TR-Review Rugby-Bundesliga: Germania siegt im Spitzenspiel, Luxemburg liefert 1880 harten Kampf
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 25. November 2024
In einem packenden Nord-Spitzenspiel konnte Germania List in Leipzig einen Big Point holen und überwintert vor Hannover 78 auf Rang eins. Foto (c) Janus
Der letzte Spieltag der Rugby-Bundesliga vor der Winterpause. Im Spitzenspiel in Leipzig konnte sich Germania List nach kämpferischer Leistung und dank eines cleveren Gasseversuchs einen wichtigen Sieg erkämpften und bleibt im Saisonverlauf weiter ungeschlagen. Im Süden hatte Meister 1880 beim RC Luxemburg zwischenzeitlich zu kämpfen, siegte aber am Ende ungefährdet und schließt das Kalenderjahr ohne Niederlage ab. Handschuhsheim und der SCN siegten derweil in ihren HD-Derbys.
NORD/OST
RC Leipzig 16-21 SC Germania List
Es war ein Spitzrenspiel, das den Namen verdient hatte. Die beiden besten Hinrunden-Teams im Norden lieferten sich trotz eisiger Bedingungen und tiefem Geläuf einen offenen Schlagabtausch mit vielen schnell vorgetragenen Angriffen, mit dem besseren Ende für die Gäste, die damit in dieser Saison weiterhin ungeschlagen bleiben und auf Rang eins überwintern.
In der Anfangsphase nahmen beide Teams jeweils die erste Möglichkeit auf drei Punkte. SCG-Verbinder Daniel Koch aus über 40 Metern und Esias Kriel aus nächster Nähe ließen sich nicht lumpen. Der erste Wirkungstreffer gelang den Germanen nach einem Straftritt, den die Gäste zur Gasse kickten. Leipzig erwartete das Gassepaket, stattdessen spielten der einwerfende Niklas Koch und der in der Gasse zunächst vorne antäuschende Henrik Meyer einen cleveren Doppelpass, durch den Neuner Koch zum Versuch einlaufen konnte.
Die Leipziger konnten in der Folge nicht viel aus zwischenzeitlich vielversprechender Feldposition machen und schwächten sich dann selbst. Als Niklas Koch seinen eigenen Überkick erlaufen wollte, wurde er von Leipzigs Jaundre Naude ohne Ball getackled, der dafür Gelb sah. Der Straftritt von Bruder Daniel ging daneben.
Zu Beginn der zweiten Hälfte biss sich der RCL-Sturm in der Germania 22 fest. Van der Merve und de Bruyn machten für die Sachsen immer wieder wertvolle Meter. Pünktlich zu einem Fünf-Meter-Gedränge kam dann Achter Naude zurück von der Sünderbank und konnte gleich punkten. Am Ende des Gedränges nahm der südafrikanische Leipzig-Stürmer das Leder und brach unwiderstehlich zum 8:9 durch.
Die gesamte Partie in voller Länge
Germania hätte fast die Antwort parat gehabt: Nach zwei drei schnellen Phasen waren die Gäste tief in der Leipziger Hälfte, doch der letzte Pass von Daniel Koch zum vermeintlichen Versuch ging nach vorne. Doch der verpasste Versuch sollte wenig später fallen, als Helge Köhn seinem Gegenüber Franz Beck das Leder im Tackle tief in der 22 dreist stehlen konnte. Zwei Phasen später musste Niklas Koch für seinen zweiten Versuch das Leder nur noch wenige Zentimeter weiter auf der Linie platzieren.
Felix Hufnagel setzte die Erhöhung per Drop und konnte den Vorsprung wenig später per Penalty, den er mit all seiner Wolfpack-Erfahrung erneut per Drop setzte, auf 18-8 erhöhen. Doch Leipzig ließ sich nicht dermaßen einfach abschütteln und spielte nach wiederholter Abseitsstellung und Gelb für Windemuth in Unterzahl.
