Es ist die größte und bekannteste Rugby-Arena der Welt: Das Twickenham Stadium in London, künftig Allianz Stadium.
Für die einen ist es ein Sakrileg, für die anderen eine Notwendigkeit im modernen Sport. Namenssponring bei großen Arenen. Bei Stadion-Neubauten sind solche Deals mittlerweile die Regel, doch auch im Rugby werden mehr und mehr bestehenden Traditions-Standorte mit einem Sponsor-Namen versehen. Seit heute steht fest: Auch das bekannteste und größte Rugby-Stadion der Welt, das Twickenham Stadium in London hat künftig einen solchen Kunst-Namen, der in diesem Fall auch noch besonders austauschbar ist.
Twickenham ist das mit Abstand berühmteste und größte reine Rugby-Stadion der Welt. Seit dem 15. Januar 1910 werden hier Länderspiele ausgetragen und wenn immer die Gastgeber mit der roten Rose auf dem weißen Revers auflaufen, pilgern über 80.000 Zuschauer in das Stadion. Denn auf dem Cabbage Patch, dem sogenannten Kohlacker wie der Rasen aufgrund seiner Zwischennutzung während der Weltkriege genannt wird, wurde schon Rugby-Geschichte geschrieben.
Die Endspiele von drei Rugby World Cups der Herren wurden hier ausgetragen und kommendes Jahr spielen hier die Frauen um den WM-Titel 2025. Doch dann wird das Twickenham Stadium nicht mehr Twickenham Stadium heißen. Denn heute hat der englische Verband RFU verkündet, dass der Münchner Versicherungskonzern Allianz die Namensrechte des Stadions gekauft hat.
Der Name Twickenham verschwindet ganz
Das Twickenham Stadium heißt künftig nur noch Allianz Stadium, der Londoner Stadtteil, in dem das Rugby HQ steht, verschwindet gänzlich aus dem Namen. Damit geht der englische Verband einen ähnlichen Weg, wie die Iren und Waliser, deren Nationalstadion mittlerweile Aviva Stadium und Principality Stadium heißen. Die Schotten wiederum haben trotz eines Sponsoren-Deals den historischen Namen ihrer Arena beibehalten und diese zunächst BT Murrayfield und mittlerweile Scottish Gas Murrayfield benannt.
"Willkommen im Allianz Stadium"
Wenig überraschend sind die Kommentarspalten in den sozialen Medien voll mit negativen Kommentaren. Viele betonen, dass sie weiterhin den traditionellen Namen nutzen werden, der jedoch beispielsweise in der Lansdowne Road in Dublin innerhalb der letzten 15 Jahre ausgestorben ist. Ex-England-Prop David Flatman verteidigte den Deal derweil auf X - Rugby brauche diese Einnahmen dringen.
Die Einnahmen aus dem Namens-Sponsoring der englischen RFU mit dem deutschen Versicherer sollen in den weiteren Ausbau des Stadions, sowie in das englische Nachwuchsrugby fließen. England-Rugby-CEO Bill Sweeney nannte den Sponsoring-Deal eine „langfristige Investition in das englische Rugby“, mit der man das Vermächtnis des Stadions entsprechend würdigen könne.
Der englische Verband ist seit Jahren bei knapper Kasse
Die RFU, nach den jährlichen Einnahmen noch immer der reichste Verband der Welt, hat seit Jahren mit knappen Kassen zu kämpfen. Zwischenzeitlich wurde von der Spitze die Idee lanciert, Twickenham samt dem Grundstück zu verkaufen und die Hälfte der Anteile von Wembley zu erwerben und künftig dort zu spielen. Das wurde nach einem Sturm der Entrüstung allerdings wieder verworfen.
Die Londoner Rugby-Arena ist damit künftig eines von vielen Stadien, das den Namen Allianz trägt. Neben der Münchner Arena des FC Bayern, dem Allianz Juventus Stadium in Turin, dem Allianz Riviera in Nizza, dem Allianz Stadium in Sydney (die Heimat des Rugby-Klubs Waratahs und des League-Klubs Sydney Roosters) und dem Allianz Parque in Sao Paolo wird das englische Rugby-Nationalstadion nun eines von vielen sein, auf dem die blauen Letter des Versicherers prangen. Einzig ein Namens-Konflikt innerhalb Londons ist kein Thema, da die sportliche Heimat der Saracens seit 2020 nicht mehr Allianz Park heißt.
UPDATE: Laut englischen Medienberichten bringt der Sponsoring-Deal der RFU 100 Millionen Pfund über zehn Jahre ein. Zum Vergleich: Die Gesamteinnahmen der RFU für das letzte Fiskaljahr betrugen 221 Millionen Pfund.
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