulterverletzung nicht zur Verfügung. Hinzu kommt, dass Armin Ergert, Constantin Hocke und Miguel Bleickert auf Grund von beruflichen oder studentischen Verpflichtungen momentan nicht in Heidelberg sind. Die größte Personalie im Kader des Vizemeisters ist mit Sicherheit der Ausfall von Sturmführer Tim Coly, der Hakler der DRV XV handelte sich im Spiel gegen den Stadtrivalen aus Handschuhsheim auf Grund einer Undiszipliniertheit eine Rote Karte ein und wird dem Vizemeister vermutlich zwei Partien nicht zur Verfügung stehen. 3. Reihe Stürmer Jeff Tigere hat die Krücken nach seiner Knie-OP inzwischen in die Ecke stellen können und wird in den nächsten Wochen im Vereinstraining zurückerwartet, doch gegen den RK 03 Berlin wird auch er noch nicht mitwirken können. Nationalspieler Manuel Wilhelm, der gegen die Löwe nicht mit von der Partie war, kehrt hingegen in den Kader der Rudergesellschaft zurück und bietet dem Trainerstab auf der 2. und 3. Sturmreihe etwas mehr Handlungsspielraum.
Die RG Heidelberg wäre gut beraten, dass Spiel zu Beginn so risikoarm wie möglich zu halten und sich auf die Stärken der Hinrunde zu besinnen. Will man die “Startlochphase” (so Kurzer) so schnell wie möglich hinter sich lassen und in einen Rhythmus finden, welcher das erklärte Ziel, nach 16 Spieltagen auf einem Play-Off Platz, im Idealfall mit Heimrecht, zu stehen, muss vor allem die Disziplin besser werden, 2 Gelbe Karten und eine Rote am letzten Wochenende waren schlechtweg zu viel und hatten einen nicht unerheblichen Anteil an der Niederlage der Fünfzehn von Thomas Kurzer und Georg Werle.
Auch der RK 03 Berlin muss notgedrungen besonders Augenmerk auf seine Disziplin legen. Nach der Hinrunde belegten die Berliner nur in der „Kartenrangliste“ mit Platz 2 einen der oberen Ränge, nur die Lokalrivalen vom BRC sammelten noch mehr farbige Kartons als der Aufsteiger. Die Mannschaft der Gelb-Schwarzen hält an der zu Saisonbeginn geäußerten Zielsetzung fest, Platz 7 und damit ein Verbleib in Liga eins, ohne Umwege über die Play-Downs, soll es werden. Gerade vor diesem Hintergrund ist es unerlässlich, dass die Ostberliner jedes Spiel mit 15 Mann zu Ende bringen können, hierauf wurde das junge Team der Spreestädter hingewiesen und die 1. Partie gegen den Heidelberger RK, machte den Anschein, als hätten die Spieler sich diesen Hinweis zu Herzen genommen. Vor allem Heimstärke soll genutzt werden um die fehlenden Punkte zum ungefährdeten Klassenerhalt zu sammeln. Anders als die Rudergesellschaft hatte der RK03 eine nahezu optimale Vorbereitung. Es wurde direkt nach dem letzten Spieltag der Hinrunde mit dem Training für Rückrunde begonnen, die auch in der Hauptstadt widrigen Wetterbedingungen zählten nicht als Ausrede, so wurden zahlreiche Trainingseinheiten in einer Sporthalle oder auf dem Kunstrasenplatz abgehalten. Der Trainerstab um U18 Nationaltrainer Christian Lill hat die Fehler der Hinrunde sorgfältig analysiert und sich in den zahlreichen Trainingseinheiten die Zeit genommen diese auszubessern. Auch den vielen positiven Tipps von Außen hat sich der Rugbyklub nicht verschlossen und diese dankend Angenommen. Das Lazarett der Berliner, welches vor Weihnachten noch dazu führte, dass man die ein oder andere Partie stark ersatzgeschwächt antreten musste, hat sich gelichtet. Alle Spieler sind einsatzbereit. Allerdings wird mit Benjamin Ulrich der talentierteste Akteur im Kader des Aufsteigers ab dem 15. März im Rahmen des Austausches der Wild Rugby Academy in Südafrika weilen, daher wird er vermutlich gegen die RG Heidelberg nicht mehr zum Einsatz kommen können. Der guten Laune im Kader des RK03 nach der gelungenen Vorbereitung, zu deren Abschluss es noch einen überzeugenden 80:10Testspielsieg gegen Zweitligst USV Potsdam gab, tut dies jedoch keinen Abbruch. Die Hauptstädter haben sich vorgenommen den Kampf und die Intensität in Liga 1 mehr anzunehmen und das große Potential der jungen, mit zahlreichen U19 und U21 Nationalspielern gespickten Mannschaft, besser auszunutzen. Es gilt auf der guten Leistung gegen den Heidelberger Ruderklub aufzubauen und mehr Abgeklärtheit zu gewinnen um in engen Situation trotzdem zu Punkten. So hatten die talentierten Berliner am vergangenen Wochenende in der letzten Aktion den Defensivbonuspunkt auf dem Fuß, verpassten ihn aber denkbar knapp. Die Gäste werden mit Sicherheit versuchen dem starken RGH-Sturm aus dem Weg zu gehen und über ihre große Laufstärke und schnelle Passangriffe zum Erfolg zu kommen.
