In der Bundesliga weiter eine Klasse für sich. Der SC 1880 Frankfurt bleibt in dieser Saison weiter ungeschlagen. Foto (c) Seufert-Chang
Der Schlussspurt zum Ende der regulären Saison ist im vollen Gange. Frankfurt 1880 hat sich beim TSV Handschuhsheim keine Blöße gegeben und das Süd-Spitzenspiel für sich entschieden. Dahinter ist besonders der Kampf um Rang vier spanend - hier gelang München mit dem Sieg bei der RGH eine Überraschung. Im Norden gibt es weiter einen Dreikampf um die Spitzenplätze, wobei sich der BRC fast einen Ausrutscher daheim gegen den HRC geleistet hätte.
Süd/West
TSV Handschuhsheim 22-34 SC Frankfurt 1880
Der Verfolger fordert den Meister, es war alles angerichtet für ein besonders Bundesliga-Spiel im Lions Park von Handschuhsheim, das den Erwartungen gerecht wurde, auch wenn die Heim-Anhänger am Ende enttäuscht wurden. Meistertrainer Byron Schmidt sprach im Anschluss von einem „qualitativ über weite Strecken hochqualitativen Spiel von beiden Teams“.
Dabei erwischte Frankfurt, angeführt von Spielmacher Raynor Parkinson, auf dem künstlichen Grün der Löwen-Heimat einen absoluten Traumstart. Außen Adrian Mazare fand direkt in der ersten Minute die Lücke, nachdem die Löwen das Leder verloren hatten. Als Frankfurts Fidschianer Ratu Mandanawa dann noch vor der zehn Minute den zweiten Versuch für die Gäste legte, sah es nach einem sehr deutlichen Spitzenspiel aus.
Doch die Löwen fanden nach einer Viertelstunde besser ins Spiel und kamen selbst zu gefährlichen Ballbesitzphasen. Löwen-Außen Viliami Tomu war es dann, der zum ersten Versuch der Gastgeber freigespielt wurde. Als Verbinder Nkosi wenig später auf 10-14 für die Löwen verkürzte, glaubte das Handschuhsheimer Publikum erstmals an die Überraschung.
Doch bereits wenig später bahnte sich Frankfurts bulliger Stürmer Fraser Hastie den Weg über die Mallinie zum dritten 1880-Versuch. Noch vor der Pause folgte dann ein weiterer starker Ballvortrag eines Frankfurter Stürmers zum Versuch: Der junge Zweite-Reihe-Stürmer Sebastian Menges war von der Löwen-Defensive nicht mehr zu stoppen und besorgte mit dem 28-10 bereits mit dem Pausenpfiff den Bonuspunkt.
Auch in die zweite Hälfte startete der Titelverteidiger besser und Edo Stella, der bis dahin eine perfekte Ausbeute vom Tee hatte, erhöhte den Abstand mit einem Straftritt. Nach einer Reihe von Wechseln kam der TSV aber noch einmal auf und hatte seine stärkste Druckphase. Besonders mit dem Sturm konnte man immer wieder Meter machen und Justin Renc war es, der dreißig Minuten vor dem Ende für Hoffnung bei den Heim-Anhängern sorgte, als er sich über die Linie powerte.
Wenig später kassierte Löwen-Veteran Lukas Rosenthal einen gelben Karton und dennoch gelang es Topscorer Jaco Otto, auf 22-31 aus Gastgebersicht zu verkürzen. Da waren noch 20 Minuten zu spielen. Doch in der Schlussphase konnten die Löwen nicht mehr nachlegen und Frankfurt konnte das Spiel mit sehr aufmerksamer Defensive souverän herunterspielen und am Ende den Abstand mit einem weiteren Stella-Straftritt noch vergrößern.
Für die Frankfurter bedeutet dieser Sieg, dass man nun auch rein rechnerisch nicht mehr von Rang eins in der Bundesliga-Südstaffel zu verdrängen ist. Kommenden Donnerstag folgt bereits das Derby gegen Offenbach und am 11.5. dann das letzte reguläre Saisonspiel beim RSV Köln. Für den Titelverteidiger ist dies nicht mehr als ein lockeres Warmlaufen, auf dem Weg zur Mission Titelverteidigung. Die Löwen wiederum haben nun nur noch vier Zähler Vorsprung auf den SC Neuenheim und das ausgerechnet vor dem so wichtigen Derby kommendes Wochenende, bei dem es im direkten Duell um Rang zwei gehen wird.
