Nach dem überraschenden Remis in Neuenheim will Meister Frankfurt daheim gegen München eine standesgemäße Leistung abliefern. Foto (c) Seufert-Chang
Spieltag zehn in der Rugby-Bundesliga steht an und bei erstmals warmen und trockenen Bedingungen in diesem Jahr schaut es nach hochklassigen Offensiv-Rugby in der ganzen Republik aus. Das Playoff-Rennen im Norden geht mit dem direkten Duell zweier Anwärter weiter, während in Heidelberg ein Lokalderby zum Abschluss des Spieltags im Süden ansteht.
Nord/Ost
TSV Victoria Linden - Hamburger RC
Samstag 6. April, 14 Uhr
Die Zebras haben mit dem Comeback-Sieg gegen den RK 03 vor Ostern trotz des Puntkabzugs Anschluss an die Plätze hergestellt, die den Ligaverbleib sichern. Noch immer braucht die Victoria aber dringend Punkte, im besten Fall schon an diesem Wochenende. Denn das Duell mit den Gästen von der Alster ist bereits das letzte Heimspiel der Zebras an der heimischen Fösse, bevor die Gastspiele bei den Top-Vier-Teams der Liga zum Saison-Schlussspurt anstehen.
Dabei erwarten beide Teams völlig andere Bedingungen, als noch vor der kurzen Osterpause, als das Spiel der Victoria gegen den RK 03 Berlin zur echten Schlammschlacht wurde - es werden sonnige 25 Grad erwartet. Victoria-Cheftrainer Jens Himmer erwartet mit dem HRC einen Gegner „der stärker einzuschätzen ist als unser letzter“ und sieht sein Team dementsprechend als Außenseiter. Jedoch sei sein Team „immer für eine Überraschung gut“, man benötige nur einen gut Tag.
Die Hamburger wiederum reisen nach einer etwas enttäuschenden Pleite vor Ostern nach Hannover an. Man hatte sich selbst nicht für die starke zweite Halbzeit gegen Leipzig belohnt und war mit dem Comeback knapp gescheitert. Nun habe man in Hannover „eine Herausforderung“ vor der Brust, wie Cheftrainer Tomy Cappurro betont. Man habe, so der Argentinier gegenüber TR, die Zeit genutzt, um an den Abläufen zu arbeiten.
Kapitän Josh Harvey unterstreicht derweil: „Wir haben noch eine offene Rechnung mit uns selbst vom vergangenen Wochenende!“ Der Engländer betont, dass man zunächst die Basics richtig machen und Vertrauen gewinnen müsse, um am Ende mit dem zuletzt verjüngten Kader als Sieger vom Platz zu gehen.
TotalRugby-Prognose: An der Hannoveraner Fösse entscheidet sich, wie es für die Zebras im Abstiegskampf weitergeht und ob der HRC noch einmal den Blick auf die Playoff-Plätze richten kann. Dementsprechend hart umkämpft dürfte diese Partie sein, die aber aufgrund der Bedingungen durchaus temporeich geführt werden dürfte. Wer mehr vom trockenen Spielgerät profitiert, dürfte die entscheidende Frage sein. In der Hinrunde ging dieses Duell klar mit 61-15 an die Hanseaten, ein derart deutliches Ergebnis ist nun aber keineswegs zu erwarten, auch weil die Zebras mit mehr Selbstbewusstsein auftreten. Dennoch sehen wir den HRC am Ende einer hochspannenden Partie mit +3 Zählern vorne.
RC Leipzig - Berliner RC
Samstag 6. April, 15 Uhr
Es ist das Duell zweier Playoff-Anwärter, die aber nach rund zwei Dritteln der regulären Saison dennoch schon zwölf Zähler trennen. Der RC Leipzig will mit seiner Heimstärke auftrumpfen und hat nach dem Sieg in Hamburg gegen den direkten Tabellennachbarn Rückenwind. Bei den Gastgebern freut man sich auf ein „unfassbar wichtiges Spiel“, wie es Team-Manager Jack Birks beschreibt.
Man habe einen vollen Kader und mit dem Sturmass Juandre Naude eine wichtige Stütze in der dritten Sturmreihe zurück und wolle zeigen, was man daheim leistungstechnisch zeigen könne. Denn die 7-41 Niederlage in der Hinrunde gegen den BRC ist noch keineswegs vergessen. Birks sieht das Duell im Sturm als entscheidend an, auch wenn die Temperaturen in Leipzig für ein schnelles Spiel sprechen.
