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Die Gewinner, Verlierer und Überraschungen im deutschen Vereinsrugby 2025
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Geschrieben von TotalRugby Team   
Donnerstag, 19. Dezember 2024

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Germania List war eine der positiven Überraschungen im Jahr 2024 im deutschen Vereinsrugby. Foto (c) Janus

Mit dem Sieg der Klub-Damen gegen die SG Bayern am vorigen Wochenende endete auch das Jahr im deutschen Vereinsrugby in den Topligen. Grund genug für uns, auf die letzten Monate zurückzublicken und euch die Gewinner, Verlierer sowie die Überraschungen des Kalenderjahres 2024 zu erläutern.


Die Gewinner

Heidelberger RK Frauen

Die Dominanz der Klub-Damen im deutschen Vereins-Rugby ist beeindruckend und selbst das ist noch eine vorsichtige Beschreibung. Das erneute Double aus Siebener- und Fünfzehner-Meisterschaft in diesem Jahr ist für Mette Zimmat und Co. ein weiterer Beweis für die eigene Leistungsstärke.

Der Konkurrenz, vornehmlich aus der Neckarstadt und im Siebener auch von Germania List, hat man im Laufe des Jahres klar die Grenzen aufgezeigt. Doch sich auf den eigenen Lorbeeren auszuruhen ist für das Team keine Option. So spielten die HRK-Damen in den letzten beiden Spielzeiten auch Testspiele gegen internationale Gegner, unter anderem die tschechische Nationalmannschaft.

Machtdemonstration gegen den ärgsten Rivalen: Das 91-5 gegen Neuenheim unterstreicht die Dominanz der Klub-Frauen

Das hat sich aus Klub-Sicht mehr als ausgezahlt, denn das Team hat einen weiteren Schritt gemacht. In der ersten Hälfte der laufenden Saison wuchs die Lücke zum restlichen Bundesliga-Feld noch weiter und gipfelte in einem rekordverdächtigen Triumph gegen den engsten Rivalen. Gegen den SC Neuenheim gewann der Titelverteidiger mit 91-5 und ist damit auch in der laufenden Spielzeit das Maß aller Dinge.

SC Germania List Männer

Was für ein Jahr für die Hannoveraner: Zuerst erreichte das Team von Rainer Kumm als Nord-Dritter das Viertelfinale der Rugby-Bundesliga, auch wenn die SCG dort vom SC Neuenheim auf dem Museumsplatz deutlich die Grenzen aufgezeigt bekamen. Seitdem gewannen die Germanen zunächst ihren allerersten Titel im olympischen Siebener überhaupt.

Im Stadion des Siebener-Abomeisters RG Heidelberg entthronte Germania, angeführt von den Wolfpack-Assen Niklas Koch und Felix Hufnagel, die Orange Hearts in einem dramatischen Endspiel mit 28-21. Der historische Triumph im Rubgy-Wohnzimmer von Heidelberg war aber nicht der einzige Erfolg der Germanen.

Das Jahr endete für die Germanen mit dem Sieg in Leipzig, gleichbedeutend mit Rang eins über den Winter hinweg im Norden

Denn in der laufenden Saison in der Rugby-Bundesliga zeigten sich die Germanen noch einmal verbessert im Vergleich zur Vorsaison. Das bekannt schnelle technische starke Spiel, gepaart mit taktischer Reife und viel Speed ist zum absoluten Erfolgsrezept geworden.

Zusammen mit dem Titelverteidiger 1880 Frankfurt sind die Germanen das einzige Team im Oberhaus, das in der laufenden Saison noch keine einzige Pleite hinnehmen musste. Alle direkten Nord-Konkurrenten waren gegen Germania chancenlos - sowohl Lokalrivale Hannover 78, als auch der im Vorjahr noch überlegene BRC und die ebenso starken Leipziger. Der einzige Makel war ein Remis am zweiten Spieltag gegen den HRC.

SC Frankfurt 1880

Das letzte Mal, dass ein anderes Team als die Frankfurter deutscher Meister war, ist mittlerweile über fünf Jahre her. Zugegeben, zwei Spielzeiten wurden pandemiebedingt nie ausgespielt und Frankfurt blieb quasi kampflos Meister. Doch Frankfurt ist im Herren-Fünfzehner-Bereich mit Abstand das Maß aller Dinge.

Auch in diesem Jahr mussten die 1880er keine einzige Pleite einstecken, auch wenn man beim Remis im März in Neuenheim zumindest knapp an einer vorbeigeschrammt war. Coach Byron Schmidt hat es obendrein geschafft, die Mannschaft spielerisch weiterzuentwickeln. Einst dominierte 1880 vor allem über das taktische Kickspiel und den schweren Sturm.

