Germania List muss die Tabellenführung auswärts bei den starken Leipzigern verteidigen. Foto (c) Janus
Die Rugby-Bundesliga verabschiedet sich in die Winterpause. Uns erwartet ein Spieltag, der von schwierigen Wetterbedingungen geprägt ist und dennoch viel Spannung verspricht. In Leipzig will Verfolger Leipzig Tabellenführer Germania List von der Spitze verdrängen. In Heidelberg gibt es gleich zwei HD-Derbys zum Ende der ersten Saisonhälfte. Derweil musste in Hamburg schon ein Spiel wegen der schlechten Verhältnisse abgesagt werden.
NORD/OST
RC Leipzig - SC Germania List Samstag 23. November, 14 Uhr
„Wer hätte vor Beginn der Saison gedacht, dass dies das Spitzenspiel der Liga im Nordenwerden würde?“ So die Einschätzung von Germania-Sturmtrainer Stefan Mau vor dem zweiten Duell zwischen den Sachsen und seinen Männern. Schon im September hatten sich beide Teams gegenüber gestanden, damals aber noch bei hochsommerlichen Bedingungen und damals beim 53-15 mit dem klar besseren Ende für sein Team.
Seitdem ist einiges an Wasser die Leine herunter geflossen und die Leipziger haben seitdem kein einziges Duell mehr verloren, mehr noch. Alle Nord-Konkurrenten wurden mehr oder minder souverän besiegt, wodurch Leipzig mit drei Zählern Rückstand direkt hinter Tabellenführer Germania lauert.
Leipzigs Team-Manager Geofrey Lwila spricht nun im Vorfeld vom „härtesten Duell der gesamten Saison“, auf das man sich gewissenhaft vorbereitet habe. Immerhin gehe es um die Tabellenspitze und im Falle eine Niederlage sei es schwer, die SCG noch vom Platz an der Sonne zu verdrängen. „Wir wissen, was auf uns zukommt“, so der ehemalige Außen des BRC und der RGH.
Nach sechs Siegen in Serie will Leipzig den Tabellenführer Germania ablösen
Germania sei sehr mobil und dennoch stark bei den Standards. Im Vergleich zum Hinspiel müsse man vor allem in den weiten Kanälen viel besser verteidigen. Lwila weiter: „Wir haben an unserer Defensive gearbeitet, denn wir werden punkten können und dann wird es darauf ankommen, sie vom punkten abzuhalten!“
Die Germanen wiederum sind das einzige Nord-Team, das bisher noch kein einziges Spiel verloren hat und wenn es nach den Gästen geht, soll diese nahezu makellose Bilanz auch über die Festtage Bestand haben. Co-Trainer Mau warnt: „In Leipzig tun wir uns immer etwas schwer, zumal ihre Südafrikaner mittlerweile Fuß gefasst haben.“
Dazu fehlt Hakler Lukas Förster, der mit der U-Nationalmannschaft in Prag weilt. Jedoch haben die Germanen ihre Siebener-Asse Koch und Hufnagel an Bord, die für das Angriffsspiel dermaßen wichtig sind. „Wir sind heiß und wollen die Tabellenspitze verteidigen und trotz der frostigen Temperaturen wieder mit nach Hause nehmen“, so Ex-Kapitän Mau weiter.
TotalRugby-Prognose: Trotz der einstelligen Temperaturen und nach den Wetter-Kapriolen schwierigen Platzverhältnisse dürfte sich in Leipzig ein ansehnliches und offenes Spiel entwickeln. Beide Teams haben eine sehr offene Spielanlage und wollen das Spiel breit machen. Auf der einen Seite Niklas Koch samt Bruder Daniel sowie bei den Leipzigern Neuner Esias Kriel mit Verbinder Marcelle Deysel sind die mit Abstand besten Spielmacherkombinationen im Norden in der laufenden Saison. Bei tiefen Platzverhältnissen dürfte der Faktor Geschwindigkeit eine geringere Rolle spielen, als im Hinspiel. Wichtig werden die Standards und die taktische Reife der Teams. Ein überdeutlicher Germania-Sieg wie im Hinspiel ist nahezu ausgeschlossen, dennoch sehen wir die Gastgeber in einigen Bereichen mit Vorteilen. Die SCG gewinnt das Nord-Topspiel auf dramatische Art und Weise mit +4 Punkten.