RG Heidelberg 27-30 München RFC
Im Kampf um Playoff-Platz vier gelang dem München RFC in Heidelberg ein absoluter Big Point. Schon in Durchgang eins konnten die Gäste trotz langer Anreise und anstrengender Temperaturen die frühe 10-0 RGH-Führung durch einen Versuche und einen Straftritt von Neuner Felix Meffert durch drei Straftritte von Niklas Hohl und einen Versuch von Zweite-Reihe-Stürmer Maximilian Engelhardt kontern und lagen zur Pause 16-10 vorne.
Auch in Durchgang zwei zeigte sich Niklas Hohl, der auf der anderen Seite des Harbigwegs sein Rugby-Handwerk erlernt hatte, als der treffsichere Spielmacher der Münchner. Doch die RGH hatte ihrerseits mit Wolfpack-Veteran Bastian van der Bosch einen Ex-Kollegen von Hohl, der von der MRFC-Defensive selten unter Kontrolle zu bringen war. Er legte seinen ersten Versuch für in Durchgang zwei und als Luca Meffert, der Zwillingsbruder von Felix, per Straftritt auf 20-19 stellte, glaubte der Heim-Anhang an den nächsten Comeback-Sieg der Orange Hearts.
Doch die Münchner hatten mit Dritte-Reihe-Stürmer Oliver Stein, der von der Bank kam und direkt einen Versuch erzielte, noch ein Ass in der Hinterhand. Mit der Erhöhung von Niklas Hohl und einem weiteren Versuch von Jan Witz konnten die Gäste aus Bayern für die Entscheidung sorgen. Der späte zweite Versuch von Bastian van der Bosch bedeute am Ende für die RGH noch den Trostpreis in Form des defensiven Bonuspunkts.
Dieser könnte am Ende durchaus noch zum Faktor werden, denn der Rückstand auf Offenbach und München beträgt so nur zwei beziehungsweise drei Zähler. Die Münchner wiederum haben nun zunächst den RSV Köln und dann Offenbach zu Gast und wollen in beiden Partien punkten, um das Ziel Playoffs zu erreichen.
RSV Köln 0-59 SC Neuenheim
Unerwartet wenig Mühe hatten die Neuenheimer gegen den Aufsteiger, der sich im Herbst auf dem Rasen der Neuenheimer noch weitaus besser geschlagen hatte. Doch die erste Bundesliga-Saison seit fast zehn Jahren wird langsam zum Test für die Kadertiefe - nach zuletzt zwei knappen Niederlagen gegen die RGH und Offenbach erzielen die Kölner zum zweiten Mal in dieser Saison keine eigenen Punkte.
Die Gäste aus Heidelberg dominierten von Beginn an und kamen vor der Pause bereits auf fünf Versuche: Flanker Leo Köpper erzielte einen Doppelpack, Schluss Leo Becker entwischte der RSV-Defensive und Nicolas Rinklin sowie Felix Lammers erhöhten kurz vor der Pause weiter und besorgten bereits den Offensiv-Bonus.
Auch in die zweite Hälfte starteten die Königsblauen besser - Achter Nicolas Rinklin machte seinen Hattrick perfekt, bevor der eingewechselte Ex-Kölner Cieran Anderson zu seinem Versuch kam. Den Schlusspunkt setzte Luke Wakefield für Neuenheim, da die Gastgeber mit ihren wenigen Gelegenheiten zu verschwenderisch umgingen.
Da der TSV Handschuhsheim im Parallelspiel gegen Frankfurt ohne Punkte blieb, hat Neuenheim nun die Chance, mit einem Sieg auf Rang zwei vorzurücken, woran nach einem holprigen Herbst 2023 wohl nur wenige gedacht hätten. Köln wiederum liegt weiter vor Heusenstamm, braucht aber noch Punkte, um sicher in der Liga zu bleiben.
Offenbacher SCR 42-21 RK Heusenstamm
Die Füchse gingen mit dem Rücken zur Wand stehend mit viel Leidenschaft und Kampfgeist in dieses Nachbarschaftsduell, bei dem sich die beiden Rhein-Main-Rivalen rein gar nichts schenkten. Offenbach kam ganz früh durch Spielmacher Esposti Degli zu seinen ersten Punkten per Versuch, doch auch den Heusenstammer Gästen gelang es, sich immer wieder in der Hälfte der Offenbacher festzusetzen und dabei auch immer wieder Punkte mitzunehmen.
