TR-Review Rugby-Bundesliga: HRC triumphiert im Derby, SCN & 1880 souverän
Geschrieben von TotalRugby Team
Montag, 11. November 2024
Der HRC gewinnt das Hamburger Derby und zwar überraschend deutlich!
Die Hinrunde der Saison in der Rugby-Bundesliga 2024/2025 ist Geschichte. Frankfurt und Germania List beenden die erste Hälfte der regulären Saison als Tabellenführer, aber im Falle der Germanen ist noch nicht sicher, ob sie auch auf dem Platz an der Sonne überwintern. In Hamburg ging es am Wochenende zwar nicht um die Tabellenspitze, aber ums Prestige und da setzte sich der HRC im Hansestadt-Derby überraschend deutlich durch.
NORD/OST
Hamburger RC 35-10 FC St. Pauli
Der Hamburger RC ist im Hansestadt-Derby seiner Favoritenrolle gerecht geworden und hat den deutlichsten Derbysieg seit Jahren gegen den braun-weißen Lokalrivalen St. Pauli eingefahren. In einem leidenschaftlich ausgetragenen Derby konnten der auf dem Papier als Gastgeber auftretende HRC direkt die Zügel an sich reißen und eine „leidenschaftliche Leistung“ abliefern, wie es Kapitän Josh Harvey im Anschluss gegenüber TR beschrieb.
Die Partie hatte kaum begonnen, da war Hamburgs kurze Ecke Alexander Galushkin zum ersten Versuch durchgebrochen, nachdem es in der Abwehr der Paulianer erhebliche Koordinationsprobleme gegeben hatte. Pauli kam früh durch Schluss Marco Kudzia auf die Anzeigetafel, als dieser einen Straftritt über die Stangen nagelte, doch der HRC blieb die spielbestimmende und gefährlichere Mannschaft.
Flanker Lars Dreesen konnte Mitte des ersten Durchgangs nachlegen, als sich der HRC-Flanker mit viel Wucht den Weg über die Linie bahnte. Als es ihm sein Flanker-Kollege Henrik Schildheuer wenig später nachmachte und Hamburgs Kicker Philipp Löwenstein per Straftritt auf 20-3 erhöhte, waren die Gastgeber erstmals mit mehr als zwei Versuchen in Front.
Das sollte sich auch nicht mehr ändern, denn HRC-Kapitän Harvey legte direkt zu Beginn von Durchgang zwei nach, als er nach einer Reihe von Sturmphasen den Ball über die Linie wuchtete. Pauli konnte zwischenzeitlich auf 10-25 verkürzen, als Flanker Lucas Dau für den Anschluss sorgte. Doch das änderte am grundsätzlichen Geschehen nichts mehr, im Gegenteil.
In der Schlussphase kombinierte sich der HRC noch zwei Mal ansehnlich durch und jeweils war es Schluss Nils Kanngiesser, der das Leder im Malfeld des Erzrivalen unterbrachte. Die HRC-Bilanz vom Tee blieb derweil dürftig, so dass die Derbysieger schlussendlich zehn Zähler allein bei den Erhöhungen liegen ließen, was die Freude über den dominanten Auftritt aber nur minimal schmälerte.
HRC-Kapitän Harvey unterstrich im Anschluss: „Es war wirklich eine großartige Leistung über die 80 Minuten hinweg und das hat sich in den letzten zwei Spielen schon angekündigt - es ist auch aufregend aus unserer Sicht, dass viele dieser eigenen Nachwuchsspieler den Kern unseres Teams bilden!“ Man werde den Reifeprozess fortsetzen und will dann in zwei Wochen gegen den RK 03 Berlin nachlegen.
Berliner RC 19-22 Hannover 78
Aus Sicht der Hauptstädter passt es nur zu gut zum bisherigen Saisonverlauf, dass die beste bisherigen Saisonleistung mit einer frustrierenden Pleite endet. Denn die Gastgeber hatten gegen den Gast von der Leine zumindest eine Halbzeit lang unter Beweis gestellt, warum sie in den letzten Jahren verlässlich zu den Playoff-Kandidaten zählten.
Besonders der BRC-Sturm zeigte sich wieder in altbekannter Form: Berlins Achter Louis Moulinier brachte die Hausherren früh in Führung und wenig später konnte Zweite-Reihe-Stürmer Etienne Lawrence mit viel Dampf nachlegen. Als dann Moulinier mit seinem zweiten Versuch auf 19-0 erhöhte und sich 78-Veteran Pascal Fischer noch am Knie verletzte wuchsen die Sorgenfalten bei den Gästen bedenklich.
Doch die Gäste antworteten nach der Pause im Stile eines echten Spitzenteams und zeigten sich weitaus kombinationsfreudiger und auch in der Defensive stabiler. Zunächst war es Nationalspieler Alex Brosowski, der trotz seines kraftraubenden Einsatzes für die Nationalmannschaft wieder für seine 78er antrat, der mit seinem ersten Versuch verkürzen konnte.