Berliner SV - Hannover 78 Samstag 23. November, 14 Uhr
Der Aufsteiger aus Wilmersdorf bleibt weiterhin das einzige sieglose Team im Norden und im letzten Spiel des Jahres 2024 kommen nun die 78er an die Forckenbeckstraße. Die Hannoveraner sind nicht mehr das absolute Maß aller Dinge im Norden, aber für den Liganeuling noch immer eine riesige Herausforderung.
„Wie im Hinspiel gilt, wir haben nichts zu verlieren“, so BSV-Coach Danny Stephens, der als BRC- und SCG-Trainer schon die eine oder andere Schlacht mit den 78ern ausgetragen hat. „Wir glauben uns im Verlauf der Saison über verbessert zu haben, nun haben wir einen guten Gradmesser, ob das wirklich der Fall ist“, so der Waliser weiter.
Im Hinspiel habe man beim 0-45 in Hannover fast durchgehend verteidigen müssen und habe diese Aufgabe immerhin eine Halbzeit lang gut erledigt. Nun müsse man auch in der Offensive Akzente setzen und versuchen, es den 78ern „schwer zu machen“. Dann werde man sehen, für was das am Ende reichen werde.
Die 78er haben derweil noch immer die Ambition Erster zu werden, wie Coach Rafael Pyrasch betont, jedoch sei die „Personalsituation angespannt“. Zu allem Überfluss hatte sich Routinier und Ex-Nationalspieler Pascal Fischer beim Auswärtssieg gegen den BRC erneut schwer im Knie verletzt und verschlimmert die Ausgangslage umso mehr. Nun reist man erneut nach Berlin und muss dringend punkten, um den Abstand zum Spitzenduo möglichst klein zu halten.
TotalRugby-Prognose: Bei deutlich schlechteren Platzbedingungen dürfte das zweite Duell zwischen dem BSV und Hannover 78 deutlich kampfbetonter werden. Das könnte den Gastgebern durchaus zu Gute kommen, die über den Willen ins Spiel kommen und sich festbeißen wollen. Die Gäste haben die deutlich besseren Individualisten und eine routinierte Mannschaft mit einer fixen Spielanlage, jedoch offenbarte man zuletzt ungewohnte Schwächen. Dennoch sehen wir 78 als Sieger in diesem Duell, wenn auch mit nur +13, weitaus enger als noch im September.
Berliner RC - FC St. Pauli Samstag 23. November, 14 Uhr
Nach dem Auftaktsieg des BRC im Hinspiel bei den Paulianern hätten wohl nur wenige erwartet, wie holprig die Hinrunde für die Hauptstädter verlaufen würde. Seit dem Spiel am 7. September, das der BRC mit 39-5 für sich entscheiden konnte, sprang für beide Kontrahenten seitdem nur ein einziger Sieg heraus - jeweils gegen den Aufsteiger Berliner SV.
So könnten die Hanseaten mit einem Sieg an der Sachtlebenstraße bis auf einen Punkt an den BRC heranrücken. Doch zuletzt hatten sich die Westberliner, auch dank der Rückkehr einiger Stammkräfte wie Nationalspieler Matthis Blume, spielerisch wieder gefangen. Die knappe Niederlage gegen Hannover 78 war aus Sicht des BRC durchaus ermutigend.
Jedoch wäre jeglicher aufkeimender Optimismus dahin, wenn man das letzte Heimspiel des Jahres nicht gewinnen würde. So ist die Ausgangslage klar: St. Pauli erneut schlagen, das Nachholspiel gegen den HRC kommende für sich entscheiden und dann in der Rückrunde den Angriff auf die Playoffplätze starten.
Die Paulianer wiederum wittern die Chance, ihre Ausgangslage im Tabellenkeller vor der Winterpause noch einmal deutlich zu verbessern. Die relativ deutliche Derbypleite gegen den Lokalkonkurrenten HRC war aber ein unangenehmer Dämpfer, den man nur zu gerne vergessen lassen möchte.
TotalRugby-Prognose: Die bisherigen Auswärts-Auftritte der Hanseaten sprechen nicht unbedingt dafür, dass dieses Duell ein enges ist. Doch die nasskalten Bedingungen sind wie für die Hanseaten gemacht, die vor allem über den Kampf an den Kontaktpunkten sowie ihr Paket ins Spiel kommen. St. Pauli wird dem BRC die Aufgabe alles andere als einfach machen, doch am Ende sehen wir die Gastgeber knapp mit +7 Zählern vorne.