Nach einem RKH-Straftritt konnte zunächst Offenbachs südafrikanischer Neuner Engelbrecht erhöhen, als er einen Lücke fand und zum Versuch einlief. Dann hatte Füchse-Halb Pascal Schuster die passende Antwort parat und erzielte ebenso einen Versuch. Als Offenbachs Flanker Upton für ein zu hartes Einsteigen am Offenen Gelb sah, brachte Schuster die Gäste per Straftritt auf einen Zähler ran.
Noch vor der Pause sollte Offenbachs Franzose Antoine Cavalini, der bereits Erfahrungen in Frankreichs dritter Liga sammeln konnte, sich zum Versuch durchtanzen. Schuster sorgte per Straftritt dafür, dass Heusenstamm mit dem Pausenpfiff beim Stand von 14-19 aus Gästesicht noch in Reichweite blieben.
Doch in Durchgang zwei konnte der RKH nicht mehr entscheidend zulegen. Zum Auftakt in die zweite Hälfte erzielten die Offenbacher 16 Zähler ohne Gegenpunkte durch drei Degli-Straftritte, sowie einen starken Ballvortrag des Georgiers Elisashvili. In der hitzigen Schlussphase verteilte Schiri Ruarid Smith noch drei gelbe Kartons und beide Teams kamen noch zu jeweils einem Versuch - richtige Spannung sollte aber nicht mehr aufkommen.
Für die Heusenstammer muss jetzt im kommenden Heimspiel gegen die RG Heidelberg unbedingt ein Sieg mit Bonuspunkt her, denn man liegt derzeit vier Zähler zurück und hat die deutlich schlechtere Punktedifferenz als der Aufsteiger. Offenbach wiederum möchte Platz vier behaupten und in die Playoffs einziehen, hat mit Frankfurt aber einen dicken Brocken vor der Brust.
Nord/Ost
Berliner RC 17-11 Hamburger RC
Lange sah es nach der ganz großen Überraschung aus. Die Berliner spielten eine Woche nach dem wichtigen Sieg gegen Hannover 78 in ihrer renovierten Zweit-Heimat in der Sachtlebenstraße eher fahrig und lieferten eine „eher enttäuschende als spektakuläre Leistung ab“, wie es im Spielbericht des Klubs heißt.
Trotz früher Führung durch Außen Nils Böttcher, der mustergültig freigespielt wurde, fanden die Berliner kein Mittel gegen aufmerksam verteidigende Hanseaten, die vor der Pause nur per Straftritt von Julian Köhnlein trafen, so dass es mit 5-3 in die Kabine ging. Als dann aber HRC-Kapitän Josh Harvey zwanzig Minuten vor dem Schluss per Versuch die gar nicht mal unverdiente Führung für die Gäste erzielte, wachte das Berliner Top-Team auf.
Achter Zimmermann und Außen Tom Schneider erzielten innerhalb weniger Minuten die Versuche zwei und drei für den BRC. Hamburg punktete erneut durch Neuner Köhnlein vom Team, nahm so aber lediglich den Defensiv-Bonus mit. Der BRC verpasste damit aber den Offensiv-Bonus und erlitt im Kampf um die Spitzenplätze einen leichten Rückschlag.
BRC-Coach McConnell Leech zollte den Gästen im Nachgang Respekt: „Hamburg ist mit einem jungen schnellen Team gekommen und war bis zum Ende im Spiel - wir haben zu viele kleine Fehler gemacht, weswegen wir nie richtig Momentum aufnehmen konnten - für das Derby müssen wir uns verbessern.“ Nach besagtem Derby gegen den RK 03 wird das direkte Duell des BRC am letzten Spieltag gegen Germania List wohl darüber entscheiden, wer von beiden im Viertelfinale Heimrecht hat.
Hannover 78 52-5 RK 03 Berlin
Im Kampf um Platz eins im Norden feierte Hannover 78 einen am Ende klaren Heimsieg gegen die Gäste aus Berlin ein, die spielerisch nur eine Halbzeit lang ein echter Gegner für den Tabellenführer waren. In Durchgang eins hatten die Hausherren den weitaus besseren Start gegen die aufgrund von Verkehrsproblemen spät angereisten Berliner.
