Leipzig überraschte den BRC und gewann in einem Offensiv-Spektakel daheim. Foto (c) Kirschner
Der zehnte Spieltag der Rugby-Bundesliga brachte bei fast schon sommerlichen Bedingungen viel Offensivrugby und eine größere Überraschung. Leipzig gelang es daheim den Berliner RC in einem absoluten Thriller zu schlagen. Derweil gaben sich die anderen Favoriten keine Blöße: Der SC Frankfurt 1880 und Hannover 78 führen weiterhin ihre jeweiligen Staffeln an.
Nord/Ost
FC St. Pauli 0-81 Hannover 78
Das Gastspiel der 78er an der Saarlandstraße in der Hansestadt war für den Vorjahreshalbfinalisten ein lockerer Aufgalopp, der in einem nie gefährdeten Sieg endete. Dabei ließen die Hannoveraner Gäste nie locker und hielten den Fuß auf dem Gaspedal. Trainer Christian Doering betonte im Nachgang: „Wir haben unser Ziel erreicht, unsere Trainingsinhalte umgesetzt und trotz der früh klaren Verhältnisse ist es uns gelungne, die Konzentration und unser Spieltempo hoch zu halten!“
Souveräner Auftritt von 78 in der Hansestadt
Vor allem die Dreiviertelreihe der 78er hatte bei schnellen Bedingungen einen Festtag. Mit erfahrenen Kräften wie Jarrod Saul, Pascal Fischer und Christopher sowie Max Kopp liefen die Gäste im Minutentakt Versuche ein. Der größte Wermutstropfen aus Hannoveraner Sicht: Mit Flanker Tobias Haase verletzte sich ein wichtiger Leistungsträger ausgerechnet vor dem Topspiel gegen den Berliner RC. Mit einer schmerzhaften Rippenprellung ist sein Einsatz kommende Woche fraglich.
RC Leipzig 41-36 Berliner RC
Das absolute Topspiel im Norden fand in der Sachsen-Metropole Leipzig statt, wo der Berliner RC zu Gast war. Unter der Anleitung von Referee Ferreira lieferten sich die beiden Playoff-Anwärter ein großartiges Spiel bei besten Rugby-Bedingungen. Dabei starteten die Gäste besser ins Spiel und landeten den ersten Wirkungstreffer, als sich Achter Zimmermann den Weg über die Leipziger Linie bahnte.
Doch Leipzig hatte nicht nur wenig später die passende Antwort parat, sondern gleich derer drei. Erst schob sich ein RCL-Paket nach Straftritt den Weg über die Linie, wo Hakler Jaun de Bruyn nach 20 Minuten für den Anschluss sorgte. Drei Zeigerumdrehungen später brach Innen Daniel Guerrero mittig durch und brachte den RCL in Führung. Noch einmal vier Minuten später schloss Leipzigs Verbinder Deysel einen 100-Meter-Konter zum 19-7 ab.
Doch der BRC sollte diese Zwölf-Punkte-Führung noch vor der Pause egalisieren - Verbinder Albert Jürgen und Innen Erich Milne erzielten die Punkte für die Gäste aus der Hauptstadt innerhalb von nur sechs Minuten. Dabei ließ der BRC sogar noch eine Chance auf einen weiteren Versuch liegen.
Nach einer atemberaubenden ersten Hälfte lief Durchgang zwei ähnlich. Zunächst schnürte Erich Milne seinen Doppelpack, doch dann konnte Leipzig von der Bank seinen südafrikanischen Speedster Pule Sibiya bringen, der Leipzigs zuverlässigster Versuchesammler ist. Er sollte mit einem Doppelpack in der Schlussphase für die Entscheidung sorgen. Zwischen den beiden Sibiya-Tries punkteten noch Carreras für Leipzig und Jonathan Maaser für den BRC.
Wenige Minuten vor dem Schluss war es dann der blitzschnelle Sibiya, der für die Entscheidung sorgte und das Spiel letztmals für Leipzig drehte. Für die Leipziger war es ein Big Point, der Rückstand auf den nunmehr drittplatzierten BRC beträgt aber noch immer neun Zähler. Dafür bleibt das Polster nach unten beruhigend. Die Berliner wiederum haben kommende Woche gegen Hannover 78 daheim die Chance darauf, das Rennen um die Top-Plätze wieder spannend zu machen.
TSV Victoria Linden 17-54 Hamburger RC
Die Zebras haben es nach ihrem wichtigen Sieg über den RK 03 vor Ostern verpasst, nachzulegen. Dabei war das Spiel im ersten Durchgang noch sehr ausgeglichen und Victoria ging gar mit nur einem Zähler Rückstand dank eines Versuchs vom südafrikanischen Flanker Morné van Jaarsfeld in die Pause, während Hamburg zwei Mal durch Tom Hill per Straftritt punktete.