Hamburger RC - RK 03 Berlin
Samstag 23. November, 14 Uhr
Nachdem der Hamburger Platz die gesamte Woche über unter Wasser stand und gesperrt war, erfolgte keine Freigabe durch die Stadt. Das Spiel muss nachgeholt werden.
SÜD/WEST
Heidelberger RK - SC Neuenheim Samstag 23. November, 14 Uhr
Im letzten HD-Derby des Jahres wollen sich die Gastgeber vom Klub möglichst teuer verkaufen, trotz der klaren Favoritenrolle der Königsblauen. Im Hinspiel hatte der HRK den Neuenheimern lange Paroli geboten und das Spiel erst im letzten Viertel der Partie aus der Hand gegeben. Trotz der längeren Pause - das letzte Spiel des Klubs gegen Luxemburg wurde verlegt, plagen die Gastgeber einige Verletzungssorgen.
Kapitän Andrew Reintges, der nach einer Verletzung im Hinspiel gegen den SCN schon länger ausfiel, zog sich im Adler-Einsatz eine weitere Blessur am Daumen zu. Dazu spielen einige Klubspieler bei den U-Nationalmannschaften mit und fallen somit aus. Trotzdem sieht man sich sportlich im Aufwind und will zumindest einen Bonuspunkt am Harbigweg behalten.
Die Neuenheimer wiederum ihren Status als erster Frankfurt-Verfolger zementieren. Nach dem engen Hinspiel soll dieses Mal ein deutlicher Auswärtssieg eingefahren werden, um mit Rückenwind in die Winterpause gehen zu können. SCN-Team-Manager Axel Moser betont, dass die Derbys mit dem HRK immer hitzig gewesen seien, besonders nachdem mit Felix Lammers aund Alexander Biskupek HRK-Leistungsträger die Seiten gewechselt hatten.
An diesem Wochenende gebe es genügend Grund, optimistisch zu sein. Man werde vor allem mit der erfahrenen und eingespielten Hintermannschaft punkten könnten und habe im Sturm mit Robert Lehmann und Nicolas Rinklin wichtige Verstärkungen zurück im Kader. „Die größere Kadertiefe und die starke Bank sollten uns ermöglichen, den siebten Sieg im achten Spiel zu holen“, so Moser weiter.
TotalRugby-Prognose: Dieses Duell auf dem künstlichen Grün des Klubs dürfte von Minute eins an intensiv geführt werden. Die sturmstarken Gastgeber wollen sich mit ihrer Stärke bei den Standards Vorteile verschaffen, doch die bessere Spielanlage haben die Gäste. Das dürfte, trotz der eisigen Bedingungen, schlussendlich den Unterschied machen. Zumal das Geläuf weiterhin schnell bleiben wird. Der SCN wird sich dank seiner erfahrenen und spielstarken Hintermannschaft nach 80 intensiven Minuten mit +18 durchsetzen.
TSV Handschuhsheim - RG Heidelberg Samstag 23. November, 14 Uhr
Die Löwen wollen sich mit einem Derbysieg in die Winterpause verabschieden. Nach einer Rückrunde, die aus TSV-Sicht angesichts des personellen Umbruchs erfolgreich war, ist der Gegner nun die „Wundertüte der Liga“, wie es Pressesprecher Moritz Bayer beschreibt. Im Hinspiel hatte Speedster Josh Gando das Spiel erst spät für die Löwen entschieden.
Nun spielt man vor heimischen Publikum und will Platz drei hinter den unangefochtenen Neuenheimern und Frankfurtern weiter zementieren. „Wir erwarten eine starke RGH“, so Bayer, der betont, dass die Orange Hearts durchaus in der Lage seien, die „Top-Teams der Liga zu ärgern“.
Die Gäste wiederum wollen sich nach den enttäuschenden Ergebnissen gegen München, Luxemburg und Frankfurt nun wieder von ihrer spielstarken Seite präsentieren. Mit der Hilfe ihrer Wolfpack-Asse wird die RGH nicht nur wieder einen vollen Kader stellen können, sondern auch wettbewerbsfähig sein. Angesichts der Tabellenkonstellation braucht die RGH dringend diesen Sieg, um im Rennen um Platz vier zu bleiben.