Achter Jaide Barlow wurde zunächst per Offload freigespielt, dann tankte sich Zweite-Reihe-Stürmer Marinkovic zum zweiten Versuch durch, bevor Hünefeld nach 20 Minuten für die Hannoveraner zum dritten Mal einlief. Hoffnung für die Gäste kam noch einmal auf, als sich der RK-Sturm per Paket bis kurz vor die Linie von 78 arbeitete, wo Zweite-Reihe-Stürmer Frank den Ball per Pick and Go auf die Linie platzierte.
Doch die Hoffnung der Berliner sollte nicht lange währen, da Hannover seine Schnelligkeits-Vorteile gnadenlose ausspielte und die Berliner mit cleverem Kickspiel in deren Hälfte einschnürte. Breuste erzielte den ersten Versuch der zweiten Halbzeit nach sehenswerter Kombination. Dann wurde das Spiel abseits des Balles zunehmend ruppiger, so dass Schiedsrichter Maughan bis zum Schlusspfiff gleich drei Mal zu Gelb für jeweils beide Seiten zurückgriff.
Spielerisch hatte Hannover nun deutlich klarere Vorteile und kombinierte sich immer wieder durch. Marinkovic, Cobau, Brosowski und der eingewechselte Vozyk schraubten das Punktekonto mit vier weiteren erhöhten Versuchen hoch. Coach Christian Doering betonte im Nachgang: „Wir sind heute zu Beginn nicht so richtig in unser schnelles Phasenspiel gekommen, da hat der RK03 gut verteidigt. Nach der Halbzeit haben wir einen Gang hochgeschaltet und am Ende auch in der Höhe verdient gewonnen.“
Hannover 78 ist damit angesichts zweier Heimspiele gegen Victoria Linden und den Hamburger RC Rang eins kaum noch zu nehmen. Der RK 03 steht weiterhin auf Rang sechs und muss nun im Derby gegen den Berliner RC antreten.
FC St. Pauli 5-87 SC Germania List
Das Gastspiel der Germanen in der Hansestadt war von Beginn an eine einseitige Angelegenheit. Angeführt von einem in Bestform spielenden Niklas Koch ließen die Gäste zu keinem Zeitpunkt irgendeinen Zweifel über den Sieger dieser Partie aufkommen. Schon zur Pause waren die Germanen mit 45-0 in Führung und nahmen auch in Durchgang zwei den Fuß nicht vom Gaspedal.
Die Gasteber kamen noch durch Urgestein Julian Putzke zu ihrem Ehrenversuch, zu mehr sollte es an diesem sonnigen Nachmittag in Hamburg aber nicht mehr reichen. Für die Hanseaten besteht deshalb weiter akute Abstiegsgefahr und im Derby gegen den HRC muss aus Pauli-Sicht unbedingt ein Sieg her, um eine Abstiegs-Endspiel gegen Victoria Linden zu vermeiden.
RC Leipzig 76-26 Victoria Linden
Am Ende war es ein überzeugender Kantersieg der Leipziger, die besonders vor der Pause nach Belieben dominierten und schon nach 20 Minuten den Offensiv-Bonus in der Tasche hatten. Deysel, zwei Mal Kriel und Venter legten die Leipziger Versuch, bevor Cowley den Pausenstand von 36-0 herstellte.
Leipzigs Achter Jan Rülander besorgte in Durchgang zwei die ersten Punkte für Leipzig bevor sich Victoria erstmals durch Zweite-Reihe-Hüne Küster auf den Spielberichtsbogen spielte. Tatsächlich sollte dies nicht nur Ergebniskosmetik sein, denn auch wenn Leipzig weiter dominierte und das Punktekonto in luftige Höhen schraubte, erarbeitete sich Victoria drei weitere Versuche zum Bonuspunkt.
Morne van Jaarsfeld, Domogalla und Campe punkteten für Victoria, während Leipzigs Topscorer Kriel weiter an seiner persönlichen Ausbeute arbeitete. Für Leipzig ist der vierte Platz damit auch rechnerisch sicher, während Victoria wohl am letzten Spieltag bei St. Pauli die beste Chance hat, die rote Laterne abzugeben und den Klassenerhalt zu sichern.
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