Der BRC will in Leipzig die nächsten Auswärtspunkte einfahren
Auch bei den Berlinern freut man sich auf das erste Spiel bei warmen und schnellen Bedingungen. Coach Jason McConnell Leech warnt, dass man es mit einem deutlich stärkeren Gegner zu tun habe, als noch in der Hinrunde. „Leipzig tritt daheim viel stärker auf“, so der Australier gegenüber TR. Darauf sei man aber vorbereitet und habe zudem einen starken Kader ohne größere Verletzungssorgen für das Gastspiel in Sachsen beisammen.
TotalRugby-Prognose: Den Zuschauern in Leipzig-Stahmeln dürfte am Samstag einiges geboten werden. Zwei spiel- und sturmstarke Teams, perfekte Bedingungen bei einem Spiel, das durchaus richtungsweisend werden könnte. Leipzig hat mit Sibiya und Alrebdawi zwei der schnellsten Spieler im Norden im Kader, jedoch können die Berliner die Initiative immer wieder mit ihren starken Ballträgern im Sturm an sich reissen. Wenn es den Berlinern gelingt, den schnellen Leipziger Hintermannschaftsspielern wenig Zeit und Raum mit dem Ball zu geben, dann haben die Gäste leichte Vorteile. Wir sehen den BRC deshalb mit +5 Punkten vorne.
FC St. Pauli - Hannover 78
Samstag 6. April, 15 Uhr
Der Tabellenführer ist zu Gast in der Hansestadt in einem Duell, bei dem die Favoritenrolle klar verteilt ist. St. Pauli musste zum Auftakt ins neue Bundesliga-Jahr zwei Pleiten hinnehmen, während die 78er nach dem Derbysieg über Germania mit Rückenwind in der Hansestadt antreten. Dazu endete das Hinspiel für die Paulianer mit einer unangenehmen Klatsche, die am Ende dreistellig war.
Einen ähnlichen Auftritt will Braun-Weiß nicht noch einmal hinlegen. Dahingehend sei der Auftritt gegen den BRC vor zwei Wochen, bei dem man zwar verlor aber lange mithalten konnte, ermutigend. Tom Lübbers aus dem Pauli-Vorstand betont, dass „78 der klare Favorit“ sei, gleichwohl fühle man sich in der Rolle als Underdog wohl und könne „frei aufspielen“. Jeder Punkt aus dieser Partie sei ein Bonus, dafür benötige man jedoch eine couragierten Leistung.
Die 78er wiederum wollen sich nach dem deutlichen Hinspielsieg nicht in allzu viel Sicherheit wiegen. Trainer Christian Doering betont gegenüber TR: „Auswärtsspiele in Hamburg können immer schwer werden“. Dabei sieht Doering die Braun-Weißen trotz zweier Niederlagen zuletzt mit einer ansteigenden Formkurve. Nach dem knappen Derbysieg vor zwei Wochen gelte es nun einen Auftritt mit weniger Fehlern abzuliefern.
TotalRugby-Prognose: Die Gäste treten an diesem Samstag bei bestem Wetter als klarer Favorit auf. St. Pauli wird es den Hannoveranern mit seiner aggressiven Spielweise alles andere als einfach machen. Doch der Tabellenführer bringt zu viel spielerische Qualität mit, als dass dieses Duell am Ende eng werden könnte. Wir sehen Hannover 78 am Ende einer ansehnlichen Partie mit +22 Punkten vorne.
RK 03 Berlin - SC Germania List
Samstag 6. April, 15 Uhr
Der Playoff-Anwärter aus der Leinestadt ist am Samstag zu Gast im Berliner Nordosten beim sich im Abstiegskampf befindlichen RK 03 und die Gäste sind trotz der knappen Derbyniederlage vorige Woche klar favorisiert. Bereits das Hinspiel war eine klare Angelegenheit für die SCG, die sich mit 64-10 daheim durchsetzen konnte. Dazu mussten die Berliner vorige Woche in Hannover gegen Victoria eine bittere Pleite einstecken.
Auch RK-Co-Trainer Anel Dzamastagic erklärt: „Nach der Niederlage bei Victoria rechnet wohl keiner mit Punkten für uns.“ Dennoch habe man die Fehler aus dem Hannover-Gastspiel vor Ostern analysiert und versucht im Training zu adressieren. Dank der mittlerweile verbesserten Kadertiefe sei man, so Dzamastagic weiter, in der Lage ein wenig umzustellen. Dann werde man sehen, ob das reiche, um die Erwartungen zu übertreffen.
Die Gäste wiederum können es sich nicht leisten, Geschenke zu verteilen, denn im Kampf um die Playoff-Plätze könnten am Ende Kleinigkeiten entscheidend sein. SCG-Sturmtrainer Stefan Mau erklärt: „Nachdem wir den Sieg im Derby gegen 78 knapp verpasst haben, heißt es jetzt wieder auf die Siegerstraße zurückzukehren!“ Man stelle sich, so der Ex-Kapitän der Germanen weiter, auf den „üblichen harten Kampf“ in Berlin ein, werde aber mit einer starken Mannschaft nach Berlin reisen und die Punkte mit nach Hannover nehmen.