Zunächst verpasste der sonst so zielsichere Kriel einen einfachen Straftritt von der 22. Dann aber konnte Speedster Sibiya nach Sahne-Offload von Venter auf Cowley im Mittelfeld freigespielt werden, so dass Leipzigs schneller Außen an der Eckfahne ablegen konnte.
Mit dem 13-18 war Leipzig wieder in Schlagdistanz, doch dies war nicht lange der Fall. Denn mit dem nächsten Angriff brachten die Germanen ihren Dropkick-Spezialisten Hufnagel in Position, der auf 21-13 erhöhte. Leipzigs Kicker Kriel brauchte zwei Kickchancen, um den alten Abstand wiederherzustellen, doch dabei sollte es bleiben.
Germania-Sturmtrainer Mau sprach im Anschluss von einem Spiel, in dem man „mehr Spielanteile“ gehabt habe. Man sei überglücklich damit, dass man sich selbst für die harte Arbeit mit Platz eins den Winter über belohnt habe.
Berliner RC 43-0 FC St. Pauli
Gegen überforderte Hanseaten holte der Berliner RC den dritten Sieg der laufenden Saison und kann nun im Nachholspiel gegen den HRC gar auf einen Playoffplatz springen. Bei kalten aber trockenen Bedingungen war der Sturm der Hauptstädter von Minute eins an überlegen und bewies sich als Erfolgsgarant.
Neben einem Strafversuch nach haushoch überlegenem Gedränge konnten sich Prop Mathis Blume, sowie Flanker Temur Rudyshin und der eingewechselte Ekin Alcar in die Scorer-Liste eintragen. Aber auch mit der Hintermannschaft hatte Berlin klare Vorteile, wo Innen Carlos Horn und Schluss Lorenzo Ravanini zu Versuchen kamen.
Die Berliner können kommendes Wochenende mit einem Sieg im Nachholspiel gegen den HRC eine Achterbahn-Hinrunde, die einige Enttäuschungen beinhaltete, noch einigermaßen versöhnlich abschließen. Zudem würde sich der BRC in eine solide Ausgangsposition für das Frühjahr bringen, um den erneuten Playoff-Einzug zu schaffen.
Berliner SV 12-29 Hannover 78
Auch im letzten Spiel des Jahres bleibt der Aufsteiger ohne Sieg, auch wenn sich der BSV gegen Hannover 78 achtbar schlagen konnte. Die 78er wiederum konnten mit dem Sieg am RC Leipzig vorbeiziehen und werden auf Rang zwei überwintern, direkt hinter dem Erzrivalen SC Germania List.
An der Forckenbeckstraße zeigte sich der Gast von der Leine als das effektivere und gefährlichere Team. Es sollte rund 20 Minuten dauern, bis die von Rafael Pyrasch trainierten Gäste dies in Punkte ummünzen konnten. Doch ein starker Lauf von Flanker Tobias Haase und nur die Minuten später ein Konter abgeschlossen von Alexander Brosowski bescherten 78 die 12-Führung.
Bis zur Pause brach Hannovers bulliger Innen Niklas Stehling erneut zum Versuch durch, bevor BSV-Schluss Fabrizio Ferrara für die ersten Punkte der Hausherren sorgte. Mit dem Pausenpfiff gelang Nationalspieler Brosowski dann der Doppelpack, womit der Offensiv-Bonus bereits gesichert war.
Nach der Pause dann weiter zahlreiche Wechsel, der von Tryscorer Tobias Haase nach einer Schulterverletzung unfreiwillig, womit die dünne Personaldecke bei den 78ern gegen Ende der Hinrunde noch schmaler wird. Spielerisch wurde es in Durchgang zwei deutlich übersichtlicher, denn die Hannoveraner entwickelten nicht mehr den Druck wie im ersten Durchgang.
Versuche durch Außen Felix Schippe für doe Hannoveraner sowie durch Berlins Jörg Theunissen nach starken Sturmphasen änderten nicht mehr viel am Gesamtbild: Hannover 78 ging als verdienter Sieger vom Feld, ließ aber die große Dominanz des ersten Spiels vermissen.