Wenig später war es dann erneut Brosowski, der mit seinem zweiten Versuch für Spannung sorgte. Als dann noch Außen Lucas Cobau auf 19-19 ausglich, war die Spannung in Berlins Südwesten greifbar. Die Berliner hatten zu diesem Zeitpunkt nichts mehr hinzuzusetzen und so war es erneut 78-Held Brosowski, der aus rund 30 Metern den Straftritt zum Sieg durch die Stangen drosch. Anschließend gab es für ihn ein Sonderlob von Coach Pyrasch, der zugleich zugab, dass man derzeit Probleme mit der Kaderdichte habe.
SC Germania List 46-3 Berliner SV
Germania List verteidigt mit dem Bonuspunktsieg über den BSV die Tabellenspitze, während der Berliner Aufsteiger die Hinrunde ohne einen einzigen Sieg beendet. Dabei hielten die Gäste aus Wilmersdorf mit einem starken kämpferischen Auftritt lange mit und gingen nach einem eigenen Straftritt zur frühen 3-0 Führung und SCG-Versuchen durch Routinier Daniel Koch und Ruben Pollakowski beim Stand von 3-10 aus Gästesicht mit nur einem Versuch Rückstand in die Pause.
Doch in Durchgang zwei wussten die Hausherren das Tempo immer wieder anzuziehen und so taten sich in der BSV-Defensive mehr und mehr Lücken auf. Diese wusste die pfeilschnelle SCG-Hintermannschaft immer wieder zu nutzen. Zunächst Henrik Meyer und anschließend Tino Dietz brachten die Germanen endgültig auf die Siegerstraße und besorgten den Bonuspunkt in Minute 58.
Im Schlussviertel dann leistete der BSV immer weniger Widerstand und die Räume öffneten sich sukzessive für das Team von Trainer Rainer Kumm. Der eingewechselte Nationalspieler Nico Windemuth, sowie Neuner Yannick Kumm, Daniel Koch und Matti Schneider erzielten noch einmal vier weitere Germania-Versuche.
Germanias Ex-Kapitän und Co-Trainer Stefan Mau lobte anschließend den Einsatz der Berliner, unterstrich aber gleichwohl, dass man die Gäste 60 Minuten unter Dauerdruck gesetzt und den Einbruch zu Ende so provoziert habe. Platz eins zur Saisonhälfte kommentiert Mau derweil ganz gelassen - man sei gut unterwegs. Der letzte Test wartet in zwei Wochen, wenn es gegen den direkten Verfolger Leipzig geht. Der BSV empfängt parallel mit St. Pauli das Team, das man noch vor der Winterpausen abfangen könnte.
RC Leipzig 41-3 RK 03 Berlin
Leipzig setzt auch gegen den RK seine starke Serie fort und beendet die Hinrunden auf Rang zwei. Dabei erwischten die Sachsen gegen die Gäste aus der Hauptstadt einen absoluten Traumstart: Direkt mit dem ersten erwähnenswerten Angriff entwischte Speedster Pule Sibiya der RK-Defensive und sprintete mit dem Leder zur Eckfahne - da waren gerade einmal zwei Minuten gespielt.
Anschließend neutralisierten sich beide Teams über mehr als eine halbe Stunde. Sowohl ein Leipziger, als auch ein Berliner Ausflug in die gegnerische 22 waren nicht von Erfolg gekrönt. Der RK entschied sich zunächst mehrfach dazu, Kickchancen auszuschlagen und auf den Versuch zu gehen, biss sich aber dann mehrfach die Zähne an der Malfeld-Defensive der Sachsen aus.
Schließlich verkürzte RK-Kicker Maximilian Kaiser doch per Straftritt zum 3-5, es sollten aber die letzten Punkte aus Berliner Sicht bleiben. Noch vor der Pause erhöhte Leipzigs südafrikanischer Verbinder Deysel auf 8-3, bevor sein Landsmann Sibiya sich mit dem Pausenpfiff erneut in unnachahmlicher Art zum Versuch durchtanzte.
In Durchgang zwei sollte Leipzig dann das Tempo noch einmal anziehen, während die Berliner aus ihren Chancen kein Kapital ziehen konnten. Leipzigs Hakler Jaun de Bruyn trug sich nach einem starken Lauf zum dritten RCL-Versuch erneut auf dem Spielberichtsbogen ein. In der letzten halben Stunde war es dann wieder Marcelle Deysel, der sich mit seinen Steps mehrfach durch die ermüdende und zwischenzeitlich in Unterzahl spielende RK-Defensive steppte.
Der RCL-Zehner erzielte dabei einen Hattrick und schraubte das Punktekonto der Gastgeber in beeindruckende Höhe. Die Sachsen scheinen bereit zu sein für das Topspiel in zwei Wochen auf heimischen Rasen gegen Spitzenreiter Germania List.
