Dieses Wolfpack-Team hat den Charaktertest in München bestanden. Foto (c) Perlich
Auch wenn der Tag mit einer kleinen Enttäuschung im Endspiel endete, das die deutsche Mannschaft mit 19-21 gegen Uruguay verlor, das deutsche Team hat bei den Munich 7s nicht nur das erklärte Ziel Madrid Quali erreicht - die deutsche Mannschaft wusste über weite Strecken auch spielerisch zu überzeugen. Vor allem aber hat die Mannschaft um Kapitän John Dawe Moral bewiesen und im Viertel- und Halbfinale gegen direkte Konkurrenten beeindruckende Erfolge erzielt.
Am Ende war es eine einzige Erhöhung im Endspiel, die den Unterschied ausmachte. Gegen den Gesamtsieger der Challenger Series Uruguay unterlag das deutsche Wolfpack trotz einer beeindruckenden Aufholjagd im Finale von München mit 19-21. Dabei zeigte das deutsche Team, wie schon in den vorherigen fünf Partien, Leidenschaft, Kampfgeist und begeisterndes Rugby, was vom lautstarken Publikum auch dementsprechend quittiert wurde.
Los Teros 7s zeigten sich aber in den entscheidenden Momenten abgeklärter und vor allem abgezockter. In Halbzeit eins hatte das deutsche Team einen Versuch weggeworfen, da man eine klare Überzahl vor der Linie nicht ausspielte und deshalb Zentimeter vor der Linie an Uruguays Defensive scheiterte. Dazu kassierte die junge deutsche Mannschaft nach der Pause einen Turnover beim eigenen Gedränge, was auf diesem Niveau selten passiert und postwendend bestraft wurde.
Uruguay war im Endspiel das abgezocktere Team
Uruguay nutzte die deutschen Fehler und spielte in den letzten beiden Minuten die Führung herunter und nahm Uhr von der Zeit, ohne dass das Leder überhaupt im Spiel war - man mag dies geschickt oder zynisch nennen, am Ende bedeutete es den Sieg für die ebenso erschöpften Himmelblauen. Dass Deutschland nach einem absoluten Fehlstart überhaupt noch im Spiel war, hatte das Wolfpack Youngster Makonnen Amekuedi zu verdanken.
Der Frankfurter Speedster hatte im Endspiel einen Doppelpack geschnürt, nachdem er schon im Halbfinale gegen Hongkong mit dem Versuch in der Nachspielzeit zum vielumjubelten Held wurde. Sein Sprint aus über 60 Metern bis unter die Stangen brachte die rund 4.000 Zuschauer in München zur Ekstase. Der 21-14 Sieg gegen den alten Rivalen Hongkong war der entscheidende Schritt auf dem Weg nach Madrid. Denn vor dem Turnier waren Deutschland und Hongkong punktgleich ins Rennen um die Madrid-Quali gegangen und durch den stark herausgespielten Versuch konnte das Wolfpack schon nach dem Halbfinale jubeln.
Der Sprint nach Madrid: Makonnen Amekuedi löst das Ticket für das SVNS-Event mit dem Versuch in der Nachspielzeit
Bereits gegen Kenia musste das deutsche Team alles aus sich herausholen
Dieser Kraftakt war dabei noch nicht einmal der erste des Tages. Bereits im Viertelfinale am Vormittag musste das Wolfpack Heroisches leisten, um noch im Turnier zu bleiben. Gegen die bis dahin ungeschlagenen Kenianer hatte das Wolfpack beim Stand von 7-10 aus deutscher Sicht eine rote Karte kassiert, da Stürmer Ben Ellermann seinen Gegenspieler im Ballbesitz und nur wenige Meter vor der kenianischen Mallinie mit dem Ellbogen im Gesicht erwischte.
In Rückstand und Unterzahl, gegen das physische wohl stärkste Team mit den meisten Auswärtsfans im Rücken zeigte das deutsche Team Moral und kämpfte sich mehr als eine Hälfte lang mit nur sechs Mann auf dem Rasen zurück, drehte das Spiel in der Schlussminute durch einen Versuch von Jakob Dipper und konnte mit allerletzten Kräften den letzten kenianischen Angriff Meter vor der Linie in der Nachspielzeit stoppen.
Schon gegen Kenia war die Entscheidung erst in allerletzter Sekunde gefallen
Junges deutsches Team kann in Madrid ohne Druck aufspielen
Nun geht es für das deutsche Team zum SVNS-Abschlussturnier in Madrid, wo neben den Challenger-Konkurrenten Kenia, Chile und Uruguay, die ebenso das Madrid-Ticket gelöst haben, auch Samoa, Kanada, die USA und Spanien warten. Im 70.000 Zuschauer fassenden Stadion von Atlético Madrid ist das deutsche Team Außenseiter, kann aber dafür befreit aufspielen.
Für das stark verjüngte Wolfpack ist es der gerechte Lohn und die Chance, sich an die noch größere Bühne zu gewöhnen. Spätestens mit dem Sieg gegen Olympiateilnehmer Kenia, der in München mit seiner besten Mannschaft angetreten war, hat man unter Beweis gestellt, dass man mit der erweiterten Weltspitze nicht nur mithalten kann.
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