Der BRC will gegen den TSV erneut ein hartes Duell vor großer Kulisse liefern.
Der Kampf um die Meisterschaft geht in die entscheidende Phase. Die Playoffs beginnen mit den Viertelfinalspielen. Nachdem die Nord-Teams sich in der Vorsaison deutlich stärker gegen die übermächtige Süd-Konkurrenz gezeigt haben, wird es spannend zu sehen sein, wie viele Nord-Vertreter es ins Halbfinale schaffen. Hannover 78 ist gegen die Münchner Favorit, während der BRC gegen Handschuhsheim realistische Chancen hat. Frankfurt und Neuenheim gehen derweil klar favorisiert in ihre Viertelfinalduelle.
Berliner RC - TSV Handschuhsheim
Samstag 25. Mai, 15 Uhr
Es kommt zum Re-Match des vielleicht packendsten Duells der Viertelfinalrunde der Vorsaison. Auch im Frühsommer 2023 mussten die Löwen in die Hauptstadt reisen, um dort den Berliner RC zu fordern. Damals trennte beide Teams nach 80 hart ausgefochtenen Minuten weniger als ein Versuch, doch Handschuhsheim behielt die Oberhand. Lange sah es im Verlauf der regulären Bundesliga-Saison so aus, als würde der TSV dieses Mal Heimrecht haben und Berlin auswärts antreten.
Doch ein Ausrutscher der Löwen gegen Offenbach und ein Sieg des BRC gegen Germania List sorgten dafür, dass die dieselbe Paarung erneut darüber entscheidet, wer ins Halbfinale einzieht. Beim BRC hofft man darauf, auch in diesem Jahr über 1.000 Zuschauer zu diesem Spiel locken zu können, auch wenn man auf der Anlage in der Sachtlebenstraße spielen muss, die im äußersten Südwesten Berlins liegt.
Trainer Jason McConnel Leech erklärt gegenüber TR, dass man sich nach der knappen Pleite im Vorjahr geschworen hatte, noch besser und stärker zurückzukommen. Seitdem haben die Berliner mit dem australischen Trainergespann nicht nur eine starke Runde in der Nordstaffel gespielt sondern auch Testspiele gegen den Harpenden RFC, MKS Pogoń Siedlce sowie den TSV selbst absolviert.
Mit diesen Gegnern, so der BRC-Coach weiter, habe man versucht den Spielern die nötige Erfahrung zu geben, um in der K.O.-Runde mitzuhalten. Denn die nötige Intensität, um mit der Südspitze mitzuhalten, habe man nicht in jedem Nord-Duell. Mit Blick auf das anstehende Viertelfinale betont McConnel Leech: „Wir erwarten kein einfaches Spiel, der TSV wird mit dem dritten Platz frustriert sein und einen starken Auftritt abliefern - ich denke, dieses Spiel wird wieder erst spät entschieden!“
Die Löwen wiederum wollen nach der holprigen Rückrunde erneut ins Halbfinale. „Dass wir jetzt auswärts antreten müssen, haben wir uns selbst eingebrockt und müssen es nun wieder ausbügeln“, so TSV-Pressesprecher Moritz Bayer. Der einstige Neuner der Löwen sieht Grund genug, „selbstbewusst“ nach Berlin zu fahren. Das Team werde, anders als noch im Vorjahr, bereits am Vortag den Weg in die Hauptstadt antreten.
Man wolle als Mannschaft enger zusammenrücken und wisse, dass der BRC „eine extrem harte Herausforderung, besonders körperlich“ darstellt. Denn die Spielweise der Berliner ist den Handschuhsheimern aus den letzten beiden Aufeinandertreffen in den letzten zwölf Monaten nur zu gut bekannt. Doch TSV-Urgestein Bayer ist sich sicher: „Wenn wir unsere Leistung abliefern, haben wir gute Chancen, auch in Berlin zu bestehen.“ Dabei sieht er die Vorteile vor allem im Offloadspiel und bei den schnellen Kontern.