Hamburger RC - RK 03 Berlin
Die Partie wurde witterungsbedingt verschoben!
SÜD/WEST
RC Luxemburg 7-29 SC Frankfurt 1880
Der SC Frankfurt 1880 wird auch das Jahr 2024 ohne eine einzige Niederlage in der Bundesliga beenden. Doch der Aufsteiger aus dem Großherzogtum wehrte sich nach Kräften und ließ die Gäste vom Main für ihren Bonuspunktsieg hart kämpfen. Über weite Strecken war es der Frankfurter Sturm, der die Schwerstarbeit zu verrichten hatte und dabei ging es teils hitzig zur Sache.
Im ersten Durchgang verteidigte Luxemburg leidenschaftlich, musste aber zwei Versuche durch den Frankfurter Sturm hinnehmen. Nach der Pause dann gelang den Gastgebern, unter dem Jubel der zahlreichen Fans der erste und schlussendlich einzige eigene Versuch nach einer schönen Gassevariante. Derweil ging es teils auch abseits des Balles hitziger her.
Frankfurt war weiterhin mit seinen schweren Jungs überlegen, musste jedoch nach gelben Karten für Edene und Niedernberger zwei Mal temporär in Unterzahl spielen. Ein waschechter Faustkampf zwischen Adler-Prop Cosmos Zymvragos und Luxemburgs Achter Wheeler resultierte dann in gleich zwei glatten roten Karten.
Frankfurt sicherte sich spät noch den Bonus und kickte mit der letzten Aktion per Straftritt auf 29-7 nach einer Partie, die nicht zu den Glanzauftritten des Meisters zählte. Dennoch bleibt Frankfurt das unangefochten beste Vereinsteam im deutschen Herrenrugby. Luxemburg wiederum hat sich auch gegen Frankfurt 1880 teuer verkauft und kann im Nachholspiel beim HRK den Anschluss an Rang vier herstellen, auf dem derzeit der München RFC steht.
TSV Handschuhsheim 40-20 RG Heidelberg
In einem ereignisreichen Derby konnte der TSV Handschuhsheim nach der Pause für klare Verhältnisse sorgen und mit dem Bonuspunktsieg Platz drei festigen. Die RGH konnte zumindest vor der Pause phasenweise mithalten, effektiv ihre Chancen nutzen und das Spiel so eng gestalten.
Den starken Löwen-Start krönte Zweite-Reihe-Stürmer Koen Jansen mit dem ersten Versuch des Tages, als er sich mit viel Wucht den Weg über die Linie bahnte. Doch die RGH hatte direkt die Antwort parat, als Achter Manuel Müller zum Versuch einlief. Löwen-Kapitän Justin Renc nahm die Dinge dann selbst in die Hand und brachte den TSV dann erneut in Führung, doch wieder ließen sich die Orange Hearts nicht abschütteln.
Ein Straftritt von Luca Meffert, sowie der nächste Sturm-Versuch durch Flanker Vincent Fischer bedeuteten ein 14-13 kurz vor der Pause aus Sicht der Löwen. Ab diesem Zeitpunkt aber wurde die Dominanz der Löwen drückender, die mit einem Versuch durch Tim Frauenfeld mit einem Acht-Punkte-Vorsprung in die Pause gingen.
Nach der Pause dann noch mehr Ballbesitz für die Hausherren, die durch den Bonuspunktversuch von Zweite-Reihe-Hüne Kamkwindo, sowie durch Philipp Frauenfeld erstmals deutlich davonziehen konnten. Justin Renc machte dann mit seinem zweiten Versuch alles klar, daran änderte auch der späte Versuch von Adler-Außen Wolfram Hacker für die Gäste nichts mehr.
Die Löwen gehen damit als Dritter und mit zehn Zählern Vorsprung auf den MRFC in die Winterpause, während die RGH als Fünfter noch von den Luxemburgern überholt werden kann, die ihrerseits noch ein Nachholspiel gegen den Klub haben.