TotalRugby Prognose: Die RG Heidelberg wirkte schon die gesamte Saison gehemmt. Der Sturm agiert zwar mit großer Kraft, aber immer wieder undiszipliniert, hinzu kamen in der letzten Partie bisher unbekannte Schwächen an Gasse und Gedränge. Gedrängehalb und Mannschaftskapitän Mustafa Güngör ist noch auf der Suche nach der Form vergangener Tage und das Angriffsspiel der Hintermannschaft war auch gegen den TSV Handschuhsheim noch sehr holprig. Der RK 03 Berlin scheint seine Hausaufgaben über den Winter gemacht zu haben, die Leistung gegen den Heidelberger RK machte bei den Anhängern der Ostberliner berechtigten Anlass zur Hoffnung auf den Klassenverbleib. Doch obwohl der Motor des Vizemeisters nach wie vor stottert, ist noch genug Sprit im Tank um den ambitionierten Aufsteiger in die Schranken zu weisen. Die RGH siegt mit 32 Punkten Vorsprung.
SC 1880 Frankfurt : DRC Hannover
Samstag, 14. März 15:00 Uhr
53:7 gewann der Deutsche Meister SC80 das Hinspiel in Niedersachsens Hauptstadt. Ein deutliches Ergebnis, vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass die Abstiegsbedrohten Niedersachens noch im Vorletzten Aufeinandertreffen der beiden Mannschaften (“dem Wunder von der Beeke”) die Nase vorn hatten und damit neben RG Heidelberg und TSV Handschuhsheim eine von nur 3 Bundesligamannschaften sind, die den Meister seitdem Aufstieg vor knapp 3 Jahren überhaupt bezwingen konnten.
Am vergangenen Wochenende waren die Frankfurter beim Berliner RC zu Gast. Gegen den Tabellensiebten aus der Hauptstadt siegten der unangefochtene Tabellenführer der Bundesliga am Ende relativ knapp mit 17:7. Der Trainer der Schwarz-Roten Phil “Lofty” Stevenson lief zwar in der Hauptstadt ohne einige Leistungsträger auf, so fehlten im Aufgebot u.a.: Fiji-Blitz Joseva Naivalu, Namibias WM-Teilnehmer Bratley Langenhoven, Deutschlands Nationalstürmer Rolf Wacha, der australische 1. Reihe Stürmer Syd Douglas, sein 1. Reihe Kollege Ralph Klinghammer, der mächtige 2. Reihe Stürmer Daniel Preussner und natürlich der TotalRugby Spieler der Hinrunde, Frankfurts Top Scorer und Talisman Marcus Seuseu. Seuseu laboriert gegenwärtig an einer Knieverletzung welche er sich im Training zugezogen hatte und wird vermutlich noch einige Wochen ausfallen. Doch auch der 2. Anzug der Frankfurter stellte unter Beweis, dass er stark genug ist um jeden Gegner in der Bundesliga in die Schranken zu weisen. Bis zur 60. Spielminute waren die Frankfurter, gegen stark verbesserte Berliner, die klar überlegene Mannschaft und hätten längst höher in Front liegen können. Doch als Coach Lofty Stevenson in der 60. Minute mit dem Wechseln begann witterten die Gastgeber ihre Chance und brachten die dann “3. Garde” des Deutschen Meisters 20 Minuten in gehörige Bedrängnis. Hier sind wir auch beim Hauptproblem von Stevenson, sein Kader ist sehr groß und von enormer Qualität, er steht natürlich Spiel vor Spiel vor der Aufgabe seine Spieler bei Laune zu halten und den nachrückenden Deutschen Spielern die Chance zu geben sich unter Wettkampfbedingungen dem Bundesligatopniveau zu nähern. Welche Qualität der von Mäzen Ulrich Byszio zusammengestellte Kader wirklich hat, verrät ein Blick auf den DRV-Pokalwettbewerb. Die 2. Mannschaft der Frankfurter, aktuell Tabellenzweiter in der 2. Bundesliga Süd, ist ebenso wie die 1. Garde des Meisters ins Halbfinale des DRV Pokals vorgedrungen, ein absolutes Novum in der langen Geschichte des höchsten Deutschen Pokalwettbewerbs. Am Main wird man sich also aus gegebenem Anlass weniger Gedanken über Spieltaktiken machen, als wie man die vielen Profis aus Übersee in Form und bei Laune hält, ohne die Entwicklung der “Eigengewächse” zu hemmen. Der SC 1880 hat vor Beginn der Rückrunde, entgegen der Tradition frühere Spielzeiten, keine Trainingsspiele bestritten. Zum einen weilten und weilen viele der ausländischen Spieler auf Heimaturlaub und zum anderen dürfte der Tabellenletzte DRC Hannover für die erfolgsverwöhnten 80er ein guter Aufbaugegner unter Wettkampfbedingungen sein, bevor man nächste Woche mit dem Tabellenzweiten Heidelberger RK den einzigen Verein empfängt, der dem Klassenprimus den 1. Tabellenplatz noch ernsthaft streitig machen könnte.