TotalRugby-Prognose: Die auch in Berlin fast schon sommerlichen Bedingungen werden den Gästen aus Hannover zu Gute kommen, die für ihr schnelles Spiel bekannt sind. Auch wenn sich der RK mit Kräften dagegen stemmen wird, sehen wir die Germania am Ende mit +19 Zählern vorne.
SC Neuenheim - RK Heusenstamm
Samstag 6. April, 14 Uhr
Nach dem starken Auftritt gegen Meister Frankfurt, bei dem sich Königsblau ein Remis erkämpfen konnte, folgt mit Schlusslicht Heusenstamm nun eine vermeintliche Pflichtaufgabe, nachdem man im Herbst auf Heusenstamms Rasen mit 66-24 gewonnen hatte. Das Spiel wird dabei den Auftakt zu einem großen Rugby-Nachmittag am Museumsplatz sein, da im Anschluss die Neuenheimer Frauen das Bundesliga-Endspiel (Vorschau folgt) gegen den HRK austragen werden.
Für die Herren kommt mit Robert Lehmann ein Langzeitverletzter nach langer Pause zurück und verstärkt den königsblauen Sturm. Team-Manager Axel Moser unterstreicht, dass man die Leistung aus dem Frankfurt-Spiel bestätigen wolle. Immerhin gilt es weiter Druck auf das Spitzenduo auszuüben, auch wenn es angesichts von 13 Zählern Rückstand auf die Löwen mehrerer Ausrutscher bedarf, um noch am Erzrivalen vorbeiziehen zu können.
Die Heusenstammer wiederum stehen nach der Pleite in der Kölner „Schlammgrube“, wie Trainer Markus Walger die Situation beim letzten Spiel beschreibt, unter erheblichem Druck. Zwei Zähler beträgt der Rückstand auf die Kölner nach der Pleite beim Aufsteiger. Das Restprogramm mit Spielen gegen alle drei Top-Teams spricht für schwere Wochen aus Füchse-Sicht.
TotalRugby-Prognose: Neuenheim ist der ganz klare Favorit in diesem Duell und hat in allen Mannschaftsteilen Vorteile. Auch wenn die Königsblauen sich in den letzten beiden Spielzeiten ab und an einen Ausrutscher erlaubt haben, ist der Klassenunterschied hier doch zu groß. Der SCN wird mit +24 Punkten als Sieger vom Feld gehen.
SC Frankfurt 1880 - München RFC
Samstag 6. April, 15 Uhr
Beim Titelverteidiger war man mit der Leistung am ersten Spieltag nach der Winterpause alles andere als zufrieden. Auch wenn man weiter als Tabellenführer dasteht, war das Remis in Neuenheim doch ein Warnschuss. Die Titelverteidigung ist kein Selbstläufer. Die kommende Aufgabe ist dann aber doch mehr Pflicht als Kür.
Beim Meister ist der München RFC zu Gast, immerhin Vierter der Südstaffel, aber auswärts meist weitaus schwächer als im heimischen Großhadern. Frankfurts Coach Byron Schmidt erwartet von seinen Spielern, dass man die Disziplinlosigkeit aus dem Neuenheim-Spiel ablegt und eine weitaus konsequentere Vorstellung abliefert.
Dabei kann der Südafrikaner auf einige Rückkehrer zurückgreifen. Unter anderem kommen die Nationalspieler Leo Wolf auf Innen sowie die Stürmer Hassan Rayan und Marcel Henn zurück ins Team, genauso wie Adrian Mazare und Agustin Lozada. „Wir müssen einige Bereiche unseres Spiels anpassen, wo wir in Neuenheim nicht geliefert haben“, so Schmidt weiter.
Die Münchner wiederum wissen um die Schwere der Aufgabe. In der Hinrunde kassierten die Bayern daheim 82 Punkte vom Meister und müssen nun an der Feldgerichtsstraße antreten. Nach der deutlichen Pleite in der Vorwoche gegen den TSV Handschuhsheim alles andere, als eine einfache Aufgabe.
TotalRugby-Prognose: Die Gastgeber haben zu viel Power im Sturm und obendrein etwas zu beweisen, nachdem man am letzten Spieltag eine deutliche Führung in Neuenheim achtlos hergab. Deshalb dürfte dieses Spiel eine deutliche Angelegenheit werden, bei der wir Frankfurt 1880 mit +36 vorne sehen.