SÜD/WEST
TSV Handschuhsheim 34-17 München RFC
Zumindest eine Halbzeit lang entwickelte sich unter den wachsamen Auge von Schiedsrichterin Maria Latos eine enge Partie. Die Münchner waren angetreten, um dem TSV Handschuhsheim Rang drei streitig zu machen und ließen sich auch durch die frühe Führung durch Löwen-Hakler Krinn nach einem Paket nicht verunsichern.
Im Gegenteil, auf dem schnellen Kunstrasen der Handschuhsheimer spielten die Gäste ihren Außen Fred Odur zum Versuch und dank der gekickten Erhöhung von Niklas Hohl zur 7-5 Führung frei. Kurz vor der Pause tankte sich aber Löwen-Innen Josh Beaufort zur 10-7 Führung zum Intervall durch.
Nach der Pause waren die Hausherren sichtlich bemüht, für klare Verhältnisse zu sorgen. Speedster Josh Gando sorgte mit seinem starken Antritt für den dritten Löwen-Versuch und als Außen Philipp Frauenfeld den Offensiv-Bonus besorgte, hatten die Männer von Trainer Jaco Otto erstmals ein beruhigendes Polster.
Der eingewechselte Nationalspieler Justin Renc sorgte dann mit seinem späten Doppelpack für die endgültige Entscheidung, auch wenn Niklas Hohls Dropkick und Fred Oders zweiter Versuch samt Erhöhung mit dem Schlusspfiff das Ergebnis aus Gästesicht etwas angenehmer gestalten konnten. Für die Löwen war es ein hart erkämpfter Arbeitssieg, den man nun kommende Woche gegen die RGH vergolden möchte, indem man auf Rang drei in die Winterpause geht.
RSV Köln 0-76 SC Neuenheim
Die Domstädter beenden die Hinrunde ohne einen einzigen Punkt geholt zu haben, während Neuenheim klar der Frankfurt-Verfolger Nummer eins bleibt. Die Neuenheimer starteten mit ihren Nationalspielern und wollten nichts dem Zufall überlassen. Ausgerechnet Zweite-Reihe-Stürmer Robert Amelung war der Erste, der für Neuenheim punktete. Noch vorige Saison hatte das Kölner Eigengewächs das Bordeauxrot des RSV getragen.
Anschließend fielen die Versuche im Minutentakt, zumal die Kölner nach einer Gelben für Innen Laraki zwischenzeitlich in Unterzahl agierten. Heuser, Bülow, Wakefield, Klewinghaus, erneut Amelung und zwei Mal Felix Lammers schraubten das SCN-Punktekonto schon zur Pause auf 56 Zähler hoch.
Resignierende Kölner, die zum Heimspiel nur mit 17 Spielern angetreten waren, hatten dem nicht viel entgegenzusetzen. In Durchgang zwei dann nahmen die Neuenheimer den Fuß ein wenig vom Gas, erhöhten aber dennoch durch Heuser, Troch und Lammers mit seinem Hattrick-Versuch auf 76-0. Für die Kölner kann angesichts der Personallage die Winterpause nicht früh genug kommen, obwohl mit dem MRFC ein Gegner kommt, gegen den man vorige Saison wettbewerbsfähig war. Für die Neuenheimer besteht im letzten Spiel des Jahres beim HRK noch eine gewisse Stolpergefahr.
SC Frankfurt 1880 88-3 RG Heidelberg
Der Meister hat sich auch im letzten Spiel der Hinrunde keine Blöße gegeben. Die ohne ihre Siebener-Asse angetretene RGH war für das Team von Trainer Byron Schmidt, der keinen seiner Nationalspieler von Beginn an brachte, nicht mehr als ein Sparringspartner. Der Frankfurter Sturmlauf begann nach nur zwei Minuten und bescherte den Frankfurtern in Rekordtempo den Offensiv-Bonus nach nicht einmal 15 gespielten Minuten.
Besonders der 1880-Sturm um Zymvragos, Hastie, Listmann und Wolf war für die RGH nicht zu stoppen. Acht Versuche in Durchgang eins für Frankfurt und ein Straftritt der Orange Hearts durch Bayram sprachen für die Einseitigkeit dieser Partie. Nach der Pause wechselte Frankfurt munter durch, während die Gäste nur vier Spieler auf der Bank hatte.
Nach der Pause ging es dann nicht mehr ganz so atemberaubend schnell - Niedernberger und der eingewechselte Howells punkteten. Als dann Jordan Gogo, der im Sommer von Frankfurt zurück zur RGH gewechselt war, für einen hohen Hit Gelb sah, zog 1880 das Tempo noch einmal an und schraubte das Punktekonto durch Barz, Joswig und Rodwell gefährlich nahe der 100-Punkte-Marke.
Für die Frankfurter geht es damit nach dem Auswärtsauftritt in Luxemburg mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erneut als Tabellenführer in die Winterpause, während die RGH trotz der schlechten Formkurve mit einem Sieg über die Löwen als Vierter auf einem Playoffplatz überwintern kann.