Dürfte so schnell nicht wieder für Frankreich auflaufen. Toulon-Schluss Melvyn Jaminet. Foto (c) World Rugby
Am Samstag wusste Frankreichs B-Auswahl beim Gastspiel im argentinischen Mendoza im Länderspiel gegen die Gastgeber zu überzeugen. Doch was auf den Sieg in der Anden-Metropole folgte, war eine Skandalnacht sondergleichen. Zunächst lud Frankreich-Star Melvyn Jaminet (20 Länderspiele für les Bleus) ein rassistisches Video auf sein Instagram-Profil, nun wurden zwei Debütanten festgenommen - ihnen wird ein schwerer sexueller Übergriff vorgeworfen.
Eigentlich sollten sportliche Schlagzeilen im französischen Rugby derzeit dominieren. Erst der Europacup-Sieg von Toulouse Ende Mai, dann kurz darauf der SVNS-Sieg mit Superstar Dupont beim großen Finale in Madrid, letztes Wochenende schließlich der deutliche Sieg über Argentinien mit einer B-Mannschaft und bald die Chance auf Gold in Paris.
Doch zwei handfeste Skandale erschüttern das französische Rugby derzeit. Zunächst war da Melvine Jaminet, Frankreich-Schluss und verlässlicher Kicker von les Bleus. Der Toulon-Profi kam gegen die Argentinier in der Schlussphase von der Bank ins Spiel, sorgte aber anschließend mit seinem Social-Media-Auftritt für mehr Aufsehen, als in den zehn Minuten auf dem Rasen, in denen er einen Straftritt kickte.
In seiner Instagram-Story lud der 25-jährige ein kurzes Video hoch, in dem er wohl angetrunken in die Kamera sagt: „der nächste Araber, der mir auf der Straße begegnet, bekommt eine Kopfnuss“. Noch bevor all seine 145.000 Follower das Video sehen konnten, war es innerhalb von wenigen Minuten gelöscht - offensichtlich waren die wenigen Sekunden nie für die öffentliche Instagram-Story bestimmt.
Für Jaminet endet die Tour damit vorzeitig, er wurde mit sofortiger Wirkung suspendiert und weitere Disziplinarmaßnahmen dürften folgen, nachdem der französische Verband das Verhalten seines Starspielers in einer Mitteilung als „völlig unakzeptabel“ und „entgegen den Werten des Rugbysports“ beschrieb.
Der Zeitpunkt hätte kaum schlechter gewählt sein können, denn das politische Klima in Frankreich ist derzeit aufgeheizt: Während Jaminet das Video aufnahm, begann gerade die Stichwahl zum französischen Nationalrat, nachdem die rechtsextreme Partei Rassemblement Nationale im ersten Wahlgang stärkste Kraft wurde, was wiederum Hunderttausende Demonstranten auf die Straßen trieb.
Vergewaltigungsvorwürfe gegen Frankreich-Debütanten
Doch Jaminets Fehltritt ist nicht der Einzige: Zwei weitere Spieler aus dem Team - die Frankreich-Debütanten Hugo Auradou und Oscar Jegou - wurden am Montag in Buenos Aires festgenommen und zurück nach Mendoza gebracht, wo sie nach dem Länderspiel dort noch eine weitere Nacht übernachtet hatten. In dieser soll es zu einem sexuellen Übergriff an einer Frau gekommen sein.
Die Vorwürfe sind derart schwerwiegend, dass sich Sportministerin Amélie Oudéa-Castéra genötigt sah, diesen Vorfall zu kommentieren. Sie bezeichnete die Vorgänge als „unvorstellbares Verbrechen“, sofern sich die Vorwürfe erhärten sollten. Die beiden 20- und 21-jährigen Stürmer von Pau und La Rochelle werden wohl zunächst in Argentinien verbleiben und sich vor Gericht verantworten müssen.
Für das französische Rugby, das 2023 ein Rekordjahr feierte in dem die XV de France zum Liebling der Nation wurde, ist diese Skandal-Nacht von Mendoza verheerend. Für die offiziellen beim Verband heißt es nun die Scherben aufzukehren und die richtigen Konsequenzen zu ziehen. Nach dem zweiten Länderspiel gegen Argentinien am Samstag wird es wohl keine ausgiebige Feier geben.
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