TotalRugby-Prognose: Die Löwen werden alle tun, um sich mit einem Sieg in die Winterpause zu verabschieden. In der Rückrunde kommen unter anderem Mondli Nkosi und Marcell Coetzee zurück in den Kader und nun gilt es, sich eine gute Ausgangssituation für den Frühjahr zu verschaffen. Die spielstarke RGH wird auf dem Kunstrasen im Sportzentrum Nord ein veritabler Gegner, doch unter dem Strich haben die Löwen zu viel Klasse und werden sich knapp durchsetzen: Der TSV gewinnt mit +4 Zählern.
RC Luxemburg - SC Frankfurt 1880 Samstag 23. November, 14 Uhr
Das letzte Spiel des amtierenden Meisters ist das Gastspiel im Großherzogtum Luxemburg. Dabei findet die Partie nicht wie gewohnt in Cessange auf dem künstlichen Grün des RCL statt, sondern im Josy-Barthel-Stadion, dem einstigen Nationalstadion, das rund 10.000 Zuschauer fassen kann. Die Luxemburger wollen die Partie in großem Rahmen aufziehen und dabei sportlich auch möglichst ein optimales Bild abgeben.
Trainer Antoine Alric betont gegenüber TR: „Frankfurt ist ein besonderer Fall, sie haben die Konkurrenz deklassiert, aber wir konnten in der Hinrunde den Abstand zur Pause auf 14 Punkte halten.“ Nachdem man in den letzten drei Partien nur einen einzigen Versuch kassiert hat, will man die positive Form nun mit in das letzte Heimspiel des Jahres nehmen.
Rugby-Festival in Luxemburg
Man wolle, so Trainer Alric, den Blick auf die Playoffs werfen. Denn immerhin hat man noch ein Spiel in der Hand, denn das Duell gegen den HRK findet erst in drei Wochen statt. Die Frankfurter wiederum sind gewarnt. „Wir wissen, dass wir gut sein müssen“, so Coach Byron Schmidt, der die starke Form der Luxemburger hervorhebt.
Jedoch habe man selbst eine starke Halbserie gespielt, „die vielleicht beste, seitdem ich hier Trainer bin“, so der südafrikanische Meistertrainer. Schmidts Prognose: „Wenn wir gut spielen, sollten wir ein positives Ergebnis einfahren, wenn nicht, könnte es schwierig werden!“
TotalRugby-Prognose: Luxemburg war im bisherigen Saisonverlauf eine der positiven Überraschungen. Der Aufsteiger hat die Erwartungen bei weitem übertroffen und zuletzt eine starke Serie hingelegt, die auf der starken Defensive beruht. Diese wird gegen den Abomeister gefordert sein und zwar von der ersten Minute an. Bei nasskalten Bedingungen werden die Gäste mit ihrem schweren Sturm und ihrem taktischen Kickspiel für viel Druck sorgen. Luxemburg wird sich lange tapfer wehren, aber wir sehen 1880 schlussendlich dennoch mit +18 Punkten vorne.
RSV Köln - München RFC Samstag 23. November, 14 Uhr
Für die Domstädter ist dieses Spiel die letzte Chance aus einer katastrophalen Halbserie doch noch Zählbares mit in die Winterpause zu nehmen. Der Abstand zum rettenden Ufer beträgt sieben Punkte und mit einem Sieg gegen den MRFC wäre der Klassenerhalt im Frühjahr trotz der schwarzen Serie in diesem Herbst keineswegs mehr utopisch.
Dass man mit den Münchnern mithalten kann, hat der RSV in den letzten drei Duellen unter Beweis stellen können. Doch die Kölner gehen in Sachen Personal weiter auf dem Zahnfleisch und müssen auch im letzten Spiel des Jahres 2024 ohne einige Stammkräfte auskommen.
Die Münchner mussten zuletzt zwar zwei Pleiten in Serie wegstecken. Doch der Auftritt gegen den TSV Handschuhsheim war zumindest ermutigend. Gegen die Kölner sind aus Sicht der Gäste Punkte Pflicht, denn der erneute Playoff-Einzug wird eine enge Angelegenheit im Dreikampf mit der RGH und Luxemburg.
TotalRugby-Prognose: Die Kölner hatten beim Hinspiel immerhin phasenweise mit den Münchnern mithalten können, doch seitdem sind die Formkurven beider Teams noch weiter auseinandergegangen. Die Domstädter werden sich ohne einen Sieg in die Winterpause verabschieden, denn wir sehen den MRFC mit +15 vorne.
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