Vom 1. Tabellenplatz vergangener Tage können die alten Recken vom DRC Hannover nur träumen. Die wenigen Aktiven die die goldene Zeit mit zahlreichen Meisterschaften und Pokalsiegen noch miterleben durften, sind fast alle in die Jahre gekommen und sehen sich nun die zweite Saison in Folge mit dem unbarmherzigen Kampf um den Klassenerhalt konfrontiert. Der 15:0 Heimspielsieg über Zweitligist Stuttgarter RC im Pokalviertelfinale war der erste Pflichtspielsieg der Hannoveraner seit dem 2.06.2008, an diesem Tag siegten die Niedersachsen in der Relegation gegen den ASV Köln, ebenfalls ein zweitklassiges Team. Auch die Vorbereitung des DRC Hannover gibt wenig Grund zur Hoffnung, zahlreiche Leistungsträger (u.a. Nationalspieler Benjamin Danso) standen auf Grund von beruflichen Verpflichtungen oder Prüfungen nicht zur Verfügung und so setzte es beim 1. Heimspiel nach der Winterpause gegen den SC Neuenheim auch gleich ein deftiges 0:45. Ähnlich schlecht steht es um die Form und die Stimmung der tapferen Mannen mit dem Drachen im Wappen. Auch die zahlreichen Verletzungen sorgen natürlich nicht für fröhliche Mienen im Lager der Ricklinger. Routinier und Ex-Nationalspieler René Wendland, der in der Vorbereitung kein Training ausließ und in der Muckibude fleißig Gewichte stemmte, zog sich gegen Stuttgart eine Nackenverletzung zu, bei Nationalstürmer Benjamin Danso besteht der Verdacht auf Nasenbeinbruch, Dritte Reihe Stürmer Mike Llewellyn hat eine Fußverletzung und wird ebenso wenig mit von der Partie sein können, wie Kapitän Alexander Luft (Rippenbruch) und sein Partner auf Innendreiviertel Stevie Lee (Handbruch). Mit entsprechend gedämpften Erwartungen reisen die Niedersachsen nach Hessen. Doch auch wenn die Grünen auf dem Papier keine Chance haben dürften, kämpfen können die Männer von der Beeke, dies haben sie in den vergangenen Jahren, sei es in erfolgreichen oder weniger erfolgreichen Zeiten, immer wieder eindrucksvoll unter Beweis gestellt. Außerdem dürfte der Sieg gegen die Stuttgarter das Team ebenso beflügelt haben, wie die Tatsache, dass der letzte Bundesligasieg (im Mai 2008) gegen eben diese übermächtig scheinenden Frankfurter erzielt werden konnte.
TotalRugby Prognose: Dem Wunder von der Beeke wird kein Wunder vom Main folgen, obwohl der Deutsche Meister noch nicht richtig in Form zu sein scheint, ist der Kader der Gastgeber viel zu stark, als dass die stark ersatzgeschwächten Hannoveraner auf eine Überraschung hoffen dürften. Der SC 1880 gewinnt mit mehr als 50 Punkten Vorsprung.
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Heidelberger RK : RK Heusenstamm
Sonntag, 15. März 15:00 Uhr
Spiele zwischen dem Heidelberger RK und dem RK Heusenstamm sind immer eine spannende Angelegenheit. Das Hinspiel konnten die Kurpfälzer zwar deutlich mit 36:10 zu ihren Gunsten gestalten, doch die Heusenstammer reisen sicher nicht als Punktelieferant an den Neckar.