RSV Köln - Offenbacher SCR
Samstag 6. April, 15 Uhr
Nach dem eminent wichtigen Sieg gegen Heusenstamm, bei dem die Kölner die rote Laterne an die Füchse abgeben konnten, steht nun das nächste Abstiegsduell an. Zu Gast sind die Offenbacher, der einstige Rivale aus der 2. Bundesliga West. In der Hinrunde hatte man sich auf dem Rasen der Offenbacher wettbewerbsfähig gezeigt, auch wenn man am Ende eine 19-35 Pleite hinnehmen musste.
Das Mantra der Gastgeber ist klar: „Wir brauchen Punkte“, so Trainer Melvine Smith gegenüber TR. Nach dem Sieg gegen die Füchse gehe man mit einem guten Gefühl in dieses Spiel, auch weil man wisse, dass andere Teams wegen der schwierigen Platzverhältnisse nicht gerne nach Köln reisen.
Nach der Schlammschlacht gegen Heusenstamm soll nun der nächste Sieg gegen einen direkten Konkurrenten her
Wie man die Offenbacher nach der Pleite gegen die RGH einschätzen könne, wisse man selbst nicht so ganz - „man weiß vorher nie genau, wen sie auf dem Feld haben“, so Coach Smith. Doch sein Team sei auch dank einer guten Personalsituation in der Lage, aus diesem Spiel Zählbares mitzunehmen.
Die Gäste wiederum stehen nun unter noch mehr Druck, nachdem man das wichtige Gastspiel bei der RGH spät aus der Hand gegeben hatte. Dieser Druck sei „Fluch und Segen zugleich“, so Offenbach-Trainer Robert Haase. Dieser erläutert, dass man daraus besondere Motivation ziehe, aber natürlich auch damit umgehen müsse.
Köln werde man als Gegner in jedem Fall „respektieren“ und „ernst nehmen“, zumal die speziellen Platzverhältnisse bekannt seien. Haase betont, dass man sich darauf einstellen werde und trotz aller Widrigkeiten nur ein Sieg zähle.
TotalRugby-Prognose: Derzeit trennen diese beiden Teams nur zwei Zähler, doch die Ansprüche gehen weit auseinander. Köln will nach dem Aufstieg unbedingt die Klasse halten, während man in Offenbach noch immer mit einem Auge auf den Playoff-Platz vier schielt. Auch in Köln sind frühsommerliche Bedingungen vorhergesagt, dank derer der Matsch aus den Vorwochen zu einem schnellen Untergrund werden dürfte. Das dürfte eher den Offenbachern zu Gute kommen, die viel individuelle Klasse gegen den Kölner Kampfgeist auffahren. Am Ende dürften sich aber die Gäste aus Offenbach mit ihren guten Finishern knapp mit +6 Zählern durchsetzen.
TSV Handschuhsheim - RG Heidelberg
Samstag 6. April, 16 Uhr
Zum HD-Derby auf der anderen Neckarseite tritt die RG Heidelberg mit einem alten neuen Trainer an. Jeff Tigere übernimmt das Ruder bei den Orange Hearts, nachdem Mustafa Güngör seinen Rückzug vom Traineramt angekündigt hat. Zum Abschied gab es für Güngör noch einmal einen Sieg, an dem auch ein Rückkehrer seinen Anteil hatte.
Fabian Heimpel feierte überraschend ein Comeback und sicherte der RGH damit wichtige Punkte gegen den Abstieg. Doch der Ex-Verbinder des Wolfpacks will nicht regelmäßig für die RGH auflaufen, auch um die Entwicklung des Klub-Nachwuchs nicht zu hemmen. Gegen den TSV ist man nun in jedem Fall Underdog.
Die Löwen wiederum wollen weitere Punkte für eine gute Ausgangslage in den Playoffs holen. Dabei erwartet die Fans des TSV ein Rugby-Festtag. Denn die Damen sowie beiden Herrenmannschaften laufen an diesem sonnigen Samstag im Lions Park auf. Nach dem starken Auftritt gegen München sowie dem Hinspielsieg sollen nun die nächsten Punkte eingefahren werden.
TotalRugby-Prognose: Die Ausgangslage vor diesem Derby ist relativ klar. Die junge RGH-Mannschaft bekommt es mit einem formstarken Top-Team zu tun. Dank acht Punkten Polster auf den Abstiegsrang kann man ohne Druck aufspielen und wird die guten Bedingungen für einige sehenswerte Spielzüge nutzen. Doch für einen Sieg fehlt die Stärke bei den Standards und die Erfahrung auf den Schlüsselpositionen. Wir sehen den TSV mit +19 Punkten im Derby vorne.
|