Heidelberger RK 7-26 SC Neuenheim
Auf dem künstlichen Grün des Klubs roch es lange nach einer Überraschung. Der Ruderklub bereitete dem Tabellenzweiten über weite Strecken große Probleme und führte bis kurz vor der Pause. „Es war ein hartes Stück Arbeit, am Ende hat sich unsere Qualität durchgesetzt“, wie SCN Team-Manager Axel Moser im Nachhinein erleichtert betont.
Mitte der ersten Hälfte hatte Adler-Kapitän Jörn Schröder die Hausherren mit seinem Versuch nach unzähligen Sturmphasen in Führung gebracht. Erst 120 Sekunden vor der Pause und nach unzähligen vergebenen Chancen hatte der Sportclub in Überzahl nach einer Gelben für Matthias Liebig die passende Antwort parat, als Nicolas Rinklin mit seinem Versuch für den 7-7 Ausgleich zur Pause sorgen konnte.
Adler-Außen Felix Lammers, selbst mit Klub-Vergangenheit an den Harbigweg gereist, wurde dann hervorragend in Szene gesetzt und machte dann direkt nach der Pause einen Doppelschlag draus. Der HRK verteidigte in der Folge leidenschaftlich, hatte in der Offensive nicht mehr die Kraft, um für ein engeres Spiel zu sorgen.
So machten es die Königsblauen mit zwei späten Versuchen in den letzten zehn Minuten durch Flanker Amelung und Spielmacher Klewinghaus am Ende doch noch deutlich und sicherten sich mit dem Schlusspfiff den Offensiv-Bonus. Der HRK wurde für einen kämpferisch starken Auftritt nicht belohnt, während Neuenheim als klare Nummer zwei in die Winterpause geht. Vor den Feiertagen steht jedoch am kommenden Wochenende noch ein Testspiel gegen ein polnisches Top-Team auf dem Museumsplatz an.
RSV Köln 22-39 München RFC
Im letzten Spiel des Kalenderjahres konnte Köln erneut keinen Sieg verbuchen, gab jedoch mit einer kämpferischen Leistung gegen den Playoff-Anwärter aus München ein wichtiges Lebenszeichen von sich, der mit dem ersten Pünktchen der Domstädter in der Tabelle belohnt wurde.
All dies trotz eines veritablen Horrorstarts der Gastgeber: Nach nur zwei Minuten musste Prop Edu Hernandez, einer der Kölner Leistungsträger, bereits wegen einer Wunde im Augenbereich ausgewechselt werden. Coach Melvine Smith, selbst wegen Personalknappheit auf dem Rasen, musste sich seiner dünnen Reserven bedienen.
Dann spielte sich der MRFC zwei Mal mit der Hintermannschaft über den tiefen Rasen des Rugby Parks in Klettenberg. Zuerst war es Außen Schiavini dann Verbinder Niklas Hohl, die mit ihren Versuchen für eine 15-0 Führung sorgen konnten. Doch die Kölner steckten nicht auf und verkürzten bis zur Pause durch Außen Maximilan Kämpf und Flanker Magnaterra auf 12-15.
Nach der Pause blieb es ein offenes Spiel, in dem die Münchner sich aber weitaus effektiver in ihrer Chancenverwertung zeigten. Torneno, Laboudigue und erneut Schiavini brachten die Gäste auf die Siegerstraße, bevor Köln erst mit einer Viertelstunde auf der Uhr erneut punkten konnte. Doch der eingewechselte Daniel Siegburg und Robert Emo konnten für die Gastgeber immerhin noch den Offensiv-Bonus besorgen.
Köln beendet damit die Halbserie mit einem kleinen Hoffnungsschimmer und sechs Zählern Rückstand auf den Vorletzten, den HRK. Damit brauchen die Domstädter mindestens den Sieg im direkten Duell, sowie einen weiteren Sieg, um überhaupt noch vom letzten Platz vorzurücken. Die Münchner wiederum überwintern auf Playoff-Platz vier und haben gute Chancen, diesen in der Rückrunde zu verteidigen.