Kommendes Wochenende reisen die Löwen erneut zum Halbfinale nach Frankfurt.
Nur noch vier Teams kämpfen um den deutschen Meistertitel. In der Viertelfinalrunde musste Hannover 78 bis zum Ende zittern, setzte sich aber gegen starke Gäste aus München durch. Der Berliner RC lieferte den Löwen einen harten Kampf, doch das Duell in der Hauptstadt ging klar an die Handschuhsheimer. 1880 und besonders der SCN hatten mit ihren Aufgaben deutlich weniger Mühe.
Viertelfinale
Berliner RC 21-56 TSV Handschuhsheim
Es war ein körperlich knüppelhart geführtes Duell, das sich diese beiden Teams bei sommerlichen Bedingungen lieferten. Doch anders als noch vor einem Jahr, waren die Gäste aus Heidelberg besser auf die besonders physische Spielweise der Berliner eingestellt und konnten sich im Verlaufe des Spiels mit ihren schnellen Außen immer wieder Vorteile erarbeiten. Berlin dagegen war besonders im Gedränge und mit dem Paket stark, ließ aber zu viele Chancen liegen und kassierte zu viele Straftritte, so dass richtige Spannung nie wirklich aufkommen konnte.
Handschuhsheim erster Schlag gelang mit Innen Marcel Coetzee, der sich nach mehreren Löwen-Angriffsphasen mit einer harten Linie durchtankte und den ersten Versuch der Partie erzielte. In einer offenen Anfangsphase gelang es den Berlinern aber postwendend zurückzuschlagen: Nach einem Straftritt schob sich das BRC-Paket ins Löwen-Malfeld und an dessen Ende konnte Zweite-Reihe-Stürmer David Schmidtbauer das Leder zum ersten Berliner Versuch ablegen.
Doch während die Berliner in der Folge aus zwei Straftritten an der Fünf-Meter-Linie nichts Zählbares kreieren konnten, zeigten sich die Löwen viel effizienter. Jaco Otto brach nach einem Löwen-Gedränge in unnachahmlicher Manier auf und brachte die Löwen erneut in Führung, die durch Justin Renc nach einem Konter übers halbe Feld noch erhöht werden konnte. Innen Bennet Veil machte es dann wenig später seinem Kollegen Marcell Coetzee nach und brach mit viel Speed durch.
Spätestens als Handschuhsheims fidschianischer Außen Viliami Tomu eine lange Druckphase des Berliner RC mit einem abgefangenen Ball beendete, den er über 60 Meter bis ins BRC-Malfeld trug, war die Spannung raus. Die Löwen gingen mit einer 35-7 Führung in die Pause. Doch die Gastgeber bewiesen noch einmal Moral und setzten die Löwen Anfang des zweiten Durchgangs unter Druck. Das resultierte in zwei aufeinander folgende Gelbe für die Gäste und in Unterzahl konnte zunächst BRC-Achter Zimmermann per Pick and Go verkürzen.
Handschuhsheim war aber weiter deutlich effizienter und kam durch Verbinder Nkosi zum sechsten Versuch. BRC-Prop Matthis Blume punktete dann noch einmal für die Gastgeber, doch in der Schlussphase kassierte Berlins Deutsch-Kanadier Erich Milne noch einen gelben Karton für ein zu aufrechtes Tackle. In Überzahl sorgten weitere Versuche von Frauenfeld und Tomu für den mit Blick auf den Spielerverlauf zu deutlichen Endstand. Für die Löwen ist damit ein Stolperstein aus dem Weg geräumt und nun geht es gegen Frankfurt 1880, einen Rivalen den man nur allzu gut kennt. Angesichts der starken zweiten Hälfte beim 22-34 vor exakt einem Monat, sieht man sich beim TSV keineswegs chancenlos gegen die Frankfurter.
Hannover 78 20-15 München RFC
Es war ein hartes Stück Arbeit für die Hannoveraner, die in der Offensive zu verschwenderisch mit ihren Chancen umgingen und von den Münchnern in der Defensive gefordert wurden. Nun wartet erneut der Sporclub aus Neuenheim, der im Viertelfinale einen Kantersieg einfahren konnte.
Münchens Scharfschütze Niklas Hohl ließ sich zu Beginn der Partie nicht zwei Mal bitten und punktete direkt vom Tee für die Gäste. Doch eine Gelbe für MRFC-Flanker Wilson für Herausschlagen des Balles brachte 78 die temporäre Überzahl und schließlich auch den ersten Versuch: Der für den blutenden Saul eingewechselte Breuste wurde an der Eckfahne freigespielt und vollendete.
In der Folge war 78 zwar die spielbestimmende Mannschaft, verpasste gegen verbissen kämpfende Gäste aber die Führung auszubauen. Kurz vor der Pause kassierte man dann sogar einen Wirkungstreffer. 78 überwarf eine Gasse - Münchens Neuner Cabrera sammelte das Leder auf und zog zum Sprint über das halbe Feld bis ins Malfeld und zur 8-5 Pausenführung an.