Direkt nach der Pause zeigte sich der HRC dann deutlich verbessert, während bei den Zebras zunehmend die Disziplin nachließ. Erst konterte sich der HRC übers halbe Feld und baute die Führung per Versuch aus. Dann fing sich Zehner Bezuidenhout eine Gelbe für ein gefährliches Tackle. In der Folge dominierten die Gäste und zogen in Überzahl schnell auf 34-5 davon. Als sich dann noch Tryscorer van Jaarsfeld zwei gelbe Kartons war es um die Chancen der Zebras geschehen.
Hamburg zog weiter und war zwischenzeitlich beim Stand von 47-5 auf dem Weg zu einem Kantersieg. Doch die Gastgeber zeigten spät noch einmal Moral und punkteten selbst noch zwei Mal per Versuch. Für den erhofften Offensiv-Bonus sollte es aber nicht mehr reichen, womit die Victoria einen Zähler hinter dem RK 03 und zwei Zähler hinter Sankt Pauli weiterhin die rote Laterne hat, bevor es kommende Woche zum Lokalrivalen Germania List geht.
RK 03 Berlin 5-27 SC Germania List
Am Ende war es ein souveräner Arbeitssieg für die Germania mit dem erhofften Bonuspunkt. Doch der Weg dahin war bei sommerlichen Temperaturen ein anstrengender. Dabei hatten die Germanen den deutlich besseren Start erwischt und hatten sich in den ersten 15 Minuten der Partie gleich zwei Versuche erarbeitet.
Zunächst war es Henrik Meyer der nach vielen Angriffsphasen an der Eckfahne frei gespielt wurde, danach konnte sich Nico Windemuth nach einem Gedränge den Weg unter die Stangen bahnen und für die 12-0 Führung sorgen. Doch in der Folge kamen die Gastgeber endlich ins Spiel und konnten das ovale Leder endlich über längere Phasen behaupten und selbst Druck aufbauen.
Kurz vor der Pause endete eine lange Druckphase, bei der sich der RK mehrere Minuten lang per Pick and Go nur wenige Zentimeter vor der Linie die Zähne an der SCG-Defensive ausbiss und schließlich den Ball über die Linie fallen ließ. Aus der Pause kam der RK dann aber mit viel Druck und konnte den 5-12 Anschluss erzielen, nachdem man mit mehreren druckvollen Läufen in die 22 gelangt war, wo Achter Pat Crowley dann vollendete.
Der RK machte weiter Druck und arbeitete sich erneut in die SCG-22, doch dort dann Meter vor der Linie dann eine Entscheidung, die das Momentum drehen sollte. Berlins Innen Buhrisch wurde mit Gelb verwarnt, weil er als Ballträger den aufrechten Tackler mit dem balltragenden Arm hoch getroffen hatte.
Wenige Minuten später nutzte Wolfpack-Ass Niklas Koch dann einen selbst herausgeholten Straftritt, um schnell anzukratzen und überraschte die RK-Defensive damit. Die Gäste übernahmen nun wieder die Kontrolle und konnte durch einen Versuch acht Minuten vor Schluss alles klar machen. Für die Germanen geht es mit einem Hannover-Derby gegen Victoria weiter, während die Berliner beim Hamburger RC antreten müssen.
Süd/West
SC Frankfurt 1880 62-21 München RFC
Der Meister hat nach dem Remis in Neuenheim schnell zurück in die Spur gefunden und beim Heimspiel gegen den München RFC einen souveränen Heimerfolg eingefahren. Dabei fackelten die Achtziger nicht lange und belohnten sich gleich nach nur drei Minuten für ihren Druck mit dem ersten Versuch durch Johannes Barz. Mit Johan Niederberger legte dann das nächste Eigengewächs nach und Nationalspieler Daniel Wolf wählte dann die doch sehr direkte Route durch die Mitte zum dritten Versuch.
Raynor Parkinson war es dann überlassen, Versuch Nummer vier zu legen und selbst zu erhöhen und pünktlich zur 30-Minuten-Marke den Offensiv-Bonus einzutüten. Noch vor der Pause kam München zu den ersten eigenen Punkten, als Clemens Schweins nach einem Ballverlust am schnellsten schaltete und mit dem Ball ins Malfeld eintauchte. Doch noch vor dem Pausenpfiff erhöhte Marcel Henn nach einem schnell angekratzten Straftritt auf 35-7 und rückte die Verhältnisse gerade.
Auch Durchgang zwei brachte bei fast schon sommerlichen Bedingungen viel Offensiv-Rugby. Sebastian Menges für Frankfurt und Ian Proksch für München eröffneten die Halbzeit mit jeweils einem Versuch. Frankfurt sollte in der Schlussphase noch zu zwei weiteren Versuchen durch Jeremiah Skelton und Lando Becker kommen - doch der schönste Versuch gelang den Münchnern, als Niklas Hohl per Cross-Kick Außen Cilian Moughty bediente. München verkaufte sich damit deutlich besser, für Punkte in der Tabelle reichte es derweil dennoch nicht. Mit dem SC Neuenheim kommt demnächst der nächste harte Gegner nach München, während Frankfurt bei Schlusslicht Heusenstamm antritt.