TotalRugby-Prognose: Bei perfekten Bedingungen und vor zahlreichen Zuschauern verspricht das Duell BRC vs TSV das engste aller Halbfinalspiele zu werden. Beide Teams können mit harten Läufen und schnellen Ballstafetten die Konkurrenz in der Bundesliga unter Druck setzen. Das Spiel der Berliner ist dabei direkter und lebt von den starken Ballvorträgen der BRC-Stürmer. Diese werden bei 25 Grad sehr viel harte Arbeit zu verrichten haben, um den TSV konstant unter Druck zu setzen. Denn nur so werden die Berliner die nötigen Lücken in der Handschuhsheimer Defensive kreieren und Punkte sammeln können. Was wiederum für die Handschuhsheimer spricht, ist die Tatsache, dass die Löwen im Süden weitaus mehr Duelle gegen derartige Gegner ausgefochten haben. Sollte der TSV seinen Rhythmus finden und mit der starken Dreiviertelreihe Lücken aufreißen können, sehen wir Handschuhsheim hauchdünn mit +2 vorne.
Hannover 78 - München RFC
Samstag 25. Mai, 15 Uhr
Hannover 78 geht wie schon in der Vorsaison erneut als Nord-Staffelsieger in die Bundesliga-Playoffs und bekommt es deshalb mit dem Vierten aus dem Süden zu tun. Dass es dieses Mal nicht Offenbach ist, liegt an der Tatsache, dass die Münchener Offenbach vor zwei Wochen am letzten regulären Spieltag auf dramatische Art und Weise bezwingen konnten.
Die Gastgeber wiederum haben sich ganz klar zum Ziel gesetzt, erneut mindestens bis ins Halbfinale vorzurücken und die Formkurve ging in den letzten Wochen bei den 78ern nach oben. Trainer Christian Doering beschreibt die Ausgangslage: „Sieg oder Saisonende!“ Er attestiert seinem Team viel Selbstvertrauen, weiß aber auch, dass die Offenbacher mit „viel Rückenwind“ nach Hannover kommen.
Erneut will Hannover 78 an diesem Samstag ins Halbfinale vorrücken und muss dafür den München RFC schlagen
Die Münchner wiederum freuen sich auf den erstmaligen Playoff-Auftritt, der auch eine Belohnung für die starke Saison ist. „Wir haben eine weitere Chance das zu tun, was wir lieben“ so der irische Coach Alan Moughty. Seit dem harten Spiel gegen die Offenbacher habe man versucht die Blessuren auszukurieren und sich taktisch auf die Aufgabe 78 vorzubereiten. Dabei sieht Moughty Ähnlichkeiten in der Spielweise beider Mannschaften.
Moughty erwartet deshalb ein „aufregendes und offenes Spiel“, in das die Hannoveraner aber allein schon aufgrund des Heimvorteils als Favorit gingen. Man werde aber alles dafür tun, um am Ende die Überraschung zu schaffen. Noch hat man in München nämlich nicht mit der Saison abgeschlossen und möchte auch kommende Woche einen Grund haben, weiter zu trainieren.
TotalRugby-Prognose: Sowohl Hannover 78 als auch der MRFC spielen taktisch clever und versuchen den Gegner mit taktischen Kicks in der eigenen Hälfte einzuschnüren. Die Münchner haben dazu mit Niklas Hohl einen der zuverlässigsten Kicker der Liga, der auch aus über 50 Meter auf die Stangen kicken kann. Hannover 78 dürfte leichte Vorteile im schnellen Konterspiel haben, mit dem die Gastgeber immer wieder Erfolg hatten, wenn sich Räume bieten. Aufgrund dieser Stärke, sowie der Eingespieltheit und taktischen Disziplin sehen wir 78 am Ende mit +9 Zählern vorne.
SC Frankfurt 1880 - RC Leipzig
Samstag 25. Mai, 15 Uhr
Der Meister empfängt im Viertelfinale den RC Leipzig und ist in diesem Duell der klare Favorit, obwohl Leipzig in diesem Jahr noch ungeschlagen ist. Bekanntermaßen hat es seit 2018 keinen anderen deutschen Meister mehr gegeben als die Frankfurter und dennoch will Trainer Byron Schmidt seinen Jungs klarmachen, dass dieses Duell kein Spaziergang werde.
„Wir werden sicher nicht den Fehler begehen und schon weiter schauen, als auf dieses Viertelfinale“, so der Meistertrainer gegenüber TR. Die Lücke zwischen dem Norden und Süden sei zuletzt deutlich kleiner geworden, was man an den Resultaten der letztjährigen Playoffs erkennen könne. Leipzig, so Schmidt weiter habe besonders in der Hintermannschaft einige „brandgefährliche Spieler“.
Gleichwohl habe man in den letzten Wochen selbst spielerisch zugelegt. Der Konkurrenzkampf um die Kaderplätze sei derzeit besonders stark, weswegen man auf sehr hohem Niveau trainieren könne und mit der bestmöglichen Form in dieses Duell gehen könne. Die Leipziger wiederum reisen nach Frankfurt, ohne sich irgendwelche „Illusionen“ über die Qualität des Gegners zu machen, wie Team-Manager Jack Birks betont.