Der Heidelberger RK hat eine tolle Hinrunde gespielt und steht derzeit völlig verdient auf dem 2. Tabellenplatz. Die sportliche Leitung der Heidelberger um den australischen Coach Murray Archibald scheint den richtigen Weg zwischen Verstärkung durch ausländische Rugbyprofis und der Förderung eigener Talente gefunden haben. Im Sog der vielen Profis aus Übersee in Reihen des “Team Capri-Sonne”, durchleben junge Talente wie Sidney Brenner, Christoffer Neureuther, Jürgen Missal und allen voran die Liebig Brüder, von denen der jüngere Brurder Steffen seit wenigen Wochen im Rahmen des Austausches der Wild Rugby Academy in Südafrika weilt, eine tolle Entwicklung. Aber nicht nur die Jungen, auch ein paar der Erfahrenen Bundesligaspieler im Kader des Ruderklub scheinen durch das professionelle Umfeld beflügelt, so zeigen zum Beispiel die beiden 3. Reihe Stürmer Andreas Kerber und Manuel Ballerin, jede Woche ebenso grundsolide Leistungen wie 1. Reihe Stürmer Patrick Schliwa. Doch noch ist das Team des Ruderklubs noch nicht so gefestigt, dass der zweite Platz nur noch als Formsache anzusehen ist. Die letzten beiden Bundesligabegegnungen gegen die beiden Schlusslichter der Bundesliga waren alles andere als überzeugend und wurden teilweise mit viel Glück gewonnen. So konnte der DRC Hannover am Nikolaustag nach einem 78-7 Hinspiel Sieg nur mit 15:11 besiegt werden und auch am vergangenen Wochenende gegen RK 03 Berlin siegte man, obwohl man bereits Freitag nach Berlin gereist war, in wenig überzeugender Manier mit 25:17 gegen den Tabellenvorletzten.
Allerdings sind die Kluberer, die in der Winterpause mit Ewan McGregor einen Abgang zu verzeichnen hatten, in dieser Saison bei Heimauftritten stets sehr stark gewesen. Die Schwache Partie gegen die Berliner wurde analysiert und mit dem erfahrenen Innendreiviertel Pieter Jordaan können die Gastgeber wieder auf den Kopf ihres Angriffsspiels zurückgreifen. Daher sind nicht nur die Anhänger des Klubs optimistisch, dass man die in Berlin und Hannover liegen gelassenen Bonuspunkte am Wochenende wieder einholen können wird.
Bonuspunkte verschenken wollen die Füchse aus Heusenstamm natürlich nicht. Das Team der Hessen hat diese Saison mit dem Abstieg nichts mehr zutun und ist an einem guten Tag in der Lage jeden Gegner in der Bundesliga auf Augenhöhe zu begegnen. Allerdings haben die Füchse in der Winterpause mit Ralph McInally und Cameron Ogle zwei Leistungsträger, des ohnehin nicht so üppig besetzten Sturm in Richtung Neuseeland verloren. Diesen Verlust kann auch der jüngste Neuzugang des RKH, Leonard Steinweg – 52 cm groß und 4040 Gramm schwer – (noch) nicht kompensieren. Gegen den SC Neuenheim war den Grün-Rot-Weißen die fehlende Spielpraxis und das durch die schlechten Witterungsverhältnisse negativ beeinflusste Vorbereitungstraining, welches fast ausschließlich in der Halle stattfinden musste, deutlich anzumerken. Doch in dieser Woche konnte der Tabellensechste im Training wieder konzentriert arbeiten. Wenn es gelingt mit dem Sturm an den Standards saubere Bälle zu produzieren und die talentierte und schnelle Hintermannschaft ins Laufen zu bringen, in welcher die Heusenstammer auf Tobias Apelt verzichten müssen, auch er weilt mit der Wild Rugby Academy in Südafrika, wird es für den Heidelberger RK nicht einfach werden das eigene Malfeld sauber zu halten. Ein kleines Fragezeichen steht hinter der Fitness der Mannen vom Martinsee, gegen den SC Neuenheim verlor man mit fortgeschrittener Spielzeit zusehends an Struktur, gegen das mit den zahlreichen körperlich topfiten Profis gespickte Team der Heidelberger darf man sich so einen Schlendrian nicht erlauben, sonst läuft man in Gefahr eine “Klatsche” zu kassieren.
TotalRugby Prognose: Da die Heusenstammer gegenwärtig weder mit den Play-Offs als mit dem Abstieg viel zu tun haben, können sie am Neckar ganz befreit aufspielen. Hier verbirgt sich die größte Gefahr für den gastgebenden Heidelberger RK. Am Ende wird der größere Druck Siegen zu müssen und die bessere körperliche Konstitution den Ausschlag zu Gunsten der Heidelberger geben. Das Spiel endet mit 12 Punkten Vorsprung für den HRK.
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