Spätestens jetzt war den Hannoveranern klar, dass dies kein Spaziergang werden würde. Die zweite Hälfte begann dementsprechend mit einem 78-Sturmlauf, der nach vielen Phasen im Versuch von Außen Lucas Cobau resultierte. Doch die 78-Führung sollte wieder nicht lange halten, denn erneut nutzten die Münchener einen Gassefehler: Oliver Stein kämpfte sich mit dem unverhofften Ball den Weg über die Linie und so führten die Bayern mit einer Viertelstunde auf der Uhr.
Die Gastgeber wollten ihre Saison aber nicht mit einer Viertelfinalpleite beenden und warfen jetzt alles nach vorne und brachten Verstärkungen von der Bank. Zunächst kassierte der MRFC unter dem Druck der Hannoveraner eine weitere Gelbe, bevor erneut Cobau zum Versuch einlaufen konnte. Beim Stand von 17-15 und mit einem der sichersten Kicker der Liga auf der anderen Seite bestand noch immer akute Gefahr für 78.
Doch die Hannoveraner ließen nun nichts mehr anbrennen und kamen durch Piosik per Strafritt noch zum 20-15. 78-Coach Christian Doering analysierte anschließend: „München hat uns heute alles abverlangt. Unsere gute Verteidigung war heute ein Schlüssel zum Erfolg!“ Die vielen Fehler in Ballbesitz müsse man nun dringend abstellen, dann bestünde auch die Chance auf einen Finaleinzug - immerhin war das Duell mit Neuenheim 2023 sehr knapp - damals gewann der SCN mit 19-16 am schnellen Graben.
SC Neuenheim 82-0 SC Germania List
Das Viertelfinale auf dem Museumsplatz war eine einseitige Angelegenheit. Ohne wichtige Stützen wie Niklas Koch, Felix Hufnagel und Nico Windemuth waren die Germanen nur ein Sparringspartner für die Königsblauen. Schon in Durchgang eins machten die Gastgeber alles klar. Felix Lammers eröffnete das Punktekonto für die Neuenheimer und machte noch in Durchgang eins einen Doppelpack draus. Alex Klewinghaus punktete ebenso zwei Mal, während Luke Wakefield wegen eines Versuchs und einer Gelben auf dem Spielberichtsbogen landete.
Beim Stand von 33-0 war schon zur Pause alles gelaufen. Doch in Durchgang zwei konnte der SCN noch einmal nachlegen, während die Moral der Gäste litt. Felix Lammers schnürte seinen Vierer-Pack und wurde anschließend mit Blick auf das Halbfinale ausgewechselt, während Robert Lehmann ebenso zwei Versuche beisteuerte. In der Schlussphase punkteten Schwager, Sengewitz und Bulow und sorgten für ein überdeutliches Endergebnis. Für die Neuenheimer geht es nun kommenden Samstag nach Hannover, wo das nächste Duell mit 78 wartet.
SC Frankfurt 1880 50-23 RC Leipzig
Der Meister bleibt weiter auf Kurs Titelverteidigung. Gegen den RC Leipzig ging 1880 als klarer Sieger vom Platz, hatte mit den Sachsen aber doch einen Gegner, der den Frankfurtern einiges abverlangte. Außen Johannes Barz und Adler-Stürmer Marcel Henn sorgten mit einem frühen Doppelschlag für die Frankfurter Führung, doch Leipzigs blitzschneller Winger Pule Sibiya zeigte wenig später, dass er auch gegen die starke Süd-Konkurrenz punkten kann.
Bis zur Pause lieferten sich beide Teams dann ein Duell mit offenem Visier, wobei Frankfurt davon mehr profitierte, als die Gäste. Sebastian Rodwell, Daniel Wolf, Ratu Mandanawa und wieder Johannes Barz, sowie Leipzigs südafrikanischer Hakler und Kapitän Jaun de Bruyn kamen zu weiteren Versuchen, so dass es mit 38-10 in die Pause ging. Nach dieser war das Tempo beider Teams nicht mehr dermaßen halsbrecherisch, denn die Partie war bereits entschieden.
Jordan Gogo bahnte sich den Weg für Frankfurt mit viel Wucht über die Linie, da waren bereits zehn Minuten in Durchgang zwei gespielt. Anschließend kam Leipzig zu 13 Punkte in Serie, als Innen Carreras und Außen Sibiya die Versuche drei und vier legten und Deysel per Straftritt punktete. Gegen Ende des Spiels fing sich Jens Listmann, der nach längerer Pause sein Comeback gab, noch eine unglückliche Rote ein: Der Adler-Stürmer kam aus der Linie geschossen und erwischte seinen Gegenspieler am Kopf - die nun wohl kommende Sperre kostet den Frankfurter wohl seine Chance auf das Halbfinale. Frankfurt empfängt nun kommende Woche die Löwen und kann sich die vierte Finalteilnahme in Serie sichern.
Die Halbfinalspiele am 1.6. um 15 Uhr
SC Frankfurt 1880 - TSV Handschuhsheim
Hannover 78 - SC Neuenheim
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