Bei der WM vor nicht einmal einem Jahr war der Waliser noch der Superstar seines Teams - seitdem ist viel geschehen.

Er galt als der talentierteste Rugbyspieler, den Wales seit Jahrzehnten hervorgebracht hatte. Umso mehr war die Rugby-Nation Wales geschockt, als Louis Rees-Zammit vor rund sechs Monaten seinen Abschied verkündete. Der Mann der als Teenager sein Wales-Debüt gegeben hatte und innerhalb weniger Wochen nach seinem Wechsel einen Millionen-Vertrag bei den Kansas City Chiefs unterschrieben hatte, hat nun den Cut nicht geschafft und steht vorerst ohne Verein da. Doch das könnte sich ändern, der NFL-Traum von Rees-Zammit scheint trotz schwacher Auftritte in der Vorbereitung nicht vorbei.

Viel Zeit ließ sich der einstige Rugby-Superstar nicht. Kurz vor dem Start der diesjährigen Six Nations hatte der Waliser wenige Tage nach seinem 23. Geburtstag völlig überraschend seinen Abschied aus dem Rugbysport erklärt - selbst seine Trainer waren zu diesem Zeitpunkt davon überrascht. Ebenso fix entfernte er am gestrigen Tage auch alle Hinweise zu seinem jetzt ehemaligen Arbeitgeber, den Kansas City Chiefs aus der National Football League.

Diese hatten ihm vor nicht einmal sechs Monaten einen Vertrag im Wert von etwa 2,5 Millionen Euro gegeben und anschließend hatten die Superstars Patrick Mahomes und Travis Kelce den Waliser höchstpersönlich in Empfang genommen. Doch das Football-Business kann genauso gnadenlos sein, wie Rees-Zammit gestern erfuhr. Denn nur zwei Wochen nach seinem ersten Testspieleinsatz in der Vorbereitung flog der einstige Rugby-Außen aus dem Kader.

Die drei Einsätze von Rees-Zammit mit Helm und Schulterpolstern als Running Back wurden von Experten als enttäuschend bewertet. So sehr, dass die Chiefs Rees-Zammit nach nur sechs Ballberührungen in der Pre-Season weder einen Platz im 53 Spieler umfassenden Hauptkader, ja nicht einmal einen Platz im Trainingskader (Practice Squad) angeboten hatten.

Vor wenigen Wochen noch wurde Rees-Zammit als "Geheimwaffe" der Chiefs angepriesen

Doch wer jetzt auf eine Rückkehr des 42-maligen Wales-Nationalspielers zum Rugby hofft, dürfte wohl enttäuscht werden, zumindest vorerst. Denn der Traum vom American Football ist für den Waliser noch nicht vorbei. Berichten zufolge sind die Jacksonville Jaguars kurz davor, den Football-Rookie unter Vertrag zu nehmen.

Dabei dürfte Rees-Zammit jedoch nur im Practice Squad landen, dem erweiterten Trainingskader mit 16 Spielern, wo der Waliser weiter an seinen American Football Skills arbeiten könnte. Im Optimalfall könnte Rees-Zammit im Laufe der Saison, die bereits kommende Woche beginnt, in den Spieltagskader rutschen, beispielsweise nach einer Verletzung eines Kaderspielers.

Ironischerweise würde Rees-Zammit dann wieder in das Vereinigte Königreich zurückkehren. Denn im Oktober ist das Team eines derjenigen, die ein Spiel der regulären NFL-Saison in London austragen und zwar im Wembley-Stadion, das den Walisern einst als Heimatstadion während des Umbaus ihrer Arena in Cardiff vor einem Vierteljahrhundert diente.

Rees-Zammit selbst hat sich noch nicht zu seinem Aus bei den Chiefs geäußert. Im Mai hatte er noch hoffnungsfroh betont, dass der Rugbysport ihn auf die NFL vorbereitet habe. Sollte er tatsächlich im erweiterten Trainingskader der Jacksonville Jaguars landen, würde er 12.000 bis 20.000 US$ wöchentlich verdienen.

Kommentare (3)

Wilhelm Sawatzky said:

Er hätte ein Großer werden können... ... jetzt ist er nur noch Einer unter Vielen.

August 29, 2024

Joe Laub said:

@Wilhelm Sawatzky Glaube ich nicht. Trotz Talent und Schnelligkeit war mir seine Spielweise im Rugby insgesamt ein bisschen zu pomadig für allerhöchste Loorbeerkräntze. Habe null Ahnung von AF, aber ich wäre sehr überrascht, wenn er es schaffen würde, gross raus zu kommen. So wie ich das sehe, wird er als Reservist in einem schwächeren Team mehr verdienen, wie ein Wales-Starspieler. Ich wäre nicht erstaunt, wenn das seine primäre Motivation wäre.

August 31, 2024

Wilhelm Sawatzky said:

... Das die finanziellen Anreize im AF größer als im Rugby sind, glaube ich auch. Und ich gebe Dir Recht, dass das wohl ausschlaggebend für ihn war. Ich glaube aber auch, dass er ein großer Rugby-Spieler geworden wäre. Zwar nicht ein Lomu o. ä., aber ein (wenn nicht sogar DER) Hoffnungsträger für Wales. Es gibt Stimmen, die über seine Rückkehr spekulieren, aber das wird er wohl nicht tun. Er wird wohl für eine ganze Weile (mit vollem Konto) in der Versenkung verschwinden.

September 13, 2024