Frankfurt werde das mit Abstand „schwerste Spieler der Saison“, so Birks weiter. Gleichwohl nehme man die Underdog-Rolle nur zu gerne an. „Wir können ohne jeglichen Druck aufspielen und das liegt uns gut“, wie Birks erläutert. Genau so werde man diese schwere Aufgabe angehen und sehen, wozu es am Ende reicht.
TotalRugby-Prognose: Die Leipziger haben eine Reihe von Spielern im Kader, die mit ihren Fähigkeiten Lücken reißen und Spiele entscheiden können. Hakler und Kapitän Jaun de Bruyn spielt eine unfassbar starke Saison und hat mit seinen Läufen die Nord-Konkurrenz dominiert. Pule Sibiya ist einer der besten Finisher im Norden und auch die Spielmacher-Paarung Kriel und Deysel ist eingespielt. Doch Frankfurt hat mit Raynor Parkinson einen Verbinder, der schon auf internationalem Niveau überzeugen konnte und dürfte vor allem im Sturm klare Vorteile haben. Die physische Härte der Frankfurter und die Stärke bei den Standards dürfte am Ende den Unterschied machen. Wir sehen 1880 am Ende mit +17 Zählern vorne.
SC Neuenheim - SC Germania List
Samstag 25. Mai, 15 Uhr
Neuenheim schien nach einem schwierigen Herbst 2023 kaum noch eine Chance auf ein Heim-Viertelfinale zu haben. Die Königsblauen erspielten sich aber mit einer grandiosen Rückrunde in diesem Frühjahr mit einem Remis gegen Meister 1880 und dem Derbysieg gegen den Erzrivalen aus Handschuhsheim das Heimrecht und einen vermeintlich einfacheren Gegner.
Dieser heißt Germania List, denn die Hannoveraner haben ihre Chance auf ein Heim-Viertelfinale mit einer überraschenden Heimpleite gegen Leipzig verspielt. Neuenheim ist dennoch gewarnt, wie Team-Manager Axel Moser betont: „Es sind K.O.-Spiele und ein schlechter Tag reicht, um raus zu sein!“ Germania habe eine gute Truppe und sei in der Lage große Gegner zu schlagen, wie beispielsweise 78 in der Hinrunde.
Man habe die letzten Wochen aber für eine dezidierte Vorbereitung genutzt und die Wehwehchen der Rückrunde auskuriert. „Wir werden hochkonzentriert in dieses Spiel gehen und wie immer einen Sieg anstreben“, so Moser weiter. Dieser räumt auch freimütig ein, dass man als Favorit in das Duell gehe und mit Oliver Paine und Leo Becker zwei Leistungsträger zurück im Team habe.
Bei den Germanen herrscht Vorfreude auf dieses Spiel, wie Sturmtrainer Stefan Mau unterstreicht, auch wenn man natürlich lieber daheim angetreten wäre. Dieses Spiel, so der langjährige SCG-Kapitän, sei das Ergebnis vieler Monate harter Arbeit. Diese habe jedoch auch ihre Spuren hinterlassen, wie Mau erläutert, denn man habe mit Ausfällen zu kämpfen.
Dazu fehlen mit Felix Hufnagel und Niklas Koch zwei wichtige Stützen des Teams, die sich derzeit mit dem Wolfpack auf Madrid vorbereiten. Dennoch betont Mau: „Am Samstag wird jeder scharf darauf sein, sich bei den Neuenheimern in die Beine zu werfen, um die Jungs gar nicht erst ins Spiel kommen zu lassen!“
TotalRugby-Prognose: Im letzten Jahr hatten die Germanen mit einer extrem dünnen Personaldecke zu kämpfen und sind gar nicht erst zum Viertelfinale angetreten. Seitdem hat sich das Team nicht nur spielerisch weiterentwickelt, sondern hat auch mehrfach Moral bewiesen und wird dieses Viertelfinale in Heidelberg leidenschaftlich angehen. Trotzdem sind die Gastgeber der klare Favorit, nicht nur aufgrund der Form der letzten Wochen und Monate, sondern auch aufgrund der individuellen Qualität, zumal den Germanen wichtige Stützen fehlen. Neuenheim sichert sich mit einem Sieg mit +18 den Halbfinaleinzug.
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