Die Niederländer hatten in der Regel die Antwort auf deutsche Angriffssversuche. Foto (c) Perlich
Die schwarzen Adler unterliegen im Platzierungsspiel um Rang fünf in der Rugby Europe Championship 2024 in Paris deutlich. Erneut hieß der Gegner Niederlande, doch dieses Mal wurden alle Platzierungsspiele im Stade Jean Bouin in der Metropole an der Seine ausgetragen. Dabei gab es aus deutscher Sicht zumindest heute nicht viele Lichtblicke bei der 0-45 Niederlage. Das Fazit die gesamte EM über und die Perspektive dieses Teams sind nach dem erreichten Klassenerhalt aber weiterhin positiv.
Die Analyse von Nationaltrainer Mark Kuhlmann war dem Ergebnis entsprechend deutlich. „Wir waren Zweiter Sieger in fast allen Duellen“, so der erfahrene Coach der schwarzen Adler. Auch Kapitän Jörn Schröder versuchte das deutliche Ergebnis keinesfalls schönzureden: „Das waren erneut fast 50 Punkte auf diesem Niveau - wir waren einfach nicht auf dem Platz heute.
Dabei gab es an diesem anfangs regnerischen Nachmittag im Pariser Stade Jean Bouin aus deutscher Sicht von Anfang bis Ende wenig zu bejubeln. Nach einem eigentlich guten Start und zwei sehr einfachen, jedoch vom sonst so sicheren Kicker Edo Stella vergebenen Kickchancen von der niederländischen 22 aus, lief beim deutschen Team über weite Phasen des Spiels nichts mehr zusammen.
Die Reaktionen aus dem Team
Verletzungen und verpasste Kickchancen zu Beginn
Schon in der ersten Hälfte mussten mit Cameron Lindsay und Felix Lammers zwei wichtige Stützen des Teams verletzt vom Feld, nachdem bereits Nikolai Klewinghaus und Eric Marks unter der Woche mit Blessuren ausfielen. Dazu machte es sich das deutsche Team im Spielverlauf immer wieder gegen hyperaggressive Holländer selbst schwer.
Neben vielen Ballverlusten, die teils unnötig waren, teils von den Niederländern mit harter Vorgehensweise in den Rucks provoziert wurden, gelang es den Adlern nie, sich effektiv aus der eigenen 22 zu befreien - das führte immer wieder zu Problemen. So konnten die Niederländer den Druck konstant hochhalten und das deutsche Team im Verlauf der Partie zu immer mehr Fehlern zwingen.
Zwei starke Momente bringen Niederlande auf die Siegerstraße
Mitte der ersten Hälfte waren es zunächst noch zwei starke Oranje-Momente im Angriff, die zu Versuchen führten. Gegen eine stark aufrückende deutsche Defensive war ein Überkick des NL-Zehners du Plessis der Dosenöffner zum ersten Versuch durch Fortuin und wenig später hatte der deutsche Sturm das Holland-Paket zwar gestoppt, aber Neuner Schoonraad nutzte die sich daraus ergebenden Lücken zu Versuch Nummer zwei.
In den Minuten bis zur Pause fand das deutsche Team endlich ein wenig mehr ins Spiel, doch die niederländische Defensive wusste die deutschen Angriffsversuche im Keim zu ersticken. Schlimmer noch: Vor der Pause noch fing sich die deutsche Mannschaft einen völlig unnötigen dritten Versuch zum 0-24 Pausenstand ein, der eher ein Zufallsprodukt nach mehreren versprungenen Bällen war, durch die NL-Kapitän Bloemen plötzlich frei durchlaufen konnte.
Trotz Parität bei den Standards diktieren die Niederländer das Spiel
Das Spiel war zu diesem Zeitpunkt fast schon gelaufen. Nach schweren Wochen mit viel Reisestress und im fünften harten Spiel in Serie, hatte das deutsche Team nicht mehr die Kraft, den Niederländern nach der Pause entscheidend etwas entgegenzusetzen. Dabei sahen die Standards im Vergleich zum letzten Duell in Amsterdam sogar besser aus und das deutsche Team hatte dazu eine Antwort auf die gefährlichen niederländischen Pakete.
Doch das deutsche Team fiel mit zunehmenden Spielverlauf ein wenig auseinander, wie Zweite-Reihe-Stürmer Hassan Rayan erläuterte. Coach Kuhlmann konstatierte, dass die Niederländer dem deutschen Team derzeit ein wenig „enteilt“ seien. Denn Oranje nahm sich keineswegs zurück und wollte unbedingt ein deutliches Ergebnis einfahren - zwischen beiden Teams hält sich die Sympathie offensichtlich in engen Grenzen.
So folgten in Durchgang zwei drei weitere Versuche, jeweils durch Außen Bart Wierenga, der mehrfach nach langen Druckphasen gut freigespielt wurde. Innen Reinhardt Fortuin blieb mit sechs Erhöhungen und einem Straftritt komplett fehlerfrei, womit die deutsche Niederlage auf der Anzeigetafel noch schmerzhafter wurde, als auf dem Feld.
Perspektive ist trotz der deutlichen Pleite positiv
So negativ das Fazit nach dieser Partie ausfällt, der Blick auf die gesamte EM-Saison ist umso positiver. Gegen die Topfavoriten Spanien und besonders Georgien wusste das deutsche Team sich deutlich besser zu verkaufen. Der Klassenerhalt war das selbsterklärte Ziel, nachdem der Aufstieg unverhofft vor gerade einmal 1,5 Jahren feststand und man nun zwei Mal Sechster im Wettbewerb wurde.
Die Verjüngung des Teams schreitet derweil voran. Mit Cosmo Zymvragos, Tim Frauenfeld und Chris Edene haben drei blutjunge Stürmer erstmals EM-Luft schnuppern dürfen und dabei unter Beweis gestellt, dass sie dem deutschen Team künftig weiterhelfen können. Mit der WM-Quali im kommenden Jahr sind das nicht die schlechtesten Voraussetzungen - die Belgier, die unsere Adler auswärts vor zwei Wochen noch schlagen konnten, bekennen sich klar zum Ziel WM 2027.
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