Mittlerweile machen die Frankfurter das Spiel immer wieder breiter und bieten attraktiveres Rugby. Routinier Raynor Parkinson teilt sich die Spielzeit mit dem sehr talentierten Christopher Hennig, der obwohl noch für die U20 spielberechtigt, bereits sehr überzeugt hat, dass er in Gloucester erstmals für die Adler zum Einsatz kam.

Einziger Makel in diesem Jahr bei den Frankfurtern: Bei den Siebener-Meisterschaft im Sommer setzten die 1880er vorsätzlich einen nicht-spielberechtigten Spieler unter falschem Namen ein. Dafür kassierte man eine 1.500€ Geldstrafe und wurde in der Wertung auf den letzten Rang gesetzt. Für einen Verein wie Frankfurt 1880 sicherlich kein Ruhmesblatt.

Die Verlierer

Offenbach

Noch Anfang des Jahres trainierte das Team in der Vorbereitung auf die Rückrunde eine Woche lang im Leistungszentrum des RC Toulon an der Côte d’Azur. Ein Luxus, den sich sonst kein deutsches Vereinsteam auch nur im Ansatz leisten kann. Dazu spielten Spieler vom Kaliber eines Cheslin Arendse bei den Offenbachern, der wenig später mit einem spektakulären Versuch im Currie Cup von sich Reden machte, dem wichtigsten Vereinswettbewerb in Südafrika.

Doch das Ziel in die Playoffs einzuziehen, wurde im Frühsommer schlussendlich verfehlt. Das Team wuchs nie richtig zusammen, die Lücke zur Bundesliga-Spitze wurde eher größer und im Sommer zog der Hauptsponsor Dominique Arnault dann die Reißleine. Der Software-Unternehmer zog sich als Sponsor der Herrenmannschaft und Team-Manager zurück und ohne die Unterstützung des Franzosen stand man plötzlich ohne Leistungsträger da.

Der Neuanfang in der Regionalliga ist die Konsequenz daraus und bei den Offenbachern selbst räumt man ein, in den letzten Jahren Fehler begangen zu haben. Vor allem aber war das System Offenbach der letzten Jahre nicht nachhaltig. Das möchte man nun ändern, Arnault finanziert die Jugend weiterhin und perspektivisch soll es für den Traditionsverein wieder nach oben gehen. Dann hoffentlich auf nachhaltiger Basis, mit den Früchten aus der verstärkten Jugendarbeit.

Die Enttäuschungen

Die sportliche Entwicklung einiger Klubs ist unter den Erwartungen geblieben. Da wäre zum Beispiel der Berliner RC zu nennen, der in der Vorsaison im Norden noch Zweiter war und sich mit dem TSV Handschuhsheim im Viertelfinale ein hartes Duell lieferte. Doch seitdem läuft es bei den Hauptstädtern nicht mehr - nach einer enttäuschenden Hinrunde, weit ab von den Leistungen der Vorsaison, ist man von der Spitze weiter entfernt, als es einem lieb sein kann.

Die Kölner Frauen spielen ihre schwächste Saison seit langem und setzen den sportlichen Abwärtstrend seit der Meisterschaft 2019 fort. Die Personaldecke bei den Domstädterinnen ist dünn und nach nur einer Niederlage ist ein Abstieg in die B-Liga keineswegs ausgeschlossen. Bei den Herren sieht es nicht viel besser aus - diese hatten im Sommer einige Leistungsträger verloren und haben einen Herbst zum vergessen erlebt, mit zahlreichen Verletzungen und keinem einzigen Sieg.

Die positiven Überraschungen

Dass es für Aufsteiger alles andere als einfach sein kann, im Oberhaus Fuß zu fassen, ist allseits bekannt. Die Luxemburger selbst sind zwischen den Ligen hin und hergependelt und wussten nur zu gut, dass der Sprung aus der zweiten Liga in die Bundesliga ein gewaltiger ist. Doch anders, als bei den letzten beiden Aufstiegen, scheint man nun für die Anforderungen gerüstet zu sein und das obwohl der Aufstieg unverhofft nach dem Offenbach-Aus über ein Aufstiegsturnier im Sommer kam.

Mit achtbaren Ergebnissen gegen die Spitzenteams, Siegen gegen die RGH und Köln, sowie einem Remis auswärts beim MRFC ist der RCL definitiv in der Bundesliga angekommen. Besonders, dass die Rugger aus Großherzogtum auswärts stärker auftreten, spricht für die Qualität des Teams von Trainer Antoine Alric.

Ebenso über den Erwartungen ist der RK 03 Berlin. Die Weißenseer spielten in den letzten beiden Saisons gegen den Abstieg und finden sich zur Saison-Halbzeit plötzlich auf einem Playoff-Platz wieder. Die Arbeit von Spielertrainer Falk Duwe scheint ihre Früchte zu tragen, so dass man auch erstmals nach über zwei Jahren wieder einen Derbysieg gegen den Erzrivalen BRC einfahren konnte.

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