TSV Handschuhsheim 56-0 RG Heidelberg
Das Heidelberger Derby war eine überraschend einseitige Angelegenheit. Nach dem Rücktritt von Trainer Mustafa Güngör, der sich vor Ostern mit einem wichtigen Sieg über Offenbach verabschiedet hatte, war die RGH kein Gegner auf Augenhöhe für die Löwen. Diese konnten früh in Durchgang eins für klare Verhältnisse sorgen, nachdem Justin Renc, Jaco Otto, Viliami Tomu und Benedikt Müssig den Bonuspunkt nach vier Versuchen gesichert hatten.
Nach etwas Leerlauf bis zur Pause folgten vier weitere Versuche für die Gastgeber, die durch Achter Kian Beyer, Ex-Wolfpack-Ass Marcel Coetzee, Außen Josh Gando sowie durch zwei weitere Versuche von Viliami Tomu für über 50 Punkte auf dem Konto der Gastgeber sorgten. Eine späte gelbe Karte für RGH-Flanker Michael Ahl für einen absichtlichen Vorwurf hatte dann keine Konsequenzen mehr, da der TSV in der Schlussphase zwei Gänge zurückschaltete und eine Reihe von Leistungsträgern vom Feld nahm.
Für die Löwen geht es nun zunächst gegen Offenbach weiter, bevor es zum Spitzenspiel gegen Frankfurt und dem Derby gegen Neuenheim kommt. Für die RGH gibt es mit München daheim eine machbarere Aufgabe am kommenden Wochenende.
RSV Köln 17-21 Offenbacher SCR
Die Domstädter haben daheim nur knapp einen Big Point im Abstiegskampf verpasst und müssen sich mit einem Defensiv-Bonus zufrieden geben, der den Abstand auf Heusenstamm immerhin auf drei Zähler vergrößert. Den besseren Start in die Partie hatten die Gäste aus der Lederstadt, die durch den blitzschnellen Außen Sam Phiri früh zum ersten Versuch kamen. Die verpasste Erhöhung machte Théo Esposti Degli mit zwei Straftritten zur 11-0 Führung gut.
Bis zur Pause sollten je noch ein Straftritt auf beiden Seiten folgen, womit die Gäste sich schon ein gewisses Polster erarbeitet hatten. Doch der RSV kam mit mehr Druck aus der Kabine und konnte durch Eigengewächs Fritz Schäfer den ersten Versuch des zweiten Durchgangs erzielen. Mit der Erhöhung durch Ben Baumgartl lag Köln nur noch vier Zähler zurück.
Köln zeigte gegen Offenbach eine starke Kollektivleistung, war der individuellen Klasse der Offenbacher aber unterlegen
Doch Offenbach hatte wenig später erneut die passende Antwort parat und erzielte den nächsten Versuch. Dieses Mal konnte der französische Verbinder Degli aber erhöhen und es stand 21-10. Köln machte aber in der Schlussphase viel Druck und als Offenbachs georgischer Flanker Elisashvili mit Gelb vom Feld musste, konnte Köln durch Robert Ems de 17-21 Anschluss erzielen.
Trotz starkem Kölner Kampf reichte es nicht mehr zu weiteren Punkte, womit Offenbach auf Rang fünf rückt und nur noch vier Zähler hinter dem MRFC liegt. Köln hat gegen die RG Heidelberg kommendes Wochenende die nächste Chance auf Punkte, während Offenbach die Löwen empfängt.
SC Neuenheim 93-7 RK Heusenstamm
Das Gastspiel der Füchse beim SC Neuenheim war eine äußerst deutliche Angelegenheit auf dem Museumsplatz. Die Königsblauen ließen von Anfang an keinen Zweifel über den späteren Sieger dieses Südwest-Duells, machten es sich aber Anfangs selbst ein wenig schwer. Nach einem ganz frühen Versuch durch den Ex-Hannoveraner Leo Köpper folgte zunächst ein gelber Karton für Luke Wakefield und es sollte bis Minute 25 dauern, bis Paul Weiss für den SCN nachlegen konnte.
Bis zur Pause folgten dann aber noch drei weitere Versuche für Königsblau, durch Bülow, Becker und Wakefield, auch wenn man die Schlussphase erneut in Unterzahl spielen musste, nachdem auch Bulow sich Gelb abholte. Mit 31-0 war die Partie da aber schon längst entschieden. Nach der Pause wurde es dann ein absoluter Kantersieg und Neuenheim punktete im Minutentakt und erzielte zehn weitere Versuche. Auch die Gelbsünder Wakefield und Bulow holten sich weitere Versuche.
Emotionaler Moment: Nach langer Verletzungspause kehrte Nationalspieler Robert Lehmann in der Schlussphase auf den Rasen zurück, erstmals in diesem Jahr. Trotz einer dritten Gelben für den SCN kratzte dieser am Ende an der 100-Punkte-Marke. Josh Beaufort erzielte 17 Minuten vor Schluss den Ehrenversuch für die Füchse, die nun mit Frankfurt 1880 den nächsten Brocken vor der Brust haben.
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